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#48 Janne F. Meyer-Zimmermann: So wird aus dem Youngster ein Erfolgspferd

Damals das Pony aus den Kleinanzeigen, heute der Publikumsliebling der Holsteiner Körung: Mit viel Herzblut hat Janne Friederike Meyer-Zimmermann sich von der beherzten Ponyreiterin zur etablierten Profispringreiterin hochgearbeitet. Ganz authentisch gibt die Mannschaftsweltmeisterin von 2010 im Gespräch mit Christian Kröber einen Einblick in ihren spannenden Werdegang. Wie ihr als junge Reiterin der Durchbruch mit ihrem Herzenspferd Callistro gelang, warum sich die Jungpferdeausbildung konsequent durch ihre reiterliche Laufbahn zieht und wie sie direkt nach dem Abitur ihr Pferde-Startup gründete, hörst du in diesem Podcast.  

Als Tochter eines Züchters kennt Janne F. Meyer-Zimmermann sich mit talentierten Jungpferden aus. In wenigen Tagen wird aber ein ganz besonderer Junghengst den Weg in ihren Stall finden: Chinchero, Reservesieger der Holsteiner Körung. Er bringt alles mit, um später einmal ganz vorne dabei zu sein. Mit großem Interesse wird die Fachwelt die Entwicklung des Hengstes beobachten. Erfahre im Podcast, wie die Ausbildung dieses Hengstes aussehen wird und warum es Janne hilft, sich langfristige Ziele zu setzen.

"Der Kopf des Pferdes ist das Entscheidende. Es ist das Vertrauen, was ich mir als Reiter zuerst erarbeiten muss." Zeit und eine innige Partnerschaft zum Pferd sind also essenzielle Zutaten ihres Erfolgsrezepts. Wie sie es schafft, dass ihre Pferde im Parcours alles für sie geben, verrät sie in dieser Folge.

Podcast Transkript

Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.

[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcasts. Von der Ponyreiterin zur Siegerin im großen Preis von Aachen. Um diese Erfolgsgeschichte geht es in dieser Woche, denn Springreiterin Janne Friederike Meyer-Zimmermann ist zu Gast. Wir sprechen über ihre ganz persönliche Entwicklung, das Management ihrer Pferde und warum für sie Vertrauen das A und O ist.

Bevor es losgeht, möchte ich euch noch auf unser wehorse Sponsoring Paket hinweisen. Viele kennen es sicherlich. Also falls ihr ein Turnier, ein Ponytag, ein Lehrgang, was auch immer ausrichtet und dafür noch Unterstützung sucht, ihr könnt euch bei uns bewerben unter wehorse.com/sponsoring. Es gibt begrenzte Plätze und wir sind gerade dabei, das Jahr 2020 zu füllen und zu bestücken. Also bewerben, dabei sein, wehorse Sponsoring-Paket sichern. Ein neuer wehorse-Podcast. Ich freue mich ganz besonders, heute hier sein zu dürfen. Wir wollen über Springreiten reden mit Janne Friederike Meyer-Zimmermann.

Hallo Janne. Hi. Schön, dass du bei uns bist. Wir befinden uns hier quasi vor den Toren Hamburgs auf eurer Anlage.

[SPEAKER 1]Ihr seid ja bei mir sozusagen.

[SPEAKER 2]Genau. Wir befinden uns bei euch auf dem Wartekanthof.

[SPEAKER 1]Ja, genau. Wir haben, als wir die Anlage gekauft haben, hieß es noch Neuer Eichenhof und an dem Tag, als wir es besichtigt haben, stand hier alles unter Wasser und so kam dann auch die erste Inspiration für den neuen Namen Hof Vaterkant.

[SPEAKER 2]Also wie die Jungfrau zum Kinderkorn.

[SPEAKER 1]Ja genau, so ähnlich war es.

[SPEAKER 2]Ihr betreibt einen Springstall hier, du mit deinem Mann, Christoph Zimmermann. Was fasziniert dich am Springreiten? Was ist für dich das Besondere am Springreiten? Warum liebst du den Sport?

[SPEAKER 1]Also grundsätzlich bin ich einfach erstmal ein riesiger Pferde-Fan, habe als kleines Mädchen schon vom Reiten geträumt und komme aus einer Züchterfamilie. Mein Vater ist begeisterter Pferdezüchter bis heute. Und damit fängt es an. Das Springreiten, das ist ja erst später entstanden. Ich bin mit meinem Pony Mücke durch den Wald galoppiert, hab Ponyjachten geritten, bin mit Mücke baden gegangen, hab auf dem Schlitten gesessen. Also ich bin großer Pferde- und Pony-Fan. Und daraus hat sich dann nachher meine Liebe zum Springen rauskristallisiert. Ich mag einfach dieses Gefühl, wenn das Pferd sich unter einem hebt und man so als Einheit anfängt zu fliegen. Das ist was, was mich schon als junges Mädchen begeistert hat.

[SPEAKER 2]Aber du hast eben, wir haben eben schon so ein bisschen launig geplaudert, erzählt, dass ihr eigentlich als Familie gar keine Ahnung von Pferden hattet und dein Vater relativ spät angefangen hat zu züchten.

[SPEAKER 1]Ja genau, also mein Vater hat mit 30 angefangen zu reiten und hat dann auch im Hamburger Yachtverein geritten.

[SPEAKER 2]Also ihr kommt ursprünglich aus Hamburg?

[SPEAKER 1]Genau, ich bin in Hamburg geboren und mein Vater hat dann irgendwann gesagt, so jetzt ist Schluss mit ordentlichem Beruf, er möchte jetzt Pferdezüchter werden. Also Vollzeit? Ja. Und dann sind wir in unser damaliges Ferienhaus gezogen. nach Notfeld und haben Pferde gezüchtet und sehr erfolgreich. Also natürlich war erst mal im Fokus, überhaupt gute Zuchtstuten zu bekommen. Wir sind riesen Holsteiner Fans, haben dann aber über die Jahre uns immer weiter spezialisiert und später ist mein erstes Grand Prix Pferd, Calistro, das Pferd, mit dem ich auch meine erste deutsche Meisterschaft gewinnen konnte, aus eigener Zucht gewesen.

[SPEAKER 2]Also ein eigenes Suchtprodukt von Anfang bis ganz oben.

[SPEAKER 1]Genau, der ist bei uns geboren und ging mit mir die ersten Springpferdeprüfungen und wurde sechsjährig Landesmeister bei den Junioren und siebenjährig, das war ja auch noch sehr jung, bin ich mit ihm meine erste deutsche Meisterschaft geritten.

[SPEAKER 2]Das war dann schon im gehobenen Bereich, im Reiterbereich oder war es noch im Nachwuchsbereich?

[SPEAKER 1]Das war im Nachwuchsbereich, allerdings bei den Jugendreitern. Also war es schon Deutsche Jugendmeisterschaft, genau, war schon sehr anspruchsvoll. Aber dadurch, dass ich eben auch selber in diesen ganzen Aufbauprüfungen für junge Pferde geritten bin, kannten wir uns in- und auswendig und ist auch bis heute mein Herzenspferd. Neben Mops natürlich, aber Calistro, den wir… Lambrasco, mit dem du die großen Erfolge gefeiert hast? Genau, aber an Kalistro hänge ich genauso. Der heißt mittlerweile Opa und steht bei meinen Eltern auf der Weide mit unseren Jungpferden zusammen.

[SPEAKER 2]Und wird da noch gezüchtet bei deinem Vater?

[SPEAKER 1]Ja, wir züchten immer noch und haben auch, also ich kenne, es ist schön, wenn ich zu Hause bin und die Stuten angucke, dann kann ich genau sagen, wie die Urgroßmutter schon war. Also wir sind die Stuten früher auch alle selber geritten und haben dann immer mit denen Nachkommen, den Stuten, die uns besonders gut gefallen haben, weitergezüchtet. Und das ist jetzt schon über ein paar Generationen.

