Zur Übersicht

#160 Generationen-Gespräch mit Laura Nettelbeck und Wolfgang Marlie

In seiner Kindheit lernte Wolfgang Marlie Pferde als Arbeitskräfte kennen, die in ihren Rollen funktionieren mussten. Eine andere Art mit Pferden umzugehen kam erst über junge Reitschüler, wie Laura Nettelbeck es damals war, als Möglichkeit zum Vorschein.

In dieser Folge des wehorse-Podcasts sprechen Wolfgang Marlie und Laura Nettelbeck über die Entwicklung der Ideen hinter ihrer Arbeit mit Pferden.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 1]

Heute zu Gast in einem Doppelinterview, Laura Nettelbeck und Wolfgang Marlie.

[SPEAKER 1]

Eine absolute Premiere bei uns.Das erste Mal ein sogenanntes Generationen-Interview.Ich weiß gar nicht, ob es dieses Wort wirklich gibt.Vielleicht haben wir es auch erfunden.Einige von euch kennen sicherlich den Online-Kurs Angst überwinden, ausreiten, endlich genießen.Dort zeigt bei uns Laura Nettelbeck, wie man konkret die Angst vor Stresssituationen überwinden kann.Und sie macht das Ganze mit ihrem Mentor Wolfgang Mahli. Wolfgang, mit dem wir auch schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten, stammt aus der Nähe Lübecks, betreibt in Scharbeutz, unweit der Ostseeküste, eine Reitschule und er und auch seine Reitschule haben inzwischen deutschlandweite Bekanntheit erlangt.Sein besonderes Steckenpferd ist es, seine Schüler für die feine Kommunikation mit dem Pferd zu sensibilisieren.Häufig kommen seine Schüler auch mit einem konkreten Problem, Beispielsweise im Umgang mit ihren Pferden zu ihm.Das mentale Training seiner Schüler spielt bei der gemeinsamen Arbeit aber ebenfalls eine große Rolle.Und aus dieser Kombination aus Laura und Wolfgang ist die Idee eines Generationeninterviews entstanden.Was haben die beiden voneinander gelernt? Wo unterscheiden sich die hippologischen Blickwinkel auf das Pferd?Wie sind beide unterschiedlich oder auch ähnlich geprägt worden?Es ist also ein spannender und wahrer Blick über den Tellerrand.Ein Blick über den Tellerrand bietet auch ein neues Feature bei uns auf WeHorse.Einige haben es vielleicht schon mitbekommen, wir haben seit einigen Wochen die sogenannten Superkurse.Knapp ein halbes Jahr haben wir daran gearbeitet.Was sind die Superkurse?Sie gehen deutlich tiefer, haben coole Funktionalitäten wie Quizzes, Textbausteine. Merklisten, alles für euch direkt im Zugriff.Es ist aus unserer Sicht die nächste Generation des Lernens und des Wissens im Pferdebereich, exklusiv für alle Wii Host Nutzer, sowohl im Browser als auch in der App verfügbar.Ihr müsst einfach schauen, wenn ihr Wii Host nutzt, seht ihr Kurse, da steht Superkurs dran.Dann wisst ihr, das ist einer von denen.So viel noch als Information von uns.Und jetzt würde ich sagen, wir steigen rein.Auf geht’s. Hallo Christian.

[SPEAKER 3]

Nicht eingeübt, aber ihr seid schon… Aber gut eingespielt.

[SPEAKER 1]

Aber gut eingespielt.Wir machen heute ein kleines Experiment gemeinsam, denn wir machen ein Generationen… Gespräch oder Generationen-Interview.So haben wir es überschrieben.Und das Tolle daran ist, ihr beide arbeitet seit vielen Jahren eng miteinander.Du, Laura, bist bei Wolfgang quasi hippologisch und reiterlich groß geworden.Und ihr beide habt sehr viel voneinander irgendwo auch gelernt.Wenn wir mal bei dir starten.Was hast du eigentlich von Wolfgang für deinen ganz persönlichen Weg, Bis heute mannigfaltig unterwegs, zum Beispiel auch bei uns auf Rios mit einem eigenen Kurs, aber bist Behandelspferde hier in Schleswig-Holstein, darüber hinaus, bist Reiterin, Pferdemensch.Was hast du von Wolfgang gelernt?

[SPEAKER 4]

Vor allem diese Idee, sich auf Pferde einzulassen, also meinen eigenen Kopf quasi auf Pferde einzustimmen.Also natürlich auch, also ich habe als Kind, ich bin als Kind hierher gekommen und habe ganz, ganz viel zugeguckt, habe so meine ersten Runden an Allonge hier gedreht. hab dann technisch hier natürlich sehr viele Übungen im leichten Sitz gemacht und hab dann aber eben immer weiter dieses Verständnis fürs Pferd, das war eben das, was mich hier so begeistert hat.Und ich weiß noch, dass in einem der ersten Kurse, die ich dann hier mitgemacht habe, hat Wolfgang am Anfang gesagt, in diesem Kurs bilde ich euch alle zu Pferdeflüsterern aus.Und dann habe ich so gedacht,

[SPEAKER 1]

Werd ich jetzt Monty Roberts?

[SPEAKER 3]

Ja, genau.

[SPEAKER 4]

Eine Woche, yes.Das war aber eben ja genau diese Idee von Wolfgang, eben nicht Unterricht zu erteilen, sondern die Leute, seine Schüler darin auszubilden, selber Pferdeausbilder zu sein. Und das war einfach das, was mich immer so fasziniert hat, weshalb ich einfach immer schon quasi von klein auf Lust hatte, mich mit Pferden zu beschäftigen, die es aus irgendwelchen Gründen nicht so leicht haben im Leben.Und genau, das ist für mich so dieses vorrangig Prägende, genau eben zu gucken, wo kann ich das Pferd abholen und wie kann ich dem Pferd vor allem helfen.

[SPEAKER 1]

Bewerbung!Ich darf euch ein weiteres Mal unseren Partner Y-Food vorstellen.Es handelt sich um Trinkmahlzeiten, die milchbasiert und in Teilen auch vegan sind.Und die kommen in Flaschenform, sind deswegen mega praktisch, zum Beispiel im Stall.Ich nutze sie, wenn ich mal auf dem Weg zu einem Podcast bin und etwas zu mir nehmen möchte.Das Ganze gibt es in unzähligen Sorten.Zu den Klassikern zählen Schoko, Vanille oder Cold Brew Coffee.Aber inzwischen gibt es auch fruchtige Varianten, zum Beispiel Mango. Das ist eine Sorte, die ich sehr gerne mag.Ich mag es so ein bisschen fruchtiger.Und das kommt mir sehr zu Pass, denn das sind ganz neue Sorten, die entwickelt wurden von YFood.Und für alle WeHorse-Podcast-Hörer gibt es exklusiv 10% Rabatt im Webshop der Kollegen. Und der Code lautet WeHorse-Podcast.Und ihr findet den Shop von YFood unter www.yfood.eu.Das ist Y-F-O-O-D.eu.Und wie gesagt dort mit dem Code WeHorse-Podcast exklusiv für euch 10% Rabatt.Also wohlbekommens, Prost und viel Spaß. Wir hatten dich Wolfgang ja schon vor vielen, vielen Folgen bei uns im Podcast.Wir sind jetzt so in den 160er Folgen wird das sein.

[SPEAKER 2]

Aber nicht mit mir.

[SPEAKER 1]

Er könnte sogar einstellig gewesen sein.Also ganz am Anfang, da haben wir schon viel über deine Methodik oder auch deinen Weg zu den Pferden erfahren.Verlinken wir natürlich auch für euch noch in den Shownotes.Wie war eigentlich dein erster Pferdekontakt?Wie bist du mit Pferden in Berührung gekommen?

[SPEAKER 2]

Erstmal hier ganz normal auf dem Dorf haben mich Pferde fasziniert, weil ich sie als Arbeitstiere erlebt habe. als Dienstleister erlebt habe.Und ich fand ihre Kraft, ihre Ausstrahlung, fand ich so eindrucksvoll, dass sie mich immer fasziniert haben.Aber ich habe dann Gelegenheiten genutzt, um hier in der Gärtnerei, die dann Pferde hatten, um Kartoffeln aufzuhäufeln oder sonst welche, Arbeit mit Pferden zu verrichten, dann auf diesen Pferden sitzen zu dürfen und mit ihnen zusammen eben einfach Arbeit zu verrichten. Und ich fand es immer faszinierend, in der Nähe von Pferden zu sein.Ich muss aber dazu sagen, dass, weil eben ja Laura angesprochen wurde, das Thema, was hat sie oder was hat uns miteinander verbunden, dass ich sehr beeindruckt war.Ich bin jemand, der so ein bisschen, sagen wir mal, militärisch geprägt ist.Diese Grundordnung, die da herrscht.

[SPEAKER 1]

In den 50er-Jahren einfach noch, nach dem Zweiten Weltkrieg?

[SPEAKER 2]

In den 50er-Jahren habe ich angefangen, mit Pferden mich zu beschäftigen.Und da waren Pferde wirklich Dienstleister.Und sie hatten zu funktionieren.Und so bin ich an Pferde rangekommen, dass die Grundidee eben die war, dass Pferde niemals freiwillig sich mit Menschen bereit sind zu beschäftigen, sondern man muss sie zwingen zur Leistung. Damals, relativ früh, kam Laura dann dazu.Sie war eine mit der ersten, die mir plötzlich einen anderen Blick auf Pferde ermöglicht haben.Nämlich, dass man Pferde mögen kann und dass man Pferde auch begeistern kann für das Zusammensein mit Menschen.Das war für mich früher unvorstellbar.Sie hatten zu funktionieren, sie hatten zu gehorchen und man musste sich durchsetzen und man musste sie zur Arbeit zwingen. Das war die Idee.Ich war so ein bisschen angefangen, so ein bisschen als Funktionär.Es musste funktionieren.Und in dem Sinne habe ich mich für Pferde auch interessiert.Wie kann ich dafür sorgen, dass sie gut funktionieren?Und dann kommt so jemand wie Laura, damals noch als kleines Kind hierher und hat so eine Liebe und eine solche Begeisterung für Pferde.Und ich sehe dann, dass solche Menschen oft ganz wunderbare Dinge mit Pferden machen können, von denen ich mir nicht vorstellen konnte, dass es sie überhaupt gibt, dass das geht.Und das waren so die ersten kleinen Denkanstöße durch die Erlebnisse, die Kinder mir serviert haben oder ältere Menschen oder Menschen, die eben einfach Pferde um ihr Selbstwillen mögen.Und damals ging es mir zugegebenerweise, wenn ich ehrlich bin, doch sehr um Leistung.Und wir sind so ein bisschen in unserer Gesellschaft prägt darauf, Leistung zu erbringen, die auch nach außen sichtbar wird und von allen anderen anerkannt wird.Also im Außen zu sein.Und das waren meine Anfänge.Und ich habe sehr immer darüber nachgedacht, wie ich das hinkriege, dass die Pferde sich so verhalten, wie ich mir das wünsche.Und dann über meine Misserfolge, dass Pferde nicht so einverstanden waren mit mir.Und durch Beispiele, wie gesagt, wie Laura, die plötzlich mit einem Pferd spielen konnte, auf eine Weise, dass ich nur verblüfft daneben stehen konnte, ja, hat mich das bewogen, nochmal immer wieder neu drüber nachzudenken.

