#155 PSSM-Spezial mit Dr. Ingrid Vervuert und Dr. Anna May
Die genetisch bedingte Stoffwechselstörung PSSM beeinflusst den Glykogenspeicher in den Muskeln des Pferdes, was zu Muskelsteifheit und Leistungseinbußen führt. Eine gezielte Fütterung und Bewegungsstrategie kann helfen, die Symptome zu mildern und das Wohlbefinden der betroffenen Pferde zu verbessern. Eine frühzeitige Diagnose und individuelle Behandlung sind entscheidend, um Pferden mit PSSM ein gesundes und aktives Leben zu ermöglichen.
In dieser Folge des wehorse-Podcasts spricht Host Christian Kröber mit Dr. Ingrid Vervuert und Dr. Anna May darüber, was PSSM eigentlich genau ist und wie es erkannt werden kann. Außerdem geben die Expertinnen Tipps zum alltäglichen Management eines PSSM-Pferdes.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 3]
[00:00:00-00:00:08]
Heute eine Spezialfolge zum Thema PSSM und PSSM 2 mit Prof. Dr. Anna May und Prof. Dr.
[SPEAKER 2]
[00:00:08-00:00:32]
Ingrid Vervuert. Dazu muss man aber ganz klar sagen, dass es noch nicht mal eine einzige Studie beim Pferd gibt, die irgendeinen Zusammenhang zwischen einer Manganergänzung über den Bedarf hinaus und PSSM nachweisen konnte. Herzlich willkommen beim WeHorse-Podcast mit Christian Kröber.
[SPEAKER 3]
[00:00:32-00:01:52]
Auf vielfachem Boden haben wir heute ein höchst interessantes Thema, dem wir uns widmen. Wir werden ja hier im WeHorse-Podcast auch wieder vermehrt echte Wissensfolgen machen. Und heute widmen wir uns... PSSM und PSSM 2. Worum handelt es sich bei diesen Muskelerkrankungen? Was kann ich machen? Wie behandle ich das Ganze? In W-Fragen stellen wir uns wirklich in der Tiefe. Und dafür habe ich heute zwei der absoluten Top-Expertinnen Deutschlands zu Gast. Zum einen Prof. Dr. Ingrid Vervuert. Sie ist an der Universität in Leipzig und forscht dort zu den Themen Tierernährung Und Ernährungsschäden. Zum anderen freue ich mich auf Prof. Dr. Anna May von der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Und an der dortigen Pferdeklinik ist sie Oberärztin für Innere Medizin. Und damit haben wir die beiden wichtigen Disziplinen, die beiden wichtigen Bereiche am Tisch. Die Ernährung und der Blick einer Internistin auf PSSM und PSSM 2. Und gemeinsam machen wir heute den Deep Dive zum Thema. Also alles, was ihr wissen müsst... Zu diesen Muskelerkrankungen gibt es jetzt und ich würde sagen, auf geht's. Hallo im WIOS Podcast, Prof. Dr. Anna May und Prof. Dr. Ingrid Vervuert. Hallo ihr beiden.
[SPEAKER 1]
[00:01:52-00:01:53]
Hallo.
[SPEAKER 2]
[00:01:53-00:01:56]
Hallo zusammen.
[SPEAKER 3]
[00:01:56-00:02:31]
Wir wollen heute über ein spannendes Thema sprechen, nämlich über PSSM. Etwas, was viele Pferdesitzer beschäftigt und wir wollen heute vielleicht etwas mehr Licht ins Dunkel bringen für viele. Und liebe Anna, wir starten einmal mit dem generellen Thema, was ist eigentlich PSSM? Du bist Oberärztin der Inneren Medizin an der LMU in München. Und natürlich ein Thema, was bei dir und bei euch häufig natürlich besprochen wird, PSSM. Es gibt zwei Typen, aber vielleicht einmal aus deiner Sicht, was ist PSSM?
[SPEAKER 1]
[00:02:33-00:04:23]
Also, in der Tat ein sehr spannendes Thema, weil es wirklich sehr häufig vorkommt in der Population und auch vor allen Dingen durch diese Gentests bei den Pferdebesitzern angekommen ist. PSSM ist eine Zusammenfassung oder letztendlich ein Überbegriff von verschiedenen Erkrankungen. Es gibt zwei unterschiedliche Typen davon. Das ist einmal PSSM1. Und die sogenannte PSSM-2, die aus verschiedenen Subtypen besteht. Und Charakteristika dieser Erkrankung sind vor allen Dingen, dass die Pferde eben Muskelsymptome zeigen. Das können kreuzverschlagähnliche Symptome sein, dass die Pferde zum Beispiel ungern vorwärts gehen, dass sie unter der Belastung stehen bleiben, langsamer werden, triebiger werden. Dann können auch so Schwächesymptome auftreten, Muskelatrophien, Muskelzittern vielleicht. Und betroffene Pferde zeigen oftmals auch ein bisschen eine niedrigere Kopfheilthaltung, ein Gangbild, was ein bisschen schleppend ist. Und eben gerade in diesem Themenkomplex der PSSM2 auch Gangbildveränderungen und Leistungsinsuffizienz. Und bei PSSM1 wissen wir ja schon lange, dass das eine Mutation eines Gens ist, eine Punktmutation von einem Gen, das für das Glykogen-Synthase-Enzym verantwortlich ist. Und dieses Enzym wird dadurch überaktiv und produziert dann konstant Glykogen, was dann aber für den Organismus eben nur eingeschränkt verfügbar ist. Und bei PSSM2 ist es so, dass da eigentlich dieser Überbegriff gewählt wurde, weil man noch sehr wenig über die Erkrankung wusste. Mittlerweile weiß man, dass da verschiedene Subtypen oder verschiedene Erkrankungen drunter fallen, wie zum Beispiel diese fibrilläre Myopathie oder auch diese Recurrent Exertional Reptomyalysis, die beim Vollblüter vorkommt.
[SPEAKER 3]
[00:04:25-00:04:58]
Es sind, wie man schon merkt, sehr viele Fachtermine auch dabei, wo jetzt der Otto-Normalverbraucher, der Pferdesitzer, natürlicherweise, man kennt es ja von sich selber, man denkt, ja, was ist das jetzt? Woran liegt es eigentlich, dass dieses Thema PSSM in den letzten Jahren, wir haben ja hier im Podcast auch schon mal andere Themen besprochen wie ECVM oder WFFS, Woran liegt das eigentlich, dass PSSM jetzt in den letzten Jahren doch zumindest subjektiv häufiger vorkommt?
