Corona-Spezial mit FN-Generalsekretär S. Lauterbach: DAS ist wichtig
Es sind bewegte Zeiten: Die Corona-Pandemie ist bei uns angekommen. Wir als Pferdebesitzer, Reiter und Fahrer haben derzeit gegenüber anderen Sportlern einen großen Vorteil: Wir dürfen noch in den Reitstall, um unsere Pferde zu versorgen und zu bewegen! Aber was ist jetzt geboten? Was ist mit Reitunterricht, Hufschmied-Terminen, und Ausritten? Wir haben für dich mit dem FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach gesprochen. Im Telefoninterview mit Christian Kröber stellt er klar, was aktuell im Umgang mit unseren Pferden erlaubt ist und was nicht. Nur wenn wir uns an diese Regeln halten, schützen wir unsere Mitmenschen und dürfen uns weiterhin täglich um unser Pferd kümmern.
Hast du weitere Fragen? Auf der Website der Deutschen Reiterlichen Vereinigung bekommst du Hilfestellungen und tagesaktuelle News: https://www.pferd-aktuell.de/coronavirus
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zu einem Corona-Spezial des wehorse Podcast. Mein Name ist Christian Kröber und wir versuchen derzeit so viele Einschätzungen und Hilfestellungen von Experten zu sammeln, um Lösungen zu bieten und die Krise gemeinsam zu meistern, die uns alle betrifft. Ein Mann, bei dem die Fäden zwischen Politik und Pferdewelt zusammenlaufen, ist Sönke Lauterbach. Er vertritt die Interessen der über 600.000 Mitglieder der Deutschen Reitvereine als Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung mit Sitz in Warendorf. Und jetzt ist er bei uns zu Gast im Podcast. Hallo an den Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, Sönke Lauterbach.
[SPEAKER 1]Hallo, guten Morgen.
[SPEAKER 2]Sönke, es sind sicherlich herausfordernde Tage zuletzt für euch, für uns alle. Gerade war eine Pressekonferenz mit dem Chef des Robert-Koch-Instituts, Prof. Dr. Lothar Wieler, der nochmal hingewiesen hat auf die Dynamik, die aktuell herrscht und wie wichtig die Spielregeln sind, die für uns alle gelten. Wie blickst du Stand heute auf das Pferdeland Deutschland im Corona-Notstand?
[SPEAKER 1]Ja, das ist eine Lage, in der wir sind, die hat es wirklich noch nie gegeben. Die Bundeskanzlerin hat ja vor zwei Tagen gesagt, eine Situation für die Bundesrepublik einmalig seit dem Zweiten Weltkrieg. Und ich glaube, ich bin überzeugt, sie hat absolut recht. Das hatten wir noch nicht und ich hoffe, das werden wir auch so schnell nicht nochmal bekommen. Und für uns als Pferdeland, wir sind natürlich genauso betroffen wie der Rest der Gesellschaft. Und zwar doppelt, weil wir einmal uns um uns selbst und um unsere Familien sorgen und auf uns aufpassen müssen und auf unsere Pferde, die es zu versorgen gilt. Das ist jetzt eine Aufgabe zum Beispiel, an der wir hier vordringlich in den letzten Tagen und Wochen gearbeitet haben.
[SPEAKER 2]Es sind unglaublich viele Fragen, die derzeit kursieren, eine große Unsicherheit, weil sich natürlich die Situation auch so dynamisch entwickelt. Und vielleicht mal mit der wichtigsten Frage gegenüber der wir uns auch immer konfrontiert sehen hier bei Wehorse. Darf ich aktuell noch in den Stall und was muss ich als Pferdebesitzer beachten? Was sind so die Grundspielregeln?
