#27 Die erfolgreiche Turnierreiterin und Trainerin Linda Leckebusch-Stark über das Westernreiten und ihre Philosophie
Sie ist mehrfache Rheinlandmeisterin im Westernreiten, mehrfache Deutsche Meisterin und Europameisterin in mehreren Verbänden, sie war 2005 die jüngste EWU Trainerin A und ist Trägerin des goldenen Reitabzeichens der EWU:
In unserer neuen Podcastfolge berichtet Linda Leckebusch-Stark von ihrem Leben in einer Westernreitfamilie, den Unterschieden der europäischen und der nordamerikanischen Westernreitszene und ihrer eigenen Trainingsphilosophie im Trainingsstall Leckebusch.
Erfahre, warum Westernreiten viel mehr ist als nur das bei den meisten bekannte Reining und was Linda Leckebusch-Stark an dieser Reitweise fasziniert. Sie erzählt aus ihrer langjährigen Erfahrung als erfolgreiche Turnierreiterin und Trainerin A heraus von der Situation des Westernreitens und der Westernpferdezucht in Europa.
Eine Podcastfolge mit hochinteressanten Einblicken in das Westernreiten - nicht nur für eingeschworene Westernreiter selbst. Viel Spaß beim Hören!
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 2]Herzlich Willkommen zum wehorse Podcast und zur ersten Folge im neuen Jahr. Schön, dass ihr auch wieder mit dabei seid. Und in dieser ersten Folge im neuen Jahr widmen wir uns dem Thema Westernreiten. Und dazu habe ich die mehrfache deutsche Meisterin Linda Lecke-Busch stark zu Gast. Also auf geht’s, viel Spaß. Heute ein Podcast zum Thema Westernreiten. Bei uns ist Linda Leckebuss-Stark. Guten Morgen Linda.
[SPEAKER 1]Guten Morgen.
[SPEAKER 2]Du bist Westernreiterin durch und durch, könnte man sagen, kommst aus einer absoluten Westernreiter-Familie. Ich glaube auch das kann man sagen.
[SPEAKER 1]Ja, auf jeden Fall.
[SPEAKER 2]Was fasziniert dich am Westernreiten?
[SPEAKER 1]Ja, also ich bin natürlich damit groß geworden. Für mich ist das ganz normal, für andere ist das ja ein Highlight. Generell ist es halt die Art, wie man mit den Pferden umgeht, die Gelassenheit von den Pferden, die Grunderziehung vom Boden, vom Sattel und so ein bisschen back to the roots, wirklich ein Arbeitspferd zu haben, was aber auch im Leistungssport laufen kann. Also ein normales Pferd, was aber auch spezialisiert werden kann für den Leistungssport zum Beispiel.
[SPEAKER 2]Und bist du von Anfang an Richtung Western gepolt gewesen?
[SPEAKER 1]Genau, also ich bin 1984 geboren, meine Eltern haben 1984 unsere Anlage gekauft und meine Eltern haben in den 90er Jahren sehr viel Pferde aus Amerika importiert, American Quarter Horses und deswegen bin ich mein Leben lang nur Western geritten.
[SPEAKER 2]Also es gab quasi nie die Alternative zu sagen, ich mach irgendwas anderes?
[SPEAKER 1]Genau, also hätte ich bestimmt gedurft, war für mich aber gar kein Thema. Also ich habe in der Pferdewirtlehre damals Service und Haltung oder Zucht und Haltung, weil es kein Westernreiten gab, habe ich mal einen Springlehrgang mitgemacht an der Landesschule und das fand ich auch super toll, aber ich bin halt wirklich, stehe voll hinter dem Westernreiten, es ist meins.
[SPEAKER 2]Also du bist aktiv als Turnierreiterin, du bist Trägerin des Goldenen Reitabzeichens der EWU, sprechen wir gleich nochmal drüber, was genau eigentlich die EWU ist. Dann bist du Trainerin, so haben wir uns quasi ja auch kennengelernt, weil du ja viele Trainingsstunden gibst und in dem Bereich unterwegs bist. Wenn Leute, die jetzt mit dem Westernreiten nicht so viel zu tun haben, drauf schauen, sehen viele häufig das Raining. Was ist eigentlich Westernreiten wirklich?
[SPEAKER 1]Gute Frage. Großes Thema. Westernriden ist ja eigentlich eine Gebrauchsreitweise. Es kommt tatsächlich aus Amerika, es kommt tatsächlich von dem Cowboy, wie die Doma Vaquera bei den Spaniern. Reining ist eine Klasse von 10, 12, die wir haben. Es ist unser Aushängeschild, weil es natürlich Action ist. Aber das ist genauso wie Dressur, das ist nur eine kleine Sparte und beim klassischen Reiten gibt es auch mehr. Reining kommt aus der Arbeit mit dem Rind. Das Pferd soll gut anhalten, das Pferd soll wendig sein, das Pferd soll schnell und langsam laufen können. Auch wieder mit der Domawa Kera vergleichbar. Das ist so die Grundlage für ein Rinderarbeitspferd. Aber mittlerweile in Amerika gibt es ganz viele spezialisierte Disziplinen. Zum Beispiel Trail mit vielen Stangen, wo man über 30, 40 Stangen Schritttrabgalopp drüber muss auf gebogenen geraden Linien.
[SPEAKER 2]Also einfach nur die normale Springstange, wie man sie bei uns kennt.
[SPEAKER 1]Genau, und die liegt dann in verschiedenen Winkeln und Linien und Formen und da muss man Schritt, Trab, Galopp drüber und stoppen und drehen und Tor aufmachen und rückwärts L. Das ist quasi wie ein Geschicklichkeitsparcours. Aber das Pferd muss natürlich extrem zuhören, extrem die Füße heben, den Rhythmus finden, die Abstände finden. Also das ist schon hohe Kunst. Ich würde behaupten, das sind Linien, die andere Leute nicht einhändig ohne Stangen reiten könnten, die wir da mit Stangen reiten. Genauso gibt es in Amerika diese Western Pleasure, die ja auch sehr grenzwertig ist zum Teil, weil die Pferde Schritttrap, Golopp, Augenhuflack sehr sehr langsam laufen sollen und natürlich es immer Leute gibt, die es leider übertreiben und dann auch den Takt verlieren die Pferde. Also es gibt ganz viele Klassen, also die Reining ist wirklich nur eine Disziplin, aber wir haben eigentlich viel viel mehr. Also ich persönlich reite zum Beispiel am wenigsten Reining, ich reite eigentlich alles andere.
[SPEAKER 2]Und du hast es ja gerade gesagt, es gibt das Pendant in Europa inzwischen auch, das ist Working Equitation, was sich so ein bisschen entwickelt hat in den letzten Jahren. Und Doma Vaquera ist ja die Arbeitsreitweise aus Spanien, von der Iberischen Halbinsel. Ist denn beim Westernreiten, gibt es so diese Connection noch nach Nordamerika, dass man darüber schaut und sagt, die Cowboys im Wilden Westen, so machen die das?