[SPEAKER 1]
[00:04:58-00:06:30]
Es ist so, dass die PSSM 1 ja vor allem Quaterhorses und auch Keilfüter betrifft. Während bei PSSM 2 diese Erkrankungen, die darunter fallen, auch vor allen Dingen beim Warmblutpferd auftreten. Beziehungsweise nicht vor allen, sondern es sind auch viele Quaterhorses betroffen. Aber wenn wir Muskelerkrankungen beim Warmblutpferd haben, sind 80% davon PSSM 2 betroffen. Und das ist natürlich was, was die Leute angeht, was die Leute auch bewegt. Weil letztendlich diese Pferde, anders als bei PSSM1, wo die wirklich diesen klassischen Kreuzverschlag, klassische Symptome haben, haben die oftmals auch Gangbildveränderungen, Steifheit, wechselnde Lahmheiten, die nicht klar zuzuordnen sind. Und das ist was, was die Besitzer natürlich merken und was die Besitzer natürlich auch therapiert haben wollen. Was natürlich ein bisschen schwierig ist bei der Erkrankung, dass ganz viele unklare Larmheiten, die nicht weiter ausdiagnostiziert werden, dann natürlich diesem Komplex zugeordnet werden. Und dann müssen wir natürlich uns über diese Gentests unterhalten, die letztendlich nur Varianten testen, aber nicht sagen, dass ein Pferd eine zugrunde liegende Erkrankung hat. Können wir später auch nochmal detailliert darüber sprechen. Und wenn wir dann diesen Gentest machen und das Pferd eine unklare Lahmheit hat, dann glauben viele Besitzer, dass diese PSSM-2 vorliegt. Und deswegen ist es jetzt in aller Munde. Es ist auch immer dann einfacher oder es wird mehr über Krankheiten gesprochen, wenn ein einfacher Test vorliegt, wie zum Beispiel dieser Gentest, der aber nicht validiert ist und den wir deswegen ablehnen.
[SPEAKER 3]
[00:06:32-00:07:04]
Es sind ja zwei Dimensionen, die wir heute mit euch beiden auch zusammenbringen. Einmal die innere Medizin und einmal der Blick auf die Fütterung. Bevor wir das Ganze zusammenführen, vielleicht noch einmal, wann kann diese Krankheit denn ausbrechen? Gibt es gewisse Risikofaktoren? Du hast es ja gerade schon angesprochen, gewisse Rassen, die zum Beispiel bei PSSM1 gefährdeter sind oder anfälliger sind, also Quarter Horses zum Beispiel oder Kaltblutrassen. Was sind die Risikofaktoren?
[SPEAKER 1]
[00:07:05-00:08:08]
Also Risikofaktoren für PSSM 1 oder 2 ist letztendlich dann tatsächlich die Rasse, beziehungsweise bei PSSM 1 ist es so, dass Kalbhüter das sehr häufig haben und Quarter Horses, aber auch Tinker und Haflinger dort verbreitet ist in der Population. Bei PSM2 sind es eben je nach Typ, je nach Untererkrankung eben auch die Warmblutpferde oder bei der Recurrent Exertional Reptile Myelitis, der RER, vor allen Dingen auch Vollblüter und dann eben auch Stuten und nervöse Pferde. Das heißt, da spielt nicht nur die Rasse rein, sondern eben auch der Charaktertyp und das Geschlecht letztendlich. Bei der Myofibrillär-Myopathie sind es auch zum Teil Warmblutpferde, aber auch Araber, da spielt die Rasse auch eine Rolle. Und letztendlich Risikofaktoren dafür sind eben die, die ich gerade genannt habe. Dann gibt es natürlich noch andere Muskelerkrankungen, wo zum Beispiel auch die Fütterung oder die Vitamin-E-Selen-Versorgung da mit reinspielt. Das sind dann aber eher diese sporadischen, belastungsinduzierten Muskelerkrankungen.
[SPEAKER 3]
[00:08:08-00:08:28]
Woran liegt das eigentlich, dass genau diese Rassen das sind? Man hat ja immer wieder die Thematik, dass in gewissen Genpools gewisse Dispositionen sind zu Krankheiten. Warum genau jetzt ein Quarter Horse? Lässt sich das irgendwie zurückverfolgen oder irgendwie erklären, warum gerade jetzt so eine Rasse dafür empfänglich ist?
[SPEAKER 1]
[00:08:30-00:09:15]
Bei den Kaltbildern geht man davon aus, dass es letztendlich auch ein Selektionsvorteil ist, dass bewusst oder unbewusst darauf selektiert wurde, weil dieses Glykogen, also diese Energie, die im Muskel gespeichert wird, schneller gespeichert wurde bei diesen Pferden und dann gerade, wenn auch Insulin vorlag, dann eben auch noch schneller in den Muskel aufgenommen wurde. Und dass dann eben diese Pferde zwar nicht vollständig diese Energie zur Verfügung hatten, aber eben gerade bei dieser langsamen, kontinuierlichen Arbeit, dass eben durchaus auch ein Vorteil für die Pferde sein konnte, dass das gespeichert wurde und dann eben in kleinen Maßen dann eben auch freigesetzt werden konnte. Bei den Quarters, weiß ich echt gar nicht, geht weißt du irgendwas dazu?
[SPEAKER 2]
[00:09:17-00:09:35]
Da ist mir dann auch die Frage, ob man einen relativ engen Genpool züchtet, was dann eben, wenn eine Mutation oder wie auch immer vorliegt, dass man dann eben doch auch immer auf bestimmte Hengste zurückgreift. Das spielt natürlich auch ganz häufig eine Rolle. Man kennt ja schon auch bei anderen Erkrankungen auch bestimmte Vererbungen.
[SPEAKER 1]
[00:09:36-00:09:47]
Gerade beim Porto und beim Araber kommen ja relativ viele genetische Erkrankungen vor und dass die jetzt hier wieder auftreten als Hauptbetroffene, wundert Tierärzte zumindest nicht.
[SPEAKER 3]
[00:09:49-00:10:06]
Ingrid, bei dem ganzen Themenkomplex PSSM ist man ja auch sehr schnell bei der Fütterung. Jetzt hat Anna ja gerade ausgeführt, was sind die Risikofaktoren, die jetzt erstmal auf den ersten Blick ja gar nicht auf Fütterung zunächst hindeuten. Warum ist trotzdem das Thema Fütterung so wichtig vor dem Hintergrund PSSM?