[SPEAKER 1]Ja, das ist tatsächlich die wichtigste Frage. Also wir dürfen in den Stall und wir sind auch sicher und gehen davon aus, dass wir auch im Fall einer Ausgangssperre in den Stall dürfen. Aber nicht mehr wir alle zum täglichen Spaß reiten, sondern es kann jetzt nur noch darum gehen oder nur darum gehen, dass wir unsere Pferde wirklich versorgen. Prinzip eines Notfallmanagementplans. Da geht es darum, dass die Pferde gefüttert und gepflegt werden und natürlich auch, dass sie bewegt werden, weil so wie wir Menschen uns nicht 24 Stunden einfach ins Bett legen können, ist das bei den Pferden ja auch. Das ist ja sogar eine Anforderung des Tierschutzgesetzes, dass Pferde bewegt werden können auf der Weide, im Paddock oder eben auch an der Longe oder gesitten werden. Was an der Stelle wichtig ist, dass auch wir Pferdeleute uns an die aufgestellten Regeln halten. Also nur eine Person pro Pferd, die sich um ein Pferd kümmert. Nur solange, wie es wirklich unbedingt notwendig ist. Und auch dann nicht wieder mit den anderen Leuten auf der Stallgasse noch Smalltalk machen oder anderes, sondern Abstand halten, wirklich nur mit dem Pferd mich beschäftigen und dann so schnell wie möglich wieder nach Hause gehen. Und im Optimalfall kann sich auch eine Person um mehrere Pferde kümmern, sodass auch in den Pferdebetrieben möglichst wenig Menschen unterwegs sind. Für dieses Thema haben wir auf unseren Seiten www.pferd-aktuell.de eine eigene Sektion zum Coronavirus. Da haben wir unheimlich viele Fragen zusammengetragen und sehr viele Informationen zusammengestellt, inklusive sogar Notfallbewegungspläne bzw. Versorgungspläne, Stahlbesitzer, der Stahlbetreiber sich das runterladen kann und dann können die Zettel ausgefüllt werden, dann kann man sich einen vernünftigen Plan machen, dass die Leute auch nicht alle zwischen drei und fünf gleichzeitig kommen, sondern auch das über den Tag verteilt sind. Das jetzt nur als schnelles Beispiel und wichtige Botschaft, auch wir Pferdeleute haben jetzt eine gesellschaftliche Verantwortung. Auch wir müssen zeigen, dass wir die Regeln einhalten, die aufgestellt sind und dass wir nicht unserem Vergnügen jetzt nachgehen, sondern so wie alle anderen das beschränken. Unsere Marschrichtung heißt, den Pferden muss es weiter gut gehen.
[SPEAKER 2]Also quasi der Rückzug auf die wirklich essentiellen Aufgaben, die es noch zu machen gibt, aber jetzt gar nicht groß darüber nachdenken, was ist mit Training, was ist, wenn die Corona-Zeit vorbei ist und ich aufs Turnier gehe. Das interessiert jetzt nicht. Es geht wirklich um die in Anführungsstrichen lebenserhaltenden Maßnahmen.
[SPEAKER 1]So drastisch müssen wir es im Grunde sagen. Und ich kann jetzt sagen, wir haben ja ein Stück weit sogar Glück. Dadurch, dass wir die Pferde bewegen müssen, erhalten wir im Prinzip ein bisschen Training aufrecht. Das kann kein Tennisspieler, das kann kein Handballspieler und so weiter. Wir schaffen das, aber wir dürfen nicht jetzt mit dieser Denke eigentlich an die Sache rangehen, sondern müssen auch da uns allen anderen anpassen. Denn wenn wir das nicht tun und wenn wir jetzt freudig noch in der Großgruppe einen Ausritt machen oder so, müssen wir uns auch fragen, was für eine Botschaft wenden wir da an den Rest der Gesellschaft. Das ist einfach nicht gut und richtig jetzt.
[SPEAKER 2]Also das Thema Ausreiten kann man eigentlich komplett haken zurzeit. Das ist einfach nicht angebracht.
[SPEAKER 1]Fast. Also wenn ich mein Pferd zum Beispiel zu Hause nah am Wald habe und ich habe gar keinen Reitplatz, dann kann ich im Moment ausreiten, weil ich keine andere Möglichkeit habe, das Pferd zu bewegen. Aber ich darf eben nicht den Gruppenausritt daraus machen, sondern dann sollte ich mit ein, zwei Leuten, ist ja auch wieder ein Sicherheitsaspekt, dann reite ich eben zu zweit aus, aber halte auch da wieder Abstand und mache nur das wirklich Notwendigste. Ich glaube, die Botschaft, die wir senden müssen, ist eben nicht, dass wir jetzt alle anderen müssen sich an alles halten, aber wir machen, was wir wollen. Das geht nicht.
[SPEAKER 2]Und vor allem, wie du auch gesagt hast, da auf die Sicherheitsaspekte achten, auch nur das machen, wo man sich sicher fühlt. Jetzt nicht irgendwas ausprobieren, was man vorher noch nicht gemacht hat, sondern wirklich basic bleiben.
[SPEAKER 1]Hundertprozentig.