[SPEAKER 2]Und dein Einstieg war dann über das Pony Mücke.

[SPEAKER 1]Genau, mein Einstieg war über das Pony Mücke. Nach Mücke kam Waterman. Mücke war ein K-Pony und Waterman war ein M-Pony. Zum Entsetzen bei uns im Reiterverein war Waterman ein Pony-Hengst. Aber ich fand’s super. Meine Eltern fanden es zumindest mal okay. Und ja, die Eltern der anderen Reitschüler, die hatten an sich ein bisschen Sorge gemacht. Aber Waterman war ganz brav und es ging alles ganz wunderbar. Mit dem bin ich meine ersten E- und A-Springen geritten. Und danach kam das Pony Jack in the Box. Und meine Eltern hatten gedacht, dass mit zwei Ponys auch wirklich mehr als genug getan wurde. Und dann habe ich aber eine Anzeige gefunden, Pony zur Verfügung zu stellen. Das war an der Pferd und Sport.

[SPEAKER 2]Hier in der Schleswig-Holsteiner Verbandszeitung quasi.

[SPEAKER 1]Genau. Dann habe ich meine Mutter gefragt, ob ich noch einen Pony haben könnte, wenn es nichts kostet.

[SPEAKER 2]Da kann man natürlich gar nicht Nein sagen.

[SPEAKER 1]Korrekt. Das ist ja logisch. Genau. Dann hat sie gesagt, ja, ja, kein Problem, wenn es nichts kostet. Und ich glaube, sie hat aber in dem Moment auch gar nicht so wirklich drüber nachgedacht. Und dann habe ich ihr die Anzeige gezeigt. Und dann hat sie gesagt, oh ja, naja, gut. Und dann wollte sie, glaube ich, auch nicht so richtig anrufen. Dann habe ich gesagt, soll ich da mal anrufen? Ja, ja, ruf du da mal an. Naja, da war ich, ich weiß nicht, zehn oder elf. Dann habe ich da angerufen. Und das Pony stand bei Dirk Schröder auf der Anlage in Lendförden.

[SPEAKER 2]Großer Hengstzüchter hier in Schleswig-Holstein?

[SPEAKER 1]Ein ganz erfolgreicher Springreiter ja auch. Und dort stand Jack in the Box bei ganz netten Irländern, die zurück nach Irland wollten. Und das Pony sollte aber nun nicht mit und sie haben jemanden gesucht, der ihn reitet. Und der gute Jack, der war aber ein bisschen speziell. Und bei Dirk Schröder im Stall hat er noch keinen Liebhaber gefunden sozusagen.

[SPEAKER 2]Und dann kamst du.

[SPEAKER 1]Und dann kam ich mit meiner Mama angefahren und hab Jack probiert und fand’s super. Ich konnte ihn nicht wirklich kontrollieren. Aber er ist mit größtem Mut und Selbstverständnis mit mir über jede Höhe gesprungen. Ich glaube, ich bin damals meine ersten L-Sprünge mit ihm gesprungen und habe zu meiner Mama gesagt, der ist es. Das ist ein super Pony. Und ganz lustig ist, so habe ich auch meine Freundin Maike Eggerschied kennengelernt, mit der ich bis heute befreundet bin. Die hat mich nämlich dort reiten gesehen und hat gesagt, Mensch, das muss ja eine Verrückte sein. Genau, die ist lustig, mit der bleibe ich mal in Kontakt. Ja, und so kam ich zu meiner Freundin und zu Jack in the Box. Und als wir den Jack dann zu Hause hatten, hat meine Mutter gesagt, okay, aber ein bisschen Ordnung muss in das Paar dann doch rein. Und hat bei Peter Luther angerufen, ob ich nicht mal zum Springtraining kommen könnte und dann sind wir, damals war das auch noch nicht die Strecke, nicht ausgebaut, sind wir wirklich nach der Schule bestimmt anderthalb, zwei Stunden zu Peter Luther gefahren, um dann eben mit diesem Pony Springunterricht zu bekommen.

[SPEAKER 2]Zum Schulgang bist du in Hamburg dann oder?

[SPEAKER 1]In Kappeln. In Kappeln. Auch in Schleswig-Holstein. Genau. Und ja, mit Jack in the Box habe ich dann Springunterricht bekommen und meine Hände wurden mir zusammengebunden, weil ich immer ein bisschen unruhig rumgefuchtelt hatte, weil ich ja nicht die letzte Kontrolle hatte. Aber das sind Situationen, über die ich heute lachen muss. Peter hat mich unheimlich weitergebracht, hat immer an mir gearbeitet, hat gesagt, dein Pony ist super, du musst nur lernen, das alles in geordnete Bahnen zu bringen. Und ein Jahr später bin ich mit Jack in the Box meine erste deutsche Meisterschaft geritten. Da war ich zwölf. Das weiß ich noch, als ob es gestern war, weil die in der Fett und Sport war danach ein Bild von Jack über einem riesigen Ochser mit mir, einem kleinen Mädchen mit einer riesigen Kappe und Gummistiefel. Und darunter stand das Pony Jack in the Box. Ich glaube, es war damals in Berlin-Dalgo. Es war in aller Munde. Achter Platz für Janne Friederike Meier. Und ja, Jack ist mit mir durch den Parcours gesaust, hat mich über Wassertraben, Dreifache, über alles möglich getragen und war jahrelang ein großartiger Partner für mich.

[SPEAKER 2]Und dann bist du aus dem Ponysport dann auch den logischen nächsten Schritt gegangen aufs große Pferd.

[SPEAKER 1]Genau, da habe ich natürlich gedacht, Mensch, das war ja Wahnsinn.

[SPEAKER 2]Klappt schon mal ganz gut irgendwie.

[SPEAKER 1]Ja, genau. Jetzt muss ich sowas mal mit dem Großpferd schaffen. Und wir haben ja dann, ich habe immer die Pferde meiner Eltern ausgebildet, habe dann während meiner Juniorenzeit mehrere deutsche Meisterschaften geritten und habe nebenbei das Glück gehabt, dass ich für Züchter aus der Umgebung auch Pferde ausbilden konnte. Das heißt, ich habe so Ja, man kann fast sagen, den Grundstein für meine spätere Selbstständigkeit gelegt. Das war natürlich alles noch sehr amateurhaft. Aber für die Züchter war es gut, denn ich habe das ja neben der Schule gemacht. Das heißt, das war natürlich für sie günstiger, als wenn man jetzt ein Pferd irgendwo professionell in Britt gibt. Und für mich war es fantastisch, denn ich hatte immer einige tolle, junge Springpferde zur Verfügung. Und verkaufen konnte man sie auch, denn wenn man das dann mit mir, klein bin ich ja immer noch, aber damals auch noch kleinen und jungen Mädchen gesehen hat, da gab es immer viele Leute, die gesagt haben, ach Mensch, guck doch mal, das kann man bestimmt gut nachreiten, da fragen wir mal, ob das fair zu verkaufen ist.

[SPEAKER 2]Sieht dann so schön leicht auch aus, das ist ja auch so ein Vorteil, oder?

[SPEAKER 1]Ja genau, also ich glaube, dass man immer gedacht hat, das ist mit wenig Kraftaufwand und das kann man nachher sicherlich gut nachreiten. So ist eigentlich meine Selbstständigkeit dann später entstanden. Ich habe irgendwann Abitur gemacht und es war für mich relativ klar, dass ich von und mit Pferden leben möchte. Und nach meinem Abitur habe ich mich dann in Hamburg selbstständig gemacht. Wir haben zu Hause bei meinen Eltern keine Reithalle. Wir haben auch eigentlich damals nicht richtig einen angelegten Springplatz gehabt. Wir hatten eine riesige Koppel, ein glückliches Gefälle hatte, auf das wir dann einen großen Sandplatz gemacht haben. Und ich muss sagen, wenn ich das jetzt so mit heute vergleiche, wo natürlich alles viel, viel professioneller ist, war es trotzdem damals für die Pferde gleichermaßen gut. Die Pferde waren jeden Tag auf der Weide. Wir haben immer darauf geachtet, dass ich guten Unterricht bekommen habe, dass wir daran arbeiten, dass alle Pferde eine gute Grundausbildung bekommen haben. Und nur weil man damals keine Halle hatte oder keine Führanlage oder kein Laufband, all diese Sachen, die man heute immer so als selbstverständlich ansieht, trotzdem war Der Spaß am Springen und die Freude und auch der Erfolg mit den Fähren, derselbe.