[SPEAKER 2]
[00:10:08-00:11:31]
Also es gibt schon aus Sicht der Fütterung einige Bedingungen oder Faktoren, die man beachten sollte, die wir aber grundsätzlich auch bei anderen muskulären Erkrankungen beachten. Also das ist schon mal so das eine, dass eben auch die Fütterung tatsächlich auf den Muskelstoffwechsel einen enormen Einfluss haben kann. Das ist das eine. Und das Zweite ist, das muss man auch ganz klar so sagen, dass die Futtermittelindustrie auch sehr gerne solche Probleme aufgreift und dann auch sehr schnell mit Produkten auch Werbung macht, die zum Teil überhaupt nicht zulässig ist, um dann eben auch eine schnelle Lösung zu finden. Also das heißt... Gerade die Futtermittelindustrie, muss man eben auch wirklich sagen, für viele Sachen gibt es überhaupt gar keine Untersuchungen. Und dennoch kommen natürlich die Firmen sehr leicht an diese Einzelfuttermittel oder auch wie zum Beispiel Mangan und machen dann eben auch sehr viele Versprechungen. Und dann ist doch klar, dass eben auch die Pferdebesitzenden eine Lösung finden wollen. Und der Zusammenhang Fütterung, Muskulatur ist auch klar. Und wenn dann sehr viele Werbeversprechungen dann auch noch die Besitzer dazu hinführen, eben bestimmte Produkte zu füttern, hat sich das in meinen Augen auch tatsächlich in den letzten Jahren extrem aufgeschaukelt. Also das ist sicherlich so ein gemischtes Problem. Also der Zusammenhang Fütterung, Muskulatur, aber eben auch das, was beworben wird.
[SPEAKER 3]
[00:11:31-00:11:40]
Ist das auch ein gewisser... Hype in Anführungsstrichen oder eine gewisse Welle, die gerade durch Pferde-Deutschland schwappt?
[SPEAKER 2]
[00:11:40-00:15:05]
Absolut. Wir haben immer so Wellen von bestimmten Erkrankungen wie KPU, Kryptopyrulorie. Die ist Gott sei Dank wieder abgeschwappt. Das war auch eine Erkrankung, die es eigentlich beim Pferd gar nicht gibt. Aber dann spezialisieren sich ein, zwei Labore und diagnostizieren irgendwas und die Industrie justiert nach. Und bei der PSSM ist es ja durchaus auch so, dass viele Pferde muskuläre Probleme haben, Ganganomalien haben, sehr nervös sind und von daher wird eben diese Erkrankung dann auch sehr gerne genutzt, eben auch entsprechende Werbeversprechungen zu machen. Ich will mal letztendlich mal das Wort Mangan eben auch in diesem Zusammenhang nennen. Also es werden ganz viele Versprechungen gemacht, dass eben die Pferde mehr Mangan brauchen oder Mangan überhaupt brauchen bei PSSM. Und da muss man natürlich ganz klar sagen, Mangan ist ein essentielles Spurenelement, was für ganz verschiedene Funktionen, auch im Kollagenstoffwechsel, also im Gelenkstoffwechsel etc. benötigt wird. Das Problem ist nur, dass sehr leicht von dem Menschen auf das Pferd Sachen übertragen werden. Und die Pferde haben überhaupt keinen Manganmangel. Mangan ist beispielsweise ausreichend im Heu vorhanden. Aber das ist natürlich ein Futtermittel, was wiederum die Futtermittelindustrie, also die eben Ergänzungsfutter herstellen, nicht so gut verkaufen können. Und deswegen werden separat Produkte angeboten. Dazu muss man aber ganz klar sagen, dass es noch nicht mal eine einzige Studie beim Pferd gibt, die irgendeinen Zusammenhang zwischen einer Manganergänzung über den Bedarf hinaus und PSSM nachweisen konnte. Also selbst Arbeitsgruppen, die sich sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigen, sind auch etwas verwundert, was die Industrie daraus gemacht wird. Und ein weiteres Problem, was dann auch noch offensichtlich wird, viele Leute denken, wenn sie eine Blutprobe nehmen, dass sie dann genau Bescheid wissen, was dem Pferd, bei der Fütterung fehlt oder nicht fehlt. Und beim Mangan ist das zum Beispiel so, dass wir lange Zeit gar keine optimalen Referenzbereiche hatten und auch eine Futtermittelfirma eigene Referenzbereiche für Blutwerte herausgegeben hat. Und die waren dann eben auch so hoch, dass eben die meisten Pferde eben darunter fielen. Und dann hieß es, ja, das Pferd hat einen Manganmangel, ich habe auch das passende Produkt. Wir selber haben im letzten Jahr neue Referenzwerte zum Mangan etabliert. Und man sieht auch in der normalen Population eine riesige Streuung. Und da fallen dann auch tatsächlich nicht mehr sehr viele Pferde unter einem Manganmangel. Und dazu kommt auch, dass gerade beim Mangan der... Spiegel im Blut überhaupt nicht die Versorgungslage anzeigt, weil wenn ich sehr viel Mangan fütter, dann versucht das Pferd eben dieses überschüssige Mangan loszuwerden und das macht es zum Beispiel über die Gallenflüssigkeit. Also das heißt, es kommt viel zusammen, Werbeversprechen, aber auch immer so diese einfache Möglichkeit, ich nehme eine Blutprobe und dann weiß ich, was dem Pferd fehlt. Also das spielt halt tatsächlich auch im Moment eine sehr große Rolle und natürlich sind auch die Medien anwesend, Also spielen da auch meines Erachtens eine große Rolle. Es wird schnell was gepostet. Mein Pferd hat Mangaren geholfen. Ja, möglicherweise sind ganz andere Sachen auch umgestellt worden. Es wird dem Mangan zugeordnet. Also das spielt natürlich auch eben so diese Vernetzung der Leute und die Einschätzung zu Problemen. Ja, wir sagen ja heute viral gehen und das spielt natürlich auch eine Rolle, dass eben so ein Thema eben auch sehr breit transportiert wird.
[SPEAKER 3]
[00:15:06-00:15:31]
Am Ende ist es ja ein bisschen wie bei Menschen. Ich bin gestern in so eine Promotion reingelaufen von einem Vitaminwasser, wo da auch irgendwelche tollen Sachen drin sind, wo man am Ende ja gar nicht weiß, bringt mir das überhaupt irgendwas? Ist es vielleicht sogar eventuell nicht förderlich für das, was ich vorhabe? Dasselbe ist es ja am Ende in der Pferdewelt auch.