[SPEAKER 2]Nun gibt es auch viele Reitbeteiligungen im Land. Du hast es so durch die Blume auch schon beantwortet, aber als Reitbeteiligung ist eigentlich jetzt derzeit auch nicht die Zeit, mich um das Pferd zu kümmern, sondern das ist Aufgabe des Pferdebesitzers.
[SPEAKER 1]Ja, das muss ich festlegen. Es gibt ja Fälle, wo der Pferdebesitzer das vielleicht gar nicht kann, weil er selber kein Pferdewissen hat oder kein Reiter ist oder so. Dann kann der das natürlich delegieren und sagen, meine Reitbeteiligung muss sich weiter um das Pferd kümmern. In dem Fall sollten dann nur nicht beide am Stall sein, sondern nur die eine Person, die wichtig ist. Und mit Kindern ist es leider ähnlich. Außer wenn ich kleine Ponys habe, die können Erwachsene nicht reiten, das ist klar. Nur dann können wir eigentlich sagen, dass jetzt Kinder noch in den Stall gehen sollten, die dann wieder eine aufsichtsführende Person brauchen im Zweifelsfall. Ansonsten darf es auch kein Familienausflug mehr sein. Wir gehen alle zusammen an den Stall. So wie uns allen das tut im Moment.
[SPEAKER 2]Nun gibt es ja nicht nur Menschen, die ihre Pferde in größeren und organisierten Ställen haben, sondern es gibt auch die Situation, das Pferd ist beim Bauern nebenan, quasi der Selbstversorger. Wie ändert diese Corona-Situation das Ganze für diese Zielgruppe?
[SPEAKER 1]Die allgemeinen Verhaltensregeln sind für diese Leute im Grunde die gleichen. Auch die müssen sich überlegen, wie manage ich das richtig. Ich glaube, bei denen ist die Verantwortung dann noch ein Stück höher, denn sie müssen dafür sorgen, so wie jeder Stallbetreiber auch, sie müssen sich fragen, habe ich genug Futter, habe ich genug Einstreu, ist meine Versorgung gewährleistet, muss ich vielleicht ein bisschen aufstocken. für den Fall, dass mein Lager gerade leer ist. Ich glaube, das ist etwas, wo sich jeder jetzt Gedanken machen muss, damit man nicht auf dem Trockenen liegt. Ich werde nicht von Toilettenpapier-Hamster käufen, die ja leider gerade ein Symbol dafür sind, was auch an teilweise Unsolidarität im Lande unterwegs ist. Aber ich muss ja in der Lage sein, mein Pferd die nächsten zwei, drei Wochen versorgen zu können, ohne dass ich leer laufe.
[SPEAKER 2]Und alles, was man ja derzeit auch von den Futtermittel-Lieferanten hört, genügend Futter ist da. Also es wird dort keinen Engpass geben, aber man muss jetzt natürlich Vorsorge treffen bei sich zu Hause.
[SPEAKER 1]Richtig. Und es könnte mir ja auch passieren als Selbstversorger, dass ich selber unter Quarantäne gestellt werde. Dann muss ich jemand anderes beauftragen, sich um mein Pferd zu kümmern. Und dafür sollte ich so einen zwei Wochen Vorrat, drei Wochen Vorrat glaube ich schon im Stall haben mindestens, damit dieser Mensch, der den Dienst für mich übernimmt, nicht von der Aufgabe überfordert wird.
[SPEAKER 2]Dieses ganze Coronavirus zeigt natürlich auch, wie verwoben wir inzwischen in Europa sind. Nun haben die meisten Länder um uns herum die Tore zugemacht, die Brücken hochgezogen und die Grenzen sind geschlossen. Was kann ich eigentlich tun, wenn mein Pferd in einem anderen europäischen Land steht? Wir hatten tatsächlich diese Fragen, die uns auch geschickt wurden im Vorfeld dieses Podcasts, dass beispielsweise das Pferd in Dänemark steht oder in Belgien. Ich aber in Deutschland bin. Gibt es da überhaupt irgendwelche Regelungen? Kann man das irgendwie einschätzen?