[SPEAKER 1]Ja, also die Cowboys nicht mehr, aber der Leistungssport ist in Amerika natürlich extrem gut. Also ich vergleiche das immer mit Football und Fußball. Football ist in Deutschland mini, wir Westernreiter sind in Deutschland mini und Football ist in Amerika riesig. Und die AQHA-Szene, American Quarterhouse-Szene und die Rasse American Quarterhouse ist die größte der Welt, weil sie in Amerika so stark vertreten ist. Und wir Trainer gucken immer nach Amerika, da ist die World Show. In echt ist es eine amerikanische Meisterschaft, aber sie nennt es World Show.
[SPEAKER 2]Und die heißt World Show.
[SPEAKER 1]Man darf auch mitreiten. Aber es ist als Nicht-Amerikaner schon schwierig.
[SPEAKER 2]Sie sind da schon etwas politisch.
[SPEAKER 1]Und wo ist das? Das ist immer in Oklahoma. Das läuft jetzt gerade aktuell, die AQGA World Show. Und das ist immer das Maß aller Dinge. Die müssen sich qualifizieren, da sind die Besten der Welt. Und da gucken wir Deutschen immer rüber und fliegen sogar rüber und gucken uns das an. Ich hatte schon mal eine Kundin, die ist 2011 sogar mitgeritten, hat sogar den vierten gemacht. Aber das ist schon, als Ausländer da mitreiten zu dürfen, da muss man schon noch besser sein, dass sie einen beachten. Da sind die Amerikaner sehr eigen.
[SPEAKER 2]AQHA steht für American Quarterhouse Association, also das Quarterhouse ist weiterhin die Pferderasse Nummer 1, mit der Western geritten wird.
[SPEAKER 1]Genau, es gibt noch die American Paint Horse und die American Upper Loser Horse, das sind die Gescheckten, aber die sind natürlich eine Minderheit, deswegen sind die Quarterhouse am dominantesten, ganz klar. Das ist die größte Rasse, hat man am meisten Auswahl, ist auch in Deutschland so.
[SPEAKER 2]Und stellen die Amerikaner weiterhin auch die besten Reiter, weil die einfach dort die Zucht haben, irgendwie auch die Keimzelle der Reiterei dort ist? Kann man das sagen?
[SPEAKER 1]Ich würde sagen, es sind auf jeden Fall die stärksten Reiter mit Pferden, weil sie haben besseres Material. Pferdematerial. Auch wenn sich das hart anhört, es ist, die haben eine ganz andere Auswahl. Also wir Deutschen müssen auch aus normalen Pferden Gute machen, wo die Amerikaner sagen, brauche ich nicht nächste. Die haben halt die Auswahl. Das ist wie dann mit Käfer gegen Porsche fahren. Das ist ja wahrscheinlich so eine Dressur. In Deutschland haben wir auch viel Auswahl und in kleinen Ländern haben die auch nicht so viel Auswahl. Also ich glaube nicht, dass wir schlechtere Reiter sind, aber sie haben auf jeden Fall die besseren Pferde und mehr Auswahl. Die können sich die wirklich auspicken, wo wir deutschen Trainer froh sind, wenn wir mal zwei oder drei haben, davon haben die 20. Also es ist einfach, das Verhältnis ist ein anderes.
[SPEAKER 2]Und es ist sicherlich ein Zusammenhang zwischen Anzahl der Zuchtstuten, wie groß ist die Zucht in einem Land, beispielsweise wie du ja sagtest in Deutschland, die Dressurzucht oder auch die Springpferdezucht, die ist sicherlich so signifikant groß, dass da auch genügend Leute sich mit beschäftigen und auch dann am Ende diese Pferde reiten.
[SPEAKER 1]Auf jeden Fall, also Amerika züchtet extrem viel, aber wir Deutschen züchten mittlerweile natürlich auch sehr gut, also sehr selektiv auch. Wir haben sehr gute Zuchtpferde in Europa. Man kann den Samen aus Amerika bestellen, was natürlich sehr viel gemacht wird. Also das ist erlaubt mit TG-Sperma zu arbeiten.
[SPEAKER 2]Also für alle die es nicht kennen, tiefgefrorene Sperma wird dann hier rüber geflogen und dann wird eine Stute hier quasi besamt.
[SPEAKER 1]Das heißt man kann sich den World Champion von drüben aussuchen und hier dann seine Stute mit besamen. Das eröffnet natürlich den Markt sehr. Das ist natürlich für die Deutschen Hengste manchmal ein Nachteil, weil die lieber die Hengste aus Amerika nehmen, weil sie wahrscheinlich besser sind, denken sie, was nicht immer so ist. Aber wir züchten sehr gut hier, aber hier sind halt deutlich geringer. Also wir haben wahrscheinlich keine 10 Prozent von dem, was sie in Amerika züchten.
[SPEAKER 2]Aber ich dachte Italien ist auch sehr sehr führend, was nicht nur den Sport angeht, sondern auch was die Zucht angeht.
[SPEAKER 1]Genau, Italien ist sehr stark vertreten, die skandinavischen Länder kommen auch langsam, Holland und Belgien ist auch ganz gut. Deutschland ist schon noch das größte, die meisten großen Turniere sind auch in Deutschland, ein paar sind in Italien. Aachen. Genau, Aachen haben wir, dann haben wir Kreuz, Europameisterschaft, dann haben wir in Aachen immer die Q, das ist die deutsche Meisterschaft, der Quarterhouse, wo aber auch die ganzen Ausländer kommen, das ist International German Championship.
[SPEAKER 2]Also offen ausgeschrieben, da dürfen auch nicht-deutsche Teilnehmer an den Start.
[SPEAKER 1]Genau, genau. Und das ist alles in Deutschland. Die Reigning-Szene haben ein paar große Turniere in Italien mittlerweile und Frankreich, aber die All-Around-Szene, das heißt, wo es verschiedene Klassen auf den Turnieren gibt, die sind hauptsächlich in Deutschland die großen. Auch die Paint-Europameisterschaft, die Quarterhouse-Europameisterschaft.
[SPEAKER 2]Also man kann das schon so unterscheiden, es gibt so eine Allround-Szene nennst du es jetzt, also die, die quasi nicht nur Reigning reiten, sondern auch die anderen Pleasure-Prüfungen und so weiter. Und dann gibt es wirklich Menschen, die sich fokussieren nur auf das Thema Reigning und das Perfektionieren.
[SPEAKER 1]Genau, da gibt es die National Reining Horse Association in Amerika, in Deutschland die Deutsche Reining Horse Association, und die haben tatsächlich nur Reining auf dem Turnier, aber zehn verschiedene Klassen. Für erfahrene Reiter, für unerfahrene Reiter, für Amateure, für Profis, für junge Pferde, für alte Pferde. Also da läuft den ganzen Tag Reining und da sind auch alle Rassen erlaubt, also nicht nur Quarter Horse, sondern da kann man theoretisch auch mal Maraba oder Weltreiter spielen, war glaube ich jetzt bei Creolos dabei.