[SPEAKER 4]

Können wir so als Zitat direkt zu Papier bringen, Wolfgang Marley Doppelpunkt, Laura Nettelberg hat mein Leben verändert.

[SPEAKER 1]

Dann haben wir doch jetzt in dem Podcast schon alles erreicht.

[SPEAKER 3]

Ja, jetzt die vier Wehors-Fragen und fertig sind wir.Für mich ist alles gesagt.

[SPEAKER 2]

Ja, wenn es so ist, wenn wir da keine Antwort dazu brauchen, wenn wir keine Erklärung dazu brauchen, warum.

[SPEAKER 1]

Aber noch einmal auf deine Anfänge damals, weil in der Nachkriegszeit, du hast ja gesagt, sehr militärisch geprägt, noch so aus der preußischen Tradition der Kavalerie heraus.Gab es denn trotzdem da auch schon Ansätze für dich, dass ich mit Pferden auch Spaß haben kann oder Spaß haben will?Oder war es wirklich, da sie auch in der Landwirtschaft eingesetzt wurden, nicht nur militär, logischerweise, dass es wirklich nur um die, wie du sagst, Dienstleistung des Pferdes geht?

[SPEAKER 2]

Ja, wenn ich ganz ehrlich bin, war ich damals sehr zufrieden und glücklich und einverstanden mit meinem Pferd, wenn es sich so verhalten hat, wie ich mir das gewünscht habe.Aber entsprechend tief der Frust war, wenn dieses Pferd plötzlich überhaupt nicht mehr bereit war, sich auf mich einzulassen.Und diese daraus resultierende, doch manchmal sehr schwer wegen schlechter Laune, die mich dann manchmal über Tage, manchmal über Wochen in dem Griff hatte, hat mich dann oft auch überlegen lassen, ob ich überhaupt weitermachen möchte, weil der Frust, den ich eben dort erlebt habe, mich immer wieder ins Nachdenken gebracht hat.Mache ich jetzt weiter überhaupt mit Pferden oder mache ich nicht weiter?Und dieses Nachdenken hat allerdings durch diese Beispiele, die ich erlebt habe, insofern hat Laura völlig recht, sie war ein Teil des Umdenkens.Es gab noch ein paar mehr, die das gemacht haben, aber Laura war schon sehr gravierend daran beteiligt.Und dieser Spaß, wie gesagt, auf dem Turnier, ich war nie ein Turnierreiter von meiner Überzeugung her, dieses um Mitternacht irgendwie aufzustehen, um sein Pferd fürs Turnier fertig zu machen.Bei Nieselregen und schlechten Wetter und morgens dann im Morgengrauen vor schlecht gelaunten Richtern. Dann einsame irgendwelche Runden zu drehen, das fand ich immer ziemlich absurd.Da irgendwas zu präsentieren, das war eigentlich überhaupt nicht meine Welt.Ich hatte allerdings das Gefühl, ich musste es hier aus beruflichen Gründen wenigstens ein bisschen pflegen.Ich habe es nie intensiver gemacht.Aber trotzdem war es eben ein schönes Gefühl, in der Siegerehrung vorneweg zu reiten.Nur nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Und der Erfolg ist natürlich, wenn ich jetzt an einem Wochenende an einer Prüfung teilgenommen habe und sie auch gewonnen habe, vielleicht sogar mehrere Prüfungen gewonnen habe, dann dieses mit stolz geschwellter Brust nach Hause zu fahren, war schon ein schönes Gefühl.Dann aber ehrlicherweise vor dem nächsten Turnierstart dieses Lampenfieber zu haben, ob ich das auch bereit bin oder in der Lage bin zu reproduzieren, das war dann plötzlich gar nicht mehr so lustig.Und da war ich es irgendwann leid, dieses Abenteuer, dieses himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt.

[SPEAKER 1]

Diese Volatilität.

[SPEAKER 2]

Das war dann eben die Kehrseite der Medaille.Und das hat mich, wie gesagt, ins Grübeln gebracht.Und ich bin dann irgendwann im Laufe der Jahre zu dem Schluss gekommen, dass man das eigentlich gar nicht braucht.Es gibt andere Möglichkeiten, sich für Pferde zu begeistern.Und ja, durch die Vorbilder, die ich eben kennengelernt habe, die mich zum Nachdenken und Umdenken gebracht haben, ist es heute eben eine völlig andere Situation, dass ich jetzt so einen Spruch habe, der heißt, es ist nicht wichtig, mit Pferden gut zu sein, heute ist es mir wichtig, Pferden gut sein zu können.Das heißt, meine Einstellung hat sich total verändert, dass ich heute dankbar sein kann, mit einem Pferd überhaupt was machen zu dürfen, dieses Privileg zu haben, mit diesen Tieren umgehen zu dürfen. Und das ist das, was ich versuche hier dann im Unterricht auch den Leuten anzubieten, die so unterwegs sind, wie ich früher unterwegs war.Und denen die Möglichkeit zu zeigen, dass man sehr viel Freude am Pferd haben kann, einfach, wenn man neugierig genug ist und wenn man Freude am Experimentieren und am Ausprobieren hat und es nicht vom Ergebnis abhängig macht. Also ein bisschen mehr dieser wissenschaftliche Anspruch, einfach zu forschen und weiter mehr wissen zu wollen.Und das hat mich auch dazu gebracht, eben Unterricht geben zu wollen, weil ich sehe Unterricht nicht als eine Sache, wo man sich hinstellt und anderen Leuten verkündet, was man alles weiß und was man alles kann und dass sie einem nur glauben müssen, sondern ich habe den Unterricht immer benutzt als eine Idee der Interessengemeinschaft, dass eben wenn damals Laura mit acht Jahren zu mir kam und eine Frage hatte, dass mich das oft nachdenklich gemacht hat und dass ich vielleicht diese Frage gar nicht beantworten konnte.Und erst durch die Art, wie sie gefragt hat, ich gedacht habe, das ist ein Thema, das lohnt sich, es zu vertiefen.Warum zum Beispiel sehr oft Kinder besser in der Lage sind, mit Pferden umzugehen, in bestimmten Bereichen, als es Erwachsene können. die vielleicht technisch sehr gut sind, aber trotzdem immer sehr verspannte Pferde haben.

[SPEAKER 1]

Das Gefühl nicht haben.

[SPEAKER 2]

Weil sie vielleicht ehrgeizig sind, vielleicht weil sie perfektionistisch veranlagt sind, dann eben nicht mehr das Gefühl für das Pferd haben, sondern dieses Pferd eben benutzen, um selber gut dazustehen. Und die Pferde haben sofort eine unheimliche Sensibilität für eine wohlwollende Einstellung des Menschen.Die sind wahnsinnig empfindsam, wenn man nur mit einer schlechten Idee, mit schlechter Laune, weil einen einer nicht freundlich genug auf dem Hof begrüßt hat.Und man geht da mit dieser Haltung, mit dieser Idee, dass man eigentlich sich so ein bisschen geärgert hat, gerade eben in die Nähe eines Pferdes.Und schon fühlt dieses Pferd sich in irgendeiner Weise bisschen bedroht.Als Beute- und Fluchttier ist es darauf angewiesen, offensichtlich ganz feine Antennen für solche Strömungen zu haben.Und das fasziniert mich heute immer mehr, dass Pferde sich eben einladen lassen, mitnehmen lassen, von guter Laune anstecken lassen, nachdem ich früher immer dachte, man muss sie zwingen zur Mitarbeit, dann eben festgestellt habe im Laufe der Jahre, dass Pferde so sehr gelernt haben im Laufe der Jahrtausende, sich auf Menschen einzustellen und ihre Stimmung mit aufzunehmen.Und diese Lektion, die durch diese lange Zeit entstanden ist, Pferde heute eigentlich sich in der Evolution so verändert haben, erstmal natürlich schon von der Größe und von der Art, wie sie mit uns zusammenarbeiten können, aber vor allen Dingen für ihre Sensibilität, von ihrer Affinität den Menschen gegenüber, die ganz, ganz ungewöhnlich ist.Das erlebt man nur noch bei Hunden und die haben wir ja auch schon seit tausenden von Jahren als Begleiter der Menschen, wo sich dann durch Evolution offensichtlich diese Affinität herausgestellt hat.Es gibt sonst keinen Äquiden, mit dem man so umgehen kann wie mit unseren Pferden.Und diese unglaubliche Art, sich auf uns einzulassen, das zu erkennen, dass es nur an uns liegt oder nur an mir liegt, wenn ich mit dem Pferd umgehen will, ihm den Rahmen zu geben, dass er sich auf uns einlassen kann.Das ist die Faszination, die ich jetzt jeden Tag immer intensiver erlebe.

[SPEAKER 1]

Laura, hättest du unter den Bedingungen, die Wolfgang beschreibt, damals als er angefangen hat, mit Pferden in Kontakt zu kommen, hättest du das auch durchgezogen?Wärst du auch bei den Pferden geblieben?Du bist natürlich aus einer ganz anderen Generation, ganz anders zu den Pferden gekommen, aber wäre das für dich damals eine Option gewesen, so mit Pferden zu arbeiten, wie es damals in den 50ern war?