[SPEAKER 1]Ja, das sind ganz schwierige Einzelfälle, die bei uns auch aufkommen. Zunächst mal sind die Grenzen für Tiertransporte noch nicht generell geschlossen. Diese Regelungen sind formuliert worden vor allem für den Bereich des landwirtschaftlichen Nutzvieh, der Schlachttiertransporte, die weiter stattfinden sollen. Aber da das Pferd in der EU als Lebensmitteltier gilt, darf ich Pferde theoretisch noch über Grenzen transportieren, solange sie überhaupt offen sind. Das ist jetzt der nächste Punkt. Wir haben Fälle, wo Menschen Schwierigkeiten haben, weil sie in der Schweiz wohnen und ihr Pferd in Deutschland steht und nicht über die Grenze gelassen werden. Das sind natürlich riesige Probleme. müssen sie sich im Grunde an die lokalen Behörden vor Ort wenden. Denn da kommt der Föderalismus in Deutschland zum Tragen. Es gibt keine bundeseinheitliche Regelung, sondern die Bundesländer und die Landkreise sind verantwortlich. Auf unseren Internetseiten gibt es eine klare Position der FN zum Thema Pferdeversorgung. Das heißt, wir sagen, ich muss auch im Falle einer Ausgangssperre oder Grenzsperrungen natürlich die Erlaubnis haben, zu meinem Pferd zu kommen, um es zu versorgen. Und diese Position wird vom Bundeslandwirtschaftsministerium ausdrücklich geteilt. Wir haben mit der Staatssekretärin gesprochen, die unsere Notlage komplett sieht und sagt, ja, ich unterstütze euch da. Trotzdem müssen es die Bundesländer umsetzen. Und an der Stelle sind wir jetzt unterwegs mit den Landesverbänden, auf jede Landesregierung zuzugehen, damit möglichst klare Anweisungen auch für die Grenzbehörden gibt. Denn wenn wir uns jetzt in die Situation eines armen Grenzpolizisten versetzen, denen werden ja tausend Geschichten erzählt, warum ich unbedingt über die Grenze muss. So ein Thema, ich muss mein Tier versorgen, das hat er wahrscheinlich noch nicht oft gehört. Und da müssen wir klar machen, dass das schon eine besondere Bedeutung hat. Da sind wir dran.
[SPEAKER 2]Nun ist es ja aller Voraussicht so, du hast das gerade auch schon das ein oder andere Mal mit angesprochen, es gibt einige Unbelehrbare, eine Ausgangssperre wirkt Stand heute fast unausweichlich. Wie würde das die Gesamtsituation verändern hinsichtlich des Zugangs zum Stall? Brauche ich einen Passierschein? Brauche ich gewisse Dokumente, die ich vorhalten muss, um dann noch zu meinem Pferd zu kommen?
[SPEAKER 1]Das wissen wir natürlich noch nicht genau, weil es auf die letztendlichen Formulierungen ankommt. Wir haben uns darauf vorbereitet und ich verweise wieder gerne auf unsere FAQ-Sektion. Da ist in dem Bereich, wie kann die Versorgung der Pferde sichergestellt werden, ist schon so ein Muster für so eine Art Passierschein, das Betriebsleiter ausstellen können für ihre Kunden, für ihre Einsteller. Aber wieder, auf das notwendigste Maß beschränkt und im Fall einer Ausgangssperre wahrscheinlich nochmal beschränkter als es heute ist. Über allem steht aber auch im Fall einer Ausgangssperre muss es weiter möglich sein, dass wir uns um unsere Pferde kümmern und auch das hat das Bundeslandwirtschaftsministerium ganz klar anerkannt.
[SPEAKER 2]Ein weiteres großes Thema, glaube ich, was viele umtreibt ist, wer darf jetzt überhaupt noch auf den Hof? Hufschmied, Physio, Reitlehrer, Tierarzt. Wie gehe ich damit als Stallbesitzer um? Wie gehe ich damit als Pferdebesitzer um? Was ist da die Leitlinie der FN?
[SPEAKER 1]Auch da gelten die gleichen Regeln wie im Rest des Landes. Zum einen ist es Gesundheitsvorsorge und dazu gehört in diesem Fall dann auch Veterinärmedizinische Vorsorge, kann weiter geleistet werden. Das heißt der Tierarzt, wenn es nötig ist der Schmied oder auch ein Therapeut, der eine wichtige Behandlung durchführen muss, die dürfen weiter in einen Betrieb. Das ist okay. Ob ich jetzt andere Dienstleister wirklich brauche, das müssen wir schwer infrage stellen, beziehungsweise eigentlich sagen, die können auch zu einem späteren Zeitpunkt kommen. Hier sind wir wieder dann an dem Punkt, wir müssen uns alle an die Regeln halten und ein anderer Berufszweig, der jetzt nicht gerade unbedingt notwendig ist, ist nach unserer Auffassung nicht von den aktuellen Regeln gedeckt.