[SPEAKER 2]Also von den Rassen her öffnet sich das auch so ein bisschen.
[SPEAKER 1]Genau, genau. Aber es sind natürlich hauptsächlich die Quarter Pains und Appaloosa, die da mitmachen können, weil sie dafür gezüchtet wurden, vom Zuchtziel her.
[SPEAKER 2]Hier und da sieht man auch mal einen Haftlinger.
[SPEAKER 1]Genau, Haflinger, Norweger, da sind wir dann bei der EWU, bei der Rasseoffenen Westernverband, aber auch wieder All-Around-Bereich, das heißt alle Disziplinen. Und da gibt es auch hauptsächlich mittlerweile so 80 Prozent, würde ich sagen, die typischen Westernpferderassen. Und dann sieht man aber auch Haflinger, so Pony-Mixe, Pintos, Araber zwischendurch, Norweger, das sind so die, die man mal ein Tinker, aber es ist schon mittlerweile seltener und eher in den niedrigeren Leistungsklassen, dass man da die Ponys oder Mixer sieht, weil die halt vom Gangwerk natürlich nicht so modern sind, um in den hohen Leistungsklassen da richtig stark mit reiten zu können.
[SPEAKER 2]Und es ist sicherlich auch eine Geldfrage, weil wenn ich erstmal in den Sport reinkomme und ich mir direkt einen Quarter Horse importieren muss oder hier eins teuer kaufe, kann ich ja sagen, ich hab meinen Haflinger hier ja sowieso, testen wir das mal aus.
[SPEAKER 1]Ja und ich habe eine gute Bekannte, die hat beim deutschen erfolgreichen Züchtern Jungen Haftlänger gekauft und die hat da schon auch mit die DM mal gewonnen. Also es geht schon, aber da brauchen wir natürlich schon sehr gute, moderne Typen vom Bewegungsablauf und natürlich sehr viel Arbeit. Man fällt natürlich auf und es gibt Richter, die finden das toll und es gibt leider auch Richter, die natürlich so ein bisschen sagen, Das ist nicht das typische Westernpferd und dann werden sie manchmal schlechter gewertet, was natürlich nicht so sein sollte. Aber das ist ja bei allem Sport, das ist Geschmackssache. Der Richter findet dich gut oder nicht vom Bauchgefühl. Das wissen wir ja alle, dass das sofort entschieden wird, wenn man jemanden sieht. Und da kann man natürlich bei uns mit den Outfits, wo wir viel Swarovski Steiner drauf haben und uns so ein bisschen verkleiden können, wenn man das so möchte, auch sehr viel beeinflussen, dass man sehr gut dargestellt wird.
[SPEAKER 2]Nun, wenn Leute von außen drauf gucken, die jetzt mit dem Westernsport nicht so firm sind, wir haben eben schon im Vorgespräch einmal darüber gesprochen, alle glauben ja, die Westernreiter setzen sich den Cowboyhut auf und reiten in den Wald und treiben ihre Rinderherde zusammen. Ich glaube, die Realität inzwischen sieht relativ stark anders aus. Wie ist das Leben als Westerntrainerin und vor allem als Sportreiterin?
[SPEAKER 1]Genau, also wir haben tatsächlich einen großen Betrieb und wir haben nur Westernpferde auf der Anlage, was ja sehr untypisch ist, oft sind es ja gemixte Anlagen. Wir haben natürlich sehr, sehr viele Freizeitreiter, die einfach entspannt ausreiten wollen, aber ohne Hut dann. Also wir haben mehr Freizeitreiter wie Sportreiter an der Anlage, aber es ist natürlich ein ernstzunehmender Sport heute mit vielen Turnieren, mit D, M, E, M, starker Konkurrenz europaweit. Und da würde ich mir halt wünschen, dass wir ein bisschen ernster genommen werden. Also wir gymnastizieren unsere Pferde, wir reiten vorwärts, abwärts. Wir haben anspruchsvolle Turnierklassen, die wirklich sehr, sehr schwierig zu reiten sind. Und es ist eben nicht nur Yippie, Yayay und Cowboy spielen. Also mit dem Image haben wir leider immer wieder zu kämpfen.
[SPEAKER 2]Würdest du sagen, dass euch das auch so ein bisschen daran hindert, noch mehr Menschen von dem Sport zu begeistern?
[SPEAKER 1]Ja, das nächste Problem denke ich, dass wir sehr komplex sind mit diesen vielen Disziplinen.
[SPEAKER 2]Das ist mir auch aufgefallen, immer wieder.
[SPEAKER 1]Es ist schwer zu verstehen für Laien und dann kommen die aufs Turnier und denken, das verstehe ich nicht, das ist langweilig. Da ist die Equitana natürlich toll, dass viel erklärt wird und wenn man sich einmal reingefuchst hat und versteht, was gut gewertet wird, ist es natürlich auch super interessant. Aber da sind natürlich die Rinderdisziplinen super interessant für die Leute, weil es halt Action ist. Also Rinderdisziplinen nach wie vor ziehen natürlich das Publikum mit. Weil es natürlich ein bisschen mehr Action ist und gute Stimmung und auch Spaß macht zuzuschauen.
[SPEAKER 2]Was sich bei euch dann Cutting nennt.
[SPEAKER 1]Genau Cutting oder Kauhaus. Cutting ist das mit der Herde, wo ein Rind rausgeholt wird. Also das ist für jeden Laien gut ersichtlich. Es geht darum das Rind von der Herde zu separieren und wegzuhalten. Und das Pferd soll möglichst selbstständig arbeiten, wo sie wirklich für gezüchtet sind. Und die Chaos ist mit einem einzelnen Rind, wo man das bestimmte Wege treiben soll in der Arena. Also an der kurzen Seite ein paar Mal rumdrehen, an der langen Seite und dann eine liegende Acht. Und das macht halt Spaß, weil das Pferd wirklich da mit dran will. Das ist wie beim Border Collie, die sind dafür gezüchtet, die wollen da hin, die wollen das arbeiten. Und es ist halt viel Speed im Spiel, dieses Abstoppen und Rumdrehen und Mitlaufen und so. Und das ist natürlich toll anzusehen.
[SPEAKER 2]Obwohl das ja schon recht aufwendig ist. Also nicht jeder hat ja mal eben seine Rinderherde hinterm Haus.
[SPEAKER 1]Deswegen gibt es das auch sehr wenig in Deutschland. Also auch die Turniere, ich würde sagen 80% sind ohne Kuhklassen. Wir haben ja auch selber ein Turnier, was wir veranstalten und wenn man Kühe hat, dann muss man die erstmal besorgen. Die Bauern sind jetzt nicht, also die reißen sich nicht darum, darin dafür zu stellen. Dann muss man da Treibgänge für bauen, dann muss man die Halle präparieren, damit die nirgendwo drüber oder dagegen springen, weil die werden ja schon manchmal kopflos und wollen zu ihren Freunden zurück. Und da muss man, also es ist ein großer Aufwand, dann hat man Glück oder Pech. Es gibt wirklich Rinder, die sind fast nicht zu arbeiten. Also manche sind so wild, dass du sie gar nicht händeln kannst oder manche laufen einfach gar nicht, weil sie zu zahm sind. Gerade die deutschen Rinder, die von der Bäuerin noch gestreichelt werden, die arbeitest du einmal und dann bleiben die stehen und gucken dich an. Also da sind diese, die wilden Rinder aus Amerika deutlich einfacher zu arbeiten. Das ist in Deutschland sehr schwierig mit diesen Milchkühen da zu arbeiten.