[SPEAKER 4]

schwer zu beantworten.Also grundsätzlich würde ich natürlich jetzt ja sagen, weil sie mich einfach begeistern.Von daher würde ich vermuten, dass sie mich damals auch begeistert hätten, aber das waren natürlich ganz andere Umstände.Und ich finde auch zu dem, was Wolfgang jetzt sagt, also natürlich gefällt mir die Idee, dass ich eigentlich Wolfgangs pferdisches Leben verändert habe. Aber realistisch betrachtet muss ich sagen, dass er schon relativ viele Ideen im Umgang mit Pferden hatte, als ich hierher kam mit acht und ich eben diese andere Ebene mit Pferden umzugehen dadurch quasi so von Anfang an kennengelernt habe. Also ich habe irgendwie vorher mal Ponyreiten auf Sylt oder auf dem dicken Norwega auf dem Bauernhof durfte ich meine Runden drehen.So hatte ich meine Erlebnisse mit Pferden.Ich glaube ich war einmal vorher auch schon auf dem Ponyhof, wo es eben auch einfach, es ging halt um Ausreiten.Also ich weiß, dass mein erster Galopp war eben, es kam eine Galoppstrecke und es hieß eben halte dich fest und lehne dich nach hinten.Es war natürlich alles ohne Sattel. Und dann sind wir da durch die Gegend gebrettert und dann war ich eben hier, mein Vater hat hier im Ort Kurse gegeben, völlig Pferdeunabhängig und dadurch konnte ich aber eben immer mit hier herkommen, also mein Vater hat immer stolz all seinen Freunden erzählt, seine Tochter würde mit zu all seinen Seminaren kommen.

[SPEAKER 1]

Was hat der für Seminare gemacht?

[SPEAKER 3]

Kalligrafie und Kinderlieder.

[SPEAKER 1]

Okay, das ist was ganz anderes.

[SPEAKER 4]

Aber ich hatte halt dadurch immer die Möglichkeit, ich komme ja mitten aus Hamburg, das heißt da waren alle Pferde ein bisschen weiter weg, ich hatte aber eben immer dadurch die Möglichkeit ja mit hierher zu kommen und hab dann eben immer hier auf der Tribüne gesessen und zugeguckt und dann eben wie gesagt damals auf dem Pony Ilka meine ersten Longenstunden gehabt.

[SPEAKER 1]

Kannst du dich noch daran erinnern Wolfgang, wie sie das erste Mal hier war?

[SPEAKER 3]

Natürlich, ich habe ja sein Leben verändert.Ich kam hier auf den Hof, er strahlte.

[SPEAKER 2]

Das gehört für mich noch ins Kurzzeitgedächtnis und das ist ganz schlecht.

[SPEAKER 4]

Und es gab dann, es gab drüben, gab es immer die Regel, ich darf immer hier auf dem Hof sein.Also die hat mein Vater aufgestellt, ich muss nur zu den Essenszeiten pünktlich sein.

[SPEAKER 1]

Da musstest du zur Kalligraphie-Truppe wieder rüber.

[SPEAKER 4]

Genau, das war ja auch in meinem Sinne, ich esse auch gerne, aber da wussten immer alle Teilnehmer, sobald ich den Raum betrat, haben immer alle gesagt, oh, es muss gleich Essen geben, weil ich war auf die Minute, es war Ehrensache, war ich zurück, aber ansonsten war ich eben die ganze Zeit hier und hab zugeguckt und zugehört und das eben so auf diese Weise kennengelernt. Das ist so, wo ich immer wieder merke, dass viele Leute genau das, was Wolfgang beschreibt, ja erst quasi so ihren Weg in den freundlichen Umgang mit Pferden finden mussten, weil sie einen anderen Weg kannten.Und ich hatte quasi ja relativ von Anfang an diesen Weg für mich, mich auf Pferde einzulassen und eben anders mit Pferden umzugehen. Darum habe ich nie so sehr das gehabt, was ich von vielen Kollegen und so höre, die sich erst mal sozusagen so frei strampeln mussten.Also ich wollte immer schon andere Wege gehen, weil ich diese anderen Wege von hier kannte.Also für mich war es dann eher irritierend.Ich habe natürlich jede Chance genutzt, irgendwie reiten zu dürfen.Aber wenn ich dann in einer normalen Reitschule war, hieß es eben, plötzlich setz dich gerade hin, mach die Beine ran und nimm die Zügel auf.Und hier hatte ich nun auf Ilka ja gelernt, den Zügel langzulassen, im leichten Sitz zu reiten und zu gucken, wie es Ilka damit geht. Das war dann in vielen Reitschulen im Hamburger Speckgürtel den Leuten herzlich egal.Da war eben wieder dieses Prinzip immer der erste galoppierte ans Ende wieder ran und darauf nahm man nur sehr in Maßen Einfluss. Insofern war eben, wenn dann, ich weiß noch, dass meine Freundinnen aus der Schule, die waren eben viel in solchen Reitschulen und dass die dann gesagt haben, heute muss ich wieder den reiten, der beißt immer beim Satteln und so.Und dann habe ich halt sofort leuchtende Augen gekriegt und habe gesagt, hast du das denn mal mit dem geübt?Und dann haben die mich aber total irritiert angeguckt und haben gesagt, das dürfen wir gar nicht. Aber du kannst doch irgendwie drum herum, du kannst doch gucken, ob man dem das nicht irgendwie erklären kann, dass Satteln gar nicht schlimm ist.Aber das war eben, weil ich das von hier natürlich kannte, hier wurden die Schulfährte frei in der Reitschule, in der Reitstunde gesattelt und so.Das waren irgendwie so die Maßstäbe, die ich hatte.Und dadurch habe ich eben dann so eine andere Herangehensweise immer schon quasi mitgebracht. Also darum profitiere ich natürlich da sehr von dem Weg, den Wolfgang hatte und kann dadurch noch weniger einschätzen, wie es mir mit diesem ganz anderen System gegangen wäre, weil ich solche Systeme halt immer schon eher gemieden habe.

[SPEAKER 1]

Was sind für dich die Eckpfeiler der Methode von Wolfgang, die du für dich selber übernommen hast?

[SPEAKER 4]

Naja, es sind ja so ein bisschen, also ich finde man muss es so ein bisschen trennen, weil es einmal ja sozusagen das Technische gibt, was für hier steht.Also es ist ja zum Beispiel als technische Geschichte dieser Zischlaut für rückwärts.Daran erkennt man in Reitschulen oder in Reitstellen immer, in Reitschulen nicht, sondern in anderen Reitstellen, wo eben Pensionspferde sind. Als ich früher noch richtig viel als Trainerin unterwegs war, wusste ich immer, da muss jemand schon mal bei Mali gewesen sein, wenn der gezischt hat, um sein Pferd rückwärts gehen zu lassen.Und dann haben wir eben hier auch so ein paar Sachen, wie einfach der Umgang mit der Gerte und das Schnalzen und das Abstreichen mit der Gerte und so.Das sind halt so technische Sachen, die natürlich entscheidend sind, weil sie eine Klarheit fürs Pferd schaffen. Aber für mich eben immer das noch viel Größere ist so die Geschichte, die im Kopf passiert.Also zu mir hat mal jemand gesagt, ich glaube, die wollte irgendwie, dass ich ihr Pferd mitreite oder so, und sie sagte, das Pferd sei nach Mali ausgebildet.Und da habe ich dann so für mich gedacht, okay, das bedeutet für sie, dass das Pferd auf Zischen reagiert und das Gärte anlegen und abstreichen kennt und so. Für mich ist aber die Methode Mali, darum finde ich das eben immer so ein bisschen schwierig mit diesem Reiten wie von Zauberhand bewegt, weil es ist ja gar nicht nur das Reiten, um das es hier geht.

[SPEAKER 1]

Das ist ja genereller Umgang.

[SPEAKER 4]

Das Ganze ja, dass es eben so viel im Kopf der Leute macht, also diese Bereitschaft sich auf das Pferd einzulassen, diese Bereitschaft zu gucken. Wie geht es meinem Pferd gerade auch eben mit den Schulpferden nicht zu konsumieren, sondern eben zu gucken, wie kann ich diesem Pferd mit seiner Vorgeschichte mit in diesem Moment was Gutes tun?Und das heißt ja nicht, dass es nicht auch für mich gut ist, sondern dass es dann eben ein gemeinsamer Moment ist. Aber oder ohne aber und das ist für mich so das wirklich Besondere und diese diese Bereitschaft sich auf das Pferd einzulassen, diese wie Wolfgang es immer nennt gedankliche Freundlichkeit dem Pferd gegenüber zu sehen, das Pferd ist in der Not und nicht der will mich verarschen oder Also eben, wie gesagt, wie schon als Kind, wenn ein Pferd sich nicht sattelt, dies oder dabei gebissen hat, eben nicht zu sagen, naja, dann muss ich ihn kürzer anbinden, sondern dann eben zu gucken, der ist ja jetzt gerade in einer Notlage aus seiner Sicht heraus.

[SPEAKER 1]

Die Ursache.Genau.

[SPEAKER 4]

Und dann eben zu gucken, wie kann ich denn diesem Pferd helfen.Das ist für mich so das Elementare, diese Bereitschaft, sich auf das Pferd einlassen zu wollen.

[SPEAKER 1]

Wie stolz macht dich das, Wolfgang, wenn du hörst, Pferde sind nach der Methode Mali ausgebildet?Macht das was mit dir?

[SPEAKER 2]

Das ist ein schwieriges Wort für mich, weil ich versuche, das Wort Stolz aus meinem Sprachschatz zu streichen.Deshalb ist das für mich ein schwieriges Wort.Das freut mich einfach ganz klar.Ich habe gerade heute Morgen ein für mich sehr berührendes Schreiben bekommen. von einem Gast, die ihr Pferd hat gerade einschläfern müssen und mir jetzt geschrieben hat, heute morgen habe ich das gelesen, wie dankbar sie mir ist, dass sie durch mich einen anderen Blick auf ihr Pferd bekommen hätte und dass sie diese tiefe Verbindung, die sie zu ihrem Pferd jahrelang jetzt gehabt hat, ohne meine Anregung nicht gehabt hätte.Das ist ihre Überzeugung. Das hat mich schon sehr berührt, weil wir damals auch viel diskutiert haben und ich habe ihr anfangs Reitunterricht, um ihr eine Idee zu geben.Das ist vielleicht ganz praktisch hier.Sie kam her und war sehr außenorientiert und hatte ständig neue Ideen, saß auf ihrem Pferd und redete über Gott und die Welt, während sie ritt und erzählte mir das und sprang von Hütchen auf Stöckchen wirklich hier eine harte Übung verordnet.Ich habe sie eine Stunde lang, ein Pferd, Schritt für Schritt mit Pausen rückwärts gehen lassen.Und das hat in ihrem Kopf so unglaublich viel verändert.Es hört sich jetzt so brutal an, aber wenn man dem Pferd Zeit lässt, mal einen Schritt zurück zu gehen und dann einen Augenblick steht und in den Wald guckt und die Pause genießt und dann wieder einen Schritt rückwärts.Das war so raus aus ihrer Welt, dass ich das, dadurch, dass ich das dann ein bisschen durchsetzen konnte, dass sie bei der Sache blieb, bei ihrem Pferd blieb, bei dem Moment blieb, dass sie in der Lage war, jeden Moment, wo das Pferd auch nur eine kleine Bewegung für sie gemacht hat, diesen Moment zu feiern.Das ging zunächst mal natürlich gar nicht, weil sie erstmal innerlich nur quer war.Aber das, was wir zusammen gemacht haben in dem Film, ging ja schon sehr in diese Nähe. dieses Ausreiten mit Vergnügen.Das geht sehr in die Nähe, wo ich erst mal zunächst sehr in Sorge war, ob du gleichermaßen pingelig bist, mit den Dingen das Wesentliche herauszuarbeiten, nämlich dem Pferd genauestens zu erklären, was man von ihm will, sodass es das verstehen kann und es nicht reizüberflutend ständig zu überfordern und sich dann zu ärgern.