[SPEAKER 2]Also eigentlich kann man sagen, alles was nicht gesundheitsrelevant ist, Hufschmied kann man sich auch mal zwei Wochen jetzt schieben und auch der Physio, der kann auch warten. Das muss man eigentlich jetzt sein lassen.
[SPEAKER 1]So ist es. Also natürlich kann es mal einen Fall geben, wo der Schmied wirklich dringend kommen muss oder der Physio, aber alles andere muss jetzt gerade warten können.
[SPEAKER 2]Und das ist, glaube ich, auch eine ganz wichtige Message, weil immer noch viele auch glauben, man kommt da irgendwie so ein bisschen drum zu und, komm, einmal geht noch, aber da ist wirklich jetzt die Lage so ernst, einmal geht noch, ist nicht mehr, das muss jetzt klar umgesetzt werden.
[SPEAKER 1]Das ist so. Das ist vor allem auch im Bereich des Reitunterrichts so. Und ich weiß, dass viele, viele Trainer, Reitlehrer jetzt gerade in einer fürchterlichen Situation sind, weil sie auch kein Geld mehr verdienen. Aber genau das ist eben das, was nicht mehr geht. Ach komm, wir gehen alle jetzt zur Reitstunde. Wir müssen ja sowieso reiten. Dann können wir auch eine normale Reitstunde daraus machen. Genau das dürfen wir jetzt nicht machen. Und wenn wir das tun, dann überreizen wir Im Grunde die Genehmigungen, die wir ja bekommen hier, dass eine Notfallversorgung der Pferde möglich ist. Wenn wir das tun, dann werden die Behörden sagen, ihr Reiter haltet euch nicht an das, was ihr machen sollt. Wir machen euch jetzt komplett zu. Auch auf die Kosten der Tiere. Jetzt male ich vielleicht ein bisschen schwarz. Aber das ist das, was wir im Kopf haben müssen. Es tut uns allen weh, aber wir müssen jetzt zusammenstehen.
[SPEAKER 2]Nun werden viele sagen, naja, wenn ich jetzt einen Einzelunterricht gebe, ich stehe am Boden als Reitnäherin oder Reitnäher und mein Schüler, der ist ja jetzt 10 Meter, 20 oder vielleicht mal 60 Meter von mir entfernt. Ist das denn eine Situation, die ich überhaupt noch haben will oder muss es wirklich jetzt komplett runtergefahren werden?
[SPEAKER 1]An der Stelle ist unsere Position klar. Wir müssen es leider komplett runterfahren. Eben aus den Gründen, die ich eben beschrieben habe. Wir sind hier Teil der Gesellschaft. Wir sind wirklich froh, dass die Ministerien im Moment uns zugestehen, unsere Pferde notfallmäßig zu versorgen. Aber das werden sie nur tun, solange wir uns an alle Regeln und Vorgaben auch halten. Und der Tennis-Trainer könnte zum Beispiel genauso sagen, ja, ich bin ja 10 Meter, 20 Meter von meinem Tennis-Schüler weg. Auch diese Sportarten sind alle gecancelt und das gilt genauso für uns. Wir haben den großen Vorteil, dass uns im Moment erlaubt wird, unsere Pferde weiter zu versorgen. Und damit das so bleibt, auch im Fall einer Ausgangssperre, müssen wir uns alle am Riemen reißen.
[SPEAKER 2]Viele Ställe, viele Reitbetriebe stehen natürlich jetzt vor unglaublich großen Herausforderungen. Organisatorisch ist glaube ich das eine, aber gerade finanziell ist es sicherlich schon jetzt ziemlich prekär in vielen Bereichen. Wie schätzt du da den Stand aktuell ein, gerade auch was finanzielle Hilfen angeht? Man hört immer was. dass jetzt über die KfW-Kreditlinie auch dann wirklich in den Landkreisen und Städten vor Ort dann über die Hausbank geholfen werden kann. Wie ist da euer Standpunkt?