[SPEAKER 2]Und hast du dann daraus auch direkt deine ersten Kunden generiert? Weil ich stelle mir vor, du hast dich mit 20, glaube ich, selbstständig gemacht.

[SPEAKER 1]Ja, genau.

[SPEAKER 2]Da stehst du ja auf weiter Flur. Wir hatten vor ein paar Wochen Kathleen Keller bei uns im Podcast. Die hat erzählt, als sie angefangen hat, die hat dann einen Excel-Sheet aufgebaut und einen Businessplan sich überlegt. Das war bei dir anders, nehme ich an. Du hast losgelegt mit den Leuten, die du so hattest.

[SPEAKER 1]Ja, genau. Eigentlich war es so, dass das Problem ja immer ohne Halle war. Im Winter wurde es ja früher dunkel und dann hat es auch mal geregnet und geschneit und ich sag mal so ein, zwei Pferde im strömenden Regen reiten ist auch kein Problem. Aber 5, 6 war dann schon sportlich und dann sind wir mit dem Anhänger rübergefahren nach Güteroth und sind dort in der Halle geritten. Aber es war schon schwierig. Und so kann man natürlich auch nicht, wenn man jetzt mal ein bisschen an Unterricht geben denkt oder auch, dass Leute vielleicht ein Pferd probieren möchten. Das ist natürlich schon schwierig, wenn die dann aus Schleswig-Holstein kommen und bis nach Notfeld fahren müssen. Und um dann, ich sag mal, um 17 Uhr im Dunkeln zu reiten. Das ist schwierig. Das heißt, wir haben gesagt, okay, für den Winter müssen wir jetzt irgendwie eine andere Situation schaffen. Und dann habe ich Boxen gepachtet in kleinen Flotback. Und eigentlich war gedacht, dass ich erstmal den Winter über da bleibe. Und daraus sind dann aber fünf, sechs Jahre geworden.

[SPEAKER 2]Und Klein-Flott-Birk-Falle, die es nicht wissen, muss man sagen, das ist dort, das ist der Reitverein, der ursprünglich das Hamburger Derby, also das deutsche Spring- und Ressort-Derby ausrichtet. Und die Stallungen sind auch unweit vom Derbyplatz.

[SPEAKER 1]Ja, genau. Also da habe ich einen ganz tollen Stalltrakt gehabt und habe auch eine tolle Zeit gehabt, war natürlich auch toll wieder nach Hamburg zu gehen. Ich habe alte Schulfreunde gehabt, mit denen ich mich dann öfter getroffen habe und ich habe meinen ersten Mitarbeiter gehabt, das ist ja auch, wir sind ja aus einem Familienbetrieb, da haben wir immer natürlich alle Pferde selber fertig gemacht. Jeder macht alles. Genau, jeder macht alles, genau richtig, Familienbetrieb halt. Aber in Klein-Flott-Beck brauchte ich dann schon ein bisschen mehr Unterstützung. Und da hatte ich meinen ersten Mitarbeiter, mit dem ich mir auch die Wohnung geteilt habe. Und das war eine ganz tolle Frau, ein ganz tolles Mädchen, mit der ich dann ein Jahr lang zusammen gearbeitet habe, zu Turnieren gefahren bin, habe meinen LKW-Führerschein gemacht, bin dann selber in meinem LKW gefahren. Und das war eine unheimlich spannende Zeit.

[SPEAKER 2]Also fast so, heute würde man sagen so Start-Up-Style eigentlich.

[SPEAKER 1]Ja genau, kann man sagen. Start-Up-Style ist ein gutes Wort dafür. Das stimmt. Und es war ja eigentlich ein bisschen immer ein dressurlastiger Stall. Springen war in Klein-Flott-Big etwas zweitrangig, was für mich aber nicht schlimm war, weil wir hatten so unsere Springtage Dienstag und Mittwoch, wo wir ein bisschen Parcours aufbauen konnten. Und danach ging es ja auch immer meistens zum Turnier. Und das Einzige, was mir gefehlt hat, große Weiden. Das kenne ich von zu Hause. Meine Pferde sind immer auf der Weide, sind sie bis heute auch wieder. Und das war ein kleiner Flirtweg, was ja wirklich mitten in der Stadt ist, in Hamburg schwieriger. Wir hatten zwar Paddocks, aber so große Weiden hatten wir nicht. Und das war dann für mich auch der Grund, weswegen ich nach Friedrichshulde gegangen bin. An der Stadtgrenze. An der Stadtgrenze, genau. Und da habe ich dann auch nochmal fünf, sechs Jahre verbracht. Habe auch eine ganz, ganz tolle Zeit gehabt. Habe im Stall gewohnt und vielleicht auch meinen ersten Bereiter gehabt in der Zeit. Habe meine Selbstständigkeit ein bisschen ausgebaut. Und habe in der Zeit auch Christoph, meinen Mann, kennengelernt. Und dann ist irgendwann der Traum entstanden, irgendwann mal eine eigene Reitanlage zu haben. Ein Zuhause, wo wir eben ein Zuhause für uns als auch für die Pferde haben. Und ja, so sind wir zur Hofvaterkant gekommen.

[SPEAKER 2]Und das Pferd, das das am Ende auch so ein bisschen ermöglicht hat, war der selbstgezüchtete Kalistro.

[SPEAKER 1]Also Calistro war auf jeden Fall das Pferd, was mir gezeigt hat, dass man mit einem selbst ausgebildeten Pferd Nationenpreise, große Preise reiten kann. Es war ein ganz besonderes Pferd, ist ein ganz besonderes Pferd und von ihm habe ich unheimlich viel gelernt. Mit ihm habe ich mein erstes Auto gewonnen, bin die ersten Nationenpreise für Deutschland geritten. Das ist das Pferd, was mich überhaupt in den Sport gebracht hat. Ich war mit ihm sogar nach meiner Jungreiterzeit, da war ich im letzten Jahr Dritter auf der Europameisterschaft im Einzel und bin dann in den B-Kader übernommen worden. Damals war es noch B2-Kader, glaube ich. Und bin eben dann auch die ersten Nationenpreise für Senioren geritten. Bin das erste Mal Hamburger Derby geritten.

[SPEAKER 2]Quasi in der Heimat, also das ist wo du sonst ja deine kleine Start-up hattest.

[SPEAKER 1]Ja genau, also ich habe mit ihm gefühlt die Welt bereist und große Träume leben dürfen und dafür bin ich ihm bis heute dankbar und das war wirklich eine großartige Zeit.

[SPEAKER 2]Wie war so das Gefühl, das erste Mal mit von der Partie zu sein bei einem Nationenpreis? Vor ein paar Jahren noch das Pferd per Annonce aus der Zeitung und dann irgendwie so in einem Schwung nach oben zu kommen und mit den Großen zu reiten.