[SPEAKER 4]

Und warst du dir sicher, dass ich pingelig genug bin, als ich das 25. oder das 35.

[SPEAKER 3]

Mal gesagt habe, jetzt noch mal abstreichen mit der Gerte?

[SPEAKER 2]

Ja, ich war begeistert.Als ich dann, weil wir ja eine Weile nichts miteinander gemacht haben, und ich war so begeistert und sagte, jetzt kann ich mich entspannen.Auch bin ich bereit, dahinter zu stehen, was Laura macht.Und das war ja gar nicht so sicher, wohin sie sich entwickelt hat und was sie darstellen wollte.Und das hat mich begeistert. Ja, mich sehr gefreut und diese Rückmeldung von dieser Dame, der ich wirklich hardcore zugemutet habe, aber um ihr eine andere Möglichkeit zu zeigen.Und alleine macht man solche Türen nicht auf, weil man gar nicht auf die Idee kommt, was da alles dahinter sein könnte.

[SPEAKER 4]

Das passt gerade ja auch noch mal zu diesem, was dahinter sein könnte, weil du gerade unseren Kurs ansprichst, dass in unserem Wehorse-Kurs, der ja sicheres und entspanntes Ausreiten heißt, eigentlich der ganz große Teil ist Bodenarbeit und wir haben es dann ja so gemacht, dass ich mit meiner Reitschülerin Sabine mit dem Pferd eben Übungen zeige und Wolfgang dazu noch mal ja so den Hintergrund erklärt, warum wir jetzt die und die Sachen machen. Und das ist für mich genauso diese Verbindung.Das sind im Prinzip diese Eckpfeiler, nach denen du gerade gefragt hast, die man da sieht.Diese Verbindung aus dem dem Pferd zugewandt sein, dem Pferd Zeit geben, kleinschrittig sein, sich über viele Dinge freuen können und dazu eben diese gedankliche Freundlichkeit der Situation, dem Pferd und vor allem auch dem Menschen gegenüber, also eben auch der Reitschülerin in dem Falle, Zeit zu geben, Und daraus eben dieses Gesamtpaket zu machen.

[SPEAKER 2]

Mir ist in diesem Zusammenhang wichtig, dass ich gelernt habe, auf diese Weise Pferden zu trauen, an sie zu glauben.Und zwar an jedes Pferd.So wie ich gelernt habe, an jeden Menschen zu glauben, dass wenn man ihm die Chance gibt, er bereit ist, sich einzulassen.Entweder auf das Pferd oder das Pferd auf uns. wir als soziale Wesen so sehr darauf angewiesen sind, Unterstützung im Leben zu haben, weil wir alleine gar nicht lebensfähig sind.Und dass diese Bereitschaft, Hilfe anzunehmen, in jedem drin ist, wenn man es nur so anbieten kann, dass er es auch tun kann.Und so sage ich, ich gehe in jede Unterrichtsstunde, die ich gebe, mit dem Wunsch da hinein, dass ich genauso viel lerne, dazulerne, durch den Menschen, mit dem ich zusammen sein darf, durch das Pferd, mit dem ich zusammen sein darf, wie ich dem anderen mitgeben kann, dass ich genauso viel auf meine Weise mitnehmen kann aus dieser Stunde.Und das ist eben früher nicht denkbar gewesen.Da hatte ich eine arrogante Einstellung Pferden gegenüber.Das ist ein gutes Pferd und das ist ein männerwertiges Pferd.Das ist ein talentierter Mensch oder ein untalentierter Mensch oder was auch immer. Und ich habe dann so oft beschämt erleben müssen, dass die, von denen ich am wenigsten erwartet habe, dass sie mir jetzt tolle Lösungen bieten können, dann verblüfft feststellen müssen, wie genial die oft waren in ihren Lösungsansätzen, auf die ich nie gekommen wäre.Und das hat mich sehr still und bescheiden gemacht in dem Sinne, dass ich sage, ich kann von jedem unendlich viel dazulernen, ob das ein kleines Kind ist mit seiner kindlichen Weisheit oder von einem Menschen mit einer Behinderung und so, wo ich normalerweise denke, der kann eigentlich gar nichts wirklich leisten.Und dann eben diese Überheblichkeit, die mich dann früher oft noch geritten hat, sagen wir mal so, da sehr, ja, ich bin mit dem Wort demütig nicht so ganz glücklich, Aber das ist es eigentlich, glaube ich, bringt es am meisten zum Ausdruck.Diese Dankbarkeit lernen zu dürfen und Anregungen annehmen zu können von Menschen, wo ich nie geglaubt hätte, dass sie mir was zu bieten haben, dass sie mir in vielen Bereichen einfach überlegen sind und ich einfach nur dankbar sagen kann, vielen Dank für diesen Tipp, ohne mich deshalb schlecht zu fühlen, weil ich es nicht weiß.

[SPEAKER 1]

Wie gehst du aber dann mit Enttäuschungen um?Du sagst ja, eigentlich gebe ich immer einen großen Vertrauensvorschuss und glaube, dass dann auch das Gemeinsame wachsen kann.Aber es gibt ja auch immer wieder Enttäuschungen.Wie gehst du mit denen um?

[SPEAKER 2]

Naja, ich bin noch voll auf dem Wege.Das heißt, ich kann mich theoretisch nicht mehr enttäuscht erleben.In der Praxis bin ich Lichtjahr davon entfernt. Aber dass ich eben vor allen Dingen nicht mehr andere dafür verantwortlich mache, wenn meine Wünsche sich nicht erfüllen.Weil ich hab halt die unpraktische Erwartungshaltung gehabt an jemanden.Wenn ich an das Wetter die Erwartung habe, dass es schön wird und es regnet, dann kann ich mich drüber aufregen.

[SPEAKER 1]

Aber bringt nichts.

[SPEAKER 2]

Aber was bringt es?Ich habe also gelernt, dass es andere Leute gibt, die auch im Regen tanzen können.Und von denen versuche ich zu lernen.Und Laura gehört auch mit dazu. Die hat mir solche Beispiele gebracht, dass man auch unter den Bedingungen, wo ich eigentlich zunächst mal frustriert, enttäuscht, verärgert bin und sonst was, dass man da einen ganz anderen Blick darauf haben kann.Jetzt suche ich Gleichgesinnte, die mit mir zusammen ähnlich unterwegs sind, dass wir immer das Positive, die Chance in jeder Situation sehen.Wie zum Beispiel jetzt, dass wir hier sitzen können und das mal ausformulieren, was uns mehr oder weniger intensiv beschäftigt, zwingt mich vielleicht vorher nochmal drüber nachzudenken, was würde ich denn eigentlich sagen.

[SPEAKER 4]

Wer ist Laura eigentlich?

[SPEAKER 2]

Ja, zum Beispiel.

[SPEAKER 1]

Das haben wir schon in Satz 1 geklärt heute.

[SPEAKER 2]

Ja, ich habe dich ja wiedererkannt, das ging ja alles.Also dieser andere Ansatz dazu.Und ich habe mich mit Rehan ziemlich beschäftigt. der mir Denkanstöße gegeben hat, den ich nur im Film kennengelernt habe, wenig über ihn wusste und der eben so ganz anders gearbeitet hat, als ich das kennengelernt habe und ich dann angefangen habe, sich mit seinen Theorien ein bisschen zu beschäftigen.Und jetzt hat er ein Buch auf Deutsch in der Übersetzung, das heißt Harmonie mit Pferden, aber sein eigentlicher Titel war Think Harmony with Horses.Ist also für mich ein völlig anderer Inhalt.

[SPEAKER 1]

Ganz andere Richtung eigentlich.

[SPEAKER 2]

Eine ganz andere Denkrichtung.Und mich hat nicht so sehr seine Technik fasziniert, sondern sein Denkansatz.Dass er Dinge gemacht hat, wo ich gedacht habe, oh Gott, wie kann man einem Pferd sowas antun?Und dann aber wunderbar damit zurechtkommen und dann höre ich von ihm, ein Pferd sollte niemals Angst haben.Man kann Pferde als Freunde haben. oder man kann Pferde grundsätzlich als Freunde haben.Das waren so Ansätze, die damals, wie gesagt, militärisch geprägt, das hat zu funktionieren und die mich damals sehr beeindruckt haben, aber ich habe es nicht wirklich verstanden und habe mich dann auf die Suche gemacht, weil ich gemerkt habe, dass die Ausbildungsmethoden, die hier so gängig sind, oft nicht wirklich hilfreich sind, weil wir zu oft in unserem Leistungsdenken zu hoch ansetzen. Wir setzen nicht dort an, wo man eigentlich abgeholt werden müsste, sondern es wird gerade in der Reiterei, werden uns fertige Ergebnisse vorgeführt, wie ein Pferd auszusehen hat, wenn es richtig gut geht, wenn alles stimmt.Aber es wird uns selten erklärt, wie wir dahin kommen sollen.Und diese ganze Art auszubilden, gerade in der Pferdewelt, weil man dort oft Pferde so ein bisschen schon vorbereiten kann auf bestimmte Ergebnisse und den Leuten dann Erfolgserlebnisse verschafft, weil die Pferde schon so konditioniert sind, dass sie quasi auf Knopfdruck bestimmte Dinge tun.Aber wenn ein Mensch jetzt ein fremdes Pferd in die Hand bekommt, plötzlich total hilflos ist, weil ich denke, einer meiner Mitarbeiter hat mal den Spruch geprägt, wer anfängt mit Pferden etwas zu machen, ist ein Ausbilder in der Ausbildung.

[SPEAKER 1]

Die endet nie die Ausbildung.