[SPEAKER 2]
[00:15:32-00:16:41]
Also auch gut, dass du das ansprichst. Vor anderthalb Wochen hat der Spiegel einen exzellenten Artikel herausgebracht, wo genau dieses Thema beim Menschen angesprochen worden ist, dass eben sehr viele Versprechen sind, Omega-3-Fettsäuren, Mangan, probiotische Stämme und die haben auch ganz klar und das ist eben absolut korrekt aufgezeigt, dass eben vielfach die Studien gar nicht vorliegen und dass im Grunde genommen ja auch die Firmen davon leben, dass sie solche Produkte verkaufen und Und wir haben durchaus eben auch mal thematisiert, dass eben dieses viel hilft viel eventuell auch erhebliche Nachteile haben kann. Also dieser Hype beim Mensch, der wird natürlich auch sehr schnell auf das Tier übertragen. Und ich kann das auch insofern auch gut verstehen. Die Tierbesitzer wollen ja auch was für ihr Pferd, für ihren Hund beispielsweise tun. Das ist ja erstmal ein absolutes berechtigtes Anliegen. Aber dennoch muss ich ganz klar sagen und ich nutzt eben auch tatsächlich diesen Podcast, um da auch darauf aufmerksam zu machen. Es sind extrem viele Werbeversprechen von der Futtermittelindustrie, die keinerlei wissenschaftliche Basis hat und auch eben einfache Lösungen anbieten und die funktionieren in der Regel nie.
[SPEAKER 3]
[00:16:41-00:17:01]
Wir können ja mal drauf schauen, was denn die Symptome sind, die ich auch als Pferdesitzer an meinem Pferd erkennen kann. Anna, wir können ja mal mit PSSM 1 anfangen. Was sind Symptome, Erscheinungen, Wesensveränderungen an meinem Pferd, wo ich sagen sollte als Pferdelitze, naja, da schaue ich mal besonders hin?
[SPEAKER 1]
[00:17:02-00:18:29]
Also bei PSSM 1 hat man meistens diese ganz typischen Kreuzverschläge, also das, was man unter Montagmorgenkrankheit, Kreuzverschlag versteht. Das heißt, die Pferde haben regelmäßig oder in bestimmten Abständen zeigen sie Muskelsteifheit, Unwilligkeit, vorwärts zu gehen, sind vielleicht auch einfach nicht so leistungsfähig und bauen auch nicht so Muskulatur auf. Oft haben sie auch am Rücken oder an der Hinterhand selektiv dann so ein bisschen Muskelatrophie. Und wirklich wichtig ist, dass sie wirklich diese regelmäßigen Episoden zeigen, wo sie einfach ungern vorwärts gehen, triebig sind und so weiter. Und dann sind das meistens tatsächlich... eher keine Warmblutrassen, sondern Rassen wie Talfüter, Quarter Horses, Tinker, Haflinger und die, die man bei dem PSM1 eben tatsächlich diesen Gentest machen. Bei PSM2 ist es ein bisschen unterschiedlicher und das ist eben das, warum das jetzt auch so bei den Pferdebesitzern angekommen ist, weil da herrschen diese Gangbildveränderungen vor, also die Pferde sind triebig, laufen am Anfang nicht ordentlich los, die zeigen wechselnde Larmheiten, sind so ein bisschen einfach unrittig, schlecht zu reiten. Und das ist was, was tatsächlich auch in der Warmblut-Population dann verbreitet ist. Und deswegen greifen viele Leute zu diesem Gen-Test. Das kann man beim Pferd auch beobachten und als Besitzer auch schon.
[SPEAKER 3]
[00:18:30-00:18:47]
Du hast eben das Wort regelmäßig gesagt. Was ist in deinem Verständnis da regelmäßig? Ist es zwei, dreimal? Ist das eine Beobachtung, die ich über Wochen mache, wo ich dann feststelle, naja, wir haben hier schon eine richtige Veränderung? Was ist dieses regelmäßig?
[SPEAKER 1]
[00:18:48-00:20:21]
Das ist leider tatsächlich ziemlich individuell. Also regelmäßig heißt für mich jetzt nur, dass es wiederholt auftritt. Wenn das einmal ist, einmal ist keinmal, da ist es so, dass jedes Pferd auch mal irgendwie steif sein kann, unritzig sein kann und so. Aber wenn wir in bestimmten Abständen und bei stark betroffenen Pferden kommt es tatsächlich auch, ist es regelmäßig, also immer so oder eben auch mehrfach die Woche so. Bei weniger stark betroffenen Pferden kann es auch nur alle paar Wochen oder Monate auftreten. Und der Unterschied zwischen PSSM 1 und PSSM 2 ist meistens dann auch der, dass bei PSSM 1 eigentlich wirklich so Episoden auftreten, dass das Pferd zum Beispiel, nachdem es stand oder nachdem es eben weniger bewegt wurde und dann leer bewegt wurde, dass es dann so eine typische Episode zeigt, dass es ganz steif wird und nicht weitergehen möchte und dann eben auch die Muskelenzyme in der Tierarzt messen kann. richtig erhöht sind. Bei PSM2 ist es so, dass es wirklich generell unrittige Pferde sind, generell welche, die einfach schlecht loslaufen und vielleicht eben wenig Muskulatur aufbauen und wo dann eben auch beim Test durch den Tierarzt die Muskelenzyme nicht erhöht sein müssen. Und das ist eben das, was diese Krankheit so schwer greifbar macht und das ist eben das, was die Besitzer auch merken und das heißt, dass ganz viele Pferde in diese Schublade gesteckt werden, weil sie einfach Es gibt ganz viele unrätige Pferde aus verschiedenen Gründen. Es gibt ganz viele Pferde mit wechselnden Larmheiten aus verschiedenen Gründen. Und die passen dann halt in diese PSSM-2-Schublade rein.
[SPEAKER 3]
[00:20:21-00:20:38]
Kann man denn grundsätzlich sagen, dass das eigentlich dann nie eine akute Krankheit ist? Weil ich sehe ja eine Entwicklung, klar ist die individuell, aber über einen gewissen Zeitraum. Anders als jetzt ein offener Bruch, als extremes anderes Beispiel vielleicht. Ist das ja dann keine akute Krankheit, oder?