[SPEAKER 1]Ja, sensationell. Ich kann mich noch genau erinnern an einen Nationenpreis in Athen. Und mein LKW war unglücklicherweise deutlich langsamer als die anderen LKWs und wir sind alle zur gleichen Zeit losgefahren. Aber ich kam deutlich später an, weil mein LKW einmal nicht schnell genug war. Aber ich hatte, glaube ich, das beste Pferd auf dem LKW und dementsprechend durfte ich auch als Letzter reiten und war Doppel-Null, also in beiden Umläufen Null. Und musste im zweiten Umlauf Null sein, damit wir den Nationenpreis gewinnen. Und das ist mir bis heute in besonderer Erinnerung geblieben. Und ich weiß noch ganz genau, es war das erste Mal, dass ich mit Kalistrum Flutlicht geritten bin. Und ich bin auf dem Abreiteplatz vor dieser Runde im Nationenpreis mit ihm gestürzt. Was mir vorher so noch nie passiert ist. Aber wir haben uns einfach verschätzt. Mein Fehler, es war ein bisschen Schatten vorm Sprung. Und ich habe eine undeutliche Hilfe gegeben und er dachte, er soll schon abspringen, aber es war viel zu groß. Wir haben es nicht geschafft und sind dann leicht gestürzt. Es ist nichts passiert, aber es ist natürlich eine Situation, die normalerweise unglücklich ist, kurz vorm Parcours. Aber wir kannten uns so gut und ich konnte mich so gut auf ihn verlassen, dass wir dann einfach noch zwei kleine Sprünge gemacht haben, Vertrauen wieder gefasst haben und dann reingeritten sind und null waren. Und dann haben wir den Nationenpreis gewonnen. Das sind so Situationen, das ist was, was man nie vergisst, wenn man so Momente hat, wo ein Pferd für einen einfach alles gibt und man dem Pferd so dankbar ist im Nachhinein. Und das war wirklich ganz besonders. Und diese besondere Nationenpreissituation, die habe ich dann wieder gehabt mit MOBS, mit Celago und Lambrasco, als ich das erste Mal mit der ganz großen Mannschaft Nationenpreis reiten durfte. Und zwar war das in Rotterdam, da bin ich nämlich das erste Mal mit Ludger Beerbaum Nationenpreis geritten. Und das war natürlich damals so, weiß nicht, der erste ganz große Schritt einmal in der ersten Mannschaft mit dabei zu sein.

[SPEAKER 2]
Bei einem sehr wichtigen Nationenpreis.

[SPEAKER 1]
Genau, eigentlich war ich als Ersatz geplant und bin dann aber aufgerückt und weiß noch ganz genau, dass ich so stolz war. Das war wirklich was, was ich mir als Kind nicht erträumt hätte. Und dann ja, das erste Mal mit Ludger in einer Mannschaft, das war auch wieder so ein Schlüsselerlebnis.

[SPEAKER 2]
Wie ist das so, sagen die dann, sagt Ludger dann, hey schön Jana, dass du da bist oder beäugt man sich erstmal?

[SPEAKER 1]
Nee, ich glaub Ludger war das voll egal, ob ich dabei war oder nicht. Jeder ist eigentlich, wenn man ehrlich ist, auch so ein bisschen auf sich konzentriert, versucht natürlich die beste Leistung abzurufen. Und so diese enge Partnerschaft, dass man auch wirklich gemeinsam Parcours abgeht und sich bespricht, hatte ich nachher mit Carsten Otto Nagel. der auch aus Holstein kommt. Das war wirklich immer super, wenn wir zusammen im Team waren. Aber Ludger ist ja für viele einfach so ein Kindheitsidol gewesen. Und überhaupt da mit im selben Team zu sein, war natürlich großartig. Und ich habe ihm auf jeden Fall zugeguckt, aber auch bei mir zugeguckt, das weiß ich jetzt nicht. Ja.

[SPEAKER 2]
Aber sucht man sich dann so auch seine Leute, mit denen man im Sport auch enger wird oder ist das auf einer sehr professionellen Ebene, dass man quasi den Sport zwar zusammen ausübt, aber nicht unbedingt abends zusammen bei einem Glas Rotwein noch die Analyse begeht?

[SPEAKER 1]
Also die Analyse beginnt man im besten Fall mit dem Trainer, guckt sich erstmal sein Video an und versucht dann möglichst noch vor dem Rotwein zu sagen, was hätte ich hier besser machen können.

[SPEAKER 2]
Oder nach dem dritten Anfang.

[SPEAKER 1]
Oder nach dem dritten, genau. Aber ich glaube grundsätzlich sind wir in einem Sport zu Hause, der unheimlich kollegial ist. ganz viele Kollegen, die ich sehr schätze, wo ich mich wirklich freue, wenn ich die sehe, mit denen ich gerne essen gehen würde oder auch gerne ein Glas Rotwein, um es wieder aufzunehmen, trinken würde. Trotzdem ist es natürlich nicht so, wie wenn man mit jemand seit Schulzeit befreundet ist. Und man darf nicht vergessen, auf dem Turnier ist der Fokus natürlich schon immer der Sport. Aber wenn man viele gemeinsame Turniere geritten ist, viele Nationenpreise, gemeinsam gefiebert hat, gemeinsam gefeiert oder vielleicht auch mal verloren hat in Anführungsstrichen, rückt man natürlich schon ein bisschen zusammen. Und das ist auch ein besonderes Gefühl, ich bin sowieso sehr gerne in der Mannschaft unterwegs. Ich mag Nationenpreiser in unserem Sport im Prinzip am liebsten, weil ich es toll finde, wenn die eigenen Teams, die man ja hat. Reitsport ist ja nichts, was man alleine macht, sondern man hat immer Leute, die hinter einem stehen, die einem helfen. Selbst wenn man jetzt nicht wie wir einen eigenen Reitstall hat, sondern sein Pferd irgendwo eingestellt hat, ist man doch darauf angewiesen, dass derjenige, der es füttert, auch immer nochmal ein Auge drauf guckt. Derjenige, der einem hilft, die Boxen sauber zu machen. Derjenige, der das Pferd festhält, während man Parcours abgeht. Also selbst wenn es nur ein kleines Team ist, aber es ist nichts eigentlich, was man ganz alleine macht. Und bei Nationenpreisen ist es ja wirklich so, dass alle beteiligten Personen zusammen fiebern. Wenn man dann von seinen Kollegen noch die von Eltern über Pferdebesitzer, Pfleger, Trainer alle dabei sind und alle mitfiebern, dann ist es gefühlt eine unheimlich große Gruppe und das finde ich gibt eine unheimlich positive Dynamik und macht richtig Spaß.

[SPEAKER 2]
Ist das dann auch der Reiz am Ende neben den sportlichen Trophäen, die man erlangt, aber so dieser Team-Approach, dass man gemeinsam auch was erreichen kann?

[SPEAKER 1]
Finde ich schon. Also zumindest mal bei Mannschaftsspringen oder Nationenpreisen finde ich das auf jeden Fall. Wenn ich jetzt nur auf mich gucke und auf kleinere Turniere, dann mag ich neben dem Gefühl vom Springen an sich, das finde ich ist ein ganz besonderes Gefühl, mag ich diese Partnerschaft zum Pferd, die Momente, wo ich mich auf mein Pferd verlassen können muss, die Momente, wo mein Pferd vielleicht auch was für mich entscheidet, wo ich als Partner vielleicht nicht ganz perfekt zum Hindernis gekommen bin und mein Pferd es trotzdem löst. Dieses gegenseitige Vertrauen, das finde ich, ist wirklich was ganz Besonderes. Und was ich auch toll finde, gerade wenn man mit jungen Pferden zusammenarbeitet, die kleinen Schritte, die man macht. Ich glaube immer, nachher im Spitzensport sieht man das manchmal gar nicht mehr so, weil der Sport auf einem unheimlich hohen Niveau ist. Und wenn man jetzt nicht ins Detail geht in der Analyse, dann merkt man vielleicht gar nicht mehr, dass man immer weiter noch an sich arbeiten muss und die Fortschritte, die man macht, Aber in einem unteren Bereich, wenn ich mit meinem jungen Pferd die ersten Kreuze springe und dann merke, oh, das Pferd bekommt Sicherheit und jetzt kann ich mal den ersten Ochser springen und dann irgendwann ist es die erste Kombination und dann der erste Wassergraben und dann das erste Turnier und dann von Springpferdeprüfung der Schritt in die Youngster-Tour und dann von der Youngster-Tour das erste Mal die mittlere Tour. Das sind immer so kleine Meilensteine, kleine Ziele, die man sich setzen kann und die unheimlich viel Freude bereiten.