[SPEAKER 2]Wie trainiert man sowas?
[SPEAKER 1]Es gibt natürlich Maschinen, was man schon auf der Equitana sieht, so eine simulierte Kuh, wo echt manchmal eine Flagge reicht, die hin und her läuft auf so zwei Bahnen, dass das Pferd reagiert auf die Bewegung mitzugehen, abzustoppen, rumzudrehen. Das sollte man erstmal reagieren und dann muss man tatsächlich ans Rind. Und das ist natürlich in Deutschland schwierig. In Amerika gehen die drei, vier Mal die Woche ans Rennen tatsächlich in der Saison. Und in Deutschland, es gibt so, ich würde sagen, vier, fünf, sechs Trainer in Deutschland oder Europa, die Rinder haben, wo sie regelmäßig dran trainieren. Aber das sind wirklich nur eine Handvoll, die das leisten können.
[SPEAKER 2]Das ist ja ganz interessant, weil jetzt Working-Equitation sieht man immer häufiger, also habe ich gerade schon mal gesagt, das Pendant bis hin zum Westernreiten in Europa, entsprungen aus der alten Arbeitsreitweise, Doma Vaqueira, dann Portugal, Südfrankreich, Kamarg und so weiter. Tauscht man sich mit denen aus, weil dort ist die Krone der Reiterei ja auch die Rinderarbeit. Also grundsätzlich von der Idee her ja relativ ähnlich.
[SPEAKER 1]Genau, also mein Vater macht mittlerweile viel in der Szene, der hat ja früher viel in der Westernszene gemacht, ist mittlerweile sehr verbreitet in der Szene, weil er sehr viel Erfahrung mit Rindern hat. Aber auch da sieht man viele Turniere, wo keine Rinder sind, weil sie Probleme haben, die Rinder zu kriegen. Also es ist eine ganz tolle Klasse, es hat sehr viele Ähnlichkeiten, außer dass wir halt nicht in Aufrichtung reiten, aber eigentlich ein richtig, richtig gutes Westernpferd könnte das auch, würde ich behaupten, wenn man es in die Aufrichtung kriegt, weil sie das möchten. Und ich find’s total super, also mich reizt das auch ein bisschen, das vielleicht irgendwann mal tatsächlich zu tun, aber man muss sich natürlich ein bisschen entscheiden, weil auf allen Hochzeiten tanzen kann man nicht. Und das ist ja auch die Challenge, die guten Dressurreiter in der Working Equitation haben Probleme am Rind und die, die gut am Rind laufen, haben vielleicht Probleme in der Dressur. Diese Vielseitigkeit, die ist da natürlich auch sehr interessant.
[SPEAKER 2]Nun, haben wir ja verstanden, es gibt Reining, es gibt Pleasure, es gibt viele Unterkategorien, also junge Pferde, junge Reiter, in verschiedenen Mixturen gibt es das Ganze, es gibt die Rinderarbeit, du selber bist höchst erfolgreich im Sport unterwegs, vielfache Teilnehmerin bei Europameisterschaften, Trägerin des Golden Reitabzeichens, was reitest du denn?
[SPEAKER 1]Fast alles. Außer Raining und das nur ein bisschen. Also ich bin ein großer Fan der EWU, weil die erste Westernreitunion Deutschland, wo alle Rassen zugelassen sind, verbietet zum Beispiel dreijährige Pferde im Sport, also unterm Sattel. Und die haben ein tolles Programm für Jungpferde, 4- und 5-Jährige, die dann nur in ihren Altersklassen laufen. Und auch wo das Gang, ein bisschen wie eine Materialprüfung, wird Gangwerk, große Linien, viele Übergänge, das Gangwerk wird beurteilt, der Gesamteindruck. Und auch da gibt es eine Basis, eine Raining und einen Trail. Deswegen bin ich auch dieses Jahr Raining geritten, die Jungpferde-Raining, die ist dann so ein bisschen entschärft, dass das Jungpferd noch nicht so belastet wird. Und das ist eine ganz, ganz tolle Klasse, um ein Jungpferd an Sport ranzuführen, weil die ein bisschen länger ist, man dem Pferd helfen darf und das Jungpferd sich perfekt an Sport gewöhnen kann, alleine in der Halle sein, die Richter da. Ich persönlich, ja es gibt in der EWU auch eine Disziplin, die heißt Super Horse, die gibt es nirgendwo anders in keinem anderen Verband und die besteht aus einem Trail Part, das heißt Stangenarbeit, Schritt, Rapp, Galopp, Stangen, Rückwärts, Seitwärts, Hindernisse.
[SPEAKER 2]Also ein Trail, wie man ihn ähnlich ja auch bei Working Equitation beispielsweise sieht. Kleinere Aufgaben, wie so eine Art, ich nenne es mal Zirkeltraining, nur halt mit turniersportlichen Ambitionen. Verschiedene Stationen, die man absolvieren muss, über eine Stange, quer, Tor auf, Tor zu.
[SPEAKER 1]Genau, so Geschicklichkeitssachen. Genau, und also in der Superhaus haben wir den Trail Part, dann haben wir den Western Riding Part, das ist auch ähnlich wie in der Working Equitation, mit fliegenden Galoppwechseln, so zwei bis vier Stück auf bestimmten Linien. die sauber von hinten nach vorne durchgesprungen sein müssen. Dann haben wir ein Ranch Riding Part, wo die Pferde viel Rahmenerweiterung zeigen müssen. Extended Trot, also verstärkter Trap heißt bei uns Extended Trot, das sind alles die amerikanischen Begriffe. Und wieder zurück zum langsamen Trap, also zu zeigen, dass das Pferd durchlässig ist, schön antritt. Wir haben Extended Lobe und Langsam Lobe, also dass die antreten, aber immer wieder zurückkommen. Und dann haben wir noch den Raining Part. Also es ist auch eine Kombinationsklasse aus vier Teilen und da braucht man sehr sehr vielseitig sehr gut ausgebildete Pferde für. Das dürfen auch erst die Siebenjährigen und älter laufen und das ist eigentlich eine große Challenge, weil man ein sehr rittiges Pferd haben muss. Ähnlich wie bei der Working Equitation, die haben ja auch viele Hindernisse und fliegende Wechsel und Speed Sachen und so. Und das ist für mich so die Königsklasse, weil es alles verbindet. Aber ich reite auch alle Klassen einzeln. Ich reite den Trail einzeln mit Pferden. Ich reite die Western Riding. Das ist auch eine ganz tolle Disziplin. Western Riding heißt die. Da haben wir in der Regel zwischen sieben bis neun fliegende Wechsel. Auf dem Punkt müssen die auf bestimmten Linien sein. Eine Galoppstange und einen Stopp und rückwärts und einen kurzen Jog am Anfang. Und das ist halt so eine Durchlässigkeitsdisziplin. Das heißt, am durchhängenden Zügel, Kerzen gerade auf Linien, auf dem Punkt wechseln und gut lenken. Und auch wieder von hinten nach vorne natürlich sauber durchgesprungen, das ist uns auch sehr wichtig. Und halt alles am durchhängenden Zügel. Das macht es natürlich sehr, sehr challenging bei uns, weil das ist die hohe Kunst am Slack, nennen wir das, zu reiten. Weil das Pferd soll am Slack sich tragen, es soll nicht am Slack auseinanderfallen und rumeiern, wenn man das so sagen möchte.