[SPEAKER 2]

Und das hört eben nie auf.Und ich bin jemand, der sich seit 70 Jahren mit Pferden beschäftigt und ziemlich intensiv.Aber ich empfinde mich ja nicht als fertig, sondern ich bin ein Ausbilder in der Fortbildung.Aber trotzdem bin ich jeden Tag voller Neugier und Staunen, was Pferde mir alles anbieten.Vielleicht haben sie schon tausendmal dieselbe Sache gemacht.Und heute, ausgerechnet heute, wo ich es extrem brauche, lassen sie mich im Stich. Und jetzt dann nicht darüber enttäuscht, frustriert, verzweifelt zu sein, sondern im Idealfall neugierig zu werden.Das finde ich ja spannend.Wieso das?Und diesen Umschwenk, dieses Erkennen, Verstehen, Wollen des Wesen eines Pferdes, jetzt egal, was man nachher letztendlich von ihm erwartet, was man haben möchte, ist das, was ich heute den Leuten empfehle, zu sagen, neugierig zu sein und nicht nur im Sinne von Wissenschaft, sondern eben von liebevoller Neugier, sich für dieses Wesen zu interessieren, weil die genauso bedürftig sind nach Harmonie, nach Gemeinschaft, nach Sicherheit, nach Anlehnung.Ein Satz, der jetzt entstanden ist in der letzten Zeit.Ein Gast kommt zu mir, hat ein eigenes Pferd dabei und berichtet, dass wenn sie jetzt mit ihrem Pferd im Gelände spazieren geht oder auch ins Gelände reitet, sie immer aus ihrer Sicht das Problem hat, dass sie am Scheitelpunkt ihres Weges, das Pferd merkt, dass es wieder Richtung Heimat geht, dass es anfängt nach Hause zu drängeln.Und ich habe meine auch sehr frustrierenden Erfahrungen gemacht mit Pferden, die drängeln.Ich bin mal als Jugendlicher damals im ersten Jahr meines reiterlichen Daseins zum Turnier nach Fehmarn geritten.Das sind von hier aus 75 Kilometer.An einem glühend heißen Tag,

[SPEAKER 1]

Über die Brücke, Fehmarn-Sund-Brücke.

[SPEAKER 2]

Damals gab es noch keine Brücke, da sind wir mit der Fähre übergesetzt, mit so einem niedrigen Rang.Und ich dachte immer, was passiert, wenn das Pferd jetzt über die Berüstung springt.Also es war abenteuerlich.Wir sind Freitags dahin geritten, Samstag, Sonntag war Turnier.Montags sind wir nach Hause geritten.75 Kilometer bei sengender Sonne von 35 Grad im Schatten.Also es war Wahnsinn.Und dem Pferd tropft das Wasser unterm Bauch zusammen, weil es vom Ausgangspunkt aus dem Stall anfing anzutraben.Und die anderen, die mit mir ritten, die ritten halt Schritt.Und mein Pferd hatte immer Angst, es kommt nicht mit.Und fing an zu zappeln.Ich habe es zurückgehalten.Dann wurde es ganz langsam.Dann verlor ich aber wieder Boden zu den anderen.Dann fing es wieder an zu zappeln.Und so habe ich 75 Kilometer auf mehr oder weniger trabenden Pferd zugebracht.Das war die Hölle. Und ich habe mir ganz viele Techniken überlegt, was ich in Zukunft tun müsste, damit ich sowas nicht nochmal erleben muss.Und nach jetzt, nach fast 70 Jahren, fragt mich jemand, was mache ich mit einem Pferd, was so drängelnd nach Hause will und immer am Scheitelpunkt des Weges anfängt zu zappeln.Und da schoss mir durch den Kopf, noch nie gedacht, Sorge dafür, dass du das Zuhause für dein Pferd bist, dann braucht es nicht mehr zu drängeln.Das war so eine spontane Aussage, weil Pferde sind Nomaden.Die leben in der Steppe, in der Freiheit.Die haben keine Höhlen, in die sie sich flüchten können.Die haben keine Bäume, auf die sie sich klettern können.Sie sind ständig angewiesen auf die Sicherheit durch die Herde, in der sie sich aufhalten. Und wenn ich jetzt die Herde bin und daran glaube ich inzwischen so fest, das konnte ich mir früher nicht vorstellen, dass ein Pferd mich als Herdenmitglied akzeptieren kann, wenn ich mich wie ein Pferd verhalte und dann noch obendrein wie ein führungsstarkes Herdenmitglied, dann bekomme ich die Freundschaft dieses Pferdes, wenn es sich von mir beschützt, betreut und unterstützt fühlt und auch inspiriert fühlt.Pferde haben oft nicht so genügend Fantasie. um für sich selber gut sorgen zu können.Aber ein Mensch hat Möglichkeiten, darüber zu reflektieren und viel für ein Pferd zu tun.Jetzt kommt natürlich sofort die Frage dieser Dame, ja, wie soll ich das machen, für das Zuhause sorgen?Und da habe ich inzwischen einige Rezepte, die ich hier anbieten kann, die ganz weg sind von linker Hand an rechten Griff oder so, die was mit der Einstellung zu tun haben.Und mich veranlassen, nicht jetzt ein Pferd zu treiben, um es zu bewegen, sondern es zu inspirieren, Lust zu haben, mit mir zusammen was zu machen.Und das würde dann den Rahmen hier jetzt sprengen.

[SPEAKER 1]

Dann knacken wir die Drei-Stunden-Marke.Aber, Laura, wie wichtig ist es, diese Offenheit zum Lernen zu haben und auch diese Ist ja fast schon ein philosophischer Prozess, in dem man Figuren gibt.

[SPEAKER 2]

Bitteschön, das ist mir das Wichtigste.Ich habe mal den Spruch gelesen, ein bisschen Theorie ist manchmal ganz praktisch.Für mich ist es die Philosophie, die finde ich manchmal ganz praktisch.

[SPEAKER 1]

Genau und die hat ja auch dann ganz praktische Nutzen am Ende.Aber wie wichtig ist die Offenheit zu haben, sich diesem Neuen auch zu nähern?

[SPEAKER 4]

Ich würde jetzt sagen, die Leute, die hier in die Reiterpension Mali kommen, also hier ins Maliland, sind ja grundsätzlich bereit, diese Offenheit mitzubringen.Das ist eben auch für mich so, für die osteopathischen Behandlungen, dass ich häufig gefragt werde, auch so rund um Social Media, ob ich das als praktisch empfinde und so weiter.Weil dieses, dass zum Beispiel durch Social Media Leute einen ja schon mal erleben können, kommen eben Leute zu mir, beziehungsweise holen mich für Behandlungen für ihre Pferde, die genau darauf Lust haben.Also mich ruft halt niemand an, der sagt, ja ich weiß, dass der Sattel nicht passt und ich weiß auch, dass mein Reiten nicht gut ist, aber mach mal wieder Heil. sondern ich habe schon diese sehr reflektierten Leute, die Lust haben, sich mit all diesen Dingen zu beschäftigen und eben vielleicht auch Wolfgang schon irgendwoher kennen oder eben, wie gesagt, meine Arbeit durch Social Media kennen und einfach schon diese Bereitschaft mitbringen, sich auf die Dinge anders einzulassen und zwar eben auf ihr Pferd und auf das Ganze drumherum und damit eben auch auf dieses Gedankliche. Und ich weiß noch, als ich war mal für ein paar Monate in so einer Art Praktikum hier, da kam ich aus einer Ausbildung im Pferdebereich und es ging mir nicht sehr gut danach.Und Wolfgang und Team haben mich dann hier wieder aufgepäppelt.Und in der Zeit habe ich immer gedacht, ich möchte unbedingt was mit Pferden machen, aber nicht mit Menschen.Also so meine Traumvorstellung war so eine eigene Trainingsanlage mit so ganz hohen Holzzäunen.

[SPEAKER 1]

Dass bloß kein Mensch reinkommen kann, aber die Pferde bleiben da.

[SPEAKER 4]

Genau, dann können die Leute da vorne in so einer Schleuse quasi ihre Pferde abgeben, dann trainiere ich diese Pferde und dann gebe ich denen diese zurück.Und da hat Wolfgang mir immer schon so auf die Schulter geklopft oder mich in den Arm genommen und immer gesagt, Sonnenscheinchen, das wird so nicht funktionieren. Und genau, weil es eben, wenn man die Menschen dazu nicht mitnimmt, eben nicht funktioniert.Irgendwelche tollen Sachen mit einem Pferd anzustellen nützt eben nicht, solange das Mensch-Pferd-Team nicht funktioniert.Und das ist dann das, was ich über die Jahre immer spannender fand. Und was auch noch jetzt für mich auch in den osteopathischen Behandlungen, den Leuten Dinge mitzugeben, damit sie die Dinge eben selber mit ihrem Pferd machen können.Und dann eben zum Beispiel also Übungen oder Griffe zu machen und ihr Pferd dabei wirklich genau zu beobachten.Und so habe ich sowohl in den Trainings damals gehabt als auch jetzt in den Behandlungen, dass Leute zu mir sagen, ich habe das Gefühl, ich habe mein Pferd ganz anders kennengelernt. Einfach, weil ich durch dich gelernt habe, anders hinzugucken, Dinge anders wahrzunehmen.Wann geht ein Auge zu?Wann fühlt ein Pferd in sich rein?Wann ist was zu doll?Wann ist was angenehm?Also eben genau dieses Sich-auf-die-Ebene-Begeben.Und das ist für mich als Reitlehrer, als Trainerin und als Osteopathin das Gleiche.Dass natürlich kann ich hinkommen und irgendwie was Tolles für dieses Pferd tun.Also hoffentlich was Tolles, weil ich bereit bin, mich auf dieses Pferd einzulassen. Aber noch viel effektiver ist es natürlich, wenn es mir gelingt, was Tolles für Pferd und Mensch zu tun, damit die danach zusammen eben eine gute Zeit haben können.

[SPEAKER 1]

Wolfgang, als du mit Pferden erstmalig in Kontakt kamst, war das eine reine Männerdomäne.Gab’s ja eigentlich fast keine Frauen, weil’s ja, wie gesagt, noch sehr landwirtschaftlich und militärisch geprägt war.Heute ist es andersrum.Vor 15 Jahren, als ich noch aktiv im Sattel war, da waren Männer schon in der Minderheit.Heute sind sie eine rare Spezies.Sind eigentlich Frauen die besseren Pferdemenschen?