[SPEAKER 2]
Ist das auch so ein bisschen das Puzzle, was man dadurch zusammensetzt, dass man immer so diese kleinen Entwicklungsschritte macht und dann auch merkt, okay, wird es vielleicht etwas für die größere Karriere oder vielleicht doch endet der Weg irgendwann. Ist es so dieses Zusammensetzen des Mosaiks?

[SPEAKER 1]
Ja, kann man so sagen. Also das ist auf jeden Fall das, was mich mit Begeisterung in den Tag starten lässt, dass ich jeden Tag aufs Neue gucke, dass ich mit meinem Pferd, was ich reite, ein bisschen besser werde, einen kleinen Schritt in die richtige Richtung mache. Das kann theoretisch auch eine Lektion sein. Es kann ein fliegender Wechsel sein, der mir noch nicht so gut gelungen ist und den ich jetzt besser hinbekommen möchte. Es sind immer diese kleinen Schritte. Und wenn ich ein junges Pferd angucke, dann gucke ich das Pferd an und habe im Hinterkopf, dass wir vielleicht in ganz, ganz vielen Jahren mal gemeinsam in die Sörs galoppieren und in Aachen an den Start gehen. Aber ich weiß auch, dass ganz viele hunderttausend kleine Schritte vor mir liegen. Und diese einzelnen Schritte zu machen und an den kleinen Schritten nach vorne auch Freude zu haben, das ist, glaube ich, ganz wichtig. Und ich glaube auch, dass das Pferd das merkt.

[SPEAKER 2]
Worauf legst du bei der Pferdeausbildung generell Wert? Was ist dir wichtig in der Pferdeausbildung?

[SPEAKER 1]
Ich glaube, es ist wichtig, dass man eine Vertrauensbasis aufbaut. Ich glaube, es gibt viele Wege, die zum Ziel führen. Ich glaube, dass die klassische Grundausbildung immer ähnlich ist. Aber was hauptentscheidend ist, ob ich mit meinem Pferd später eine richtige Einheit werden kann oder nicht, das ist, glaube ich, das Vertrauen, dass das Pferd zu mir gewinnen muss. Und gerade im Springen, wo man sich ja wirklich auch in Situationen aufeinander verlassen können muss, geht das nur über Zeit und Geduld und viele kleine Schritte. Wenn ich ein Pferd bis in großen Sport ausgebildet habe, dann muss mein Pferd von mir denken, dass ich für uns die richtige Entscheidung treffe. Und mein Pferd kennt ja den Parcours vorher nicht. Das heißt, es muss davon ausgehen können, dass ich als Reiter, als Partner für mein Pferd alles so plane, dass wir es mit großer und guter Wahrscheinlichkeit gut schaffen können.

[SPEAKER 2]
Also steht das Vertrauen eher im Vordergrund, als jetzt zu sagen, wir wollen per se über 1,55 Meter jetzt springen, sondern das Vertrauen muss erst da sein und dann entwickelt sich der Rest daraus.

[SPEAKER 1]
Genau. Ich kann ja beim Jungpferd noch gar nicht genau sagen, wie weit kommen wir. Ich kann nicht sagen, ob das Pferd vielleicht ein ganz tolles Pferd für L- und M-Stilspringen ist oder ob das Pferd es sogar in den internationalen Sports schafft. Vielleicht ist es ein Pferd, das sogar den Hamburger Derby-Parcours gehen möchte. Das kann ich nicht sagen. Das entwickelt sich erst in der Ausbildung. Natürlich kann ich mein Pferd brutsam dahinführen, aber am Ende werde ich kein Pferd dazu zwingen können, Dinge zu tun, die es nicht auch tun möchte. Ich glaube, mit diesem Wissen ist es ganz wichtig, kleine Schritte mache und immer wieder überprüfe, habe ich das Vertrauen vom Pferd? Und ich glaube, gerade in der heutigen Zucht, selbst wenn ich ein Ausbildungsziel im Hinterkopf habe, sind die Pferde doch so individuell, so blütig, zum Teil extrem sensibel, dass ich nicht sagen kann, okay, für jedes Pferd ist der Weg gleich. Das eine Pferd ist vielleicht immer ein bisschen spannig, wenn ich sattel. Was mache ich? Ich kann es ja vorher ein paar Runden Entweder aufs Paddock stellen oder an der Longe laufen lassen, damit es sich erstmal ohne Reitergewicht bewegen kann. Es sind ja viele Kleinigkeiten. Ein Pferd geht lieber gebisslos als mit Gebiss. Ein anderes Pferd hat im Parcours lieber den Kopf oben und guckt selber mit zum Sprung. Und noch wieder ein anderes Pferd braucht für sein Wohlempfinden ganz viel Ausgleichsarbeit, muss viel ausgeritten werden, muss auf der Rennbahn erst mal richtig galoppieren. Und das sind alles so Sachen, die man sich, glaube ich, wirklich individuell in der Partnerschaft erarbeiten muss. Und dementsprechend ist der Kopf des Pferdes das Entscheidende. Und da, denke ich, ist das Vertrauen das Wichtigste, was ich mir als Reiter erst mal erarbeiten muss.

[SPEAKER 2]
Was ich ja sehr interessant fand, du warst auch eine Zeit bei Monty Roberts in den Vereinigten Staaten.

[SPEAKER 1]
Ja, das stimmt. Zwei Wochen sogar. Ich habe Join-Up gelernt. Und das war für mich eine ganz tolle Erfahrung. Es waren, muss ich sagen, auch einige Dinge dabei, die, glaube ich, so für den einen oder anderen Züchter selbstverständlich sind, die aber für Leute aus der Stadt, die vielleicht in ihrer Kindheit nie was mit Pferden zu tun hatten, total neuartig waren. Busseweise sind Amerikaner hingefahren und haben eben gelernt, wie sie ihr Pferd einfangen, aufhalten, anreiten. Und ja, ich konnte für mich auch einiges mitnehmen. Auch da ging es eben wirklich darum, erstmal das Vertrauen zu erzeugen, bis das Pferd, was ja zum Teil noch nicht mal angeritten ist, mich als Partner akzeptiert. Und das war unheimlich spannend.

[SPEAKER 2]
Also wendest du einiges davon jetzt, einige Auszüge, die du da so gesehen hast und erlernt hast, durchaus heute auch noch an, wo du dich daran erinnerst, okay, Vertrauen, das ist das basic Fundament, was wir erstmal brauchen und dann entwickeln wir uns weiter.

[SPEAKER 1]
Ja, meist sind die Schritte ja noch vor dem, was wir hier in der täglichen Arbeit machen. Es geht ja generell um den Umgang mit dem Pferd. Und das ist etwas, was mir grundsätzlich sehr wichtig ist. Ich meine, viele Leute haben ein Problem, ihr Pferd zu verladen. Viele haben ein Problem, ihr Pferd auf der Weide einzufangen. All solche Basics sind Dinge, die bei Monty Roberts auch mit erarbeitet wurden. Und das fand ich schon unheimlich spannend.

[SPEAKER 2]
Wenn du jetzt schaust, gibt es andere Ausbilder, wo du dir auch noch was abguckst? Also gibt es Springreiter-Kollegen, wo du sagst, der macht das so besonders oder einen Dressurreiter, dass man auch sich selber dann noch weiterentwickelt?