[SPEAKER 2]Am Slack ist an einem hingegebenen Zügel?
[SPEAKER 1]Genau. An der Vorwärts-Abwärts-Haltung hingegebener Zügel, aber halt auf dem Punkt, auf der geraden Linie. sauber wechseln, da muss man die schon einen gewissen Grad versammeln führen. Das wissen wir ja alle, die Klassischreiter machen es mit sehr viel Aufrichtung in Hand und wir machen es halt am durchhängenden Zügel und das macht natürlich ein bisschen noch, das Pferd kann sich erstmal schneller ablenken lassen, weil wir nicht ganz die stetige Verbindung zum Pferdemaul haben und man muss natürlich sehr viel mit Beinen reiten und sehr viel über Körpersprache und das ist die hohe Kunst bei uns, am Ende am durchhängenden Zügel alles zu machen.
[SPEAKER 2]Ist ja auch eine Herausforderung in der Ausbildung, denn Westernpferde werden ja auch anders ausgebildet.
[SPEAKER 1]Ja, am Ende.
[SPEAKER 2]Am Ende, in dem was man sieht.
[SPEAKER 1]Genau, natürlich, spezialisiert.
[SPEAKER 2]Der Kern ist glaube ich dasselbe wie jetzt Dressur, Springen, Vielseitigkeit, wo auch immer. Oder auch Working Equitation, was ja am Ende ist ja so ein bisschen alles verwandt. Wie früh werden die Pferde angeritten?
[SPEAKER 1]Es kommt natürlich darauf an. Es gibt immer schwarze Schafe. Wir persönlich reiten die im Frühjahr an, wenn die dreijährig werden. Dann werden die zwei, drei, vier Monate geritten. Wir gehen erstmal wirklich viel ins Gelände, reiten viel am langen Zügel, Schritt, Trab, Galopp. Dann, wir persönlich, schmeißen die im Frühjahr, Mai, wenn die drei werden, raus, den ganzen Sommer und holen die jetzt rein. Im Herbst, wenn die Weiden zugehen, dann sind die dreieinhalb. Dann kommen die rein und dann werden die bei mir vorbereitet, um vierjährig im Mai, in der Regel, April, Mai ihr erstes Turnier zu laufen, was dann in der Regel die Jungpferde ist. Aber das ist alles vorwärts, abwärts, durchs Genick. Und das ist sowieso, ich denke das ist der große Unterschied. Wir Westernreiter reiten in der Vorwärts-Abwärts-Haltung, weil unsere Pferde auch dafür gezüchtet sind. Unsere Pferde sind nicht für Aufrichtung gemacht, zu 95% würde ich sagen. Es sind natürlich manche Pferde schon leider zu tief gezüchtet, die wirklich bergab laufen. Das gibt es ja immer, aber unsere Pferde können wir nicht in die Aufrichtung reiten. Wenn wir das tun würden, müssten wir sie quellen, weil sie einfach den falschen Ansatz dafür haben und den falschen Exterieur. Und das ist glaube ich der riesen riesen Unterschied, weil auch wir traben leicht, auch wir gollopieren die Pferde vorwärts. Unsere Pferde haben weniger Schwung, unsere Pferde haben weniger Aufrichtung und das ist glaube ich der ganz große Unterschied. Und natürlich auch in der Regel ein ruhigeres Gemüt, weil die einfach Ja, ich sag immer, die sind ein bisschen wie ein Labrador. Ja, die sind genügsam, unsere Pferde. Unsere Pferde brauchen ja auch nicht so viel Power, gerade die Allround-Pferde, die ja entspannt und alles langsam machen sollen, wie ein Klassisch-Pferd, was dann in den S-Spring gehen soll. Der braucht ja schon den Go und wirklich den Biss, um das zu wollen. Wenn der da entspannt hingollopieren würde, würde das ja auch nicht funktionieren. Und da ist unser Zuchtziel schon ganz anderes wie im Klassisch-Sportbereich, kann man so sagen.
[SPEAKER 2]Obwohl die Western-Pferde ja alle auch schon einen super Antritt haben.
[SPEAKER 1]Genau, die haben eine sehr, sehr starke Hinterhand. Die sind ja auch sehr muskulös schon als Fohlen, obwohl wir wirklich da nichts machen oder die extra füttern. Das kommt natürlich aus der Rinderarbeit. Die brauchen einen harten Stopp. Die müssen die Last hinten aufnehmen, um zügig anzuhalten, zackig umzudrehen und das volle Gewicht auf die Hinterhand zu bringen. Also wenn die diesen Sliding-Stop machen, wo die sich wirklich hinsetzen, auf den Punkt anhalten, sofort rumspringen und wieder rausgoloppieren, da brauchen die halt die richtige Hinterhand für, um das leisten zu können.
[SPEAKER 2]Und soweit ich weiß, heißt das Quarterhaus, ja auch Quarterhaus, weil es die Quartermeile, also die Viertelmeile, am schnellsten läuft.
[SPEAKER 1]Genau, das ist auch dem zu verdanken, dass das Pferd so eine starke Hinterhand hat und sehr gut Sprinter ist. Es ist ja auch in Amerika noch so, da ist natürlich dann auch wieder Thoroughbred, also Vollblut reingekreuzt, das dürfen wir reinkreuzen, das englische Vollblut, um zu veredeln. Aber die sind natürlich durch ihre Muskeln sehr sehr gut vom Antritt her. Über die Dauer halten sie es dann nicht, weil sie zu viele Muskeln haben fast. Aber das gibt es in Deutschland gar nicht, aber in Amerika gibt es tatsächlich noch die Quarter Mile Races für Quarter Horses.
[SPEAKER 2]Du bist selber ja rheinländische Meisterin, deutsche Meisterin, Europameisterin, aber gleichzeitig auch Trainerin. Wie ist so dein Anteil, möchtest du selber mehr trainieren, möchtest du weiterhin mehr reiten, also persönlich auf Turnier?