[SPEAKER 2]

Das ist eine Frage, die ich mir auch jahrelang gestellt habe.Ich habe dann vor allen Dingen, wenn ich Leute traf, die aus meiner Sicht vielleicht weniger konnten als ich, aber trotzdem erfolgreicher waren, habe ich mich sehr damit beschäftigt und überlegt, was jetzt deren Erfolg eigentlich ausmacht. Ich habe dann festgestellt, weil ich ja eben doch dann durch kleine Tests immer festgestellt habe, dass ich da mehr auf der männlichen Seite bin, aber ich bin mir ja bewusst, dass auch ein weiblicher Anteil in mir ist.Ich habe dann gemerkt, dass eben auf den Turnieren, wo es zu der Zeit eine Männerdynamik war, dann ritten entweder die Herren selber oder sie hatten dann irgendwelche Damen unter ihren Fittichen, die sie betreut haben und trainiert haben, Und schon auf dem Abreiteplatz, dann immer sofort, wenn sie dann aus der Prüfung raus kam, die Dame sagte, komm mal wieder da runter, ich muss ihn jetzt erstmal wieder in Ordnung bringen.Solche Sprünge kamen, ganz furchtbarerweise.Und dann habe ich mich sehr damit beschäftigt, dass eben dann, als zum Beispiel ihr Militär dann auch für Frauen freigegeben wurde, ich dann festgestellt habe, dass die Damen dann sehr schnell vorne weg ritten und die Männer hinterher ritten.Was haben die Frauen an sich, Auch wenn man im Springsport, sieht man das vielleicht deutlicher, dass Frauen in der Regel eine andere Art haben, ihre Springen zu reiten.

[SPEAKER 1]

Ganz anderen Stil.

[SPEAKER 2]

Ja, mit einem ganz anderen Stil.Die Männer wollen alles kontrollieren in der Regel und genau den Absprung bestimmen und genau die Distanzen bestimmen und so weiter.Während Frauen viel mehr Vertrauen in die Tiere haben, ihnen sagen, hier geht’s längs, das ist die Richtung, da möchte ich hin und du mach was ordentliches da draus.Und den Pferden dadurch viel mehr Freiraum geben. und dadurch die Pferde auch nicht so viel vergewaltigt werden, also mehr Raum haben, was ja nicht unbedingt besser sein muss.Also das ist wie in der Erziehung auch, dass ich feststelle, in einer guten Ehe oder in einer guten Kindererziehung sind Mann und Frau gleichberechtigt nebeneinander und jeder bringt seins mit ein.Diese Eroberungsbereitschaft, diese Abenteuerlust der Männer und dieses mal was riskieren und so weiter, das ist wichtig. um überleben zu können, sich Räume zu eroben, Neues zu entdecken.Und das Behüten und das Versorgen der Brut zu Hause ist mehr eine weibliche Domäne.Und da habe ich nur begriffen für mich, ich muss sehen, dass ich meinen weiblichen Anteil stärke und dann beides in einem auch kann.Also es ist nicht so, dass das eine besser ist als das andere, sondern es ist die Ergänzung, die es komplett macht.Das ist mir unheimlich wichtig inzwischen geworden. Und deshalb bin ich immer sehr froh, habe ich ja das Glück gehabt, mein Leben lang immer von vielen Frauen umgeben zu sein und sehr auch die beschützende Seite kennenzulernen, die unterstützende Seite kennenzulernen.Ich habe das mein Leben lang genießen dürfen.Und deshalb finde ich das gleichberechtigt wichtig, aber trotzdem auch abenteuerlustig zu sein und das auszuprobieren.

[SPEAKER 1]

Wie siehst du das?Sind Männer vielleicht nicht doch das schwache Geschlecht rund um Pferde?

[SPEAKER 3]

Schwierige Diskussion.Ja, 2023.

[SPEAKER 4]

Ob wir jetzt hier gerade im Podcast noch so ein paar Gender-Klischees aufmachen wollen.Ich finde das, also ich erlebe zum Beispiel, dass Wolfgang ja eine Wirkung auf Pferde hat.Und jetzt kann man es hier im Podcast nicht sehen, aber Wolfgang ist ja jetzt keine zwei Meter groß. 1,98.

[SPEAKER 3]

Genau.

[SPEAKER 4]

Und hat eine unheimliche Präsenz, die er eben mit ans Pferd bringt.Und das sind für mich so eigentlich die entscheidenderen Dinge, wie Leute auf ein Pferd zugehen.Oder ich erlebe es hier bei unseren Schulfährten eben häufig, dass einfach diese Vertrautheit und dieses, dass sie wissen, was sie von uns erwartet, dass sie auf uns vom Trainerteam, sag ich jetzt mal, anders reagieren, als auf fremde Reitschüler, die einfach eine Unsicherheit mitbringen.Oder ich hatte es auch schon mal mit einem unserer Schulpferde, der mich jedes Mal mit dem Kopf weggeschleudert hat und dann habe ich zu Wolfgang gesagt, ich kriege es nicht hin.Wolfgang wollte, dass ich seinen Kopf nehme und den irgendwie so in Ruhe hin und her bewege. Und er hat einfach mit seinem langen Hals mich genommen und einfach weggeklatscht.Und dann habe ich gesagt, ich kriege es nicht hin und dann kam Wolfgang bei uns vorbei und jedes Mal war dieses Pferd plötzlich total sanft, mütig und ich konnte alles mit seinem Kopf machen.Wolfgang hat sich umgedreht, ist weggegangen, zack, hat der mich halt wieder weggeklatscht. Und das ist für mich eben aber vorrangig dann eine Frage von Präsenz und Sicherheit.Und ich glaube, dass da dann eben ein bisschen in dem männlich-weiblich zu bleiben, dass es da manchmal so ist, dass ein männlicher Part klarer auftreten kann, wo sich viele Frauen noch tausendmal irgendwie hinterfragen oder ich es von mir selber kenne. dass ich mich noch viel mehr hinterfrage, noch viel unsicherer bin, bevor ich dann irgendwie was mache.Also wenn, dann würde ich so auf der Ebene es noch unterschreiben.

[SPEAKER 2]

Was sehr, sehr spannend ist bei diesen Fragen, die mich täglich beschäftigen, ist ja dieses, dass ich der Überzeugung bin, dass je liebevoller ich mein Pferd betreuen kann.Und das heißt ja nicht, was es machen möchte, aber wenn ich jetzt an meine Enkelkinder denke, mein Enkelkind im Moment ist anderthalb Jahre, ich empfinde Pferde als auf dem geistigen Niveau ungefähr eines zwei- bis zweieinhalbjährigen Menschenkindes.Es hat noch kein Recht oder Unrecht zu empfinden, es versteht Sprache noch nicht wirklich, es hat Begriffe von

[SPEAKER 1]

Einzelne Begriffe abgespeichert.

[SPEAKER 2]

Einzelne Begriffe abgespeichert, vor allen Dingen, die eben einfach materiell vorhanden sind.Mama, Papa, Schrank, Auto und solche Dinge.Aber über Gefühle mit dem zu sprechen, hat echt keinen Sinn, weil er versteht es einfach nicht.Und dieses Kind ist trotzdem ja schon voller Unternehmungslust und Begeisterungsfähigkeit und ist unterwegs und versucht Dinge zu tun.Und jetzt geht es um die Frage, wie kann ich das so ins Leben führen, dass es nicht ständig mit Warnhinweisen und Drohungen diszipliniert wird, ja, nichts falsch zu machen.Und ich bin so groß geworden, immer der Sorge, immer was falsch machen zu können.Und das hat mich unglaublich eingeschränkt und eben dann auch viel in solche verzweifelten Situationen gebracht.Das Gefühl, nicht zu genügen, nicht richtig zu sein, falsch zu sein.Und Pferde eben unter diesem Gesichtspunkt, dass er jetzt plötzlich sich anders verhält, Wenn ich auftauche, heißt nicht, dass ich der bessere Erzieher oder Ausbilder bin.Vielleicht hat er vor mir nur mehr Angst.Und das zu unterscheiden ist halt die große Herausforderung, dass ich in der Möglichkeit, und da bin ich bei Ray Hunt, möglichst nie Pferden Angst mache.Aber trotzdem brauche ich ja manchmal auch die Bereitschaft, sich auf mich einzulassen, auch gegen seinen Willen.Jetzt habe ich aber die Idee, Das kleine Kind, was schon sehr selbstständig ist, einen Schraubenzieher in der Wohnung entdeckt und dann anfängt, eine Steckdose zu untersuchen, was dahinter ist.Bei dem kleinen Kind ist es relativ einfach.Da weiß ich, ich muss nicht mit ihm schimpfen, der ist zu klein und ich will seine Entdeckerfreude nicht einschränken.Also nehme ich ihn auf den Arm, halte ihn fest, schaffe einfach Fakten, mache eine Tür zu, dass er das nicht leisten kann.Aber ich muss darauf aufpassen, dass er nicht Angst vor mir kriegt, dann macht das alles keinen Sinn mehr.Wenn ich also als Mensch mein Kind betreuen möchte, kann ich über meine physische Überlegenheit dieses Kind trotzdem groß werden lassen und es ständig ermutigen, unternehmungslustig zu sein und was auszuprobieren, ohne ihm dann über Drohung etwas madig zu machen.Beim Pferd sieht das halt anders aus. Das sind dann eben, was weiß ich, 600 Kilo Kraft und Dynamik und Gewalt.Und der pustet mich einfach weg, wenn er sich auf mich nicht einlassen will.Jetzt bin ich auf die Idee gekommen, dass diese Fähigkeit, ein Pferd zu führen, vor allen Dingen mir als Menschen durchaus möglich ist, diesem Pferd das Gefühl zu geben, ich will ihm physisch überlegen, ohne ihm Angst zu machen. in diesem schmalen Grat mich zu bewegen.Und dann haben wir fernöstliche Kampftechniken zum Beispiel, die auf reiner Hebelwirkung basieren.Die auf Intelligenz und Reaktionsvermögen basieren.

[SPEAKER 1]

Und nicht auf Kraft.

[SPEAKER 2]

Und überhaupt nicht auf Kraft ausgerichtet sind.Und da Anleihen zu nehmen, wie passiert das da?Und so kann ich über kleine Störungen der Behaglichkeit des Pferdes eben neue Muster vermitteln.Ohne dass es deshalb ängstlich werden muss.Einfach feststellt, Pferde verlieren Gott sei Dank kein Gesicht.Die grämen sich nicht, die stehen nachts im Stall und denken darüber nach, glaube ich, ich bin ja kein Pferd, ich hoffe es aber, dass sie nicht nachts im Stall und grübeln darüber, dass sie respektlos behandelt worden sind und wie sie sich den nächsten Tag revanchieren können.Damit haben sie nichts am Hut.Sie gehen untereinander ganz sachlich um und beanspruchen ihren Platz, aber sie sind nie in dem Sinne, darauf aus, dem anderen wehzutun, ihn zu verletzen und klein zu machen.Da haben sie kein Interesse.Sie sind ja als soziale Wesen auf den anderen angewiesen.Sie werden also vor allen Dingen dadurch stark, dass sie sozial verträglich sind.Das macht ihre Stärke und ihre Sicherheit nach außen.Und das aufzugreifen als Mensch, dem Pferd dieses Gefühl zu geben, ich bin ihm physisch überlegen, obwohl das natürlich gar nicht stimmt, Aber ich kann Ihnen den Eindruck vermitteln, weil es darüber nicht reflektiert.Es erlebt etwas und ich sorge dann über kleine Hebeltechniken dafür, dass dieses Pferd jetzt mir den Platz freigibt, den ich gerne für mich haben möchte.Bedränge es dafür ein bisschen und vielleicht belohne ich es noch, indem ich es dafür, dass es jetzt an einer anderen Stelle steht, eben da noch ein Leckerli hinhalte. dass er sich jetzt dahin begeben hat.Also er hat nicht nur das Belästigen, sondern hat auch eine kleine Belohnung als Folge erlebt, dass er in Zukunft das nächste Mal gleich beiseite tritt, in der Hoffnung, dass es dann wieder eine Belohnung gibt.Muss aber dann nicht immer sein, aber er hat einfach ein gutes Gefühl und ich habe ein gutes Gefühl.So können wir über positive Einstellung zueinander, über Respekt dahin finden, dass die Pferde nachher gerne mit uns zusammen sind, weil wir immer sehr drüber nachdenken, wie kann ich dafür sorgen, dass es dem Pferd mit mir zusammen gut geht.