[SPEAKER 1]
[00:20:40-00:21:16]
Naja, also bei PSSM 1 gibt es tatsächlich diese ganz akuten Episoden, wo das Pferd wirklich richtig anfängt zu schwitzen und nicht weitergehen kann und die Muskulatur verhärtet ist. Das ist dann in dem Fall schon akut. Insgesamt ist das eine chronische Erkrankung, die ja auch angelegt ist, die ja auch immer da ist. Bei PSSM 2 ist es tatsächlich ein bisschen anders. Das ist eher so, dass die nicht diese ganz typischen Episoden zeigen, sondern dann auffallend, dass sie über einen längeren Zeitraum schlecht laufen und eben Lahmheiten zeigen oder Gangunregelmäßigkeiten zeigen. Das ist eher chronisch zu sehen, ja.
[SPEAKER 3]
[00:21:16-00:21:27]
In der Recherche ist uns auch aufgefallen, dass die Symptome meist das erste Mal zwischen den Jahren sieben bis zehn stattfinden. Warum eigentlich genau da? Kann man das irgendwie sagen?
[SPEAKER 1]
[00:21:28-00:21:57]
Das ist da, wenn die Pferde auch ein bisschen mehr belastet werden meistens. Letztendlich wird das Pferd ja immer mal angeritten. Dann kann das sein, dass man sagt, das Pferd ist ein bisschen unritzig oder zeigt ab und zu mal so Episoden, wo es eben nicht gut vorwärts geht. Das schreibt man dann oft noch der Ausbildung zu. Und da, wo die Pferde eigentlich wirklich Leistung bringen sollen, da fällt es auch am meisten auf. Aber man muss dazu sagen, auch Drei- und Vierjährige werden uns vorgestellt mit den Symptomen. Es kommt ein bisschen auf die Belastung an, die man den Pferden in dem Alter angedeihen lässt.
[SPEAKER 3]
[00:21:58-00:22:09]
Es gibt für PSSM 2 einen Gentest, der allerdings noch nicht 100% validiert ist. Wie schaust du auf dieses Thema Gentest?
[SPEAKER 1]
[00:22:09-00:24:27]
Gentest generell beim Tier oder beim Pferd ist eine ganz schwierige Sache, weil man Gentest auf den Markt bringen darf. ohne dass sie wissenschaftlich validiert sind. Das heißt, jedes Labor kann letztendlich sagen, Mensch, wir haben hier ein paar Varianten gefunden und wir bieten das jetzt einfach mal kommerziell an. Und dann können Leute Haare oder Blut oder so dahin schicken und diese Tests werden durchgeführt und man bekommt ein Ergebnis. Und wir Tierärzte sehen das sehr, sehr kritisch. weil es eigentlich essentiell ist, diese Tests zu validieren. Also wir müssen wissen, ob diese Varianten, die da getestet werden, ob die auch wirklich mit der Krankheit zusammenpassen, weil diese Varianten eben auch bei gesunden Pferden häufig vorkommen. Gerade bei PSN2, wir können ja direkt auf diesen Gentest eingehen, ist es so, dass diese Varianten, die dort getestet werden, auch bei gesunden Pferden regelmäßig vorkommen. Und es ist eine groß angelegte Studie auch gemacht worden von Stephanie Warburg aus den USA, die übrigens dort auf den Seiten von diesen Laboren auch immer zitiert wird, obwohl sie sich ausdrücklich gegen diese Gentests ausspricht. Also keiner liest wahrscheinlich diese Literatur, die da angegeben ist. Die hat eine groß angelegte Studie gemacht. Die hat festgestellt, dass TSM2 auch eine Glykogenspeicherkrankheit ist. Und diese ganzen Varianten, die getestet werden, sind überhaupt keine Varianten, die für diese Glykogenspeicherkrankheiten verantwortlich sind. Und diese Varianten kommen bei ganz, ganz vielen Pferden vor. Und wir sehen das sehr, sehr kritisch. Weil aufgrund von diesen Tests, die nicht validiert sind, die meiner Meinung nach, ich kann es ja ganz deutlich sagen, großer Schwachsinn sind, dass aufgrund von diesen Tests Entscheidungen getroffen werden. Es werden Entscheidungen getroffen hinsichtlich der weiteren Ausbildung der Pferde. Es werden Entscheidungen getroffen, ob diese Pferde verkauft werden, zum Teil sogar euthanasiert werden. Und wir Tierärzte möchten uns ausdrücklich dagegen aussprechen, diese Tests durchzuführen. Weil wenn Pferde aufgrund von solchen die Varianten testen, die bei jedem Pferd vorhanden sein können, dann Entscheidungen treffen wie eine Euthanasie, dann ist das tierschutzrelevant. Und deswegen möchten wir uns ganz ausdrücklich gegen diesen PSM2-Test aussprechen.
[SPEAKER 3]
[00:24:27-00:25:08]
Ihr, die zuhört, habt das gerade natürlich nicht gesehen. Ich habe es ja beobachten können. Ingrid hat die ganze Zeit das Ganze unterstützt, gelacht und ich will nicht fast sagen abgefeiert rund um dieses Thema Gentest. Jetzt ist es ja so, Wir haben ja gerade über die verschiedenen Symptome gesprochen. Bevor wir dahin kommen, was kann ich eigentlich machen, um ein Pferd, das PSSM hat, ein besseres Leben angedeihen zu lassen? Durch Haltung, durch Fütterung und viele weitere Faktoren. Wenn ich jetzt diesen akuten Fall habe, Anna, eben der Tatsache, dass ich idealerweise möglichst schnell meinen Tierarzt anrufe, was kann ich tun?
[SPEAKER 1]
[00:25:09-00:26:19]
Relativ viel kann man schon tun, also letztendlich oder wenig. Man muss natürlich aufhören mit der Belastung in dem Moment. Die Pferde dürfen sich nicht weiter bewegen. Wenn ich jetzt so einen akuten Anfall habe, dass das Pferd steif geht und sich nicht mehr bewegen mag, bringe ich das am besten in den Stall zurück. Je nach Temperaturen kann das Pferd eine Decke bekommen oder eben einfach Trocken aufgestallt werden. Man kann testen, ob sein Pferd dehydriert ist, ob das eben Flüssigkeit benötigt. Man sollte ihm auch in jedem Fall Flüssigkeit anbieten. Zum Teil sogar, wenn es jetzt warm ist, heiß ist und das Pferd geschwitzt hat, dann kann man dem auch zum Beispiel so WHO-Lösungen, also mit Salz oder anderen Elektrolyten angereichertes Wasser geben und dann natürlich den Tierarzt anrufen, der dann Muskelrelaxantien geben kann, Schmerzmittel geben kann. Grundsätzlich als Besitzer sollte man erstmal kein Getreide füttern, sondern eben auch reine Heufütterung übergehen und dann entscheidet der weitere Verlauf eben, was man mit dem Pferd weitermacht. Wenn das ein akuter Schub war mit Erhöhung der Muskelenzyme, dann bleiben die Pferde normalerweise in einem kleineren Areal, kleineren abgegrenzten Paddock, bis diese Muskelenzyme, insbesondere das akute Muskelenzym, die Kreatinkinase, eben wieder abgesunken sind.