[SPEAKER 1]Genau, also ich reite wirklich gern Turniere, aber ich behandle meine Sportpferde, oder wenn ich ein Jungpferd anreite, ist mir das eigentlich egal, ob es ein Sportpferd oder Freizeitpferd werden soll. Ich versuche sie alle gleich zu behandeln und nicht auf Teufel kommen raus. Ich habe dort Gott sei Dank Kunden hinter mir, die hinter mir stehen und sagen, Linda, nimm dir Zeit, so viel wie du brauchst. Und das funktioniert sehr gut. Und ich reite gerne Turniere, weil es natürlich toll ist, sich was zu erarbeiten und dafür entlohnt zu werden. Also, das mögen wir ja alle. Und gerade dieses Jungpferdeprogramm, das kann man wirklich sehr schonend machen. Und es ist auch toll, Pferde auszubilden und dann für die Kunden zu präparieren, dass die Kunden damit erfolgreich sind. Und da kommen wir wieder dazu, dass ich viel coache und unterrichte. Und was wirklich sehr viel Freude macht, das mache ich jetzt immer mehr, ich gebe so circa acht bis zehn Auswärtskurse im Jahr. Und da freue ich mich über jeden, der kommt und jeden, der lernen will. Weil es ist eigentlich egal, ob Western oder Englisch oder ich hatte jetzt Working-Equitation-Leute schon dabei. Dieses Fährt-Gymnastizieren, vorwärts, abwärts, neue Ansätze, das macht immer unheimlichen Spaß und die Kursleute machen wirklich viel Spaß, wenn man neue Leute kennenlernt. Aber ich glaube, dass ich es so halb-halb mache und ich werde es auch noch weitermachen. Ich reite einfach zu gern.
[SPEAKER 2]Ich glaube, wenn man einmal auch ambitioniert Turnier reitet und du, man muss ja sagen, du bist ja Vollprofi, also du machst das, das ist quasi dein Auskommen, du bist Reiterin und Trainerin, aber der Trainerjob ist wahrscheinlich auch wichtig, um die Basis dafür zu bauen, dass man auch turniersportlich unterwegs sein kann, oder?
[SPEAKER 1]Genau, weil bei uns im Sport gibt es natürlich wenig bis kein Preisgeld, also das ist bei uns, reitet man nicht, um Preisgeld zu gewinnen, bei uns reitet man für Ruhm und Ehre und um das Training zu belohnen, aber Ja, ich bin Turnierreiterin durch und durch, ich mache es wirklich gerne und diese Kurse und so, das ist natürlich für mich schön zum Lernen auch, weil ich lerne erstens von jedem Pferd und zweitens von jedem Schüler, weil bei dem einen funktioniert die eine Übung, bei dem anderen die andere. Und mir ist schon wichtig, wenn ich Lehrgänge gebe, dass die Leute etwas verstehen und mitnehmen und wirklich das Zuhause besser machen. gerade in Hinsicht auf Kommunikation von Hilfengebung, dass es dem Pferd auch besser geht. Weil gerade unsere Westernpferde sind sehr genügsam und es gibt sehr viele Missverständnisse und ich habe immer das Gefühl, dass nach dem Kurs die Kommunikation etwas besser ist und die Leute mit den Pferden mehr Freude haben und die Pferde halt auch mehr bei der Arbeit.
[SPEAKER 2]Guckst du als Trainerin, auch als Reiterin, die so erfolgreich ist in ihrem Bereich, auch in anderen Bereichen und schaust dir was ab? Schaust du mal bei Ingrid Klimke, wie die ein Pferd ausbildet oder auf der anderen Seite vielleicht bei einem Springreiter, was der in schwierigen Situationen macht?
[SPEAKER 1]Auf jeden Fall. Gute Pferdeleute sind immer interessant. Da fahre ich auch wirklich gerne auf der Equitana und im Abreitezelt Leute kennenlernen und gucken und so. Natürlich Ingrid Klimke ist ein großes Vorbild. Auch wie sie mit den Pferden umgeht und Leistungssport reitet. Sie hat natürlich auch tolle Formate wie ihr, wo man das wirklich gut verfolgen kann. Und ich denke, da sollte man immer offen für sein. Man kann von jedem lernen, man muss vielleicht auch mal Sachen da lassen, aber ich glaube, das ist als Trainer auch sehr wichtig, sich weiter vorzubilden und nicht zu sagen, ich kann es jetzt und mache das immer so, sondern immer offen zu sein und immer sich weiterzuentwickeln.
[SPEAKER 2]Wenn du deine Trainingsphilosophie so in drei, vier Sätze verpacken würdest, was würdest du sagen?
[SPEAKER 1]Also ich denke Punkt 1 ist, man muss fair sein, aber konsequent. Das ist schon mal für das Pferdetraining das A und O. Punkt 2 ist, ich glaube immer an das Gute im Pferd. Ein Pferd macht nie absichtlich etwas falsch. Ich sage immer, wenn das eine Lösung würde, würde es das ja tun. Ich trainiere über Belohnung. Belohnen können wir das Pferd in Form von Pause durchparieren, langer Zügel. Und wenn das Pferd in diesem System es verstanden hat, wenn ich das mache, kriege ich meine Pause, macht ein Pferd nie was falsch. Also ich bin ein großer Gegner von diesem Wort Strafe, weil ich muss ein Pferd nicht strafen, weil es tut nichts absichtlich falsch. Man darf natürlich ein Pferd korrigieren. Aber wie gesagt, ich glaube immer an das Gute im Pferd und wenn das Pferd das körperlich leisten kann und man ihm genug Zeit gibt, dann kann das Pferd das irgendwann. Man braucht Talent und Zeit und dann kann man das alles auf sauberem Weg schön machen. Dann ist das keine Quellerei und für alle ein guter Deal. Ich sage immer, ich gehe einen guten Deal mit dem Pferd ein. Ein faules Pferd versuche ich nicht zum fleißigen Pferd zu machen. Ein fleißiges Pferd wird nie ein faules Pferd werden. Man muss sich in der Mitte treffen, dass es für alle in Ordnung ist.
[SPEAKER 2]Quasi immer Pferderecht aufs Pferd ausgerichtet, dann auch die Ausbildung und das tägliche Reiten taxieren.
[SPEAKER 1]Auf jeden Fall. Also es ist meine Verantwortung, dass es dem Pferd gut geht. Da geht’s ja los mit der Haltung, dass sie viel auf die Weide kommen, dass sie spielen dürfen. Und wenn das Pferd sich wohlfühlt und mich versteht, dass wir eine Fremdsprache lernen, dann ist das wirklich ein harmonischer Akt. Also dann ist auch Leistungssport pferdegerecht absolut zu erfüllen, wenn man Talent und Zeit hat. Wenn man eins von beiden nicht hat oder sogar beides nicht, wird’s halt leider oft hässlich.
[SPEAKER 2]Dann wird’s schwierig. Genau. Zusammen mit deiner Familie oder dem Rest deiner Familie betreibt ihr einen Stall in der Nähe von Gummersbach, also in Nordrhein-Westfalen im Bergischen Land, im Bergischen Oberland hast du gesagt.