[SPEAKER 4]

Mir ist gerade eingefallen, als ich studiert habe, habe ich ja nebenbei auch schon Trainings gegeben und bin bei einer Springreiterin Pferde mitgeritten und die eine Stute war so ihr Topp-Pferd, mit der sie eben auch S ritt und ich habe immer, wenn ich dieses Pferd geritten bin, mich immer wie so ein Passagier gefühlt und gleichzeitig aber halt auch immer gedacht, okay, du gehst S, ich nicht, du wirst schon recht haben.

[SPEAKER 1]

Nimmst du mich mit bitte?

[SPEAKER 4]

Und irgendwann ist mir das eben mal so richtig bewusst geworden und ich hab einfach versucht so ein bisschen mehr Klarheit im Umgang und eben dann auch beim Reiten zu schaffen und auf einmal war dieses Pferd tausendmal entspannter, ich tausendmal entspannter, aber es hat eben auch ein bisschen gedauert bis mir Also, dieses Pferd war unheimlich freundlich und hat nichts gegen mich unternommen.Aber eben, wie gesagt, dieses Gefühl, sich wie ein Passagier zu fühlen, kam ja von mir, weil ich eben ein Passagier war.Und dann aber gleichzeitig daraus diese Erkenntnis zu erfüllen, dass, wenn ich ihr mehr Klarheit gebe, fühle ich mich nicht mehr wie ein Passagier.Und sie ist viel dankbarer, weil sie auf einmal eine Führung und eine Idee bekommt und damit sich auch mehr entspannen kann.

[SPEAKER 1]

Ist da nicht auch eine feine Linie hin zur Dominanz?Weil einmal diese physische Überlegenheit zu demonstrieren, kann ja auch in der Dominanz enden.

[SPEAKER 4]

Das praktischere Wort ist ja die Kompetenz.

[SPEAKER 2]

Also deshalb, so Sprachgebrauch ist eben sehr erhellend oder manchmal auch gefährlich, wenn wir sehr viel über Dominanz sprechen.Ich sage immer, ich möchte mit einem Pferd tanzen können.Und wenn ich jetzt mit einer netten Dame tanzen möchte, käme ich nie auf die Idee, jetzt dominant sein zu wollen.

[SPEAKER 1]

Du führst aber trotzdem.

[SPEAKER 2]

Ja, ich würde mich aber bewerben um diesen Posten, dass sie mal wohlwollend darüber nachdenkt, ob sie Lust dazu hat.Ich bewerbe mich also heute bei einem Pferd, genauso wie ich mich bei einer netten Dame bewerben würde, um sie davon zu überzeugen, weil sie sitzt am längeren Hebel.Ich will was von ihr.Und mir das klarzumachen, dass die Bewerbung das sinnvollste Mittel ist, um zu einem brauchbaren Gemeinschaftserlebnis zu kommen und nicht Dominant sein zu wollen.

[SPEAKER 4]

Dominant hat halt auch so im Pferdetraining, finde ich, so einen negativen Beigeschmack gekriegt, weil es eben so viel mit Kraft und Härte und so einhergeht.

[SPEAKER 3]

Durchsetzen, was zu tun hat.

[SPEAKER 4]

Genau, also durchsetzen grundsätzlich aus der Biologie ist ja sogar dominant etwas, was sich durchsetzt.Also eine Farbe zum Beispiel setzt sich ja in der Zucht dominant durch, aber das ist ja nicht, weil es eine böse unangenehmes tut, aber genau ich finde im Pferdetraining geht dominant eben unheimlich schnell so mit negativ einher.Also ein Pferd, eine Stute, die in der Herde dominant ist, ist ja erstmal nichts verkehrtes und es wird aber dann eben schnell so, wenn, die ist ja böse den anderen gegenüber, also Also diese Klarheit, die Dominanz ja eigentlich mitbringt.Aber darum, ich finde auch immer so im Sprachgebrauch gefällt mir da immer gerade im Pferdetraining Kompetenz noch besser, weil es eben Wissen und die Bereitschaft sich auf etwas einzulassen voraussetzt.

[SPEAKER 1]

Wir haben ja jetzt die Reise genommen aus den Anfängen deiner Zeit, die 50er Jahre, die ganz anders sind, wie man auch auf Pferde geschaut hat, hin zum Pferd auf Augenhöhe und wie ihr das gerade beschrieben habt, mit Kompetenz Pferde auch zu führen. Jetzt befindet sich ja die Pferdewelt auch derzeit durchaus vor relevanten Herausforderungen.Hier im Podcast haben wir jüngst die GOT besprochen, Turniere, haben Probleme Ehrenamtler zu finden, geschweige denn genügend Nennungszahlen zu bekommen, um noch Turniere zu veranstalten.Wie seht ihr denn das Verhältnis Mensch-Pferd in 10, 15, 20 Jahren, einfach in der Zukunft gegenüber heute?Wohin wird es sich hin entwickeln?Laura.

[SPEAKER 4]

Ich finde momentan, was ich so erlebe als zum einen jemand, die beruflich im Pferdebereich unterwegs ist, aber ich bin ja auch einfach Pferdebesitzerin.Also ich empfinde es schon so, dass es unheimlich viel Umdenken gibt.Ich stelle andererseits auch immer wieder fest, dass wir hier in Schleswig-Holstein aber auch in einer sehr wohlwollenden Blase sind.

[SPEAKER 1]

Einer sehr pferdefreundlichen Blase.

[SPEAKER 4]

Genau, also es gibt unheimlich viele Trainer, die andere Wege gehen, Therapeuten und so weiter, was es in anderen Regionen noch nicht so gibt.Ich finde, es gibt unheimlich viel Bereitschaft umzudenken und andere Wege zu gehen und gleichzeitig stößt es an manchen Stellen aber auch an seine Grenzen, was zum Beispiel Haltungsformen angeht. Also ich kenne viele Leute, die sehr gerne ihr Pferd in einen Aktivstall, in einen Offenstall oder ähnliches stellen wollen würden.Dafür muss es aber räumliche Möglichkeiten geben und eben auch finanzielle.Also bei mir rund um Kiel zum Beispiel sind mehrere Anlagen zu verkaufen, die dann aber mehrere Millionen kosten. Und jetzt nichts ist, wo jetzt jemand, der gerade ganz viele tolle Ideen hat, da auch nur annähernd in dem Bereich ist, um sich das leisten zu können.Und es eben dann durch diese natürlich immer breiter werdende Diagnostik, die es gibt, was ihr hier ja auch schon thematisiert habt, es gibt quasi gefühlt immer neue Krankheiten, aber natürlich auch dadurch, dass man eben plötzlich eine untere Halswirbelsäule ganz anders röntgen kann als noch vor vielen Jahren. All solche Sachen.Dadurch wird der Wunsch nach anderen Haltungsformen laut.Asthmatika, Probleme mit dem Bewegungsapparat.Meine Stute ist total rehegefährdet.Das heißt, natürlich würde ich mein Pferd gerne auf riesengroße, weite Koppeln stellen, aber das könnte ich halt genau zwei Tage machen und dann wäre es mit ihr ziemlich vorbei. Also eben dieses Möglichkeiten, also wie gesagt, die Bereitschaft glaube ich ist total da und jetzt aber auch noch mit den Möglichkeiten nachzuziehen, das Ganze eben auch in so einem Sinne pferdefreundlicher noch zu gestalten.Da sehe ich momentan so den ganz großen Struggle, also aus der jetzt mal so nur auf die, ich sag mal, Freizeit- und Pferdehaltungswelt geguckt, eben was jetzt Zucht und all sowas angeht, natürlich noch mal ganz andere Themen, aber das ist so das, was mich momentan so beschäftigt, dass so eben immer dieses wahnsinnige Geld entgegensteht, was es mittlerweile kostet, was die Anlagen kosten.

[SPEAKER 2]

Jetzt begebe ich mich auf ganz und kann ich nicht beantworten, wo sehe ich die Zukunft der Reiterei oder der Pferde.Ich kann es immer nur auf mich beziehen.Es gibt mein Glück oder mein Unglück.Und wenn wir sehr stark darauf fixiert sind, immer im Außen das Wohl oder Wehe zu sehen, dann glaube ich, kommen wir irgendwann an einen Abgrund. Wir schaffen noch eine Technik, noch eine bessere Möglichkeit Pferde zu halten, noch artgerechter zu halten.Zum Schluss lassen wir sie dann wieder in die Wildnis zurück, weil da ist das natürlichste Umfeld.Wir haben solche Diskussionen auch immer wieder mit Praktikanten.

[SPEAKER 4]

Geht mit meinem Rehepferd ja auch nicht.Würde ich machen, sofort.Ich glaube, dass sie ein tolles Wildpferd wäre.So malerisch.

[SPEAKER 2]

Warum geht es nicht?

[SPEAKER 4]

Wegen ihrer Rehegefahr.

[SPEAKER 2]

Ja, doch, du legst das fest.Du hast keine Ahnung, ob sie vielleicht da ganz gut zurecht, viel besser zurecht käme, als du denkst.Weil wir so sehr in diesen Außenwirkungen denken.Also vielleicht, wenn du das Pferd in die Wildnis entlässt und der Natur ihren Laus lässt, dass sie sagt, na gut, dann ist es das eben gewesen.Aber sie ist vergnügt gestorben, sagen wir mal so.Und nicht jetzt unter medizinischen Einschränkungen ohne Ende, weiß man nicht.

[SPEAKER 4]

Ja, jetzt habe ich gerade überlegt sie morgen auszusetzen, aber sterben will sie nicht.