[SPEAKER 3]
[00:26:21-00:26:23]
Und dann natürlich die Fütterung auch.
[SPEAKER 1]
[00:26:23-00:26:41]
Also spielt dann auch noch eine Rolle im weiteren Verlauf. Und die Haltung, dass das Pferd sich regelmäßig bewegen kann, ausreichend bewegt wird, aber eben keine Peak-Leistung bringen muss. Also wirklich Spitzenleistung, Leistungsspitzen bringen muss. Das ist bei diesen Pferden eben auch von Bedeutung.
[SPEAKER 3]
[00:26:41-00:27:02]
Also wenn ich gerade in der Reithalle bin und ich merke, da kommt gerade ein ganz akuter Schub, dann kann ich trotzdem auch noch in den Stall gehen. Ich muss jetzt nicht quasi wie eine Salzsäule stehen bleiben, sondern man versucht, das Pferd irgendwie in die Box zu kriegen, in den Stall zu kriegen und dort erstmal Ruhe einkehren zu lassen.
[SPEAKER 1]
[00:27:02-00:27:26]
Genau, weil in der Reithalle ist eigentlich niemandem geholfen. Da stehen ja meistens Leute rum und der Tierarzt freut sich auch, wenn er es in der Box dann eben in Ruhe anschauen kann. Also langsam in die Box zurückgehen. in einem Tempo, dass das Pferd dann auch meistens vorgibt, wenn die stark schwitzen, dann wirklich in Ruhe und dann in die Box dort abtrocknen oder eben eine Decke auflegen und abdatteln natürlich und den Tierarzt rufen.
[SPEAKER 3]
[00:27:26-00:27:55]
Der Krankheitsverlauf ist ja nicht heilbar und auch Medikation ist problematisch, sprechen wir gleich noch einmal drüber, aber zunächst mal auf das Thema Haltung und Fütterung zu kommen, Ingrid. Was mache ich mit einem solchen Pferd, was Anna jetzt gerade beschrieben hat? Ich habe es jetzt in den Stall gebracht. Jetzt gibt es ja verschiedene Zeithorizonte, kurzfristig, mittelfristig und auch langfristig. Was kann ich tun, um meinem Pferd dort Lebensqualität zu bringen?
[SPEAKER 2]
[00:27:56-00:32:07]
Vielleicht noch eine Bemerkung vorweg. Ich habe deswegen gelächelt zu den Ausführungen von Anna, weil man sieht sehr deutlich, was für mich das Problem ist. Diese wahllosen Ergänzungsfuttermittel, die auf dem Markt sind, sind eben auch für die Anna, aber durchaus auch für mich diese Gentests. Also das ist im Grunde genommen nur, dass wir eben sehen, wie problematisch die Situation ist. Aber jetzt zu der Frage zurückzukommen. Für uns in der Fütterung ist es tatsächlich schon ganz wichtig, dass wir auf jeden Fall wissen, hat das Pferd PSSM Typ 1 oder nicht. Weil bei dieser PSSM Typ 1, da wissen wir eben, dass vermehrt Glucose in die Muskulatur eingelagert wird, in dieser Speicherform glykogen und auch nicht richtig genutzt werden kann. Das heißt, bei diesen Pferden ist es eben enorm wichtig, dass wir möglichst Stärke und auch möglichst die Zuckergehalte weitestgehend reduzieren. Das ist nicht Null, das können wir auch nicht gegen Null machen. Das heißt aber im Einzelfall wäre es dann bei so einem akuten Schub auf jeden Fall auch notwendig, das Heu vielleicht zu wässern. Weil es ist ja denkbar, dass ich ein Heu habe, was... durchaus auch vorkommen kann, sehr hohe Zuckergehalte hat, dass wir also möglichst eben die Zuckergehalte eben aus dem Heu reduzieren. Im akuten Schub, aber auch perspektivisch in der grundsätzlichen Fütterung empfiehlt es sich, etwas fettreicher zu füttern. Das sind auch Daten, die wir kennen, wo auch eben auch im Grunde genommen Studien das belegen. Das heißt, wir geben vielleicht auch zusätzlich ein stärker- und zuckerreduziertes Ergänzungsfutter, was fettangereichert ist. Dabei ist allerdings zu beachten, wir machen immer auch noch in der Entscheidung, ist das Pferd normalgewichtig, ist es eher dünn oder ist es eher adipös. Wenn ich also einen akuten Schub habe bei einem sehr adipösen, also sehr verfetteten Pferd, Dann macht es natürlich auch Sinn, das Heu zu wässern. Dann füttern wir aber nicht grundsätzlich ein stärker und zuckerreduziertes Ergänzungsfutter, um Fett zusätzlich zuzuführen, sondern dann ergänzen wir eben neben dem Heu beispielsweise Omega-3-Fettsäuren in Form von Leinöl, kann von mir aus auch in Form von Hanföl sein, weil wir eben doch die Vorstellung haben, dass die Omega-3-Fettsäuren vielleicht einen entzündungshemmenden Effekt auch in der Muskulatur ausüben. Und was wir auch eben besonders berücksichtigen, ist, dass wir ein vitaminiertes Mineralfutter ergänzen, dass also im Grunde genommen die gesamten Mineralstoffe und Vitamine abgedeckt sind, mit besonderer Berücksichtigung einmal vom Selen. Auch da ist es eben auch wichtig, wir haben in der Regel, in Deutschland ist Es gibt ein Selen-Mangelgebiet, das heißt, Raufutter, Getreide ist selenarm. Das heißt, es muss grundsätzlich eben Selen über ein Ergänzungsfutter oder Mineralfutter zugeführt werden. Und da kommen wir wieder auf das Problem der Industrie zurück. Es gibt manche Mineralfutter, die so wenig Selen haben, dass sie dann, obwohl die Leute glauben, ich ergänze ja was, dass zum Teil auch zu wenig Selen über das Mineralfutter zugeführt wird. Man sollte durchaus dann eben auch einen Blick haben auf das Mineralfutter, was man füttert. Selen sollte beispielsweise ein Mineralfutter zwischen 12 und 16 Milligramm pro Kilogramm Mineralfutter sein, wenn man so rund 100 Gramm seinem Pferd gibt. Und als zweites Element, was eine besondere Bedeutung auch im Akuten hat, Aber auch in der langfristigen Versorgung ist die Vitamin E zuvor. Das kriegen wir meistens über ein normales vitaminiertes Mineralfutter nicht hin. Es gibt große Unterschiede zwischen den Produkten und die, die in der Regel etwas teurer sind, haben auch etwas höhere Vitamin E-Gehalte. Dennoch wollen wir eben Vitamin E weit über den normalen Bedarf für ein gesundes Pferd zuführen. Ich sage einfach mal, ein gesundes Pferd hat einen Vitamin E-Bedarf von rund 2 Milligramm pro Kilogramm Körpermasse. Bei Pferden nach dem akuten Schub, aber auch durchaus eben auch in der langfristigen Fütterung, gehen wir teilweise auf 5 bis, die amerikanischen Studien teilweise empfehlen sogar 10 Milligramm Vitamin E pro Kilogramm Körpermasse.