[SPEAKER 1]Unser Standpunkt ist selbstverständlich, dass das nicht nur für die Großindustrie und größere mittelständische Unternehmen gelten muss, sondern für alle gilt. Egal was für eine Art Unternehmen, Betrieb oder auch Verein. Diese wirtschaftlichen Hilfen müssen für alle da sein und das gilt Vor allem auch für so einen Sportverein oder Betrieb wie in der Reiterei. Denn wir haben als Verein und Betrieb diese laufenden Kosten ja weiterhin. Wir können die Pferde nicht wie den Tennisschläger einfach mal einschließen. Die müssen weiter gefüttert und versorgt werden. Und das bringt Kosten mit sich. Das heißt, der Reitverein oder Betrieb hat laufende Kosten. Da gibt es gar nichts dran zu rütteln. Von daher ist unsere ganz klare Position, diese Wirtschaftshilfen müssen für alle Vereine und Betriebe auch in Frage kommen. Wir haben auf unserem Bereich in den FAQ auch eine große Sektion, an wen kann ich mich in meiner finanziellen Notlage wenden, wo genau beschrieben ist, wer in den Bundesländern die verantwortlichen Stellen sind. Auch da kommt wieder der Föderalismus zum Tragen. Einige Bundesländer sind da schon weiter als andere. Ich nenne als Beispiel Bayern, wo es ein extra Förderprogramm seit einigen Tagen schon gibt. Nordrhein-Westfalen hat es gestern angekündigt. Ich hoffe und glaube, dass die anderen Bundesländer schnell nachziehen werden. An der Stelle muss sich jeder Betriebsleiter und Vereinsvorstand eben auch auf den Weg machen und auf die Behörden oder Banken vor Ort zugehen. Wir bieten da auf unseren FAQ ganz viele Tipps und Hinweise, wie stelle ich das an, auch wieder mit Musterformularen und Anträgen und so weiter, die man da finden kann.
[SPEAKER 2]Und wenn ich als Einzelner was tun will, dann überweise ich die Rechnung jetzt mal ein bisschen früher, die vielleicht ein paar Wochen aufgelaufen ist, oder ich könnte ja theoretisch auch per Vorkasse zahlen bei mir im Stall, um denen zu helfen, die jetzt ja wirklich in Not sind.
[SPEAKER 1]Genau so ist es. Also ich werde die Reitstunden meiner kleinen Tochter, die jetzt natürlich nicht stattfinden, in den nächsten Wochen weiterhin bezahlen, weil ich weiß, dass der Betrieb, wo sie ist, sonst richtig Schwierigkeiten hat.
[SPEAKER 2]Und das ist ja auch ein Zeichen der Solidarität von uns allen, dass wir denen, die jetzt in Not sind, auch helfen.
[SPEAKER 1]Hundertprozentig. Und vielleicht ist das sogar ein Stück weit eine Chance in dieser schlimmen, schlimmen Krise. Auch das hat Frau Merkel am Mittwoch, glaube ich war es, fand ich ganz beeindruckend formuliert, dass es für uns eine Chance ist, mehr zusammenzurücken und wieder mehr Miteinander und Solidarität zu leben.
[SPEAKER 2]Vielleicht zum Schluss noch, Sönke. Es sind sehr, sehr viele Turniere eigentlich alle abgesagt. Keiner weiß auch, wie lange das gehen wird. Gibt es schon irgendwo Licht am Ende des Tunnels für viele Vereine, die darauf angewiesen sind? Oder ist das zurzeit, wie man so schön sagt, eine Blackbox, wo keiner weiß, wohin die Reise gerade geht?
[SPEAKER 1]Also Stand heute, wenn man sich überlegt, wie schnell sich die Situation gerade in den letzten fünf bis zehn Tagen entwickelt hat, müssen wir ganz klar sagen, es ist noch eine Blackbox. Wir müssen jetzt abwarten, wie schnell die eingeleiteten Maßnahmen wirken. Wir müssen hoffen, dass sie wirken. Und dann können wir in zwei, drei Wochen abschätzen, hoffentlich können wir dann abschätzen, wie sich die Situation entwickelt und wann das Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist. Irgendwann muss es da sein. Aber wie lang der Tunnel jetzt ist, die Prognose wage ich auch nicht.
[SPEAKER 2]Und schaffen wir das?
[SPEAKER 1]Natürlich schaffen wir das. Wie hat Frau Merkel gesagt? Wir schaffen das. Wir können das. Wir müssen das schaffen.
[SPEAKER 2]Ich glaube auch, wenn wir alle an einem Strang ziehen, dann kann daraus auch eine große Chance für uns alle erwachsen. Und du hast gerade schon die FAQ genannt. Wir werden das Ganze verlinken in der Podcast-Beschreibung. Ich glaube, es ist pferd-aktuell.de-coronavirus, oder?
[SPEAKER 1]Genau so ist es.
[SPEAKER 2]Dort gibt es von euch alle Informationen und ich sage Dankeschön an den Generalsekretär der FN, Sönke Lauterbach.
[SPEAKER 1]Sehr gerne, bleibt alle gesund. Danke.