[SPEAKER 1]
Ja, total. Also ich habe jetzt nicht einen Ausbilder, sondern ganz im Gegenteil. Ganz viele Leute, von denen ich denke, dass ich da was von lernen kann. Und gerade mit meinen unterschiedlichen Pferden, das ist glaube ich auch meine Stärke, dass ich eigentlich mein Leben lang immer versucht habe, mich auf meine Pferde einzustellen. Gerade da hole ich mir für einen bestimmten Typ Pferd. Hilfe und sage, Mensch, guck doch mal, ich habe dieses Pferd und ich zeige dir jetzt mal, wie ich das Pferd im Parcours reite oder wie ich es zu Hause reite. Hast du nicht noch eine Idee für mich, was ich besser machen könnte, gerade auf das Pferd bezogen? Weil das ist, glaube ich, auch ganz wichtig für die Leute, die eben ein Pferd haben, dass man individuell guckt, was kann mich mit meinem Pferd nach vorne bringen, was kann uns helfen, damit ich mein Pferd eben noch besser verstehe. Und ich hinterfrage mich jeden Tag mit jedem meiner Pferde, überlege immer, was kann ich machen, damit wir als Einheit noch ein bisschen besser werden.

[SPEAKER 2]
Und ihr bringt ja auch neuartige Methoden mit ein. Ihr baut zum Beispiel gerade hier auf eurer Anlage eine Salzkammer.

[SPEAKER 1]
Ja, das stimmt.

[SPEAKER 2]
Darf man das schon sagen?

[SPEAKER 1]
Ja, das darf man sagen. Das ist natürlich jetzt gerade so ein gesundheitlicher Aspekt. Ich denke gerade für Pferde, die Atemwegsprobleme haben, kann eine Allergie sein, kann eine Erkältung sein, können wir damit unheimlich viel unterstützen. Und was wir auch machen, dass wir, wenn das Pferd eben die mit Salz angereicherte, sauerstoffhaltige Luft einatmet, dass wir dann versuchen, gleichzeitig noch ein bisschen Lichttherapie zu machen. Und wir wollen auch noch Musik. Auch das noch, Musik. Ja, genau. Und zwar nicht, weil ich denke, dass das grundsätzlich die Ausbildung verändert. Das wäre natürlich naiv zu glauben. Aber ich glaube einfach, dass der Wohlfühlfaktor, den ich dem Pferd geben kann, während es eben in der Box aus Therapiegründen ist, höher ist, wenn ich ein bisschen Beschäftigung habe. Und das wollen wir ausprobieren.

[SPEAKER 2]
Oder ihr legt euch selber auch mal da rein.

[SPEAKER 1]
Kann auch passieren, kann auch passieren. Ja genau, das kann auch passieren, aber wie gut oder schlecht das wird, das erzähl ich dann beim nächsten Mal.

[SPEAKER 2]
Genau, bin ich sehr gespannt. Aber ist ja auch ein Ansatz, der jetzt nicht alltäglich ist oder gibt’s diese, Salz kann man häufiger, also ich persönlich hab jetzt davon noch nicht gehört.

[SPEAKER 1]
Nee, also ich glaube grundsätzlich, dass man ja nie auslernt. Und die Entwicklung geht ja immer weiter. Und ich glaube, in dem Moment, wo man sich nicht mehr für Neues interessiert oder wo man denkt, man hat genug gelernt, in dem Moment entwickelt man sich schon zurück. Ich muss ja immer wieder überlegen, was kann ich tun, damit es meinem Pferd besser geht? Was kann ich machen? Sei es am eigenen Reiten arbeiten, ist für mich selbstverständlich. Aber es kann auch Futterüberprüfung sein. Die Schmiede werden besser. Tierärzte. In allen möglichen Bereichen versuchen wir, uns zu hinterfragen und zu optimieren. Und da ist die Salzkammer, glaube ich, ein ganz interessanter Schritt, einfach die Gesundheit des Pferdes in den Vordergrund zu stellen.

[SPEAKER 2]
Nun ist ja eine Salzkammer etwas, was auch zur Gesunderhaltung beitragen kann. Du hast ja Pferde, die sehr, sehr lange auch bei dir sind und auch manchmal eine Durststrecke haben, wie jetzt Goya, eines deiner Erfolgspferde, deren Zeit lang verletzt war. Ist das für dich auch wichtig, da zu sorgen, dass die Pferde optimal versorgt werden, sich rehabilitieren können, die Zellen wieder aufladen können?

[SPEAKER 1]
Ja, auf jeden Fall. Bei Goya war das Hauptproblem, überhaupt erst mal rauszufinden, was hat das Pferd. Das ist natürlich auch… In der heutigen Zeit haben wir natürlich viel mehr Möglichkeiten der Diagnostik. Aber das war nicht so eine ganz klassische Larmheit, sondern hatte einfach so einen Landesschmerz, eine Entzündung im Knochen, die wir so nicht sofort rausfinden konnten. Und haben das erst beim MRT rausfinden können. Also sind wir in die Klinik gefahren und haben erst Synthiografie gemacht, um den Bereich zu finden. Dann MRT, um die Knochen- und Weichteilstruktur anzugucken. Und dann haben wir gesagt, okay, wir brauchen eine längere Pause. Haben ihn dann ganz behutsam wieder antrainiert. Und dadurch, dass Pferde nicht sprechen können, ist es ja immer gar nicht so ganz leicht rauszufinden, was hat mein Pferd wirklich. Da haben wir unheimlich suchen müssen, haben es aber zum Glück rausgefunden und jetzt, toi toi toi, ist er wieder richtig fit. Wir haben uns aber auch viel Zeit genommen beim Antrainieren. Ich habe ihn mit nach Oliva genommen. am Strand geritten. Wir haben Aquatraining gemacht. Das ist auch so ein Punkt, wenn wir jetzt von entweder gesunder Haltung des Pferdes oder einfach auch Konditionsaufbautraining reden, halte ich viel von. Und natürlich ist es noch schöner, wenn man jetzt mit dem Pferd durchs Wasser am Strand reitet, als wenn man jetzt so einen Aquatrainer zu Hause hat. Allein das Gefühl fürs Pferd, durchs Wasser schreiten zu können, das Salzwasser, ist natürlich super.

[SPEAKER 2]
Ist das dann auch ein Ziel von dir, mit diesem Vertrauen, oder was wir eben gesprochen haben, mit einem Pferd möglichst lange im Sport zu sein? Es gibt ja auch Berufskollegen, die sagen, okay, wir bringen ein Pferd in den gehobenen Sport und dann sagen wir, okay, irgendwie müssen wir das Ganze auch finanzieren, dann wird das Pferd verkauft. Wenn man jetzt Mops, also Lambrasco ansieht, ihr habt ja die gesamte sportliche Laufbahn auch durchlebt auf der großen Bühne. Ist das dann schon der Anspruch?

[SPEAKER 1]
Das ist natürlich unterschiedlich. Also wenn ich mir das jetzt für mich selber aussuchen kann, ganz klar, es ist natürlich immer ein Traum, mit seinem Pferd gemeinsam alt zu werden und das Pferd später auf der eigenen Koppel zu haben. Mitunter habe ich ja auch Pferde von Züchtern, die genauso wie wir auch davon leben, ihre Pferde zu verkaufen, oder aber auch Pferdebesitzer, wo ich froh und dankbar bin, wenn mir jemand sagt, pass auf, ich stelle dir mein Pferd für ein paar Jahre zur Verfügung. Und du kannst das Pferd reiten und behandle es wie dein eigenes, aber irgendwann steht es auch zum Verkauf. Und wenn ich so eine Absprache habe, dann ist es für mich auch selbstverständlich, dass das Pferd eben irgendwann verkauft wird. Das gehört dazu. Aber auch dann ist es natürlich so, dass man sich besonders freut, wenn man das Pferd dann wiederum in Hände vermitteln kann, mit dem man sich auch noch ein bisschen mitfreuen kann. Wir haben einige tolle Kunden, die Pferde von uns bekommen haben, die jetzt auch im Sport gehen, manchmal im ganz großen Sport, manchmal auch im Amateursport. Und wenn man da einen engen Kontakt hält und auch weiter gemeinsam ein bisschen trainieren kann, Erfolge mitverfolgen kann, dann freut mich das auch. Und das macht mich auch stolz, Ein Pferd, was bei uns groß geworden ist, dann später mit seinem neuen Besitzer und Partner gut geht.