[SPEAKER 1]Oberbergischen, genau.
[SPEAKER 2]im oberbergischen. Und deine gesamte Familie ist auch westernverrückt, kann man sagen.
[SPEAKER 1]Auf jeden Fall. Das ist besonders schön, mit der ganzen Familie zu arbeiten. Wir sind da reingeboren worden. Mittlerweile führen meine Mutter, die Petra Roth-Leckebusch, und meine Schwester Caroline Leckebusch, meine jüngere. Wir führen zusammen die Anlage. Und das macht auch zusammen besonders viel Spaß. Meine jüngere Schwester Caroline Leckebusch, die ist auch Trainer A, hat auch das Goldene Reitabzeichen, ist auch schon sehr erfolgreich. Mit der zusammen auf Turniere reiten, macht mir unheimlich viel Freude. Also alleine würde mir das wirklich nur halb so viel Spaß machen. Wir arbeiten im Team, wir ergänzen uns gut, wir helfen uns. Wenn einer weg ist, kümmert er sich um die Pferde. Wir haben immer tolle Auszubildende, wir haben so einen Ausbildungsbetrieb, die hochmotiviert sind, super mitarbeiten und das ist ein Riesenteam, was sich perfekt kümmert, damit es allen Pferden gut geht und wir alle einen einfachen Job haben.
[SPEAKER 2]Wie viele Pferde stehen da? 100
[SPEAKER 1]Pferde haben wir auf der Anlage. 100
[SPEAKER 2]Pferde? Und alle Richtung Western logischerweise?
[SPEAKER 1]Genau, also ich glaube wir haben zwei Freizeitpferde, die im Engelssattel ausreiten, aber sonst ist alles tatsächlich Western.
[SPEAKER 2]Und mehrheitlich Quarterhorse.
[SPEAKER 1]Genau, wir haben mittlerweile ein paar Appaloosa, wenige Pains, aber bestimmt 90% sind die Westernpferderassen.
[SPEAKER 2]Nun seid ihr Westernausbilder inzwischen ja auch angeschlossen an die Deutsche Reiterliche Vereinigung und du absolvierst gerade auch deinen Pferdewirtschaftsmeister.
[SPEAKER 1]Genau, ich bin der erste Jahrgang, der im Schwerpunkt Westernreiten den Pferdewirtschaftsmeister machen kann. Und da freue ich mich sehr, weil ich damals die Lehre in Zucht und Haltung machen musste, weil es kein Westernreiten gab. Also ist ja schon was her, 14 Jahre. Und mittlerweile gibt es jetzt den Meister an Schwerpunkt Westernreiten. Es gibt auch schon die Ausbildungslehre als Pferdewirt Schwerpunkt Westernreiter und schon seit sechs, sieben Jahren, glaube ich.
[SPEAKER 2]Ja, ich glaube auch, sechs, sieben Jahre.
[SPEAKER 1]Und jetzt gibt es den Pferdewirtschaftsmeister und der fehlt mir noch in meiner Dolce Vita. Deswegen mache ich den jetzt und dann vielleicht mal ganz irgendwann, wenn ich weniger reite, noch den Richter. Aber dann habe ich ausbildungstechnisch, glaube ich, so alles, was man in dem Beruf braucht.
[SPEAKER 2]Dann hättest du, glaube ich, die volle Palette, ne? Also werde Wirtschaftsmeister, Richter, selber die ganzen Erfolge in der Vita, ich glaube, dann ist auch alles erreicht.
[SPEAKER 1]Ja, also theoretisch natürlich, ne? Man wird jedes Jahr besser, man kann mit jedem Pferd neue Herausforderungen haben, aber dann habe ich so von der Ausbildung, glaube ich, ich habe sehr viel durch diese Trainerausbildung, ich habe den Trainer A auch gelernt, also, weil es ist ein großer Unterschied, ob man Reiter ist oder Reitlehrer. Und das musste gerade ich lernen. Ich bin damit groß geworden. Ich mache das alles automatisch. Ich habe das nicht im Ohr, wie mir das erklärt wurde. Zum Beispiel Leichttraben damals. Ich weiß noch, als ich elf oder zwölf ein Mädchen erklären sollte, wie es Leichttraben ist, habe ich gedacht, warum macht die das nicht einfach? Es ist doch nicht so schwer. Und dieses, was man tut, in Worte zu fassen, ist noch ein ganz anderer Prozess. Also ein guter Reiter ist noch nicht ein guter Trainer. Und da arbeite ich jetzt schon sehr lange an mir und mit jedem Kurs werde ich ja besser und lerne mehr und merke, was ankommt bei dem Schüler. Und da muss man diese EWU-Schiene, die an die FN angegliedert ist, diese Trainerausbildung, also eine Reitlehrerausbildung, die habe ich komplett durchlaufen und da habe ich wirklich viel gelernt. Weil gerade Gruppen Reitunterricht geben, dass jeder individuell gefördert wird, jeder hat bezahlt, jeder möchte was lernen. Das ist nochmal was ganz anderes und das ist eigentlich eine sehr schöne Herausforderung, sich da auch nochmal weiterzuentwickeln.
[SPEAKER 2]Und ich glaube, wie du sagst, mit jeder Erfahrung, die man da sammelt, verbessert man sich und fallt auch an seinem eigenen Ausbildungssystem.
[SPEAKER 1]Auf jeden Fall, man strukturiert es auch automatisch mehr, weil man muss es ja strukturieren, um Lehrgänge zu geben und man merkt so, wie man es macht und manchmal reite ich und überlege jetzt wirklich so nach dem Motto, ich filme mich selber, was mache ich denn da? Weil manchmal denkt man den Kunden, mach mal das und das und dann überlegt man, wie macht man es denn selber und das ist natürlich schön und bei dem einen Pferd mache ich es so und bei dem anderen Pferd mache ich es so und das muss ich halt lernen perfekt in Worte zu fassen und das ist, glaube ich, ein ewiger Prozess.
[SPEAKER 2]Würdest du sagen, dass es den Westernreizern generell hilft, jetzt auch in Kooperation mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung diese Berufe auch zu schaffen?
[SPEAKER 1]Auf jeden Fall, also der Pferdewirt und Westernreiten, wenn du da gut bist in dem Schwerpunkt Westernreiten, dann hast du auch schon Trainer B oder C, also das ist ein guter Einstieg für die jungen Leute, die müssen auch unterrichten dann in der Abschlussprüfung.
[SPEAKER 2]Also das gibt es quasi wie in vielen anderen Reitdisziplinen, Trainer C, damit steigt man ein, dann steigert man sich auf Trainer B und Trainer A ist quasi der höchst offiziell lizenzierte Trainer, der dann die Reitlehre vertreten darf.
[SPEAKER 1]Genau, und das ist ja eigentlich die Reitlehrer-Ausbildung. Es geht nicht so um Pferdetraining auch, aber hauptsächlich um die Reitlehrer-Ausbildung. Und der Trainer A ist halt dann Richtung Leistungssport, sagt man. Und das ist eine super Sache, dass man unterrichten lernt, weil das, wie gesagt, nochmal was anderes ist.