[SPEAKER 3]

Also dass sie stirbt will ich nicht.

[SPEAKER 4]

Vielleicht könnte man sich aber hier nochmal auf diese Situation, auf die Zukunft nochmal so ein bisschen direkter beziehen, weil du ja nun schon hier direkt vor der Nase eine Reitschule hast und es ist ja nicht so, dass man jetzt gerade sagen kann, dass in der Pferdewelt die Reitschulen boomen. Also insofern eben auch, aber da ja auch noch mal eine Perspektive, weil es ja schon so ist, dass auch hier wir alle uns ja immer Gedanken machen, wie können wir es noch schöner für die Pferde machen.Also einmal das Drumherum, dann aber ist ja auch wichtig immer wieder zu gucken, wie können wir auch die Unterrichtssituation immer noch schöner für die Pferde gestalten. Und das ist ja der Grund, warum eben eher die Reitschulen aufgeben, weil es dann dieses Zusammengesetzte aus, wie erschaffe ich ein Umfeld für ein Schulfährt, in dem es eben gut geht, ohne dass ich es nur nutze. Und also diese ganze Überlegung gehört ja schon auch ganz, ganz doll zu deinem Alltag, finde ich.Also eben mit deinen Pferden hier und da eben immer wieder zu gucken, wie du mal gesagt hast, ich möchte hier nicht Pferde zur Verfügung stellen, sondern Freunde für meine Schulferde finden.Ja, also eben auch damit ja ein Umfeld zu schaffen, was dann eben eine gute psychische und physische Gesundheit für die Schulferde ermöglicht.

[SPEAKER 2]

In jedem Fall. Aber wie gesagt, ich bin ja auch nicht mehr ganz jung und habe ein paar Mal auch Zeit in Krankenhäusern verbracht.Und was da für mich immer entscheidend war, mit was für Menschen ich im Krankenhaus zusammen war, die entweder eine Gerätemedizin betrieben haben und mich als Nummer behandelt haben da, oder ob ich das Gefühl habe von Empathie und sich wirklich interessieren für mich.Und das hat für mein Wohlbefinden unendlich viel gemacht. Pferde sind soziale Wesen, die angewiesen sind auf lebendiges Miteinander.Und dass der Raum nicht so wahnsinnig viel eine Rolle spielt, den sie zur Verfügung haben.Natürlich gibt es alle möglichen Dinge.Aber wenn die Leute verzweifelt zu mir kommen und sagen, der Tierarzt hat gesagt, das Pferd muss jetzt sechs Wochen stehen, weil es eine Sehnenverletzung hat oder irgendeinen anderen Grund.Was soll ich bloß machen? Der verlernt ja alles und die Muskulatur verschwindet und was weiß ich alles.Ich sag, mach dir keinen Kopf darum.Was dein Pferd braucht, ist Nähe von lebendigen Wesen.Geh hin und leiste ihm Gesellschaft.Lies ihm was vor, meinetwegen, ob der was versteht oder nicht.Sei liebevoll, gib ihm deine Zeit und sei mit ihm. Verschwende sie auch nicht mit Mitleid, sondern geh hin mit guter Laune.Wie gesagt, lies ihm Witze vor oder was weiß ich, über die du selber lachst.Geh mit einer guten Stimmung dahin und hilf ihm, emotional auf den Füßen zu bleiben.Pferde sind unglaublich widerstandsfähig, wenn sie sich psychisch richtig betreut fühlen.Das ist meine Überzeugung.Und welcher äußere Rahmen da stattfindet, ist zweitrangig.Das glaube ich eben sehr. Das ist im menschlichen Bereich nicht anders.Wenn ich meinetwegen an Bettina Eistl denke, die Paralympics-Reiterin, sehr erfolgreich und mit unheimlich vielen Pferden.Aber wenn man sie sieht, sagt man, man kann sich nicht vorstellen, dass jemand ein erfülltes Leben führt, wenn er keine Arme hat.Es gibt einen Life-Coach, der durch die Welt zieht und Tausende von Leuten für das Leben begeistert.Was macht ihn so besonders?Der hat keine Arme und keine Beine. und sitzt auf einer Bühne und erzählt den Leuten über die Schönheit des Lebens.Diese Möglichkeit, im Kopf glücklich zu sein, das ist das Entscheidende.Und was ich glaube, sind Pferde, sind Gemeinschaftstiere, die unglaublich auf diese innere Verbundenheit Wert legen, weil sie sonst seelisch zugrunde gehen.Du kannst sie versorgen mit allem Materiellen, die werden seelisch zugrunde gehen, die werden sterben, wenn sie das nicht bekommen. Und so ist ja manchmal sogar so bei alten Leuten, die zusammenbleiben, obwohl sie nur noch streiten.Auch Streit ist mehr Zuwendung, als die Wand anzugucken.Das sind solche Phänomene und da können wir uns natürlich philosophisch endlos lange drüber auslassen, aber das ist mir so wichtig dabei, meinen Frieden mit den Pferden so zu machen, dass ich das Gefühl habe, ich versuche, so gut es geht, ihnen diese innere Nähe zu ermöglichen, die sie brauchen, um leben zu können.

[SPEAKER 1]

Wir haben das Gespräch gestartet mit der Frage an Laura, was sie von dir gelernt hat.Was hast du denn von Laura gelernt?

[SPEAKER 2]

Ja, was ich vorhin eigentlich schon gesagt habe, diese Fähigkeit, einfach ein Pferd um seiner Selbstwillen zu mögen, es nicht abhängig zu machen von seiner Leistungsfähigkeit, sich zu begeistern. schon als kleines Kind eben.Das war für mich eine fremde Welt.Man mochte Pferde, weil sie einem gut zu Gesicht standen, weil sie einem Volk versprochen haben.Aber wenn sie nicht so funktioniert haben… Ich habe früher noch gelernt, es gibt böse Pferde, hinterhältige Pferde, Steiger, Schläger, Beißer und all solche Sachen.Und das musste bekämpft werden. Und dieses zu sehen, dass wenn man ein liebevolles Auge darauf haben kann, dann erstens geht es einem schon selber viel besser, wenn Gäste zu mir kommen und ihre Probleme mit ihrem Pferd schildern und dabei schon so einen Gesichtsausdruck haben und eine Haltung haben, die der Verzweiflung wirklich Ausdruck verleiht.Und sie erzählen mir von den furchtbaren Dingen mit ihrem Pferd. Das ist der Moment, wo ich blanke Augen kriege.Das will ich unbedingt kennenlernen.Das, was Laura gesagt hat.Diese Lust zu unterstützen, anderen zu helfen und das Gefühl zu haben, man hat auch jemanden, dem man helfen darf.Weil man gerne helfen möchte, aber es will keiner mehr wissen.Das ist eine furchtbare Situation.Aber wir als soziale Wesen, wir brauchen genauso den Austausch und die Anregung.Und irgendwo heißt es auch mal, geben ist illegal, denn nehmen. dass ich dann feststelle, wenn ich hier das Gefühl habe, ich habe was zu geben, dann fühle ich mich selber reich beschenkt.Und das ist das, was ich zum Teil eben auch von Laura gesehen habe, weil sie es schon im Herzen getragen hat zu der Zeit, als ich da noch gar keine Idee davon hatte.

[SPEAKER 4]

Und kann ich noch einwerfen, dieser ganze Physio-Osteo-Teil und so war ja sowas, was in Wolfgangs Umfeld gar nicht so präsent war.Und ich weiß noch, dass ich dann eben angefangen habe, hier immer mal die Schulpferde zu behandeln.Und irgendwann hat Wolfgang dann sich mal so Zeit genommen und eine ganze Weile dabei zugeguckt. hinterher dann so den Arm um mich gelegt und dieses Pferd hat eben dann auch so sehr angefangen in sich rein zu fühlen und diese Behandlung so ganz doll angenommen und hinterher sind wir den Berg hier wieder hoch gegangen zusammen und da hat Wolfgang so den Arm um mich gelegt und hat gesagt, ist ja schon doch ganz schön spannend, was du da so machst.

[SPEAKER 3]

Wobei, ja, ich möchte trotzdem die Einschränkung haben.Sonst war immer so, ja, ja, guck mal drauf, ja, ja, mach mal ruhig.

[SPEAKER 1]

Ihr seid ja doch wie ein altes Ehepaar.

[SPEAKER 2]

Aber die Einschränkung möchte ich eben dazubringen.

[SPEAKER 3]

Aber Wolfgang möchte jetzt wieder über irgendwas drüber philosophieren.Aber ich wollte jetzt mal bei einem konkreten Beispiel.

[SPEAKER 2]

Ja, wenn man jetzt solche Dinge tut und auswendig lernt, linke Hand in rechten Griff, was weiß ich, welche Massagetechnik und so weiter, Alles das habe ich auch im eigenen Leib mit Physiotherapeuten und Ärzten und so weiter erlebt.Wenn nicht dahinter diese Empathie steht, dieser Respekt und die Empathie, ist es für die Katz.Ja?Wenn man es aus Ehrgeiz tut und weil man im Rampenlicht stehen möchte, was sich hier manche Leute als Wunderheiler dann auftreten und so weiter und dann in kürzester Zeit Pferde wieder gesund machen, indem sie hier mal ziehen und da mal drücken, ist für mich alles keine Welt, die wirklich zählt und die hilft, sondern das, was dahinter steht.Warum mache ich und wie mache ich es?Nämlich, wenn ich es mit Begeisterung, mit Liebe mache, dann kann ich damit Wunder bewirken.Wenn mir das aber nur aus Ehrgeiz und so weiter passiert, dann hat es nicht viel Wert.

[SPEAKER 1]

Ihr Lieben, eine wunderbare Reise durch eure gemeinsame, hippologische Welt.Und ich glaube, da war jetzt sehr, sehr viel drin und es hat extrem viel Spaß gemacht, mit euch über diese Themen auch zu diskutieren.Und deswegen Dankeschön, liebe Laura.Dankeschön, lieber Wolfgang.

[SPEAKER 2]

Ja, sehr gerne.Es war natürlich ein wunderbarer Anlass nochmal so ein bisschen uns zusammenzusetzen und mal auszutauschen.

[SPEAKER 1]

Wir hätten auch die zwei Stunden vollbekommen heute, aber ich glaube, so war das eine wunderbare Geschichte.Und deswegen danke und ciao, ciao.Ciao.Ja, danke dir.Dieser Podcast wurde vorbereitet von Julianne Tränkler, produziert von Mara Landwehr.Mein Name ist Christian Kröber.Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns bei der nächsten Folge des WeHorse Podcasts sehen.

Alles anschauen

Weitere Folgen für dich