[SPEAKER 2]
Diejenigen, die die Zuchtwelt so ein bisschen verfolgen, haben ja festgestellt, dass am vergangenen Wochenende bei der Holsteiner Körung ein Pferd versteigert wurde für 400.000 Euro, was zu euch gehen wird. Das stimmt, das kann man sagen.

[SPEAKER 1]
Ja, das stimmt, das stimmt. Ja, hätte man auch ein Haus verkaufen können. Also das ist natürlich jetzt wirklich auch für uns eine ganz besondere, ganz aufregende Situation, dass wir diesen wahnsinnig tollen, zukunftsträchtigen Hengst kaufen konnten. Und wir sind ganz stolz. Wir waren selber so beeindruckt vom Freispringen und haben dann mit ein bisschen Unterstützung das Pferd für uns sichern können. Trotzdem muss man ganz klar sagen, es ist ja auch erst ein zweijähriges Pferd und auch Er, wenn er jetzt Cintero in Neumünster als Superstar gehandelt wurde, soll ganz in Ruhe groß werden. Wir freuen uns, wenn er einige gute Stuten bekommt. Aber wir sehen uns da jetzt nicht im Erfolgszwang, dass er gleich als Jungs da irgendwelche großen Leistungen abliefern muss, ganz im Gegenteil. Wir werden jetzt erstmal ganz spielerisch gemeinsam anfangen, ihn irgendwann in Ruhe anreiten und dann genau so, wie wir es mit jedem anderen Pferd auch machen würden, einen langen Weg gehen. Aber wir sind natürlich sehr aufgeregt und freuen uns drauf.

[SPEAKER 2]
Ist für euch auch was komplett Neues eigentlich, so einen Weg zu gehen mit so einem Pferd. Ihr seid Reserve-Sieger in Neumünster gewesen. Wie konkret sieht der Weg jetzt aus?

[SPEAKER 1]
Also wir haben ja auch sonst unsere eigenen Stuten, aber normalerweise ist es ja so, dass wir mit unseren Stuten dann eben zu einem Hengst gehen, der uns besonders gut gefällt. Und in diesem Fall haben wir den Hengst dann eben auch gleich ganz gekauft und freuen uns, wenn wir ihn anderen Züchtern zur Verfügung stellen können. Jetzt wird es erstmal so sein, dass er unabhängig von seinen Vererberqualitäten ganz normal angeritten wird. Er steht noch bei seinem Züchter Manfred von Alwörn. Das heißt, wir haben ihn noch nicht mal abgeholt, sondern er kommt erst nächste Woche zu uns. Und er wird sich dann hier erstmal einleben. Dann werden wir ihn in Ruhe anreiten. Er hat dann ja auch einige Prüfungen, die er als Hengst machen muss. Hengstleistungsprüfungen, Sporttest, das gehört dazu. Aber man darf nicht vergessen, dass das ja noch Kinder sind. Die Pferde sind ja noch nicht mal richtig ausgewachsen. Und wir wollen ihm alle Zeit geben. Das heißt, nächstes Jahr dreijährig werden wir mit Sicherheit keine Turniere machen. Und auch vierjährig wird der Fokus nicht auf dem Sport liegen, sondern er wird sicherlich ein bisschen Stuten decken. Aber nebenbei werden wir ganz spielerisch die ersten Sprünge unterm Sattel machen. Und ja, dann mal gucken, dass wir uns ein bisschen kennenlernen. Ja, genau.

[SPEAKER 2]
Aber habe ich da gerade so leise die Ankündigung der Hengstation Meier-Zimmermann gehört?

[SPEAKER 1]
Nee, das ist zu früh, sich darüber zu freuen. Christoph und ich haben viele Träume und das kann sicherlich mal dahin gehen. Aber eins muss man auch sagen, wir wollen uns ja auch noch auf den Sport konzentrieren und Ja, wir sind auch viel auf Turnieren unterwegs und nebenbei haben wir noch Kunden zu betreuen und ich mache Unterricht, was mir auch viel Freude macht. Das heißt, jetzt eine komplette Hengststation schon zu haben, wäre glaube ich, ja, etwas früh. Langfristig können wir uns das vorstellen. Kurzfristig denke ich, dass man vielleicht eher eine Kooperation mit anderen Hengstationen hat, was ich sowieso als gute Symbiose sehe. Denn ich denke, kaum eine Hengstation ist in der Lage, alles abzudecken. Und wenn man da Partner hat, wo man einen eben besonders talentierten Junghengst aufstellen kann, kann das gerade für die Züchter eine Win-Win-Situation sein.

[SPEAKER 2]
Sehr gut. Und ist denn auch dann der Plan für so ein Pferd, diese Jungpferdetour zu gehen? Es ist ja häufig auch in der Kritik, die, wenn Pferde schon sechs- und siebenjährig große Parcours gehen, beispielsweise bei den Weltmeisterschaften der jungen Pferde, ist sowas dann für dich ein Baustein in dieser Sache? Oder sagst du, nein, wir gucken behutsam auf die Entwicklung des Pferdes und schauen, wie er auch dann ready für sowas ist?

[SPEAKER 1]
Ja, ich glaube, dass man das immer individuell entscheiden muss. Also ich selber bin jetzt noch nie eine Weltmeisterschaft für junge Pferde geritten. Nicht, weil ich es schlimm finde, aber unsere Pferde sind meistens so langsam an großen Sport rangeführt, dass wir in dem Alter noch gar nicht so weit sind. Also als Beispiel, wenn ich jetzt ein Pferd aus der Zucht meiner Eltern habe, haben wir sie vierjährig oft auch den Sommer noch draußen auf der Wiese. Unsere Stuten haben oft erst einen Fohlen. Das heißt, sie gehen fünfjährig erst die ersten Turniere. Wir machen einen relativ spielerischen Anfang, aber wir haben da auch überhaupt keine kurzfristigen Vermarktungsambitionen.

[SPEAKER 2]
Also peu a peu behutsam den Weg.

[SPEAKER 1]
Genau. Für uns ist es wichtig, dass wir das Pferd langsam aufbauen und eben die Chance haben, das Pferd lange fit zu halten. Ja, dass man da gucken muss, dass man nicht zu früh zu viel macht. Gerade bei Hengsten ist es natürlich so, dass viele einfach auch ein bisschen unter Erfolgsdruck stehen und das Gefühl haben, dass sie in kurzer Zeit was beweisen müssen. Das haben wir nicht. Das ist natürlich ein sehr subjektives Empfinden. Wir finden jetzt am Beispiel dieses Hengstes, dass er alles gezeigt hat. Für mich ist es klar, dass das ein ganz besonderes Pferd ist mit besonders viel Potenzial. Das muss er mir jetzt in den nächsten zwei, drei Jahren nicht nochmal beweisen. Ich glaube daran und sehe es jetzt als meine Aufgabe, das Pferd behutsam dahin zu bringen, dass er siebenjährig eine Youngster-Tour auf dem Hamburger Derby gehen kann. Das glaube ich schon, dass man sowas als Ziel haben sollte. Wenn man keine Ziele hat, dann kann man auch keine kleinen Schritte machen, wo man sich selber überprüft, ob man im Soll ist. Aber diese Ziele müssen nicht sein, dass man jetzt auf irgendwelchen Jungpferdeturnieren besondere Leistung erzielt. Das sehe ich mehr so wie Grundschule.

[SPEAKER 2]
Also die langsamen Schritte und quasi aufs Pferd schauen, wohin die Reise geht.