[SPEAKER 2]Schaust du dann auch mal hier und da anderen Trainern zu? Wir haben ja eben so gesprochen, wo kann man sich reiterlich was abschauen? Aber gerade gut didaktisch die Dinge aufzubereiten, ist ja auch eine Herausforderung für jeden Reitlehrer.
[SPEAKER 1]Genau, also ich war selber viel in den USA zum Trainieren, weil es da ja herkommt. Da habe ich unheimlich viel gelernt. Ich war, glaube ich, insgesamt 16 Mal in den USA und auch mehrere Monate zum Teil und so. Aber mittlerweile gehe ich gerne auf Kurse oder auf der Kitana und höre mir Dinge an, wo… Und das ist natürlich eure Plattform super interessant. Wie erklärt das ein anderer Trainer? Also diese Worte mal zu hören, um diese Strukturen kennenzulernen. Das ist auf jeden Fall super. Da kann man wirklich sehr viel lernen.
[SPEAKER 2]Das ist, glaube ich, auch sehr viel Handwerk. Also ich sehe es bei vielen Ausbildern. Ich war gerade auf einer Veranstaltung in Alsfeld, da waren fünf namhafte Trainer zusammen und die haben sich auch gegenseitig zugehört, weil es ist ja auch ganz viel, wie lege ich mir die Dinge zurecht vorher, wie bereite ich mich vor und dann setzt man die Dinge ja nur noch ineinander. Ganz plastisch gesprochen. Wie ist das in den USA? Sehen die das ähnlich? Wie ist das Training dort?
[SPEAKER 1]In den USA gibt es diese ganze Trainerschiene nicht. Da gibt es den Ausbildungsberuf nicht. Da ist das wirklich eher Leistungssport. Da passiert es allerdings mehr, dass Trainer mehr zusammenarbeiten. Zum Beispiel das Pferd läuft in der einen Disziplin bei dem einen Trainer und in der anderen Disziplin mit einem ganz anderen Trainer. Sowas gibt es in Deutschland sehr selten, dass wirklich Trainer da aktiv zusammenarbeiten, sich ein Pferd oder Kunden teilen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir in Deutschland so klein sind, dass die Leute froh sind, wenn die Kunden bei ihnen bleiben. Ich glaube, da haben wir in dem Sinne dann doch ein bisschen mehr Konkurrenzverhalten, wie in Amerika. In Amerika ist das großer Leistungssport und in Amerika machen die sehr viel auf dem Turnier, so geben die Clinics heißt das?
[SPEAKER 2]Masterclasses und Clinics.
[SPEAKER 1]Genau, dann erklärt ein Trainer zum Beispiel die Aufgabe für die Amateure. Und das kommt in Deutschland jetzt auch immer mehr, dass gerade die Amateure, die eventuell keinen Trainer haben, davon profitieren können, dass sie mal zuhören oder Fragen stellen können. Und das würde ich mir auch mehr wünschen in Deutschland, dass man vielleicht so ein Symposium macht, wo King-Equitation-Leute da sind, Western-Leute, Springen, Dressur, wo man sich mal ein bisschen austauscht, also die Gemeinsamkeiten sucht, Gegensätze und ich glaube da kann jeder von jedem lernen, also das ist eine super Sache.
[SPEAKER 2]Großartig. Am Ende eines jeden WeHouse-Podcasts gibt es natürlich jetzt auch für dich die vier obligatorischen Fragen. Ich bin schon ganz gespannt, was du antworten wirst. Und ich möchte dich zunächst fragen, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 1]Love it, change it or leave it.
[SPEAKER 2]Kurz und knackig. Sehr gut. Dann Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich besonders geprägt hat?
[SPEAKER 1]Also ganz klar meine beiden Eltern. Das sind beide tolle Pferdemenschen. Meine Mutter hat mich immer gemanagt, hat den ganzen Laden im Griff schon immer. Mein Vater ist ein herausragender Pferdemann, mit vierigen Pferden gearbeitet, also durch die bin ich ein richtiges Pferdemädchen geworden, auf jeden Fall.
[SPEAKER 2]Und er ist glaube ich in Spanien inzwischen, oder?
[SPEAKER 1]Ja, teilweise. In Deutschland im Sommer und im Winter, da wo schönes Wetter ist.
[SPEAKER 2]Beneidenswert. Dann Nummero drei. Wenn du Reitern oder Pferdemenschen dieser Welt eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 1]Emotionslos reiten. Nicht böse werden, wenn was schief geht. Immer das Gute im Pferd suchen. Das ist, glaube ich, das, was ich sagen würde.
[SPEAKER 2]Und nie ungerecht werden.
[SPEAKER 1]Genau. Also wenn man emotionslos schafft zu reiten, ist man da schon ganz gut. Immer fair bleiben. Immer an das Gute glauben im Pferd.
[SPEAKER 2]Und Nummer vier, vervollständige bitte diesen Satz, Pferde sind für mich.
[SPEAKER 1]Mein Leben, glaube ich.
[SPEAKER 2]Perfekt, großartiges Schlusswort, könnte man sagen. Du bist auf Facebook, auf Instagram, man kann dir folgen.
[SPEAKER 1]Klar, genau. Ich habe eine Becoming-a-Shower-Seite auf Facebook, wo man immer den Weg von meinen Jungpferden sieht, wie sie sich am Turnier entwickeln, vom Anfang bis zur Karriere im Idealfall und es freut mich da ein paar Dinge zu posten und die Leute einfach an Pferden teilhaben zu lassen.
[SPEAKER 2]Hast du auch Spaß an Social Media, machst du das gerne?
[SPEAKER 1]Mach ich schon wirklich gerne, weil man einfach so ein bisschen die Arbeit dokumentieren kann, auch für sich selber, dann geht man nochmal zurück und guckt, was da vor fünf Jahren war und es ist einfach eine schöne Plattform, um sich auszutauschen, auch zu sehen, wie läuft’s in Amerika bei den Freunden und so, also man ist in touch mit allen, find ich super.
[SPEAKER 2]Ist da eine große Social Media Western Szene in den USA?
[SPEAKER 1]Ja, wahrscheinlich größer wie hier, genau. Auf jeden Fall.
[SPEAKER 2]Wir werden das sehr, sehr genau verfolgen. Höchstinteressanter Einblick in den Westernsport und wir drücken weiterhin alle Daumen. Vielen Dank, Linda Lecke-Busch-Stark.
[SPEAKER 1]Ja, vielen Dank. Thanks for having me, wie die Amis sagen.
[SPEAKER 2]Ja, thanks for having you. Bye, bye.
[SPEAKER 1]Bye.
[SPEAKER 2]Falls euch unser Podcast gefällt, lasst bitte eine Bewertung da in der Podcast-App, in der ihr euren Podcast hört oder bei Facebook oder Google. Bis zum nächsten Mal beim wehorse-Podcast.