[SPEAKER 3]
[00:32:07-00:32:08]
Also hochdosiert? Ja.
[SPEAKER 2]
[00:32:09-00:33:25]
sehr hoch, also weit über dem Bedarf und das kriegen wir nur hin, wenn wir ein einzelnes Produkt füttern, also sprich, wo nur Vitamin E drin ist, weil wir dann ja doch so hoch dosieren müssen und da wollen wir nicht die anderen Mineralstoffe und anderen Vitamine auch nicht extrem hoch dosieren, sondern es geht ganz gezielt um die Vitamin E Zufuhr. Also das wäre wichtig, das ist eigentlich so im akuten Stadium, aber eben auch mittel- und Dann eben vitaminiertes Mineralfutter, um auch tatsächlich eine adäquate Selenversorgung zu haben. Und dann als Add-on eine sehr hohe Vitamin-E-Gabe und eben je nachdem nach Ernährungszustand mehr oder weniger hohe Fettzulagen. Also wie gesagt, ein adipöses Pferd, da wäre nämlich dann langfristig die Maßnahme zu treffen, dass sie auch an Körpergewicht verlieren. Also das heißt... dass eben auch das Heu eben nicht unbedingt zur freien Verfügung gestellt wird, sondern eben für ein Großpferd vielleicht zwischen 10 und 12 Kilogramm und natürlich ein abgemagertes Pferd. Da können wir dann auch Heu zur freien Verfügung füttern und dann eventuell eben auch noch eine entsprechende fettreiche Ergänzung. Also so würde man die Entscheidung treffen. Das ist wirklich auch sehr stark abhängig, wie der Ernährungszustand ist.
[SPEAKER 3]
[00:33:26-00:33:34]
Was ist eine solche fettreiche Ergänzung? Man denkt ja zunächst immer ans Öl. Mhm. Was genau ist es?
[SPEAKER 2]
[00:33:34-00:35:03]
Also genau, es ist erstmal Öl. Wir können natürlich als Einzelfuttermittel Leinöl, Sonnenblumenöl füttern. Aber es ist natürlich so, wir müssen das ja dann doch, pures Öl fressen die wenigsten Pferde. Dann können wir als Grundlage beispielsweise ein getreidefreies Mesh nehmen oder Wiesenkorbs, Heukorbs, wo wir dann entsprechend das Öl untermischen können. Und wir reden hier auch von Mengen. So bei Großpferden 500, 600 Kilogramm, auch von Mengen so um die 100 bis 120 Milliliter pro Tag. Wir können aber auch, da gibt es auch tatsächlich auf dem Markt sehr, sehr gute Produkte, Ergänzungsfutter, die per se einen sehr hohen Fettanteil haben. Das wird natürlich auch über die Pflanzenöle, aber auch zum Teil eben andere Ergänzungsfutter, Da gibt es auch teilweise Kokosfett, aber auch Sonnenblumenöl etc. Oder wir können auch andere fettreiche Komponenten wie Reiskleie nehmen. Und da bietet der Markt durchaus sehr, sehr gute Ergänzungsfuttermittel, die zum Beispiel ein Fettgehalt von rund 10% in dem Ergänzungsfutter haben. Aber natürlich hängt die Futtermenge eben wiederum sehr stark davon ab, wie der Ernährungszustand des Pferdes ist. Habe ich eher ein normalgewichtiges oder eher abgewichtigtes gemagertes Pferd kann ich natürlich auch von solchen Ergänzungsfuttermitteln durchaus so im Bereich von anderthalb bis zwei Kilogramm füttern und dann habe ich natürlich darüber eben auch eine entsprechend hohe Fettaufnahme.
[SPEAKER 3]
[00:35:05-00:35:25]
Nun reden wir in diesem Kontext gerade ja über Linderung des Ganzen und nicht über Heilung. Anna, ist davon auszugehen, dass es irgendwann für diesen bisher nicht heilbaren Krankheitsverlauf oder diese nicht heilbare Krankheiten dass es irgendwann ein Medikament dafür geben könnte oder ist das eher unwahrscheinlich?
[SPEAKER 1]
[00:35:26-00:36:41]
Das ist schwer vorzustellen, weil es ja um eine Fehlspeicherung von diesem Zucker geht, dass man das wirklich verhindert. Man kann natürlich gucken, ob es, also ich glaube ehrlich gesagt nicht, ich glaube nicht, dass man diese mangelhaft oder falsch produzierte Glykoinsynthase zum Beispiel im Fall von PSSM1 dann substituieren kann. Was man aber allerdings wirklich, je mehr man weiß über diese Erkrankung, desto mehr, glaube ich, rücken diese Managementfaktoren oder eben auch die genaue Ursache vielleicht für PSSM2 dann in den Vordergrund, sodass man dann gezielter eben irgendwo ansetzen kann und vielleicht dann auch mit Medikamenten gezielt an bestimmten Punkten ansetzen kann. Im Moment wissen wir ja noch nicht so richtig, oder bei vielen dieser Subtypen nicht so richtig, was letztendlich die Ursache ist, beziehungsweise was jetzt wirklich Linderung bringt bei diesen Pferden. Im Fall von PS1 ist das recht gut bekannt. Und die kann man auch, je nachdem wie stark die Pferde betroffen sind, recht gut managen, muss man ehrlicherweise sagen. Bei PSN2 ist es ja eben je nach Subtyp, die man eben anhand von der Muskel-Biopsie voneinander trennen kann. Da kann man dann sehen, wo letztendlich Probleme vorliegen im Muskel, zumindest bei einigen dieser Erkrankungen und kann dann versuchen, da anzusetzen. Aber es ist ein bisschen was anderes als eben bei PSN1.