[SPEAKER 1]
Genau, genau. Und für uns ist es immer so ein bisschen so, der ganze Ausbildungsweg eines Pferdes, das kann man sich ein bisschen so sehen, wie wenn man selber zur Schule geht. Es geht natürlich darum, was zu lernen und sicherlich auch mal eine Überprüfung zu haben. Aber der Spaß muss vorne anstehen. Und ich glaube, bis das Pferd dann wirklich sozusagen in einen Beruf kommt, wenn ich jetzt mal sage, ein Pferd ist Springpferd und hat das als Berufung, dann muss die Ausbildung dahin total spielerisch erfolgen und ich muss schaffen, dass mein Pferd Freude daran hat, mit mir zu springen. Und das ist entscheidend. Und ich darf auf keinen Fall zu früh falsche Leistungen abfordern, weil das eigentlich eine, ja, eine nebensächliche Rolle spielt. Wichtig ist, dass ich Step by Step mir das Vertrauen erarbeite und auf dem richtigen Weg bin.

[SPEAKER 2]
Im Vorbereitung auf dieses Gespräch habe ich festgestellt, liebe Janne, dass du einen Tiefsee-Tauchschein und eine Privat-Piloten-Lizenz hast. Stimmt das?

[SPEAKER 1]
Ja, stimmt.

[SPEAKER 2]
Wie kam es dazu?

[SPEAKER 1]
Ich habe mit 16 einen Segelflugschein gemacht und habe schon als ganz kleines Mädchen vom Fliegen geträumt. Das ist vielleicht auch so eine Parallele zum Springreiten. Also ich habe immer schon dieses besondere Gefühl gemocht.

[SPEAKER 2]
Das war schon besonders mit 16.

[SPEAKER 1]
Ja, das stimmt. Da habe ich mit Segelfliegen angefangen und beim Segelfliegen ist aber das Problem, das ist eigentlich auch ein Mannschaftssport und ich habe ja im Reiten schon mal einen Mannschaftssport gefunden. Also ich kann nicht noch meine Wochenenden in der Segelflugschule verbringen und habe dann gesagt, nee, also da muss ich irgendwie unabhängig sein.

[SPEAKER 2]
Deswegen tauchst du quasi ab.

[SPEAKER 1]
Nein, das kam dann erst später. Ich habe dann eine Privatpiloten-Lizenz gemacht und fliege gelegentlich mit einer Cessna über die eigene Anlage. Wobei ich sagen muss, das habe ich jetzt auch schon wieder länger nicht gemacht. Also es ist tatsächlich so, dass ich eigentlich, wenn ich ehrlich bin, zu wenig Zeit zum Fliegen habe. Aber trotzdem ist es ein schönes Gefühl zu wissen, dass ich theoretisch auch mal über den Dingen fliegen und stehen könnte und dementsprechend habe ich mir diesen Traum damals erfüllt und mit dem Tauchen. Weiß ich auch nicht so genau. Ich hab das Gefühl, ich muss einfach auch mal gucken, was unter Wasser so los ist. Ich will nicht sagen, dass ich ein Scheinjäger bin, aber irgendwie hat mich das dann fasziniert. Als ich das erste Mal getaucht bin, hab ich gedacht, jetzt muss ich nochmal tiefer und dann hab ich eben einen Tiefseetauchschein gemacht.

[SPEAKER 2]
Wie tief ist da ein Tiefsee? Also 30 Meter ist glaube ich so Standard, ne?

[SPEAKER 1]
Genau, also du kannst, 30, 40 Meter tiefer taucht man eigentlich nicht und ich sowieso schon mal gar nicht.

[SPEAKER 2]
Also kein Ab Null.

[SPEAKER 1]
Nein, nein, nein, das nicht. Und ich hab auch nicht den Anspruch, dass ich das besonders gut mache, sondern es ist wirklich nur ein Hobby. Aber ja, ich mag das, die Stille unter Wasser finde ich ganz toll. Es sind ja Eindrücke, die man so wahrnimmt, ohne dass man sich direkt darüber austauschen kann. Und das finde ich auch ein besonderes Gefühl. Ist sehr befreiend. Man ist ja mit seinem Taucher-Buddy sozusagen unterwegs. Immer ein Duo, ganz wichtig. Genau, man ist zu zweit oder vielleicht sogar in einer größeren Gruppe. Aber man kann sich unter Wasser eben nur mit Zeichen verständigen und das finde ich toll. Ist mal was anderes. Geredet wird sonst genug und unter Wasser ist dann mal Ruhe.

[SPEAKER 2]
Da ist Ruhe im Kanzleramt.

[SPEAKER 1]
Ja, genau.

[SPEAKER 2]
Am Ende eines jeden WeHouse-Podcasts haben wir die vier klassischen WeHouse-Fragen, die ich natürlich auch dir stellen möchte. Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?

[SPEAKER 1]
Ne, ich würde mich jetzt nicht auf ein Motto beschränken. Ich habe das Gefühl, dass ich immer weitermachen muss. Hätte ich es jetzt aufschreiben müssen, hätte ich, glaube ich, geschrieben weitermachen. Aber ich kann nicht sagen, dass ich ein Lebensmotto habe. Ich habe festgestellt, dass man nie fertig ist. Daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Jetzt habe ich gedacht, man bin ja eigentlich mal fertig. Aber ich habe festgestellt, man ist nie fertig. Und ich glaube, dass das auch etwas ist, was mein Leben beschreibt. Es ist kein Motto, aber es geht immer weiter und oft auch in hoher Geschwindigkeit. Und das ist etwas, was ich mag. Ich mag keinen Stillstand.

[SPEAKER 2]
Hohe Höhen und tiefe Tiefen.

[SPEAKER 1]
Ja, genau. Ich lebe in Extremen scheinbar. Okay.

[SPEAKER 2]
Dann Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich vielleicht auch im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?

[SPEAKER 1]
gibt es viele. Ich könnte nicht einen nennen, weil ich dann vielen anderen Unrecht tun würde. Das ist ein Problem. Sicherlich neben meiner Familie, meinen Eltern, Christoph, sind mir bestimmte Menschen sehr als Herz gewachsen. Mit Tiago Nagel verbinde ich eine enge Partnerschaft, aber auch Axel Wöckner, von dem ich sehr viel gelernt habe und mit dem ich mich bis heute immer gerne austausche. Aber ich habe auch Peter Luther viele Reitstunden zu verdanken. Es sind so viele Leute, ich könnte bestimmt noch fünf oder zehn mehr aufzählen, wo ich wirklich so Schlüsselmomente hatte, wo ich dachte, Mensch toll, da habe ich jetzt richtig was mitgenommen. Und das möchte ich mir auch erhalten. Aber ja, meine Partnerschaft zu Tiag ist sicherlich sehr eng. Also ja.

[SPEAKER 2]
Sehr gut. Dann Frage Nummer drei. Wenn du Reitern oder Pferdemenschen auf dieser Welt eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?

[SPEAKER 1]
Ich glaube, es ist schwer, es auf eine Sache zu reduzieren. Aber ich würde denken, dass die meisten erst mal in den Spiegel gucken müssen. Egal, was für ein Problem sie bei ihrem Pferd suchen, sie sollten bei sich selber anfangen. Und wenn man mit dem Grundgedanken auf sein Pferd zugeht, kommt man weiter, wenn man die Fehler bei sich selber sucht.

[SPEAKER 2]
Und zum Abschluss, vervollständige bitte diesen Satz. Pferde sind für mich.

[SPEAKER 1]
Glück.

[SPEAKER 2]
Ein perfektes Schlusswort. Es hat sehr viel Spaß gemacht, liebe Janne. Wir werden natürlich dir weiterhin die Daumen drücken für alle anstehenden Aufgaben.

[SPEAKER 1]
Danke, das ist lieb.

[SPEAKER 2]
Und vor allen Dingen auch mit dem Hengst. Und ja, vielen Dank, Janne-Friederike Meyer-Zimmermann.

[SPEAKER 1]
Danke schön.

[SPEAKER 2]
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