[SPEAKER 3]
[00:36:43-00:36:60]
Also sind es lediglich Entzündungshemmer, Schmerzmittel, lindernde Medikamente für die Symptome, die ich geben kann, aber jetzt so etwas, was an die Ursache rangeht, ist einfach qua Typus der Krankheit sehr, sehr unwahrscheinlich.
[SPEAKER 1]
[00:37:01-00:38:08]
Von den Medikamenten her denke ich schon, im Akutfall haben wir Sedativa, Schmerzmittel, Muskelrelaksantien und sowas. Aber da ist wirklich Haltung und Fütterung essentiell. Die meisten PSSM1-Pferde kann man mit Haltung und Fütterung, Management Wunderbar halten, muss man ehrlicherweise sagen. Also es gibt auch Gerichtsfälle dazu, wo dann Leute das Pferd zurückgeben wollten, weil ihnen zwar bekannt war, dass das PSSM 1 hat, aber das hinterher dann ihnen zu aufwendig war. Da wird dann argumentiert mit dem richtigen Management, mit einer ausreichenden, regelmäßigen Bewegung. mit einer Haltung, die das eben auch ermöglicht, mit einer gemäßigten Belastung der Pferde und mit der Fütterungsoptimierung, dass diese Pferde, also wird argumentiert, dass die Pferde eben wirklich auch dann managebar sind und dann werden diese Rückgabewünsche dann auch abgelehnt. Also das NIP-SM1 ist was, was wir mittlerweile recht gut in den Griff kriegen, wo die Leute sich halt tatsächlich dann der erhöhten des erhöhten Aufwandes, dann müssen Sie den erhöhten Aufwand einfach auf sich nehmen. Dann kann man diese Pferde ganz gut auch belasten.
[SPEAKER 3]
[00:38:08-00:38:15]
Ingrid, wie sollte ich mein Pferd denn jetzt halten, wenn es PSSM 1 oder 2 hat? Was ist da zu beachten?
[SPEAKER 2]
[00:38:16-00:44:04]
Also ich muss das auch nochmal unterstreichen. Die Pferde mit PSSM 1 können wir sehr gut füttern, so wie ich es genannt habe. Von der Haltung ist es etwas diffiziler. Insofern, wir können die Pferde bei nachgewiesener PSSM Typ 1 nicht auf die Weide stellen. Denn Gras enthält sehr hohe Zuckergehalt. Die können auch sehr stark füttern. Und wir erkennen auch nicht immer alle Faktoren, wann die Zuckergehalte hoch oder niedrig sind. Das heißt, das gehört eigentlich tatsächlich zum Haltungsmanagement dazu, dass diese Pferde keinen Weidegang haben dürfen. Das ist das eine. Das zweite ist diese Umstellung, wie ich sie genannt habe, eben stärker Zucker reduzieren. möglicherweise Körpergewichtsverlust, also Normalgewicht erzielen, fettreich. Das kriegen wir eigentlich sehr gut hin. Was aber auch noch dazu gehört, ist, dass die regelmäßige Bewegung, das hat die Anna ja auch schon gesagt, wir empfehlen dann schon, also es sollte nie ein Ruhetag sein, sondern es sollte immer eine moderate Bewegung auch erfolgen, insbesondere dann nach der Fütterungsumstellung. Natürlich muss der Schub komplett ausgeheizt sein, Die Fütterung sollte auch möglichst schon eingestellt sein. Also zum Beispiel Frau Wallberg empfiehlt tatsächlich erst wieder eine moderate Belastung, drei, vier Wochen Nachfütterungsumstellung. Und dann können wir das, wenn wir das alles beachten, was aber natürlich nicht einfach ist, ist natürlich auch für ein Pferd ein Stück weit Lebensqualität auf die Weide zu können. Das ist tatsächlich für mich eine erhebliche Einschränkung. Aber wenn wir das gewährleisten können, die können auf dem Paddock stehen, also ein bisschen umgekehrt. Sie sollten vielleicht auch gar nicht in einer Einzelbox stehen, sondern dürfen durchaus in einer Gruppe stehen, auf dem Paddock, aber man muss eben die Grasaufnahme unterbinden. Bei der Typ-2-Komplexerkrankung wäre es eben insofern auch wichtig, dass eben nicht nur der Gentest angewandt wird, sondern dass zum Beispiel auch eine Muskelbiopsie genommen wird. Weil wir haben ja einige Typen, wo tatsächlich vermehrt Glykogen, also wieder dieser Baustoff aus Glucose, in der Muskulatur eingelagert wird. Da müssen wir also auch sehr viel restriktiver, zum Beispiel was die Stärke- und Zuckerreduktion angeht. Und das sind auch tatsächlich auch Fälle, wo ich zum Beispiel mit meiner Empfehlung Weidegang sehr vorsichtig bin. Also ähnlich wie bei Typ 1. Dann haben wir aber viele muskuläre Probleme, die eben nicht mit einer vermehrten Glykogeneinlagung in der Muskulatur einhergehen. Das sind Pferde, die kann ich wunderbar auf der Weide halten, ist vielleicht sogar das Optimum. Denn was wir nämlich auch im Management beachten müssen ist, dass neben den Fütterungsfaktoren, die ich genannt habe, dass vielfach die Eiweißzufuhr bei unseren Pferden völlig unzureichend ist. Vor vielen Jahren, ich kenne das gar nicht als Kind, da hieß es immer, die Pferde müssen mit viel Eiweiß klarkommen. Das tun sie auch. Also auch hier nochmal als Nebenbemerkung, Hufreh wird nicht durch Eiweiß ausgelöst. Aber wir haben mittlerweile sehr, sehr schlechte Heukqualitäten. Man sieht das auch sehr schön in der Statistik. Sie werden immer eiweißärmer. Sie können zum Teil sehr hohe Zuckergehalte enthalten. Und wir haben teilweise sogar unter Erhaltungsbedingungen einen Eiweißmangel. Und deswegen sehe ich auch oft das Problem, dass sie schlecht bemuskelt sind. Nicht, weil sie vielleicht PSSM Typ 2 haben, sondern weil sie wahrscheinlich auch zu wenig Eiweiß bekommen über die normale Grundration. Und da ist natürlich Gras auch wieder ein wunderbares Futtermittel, was eiweißreich ist. Es hat zum Teil auch Omega-3-Fettsäuren und es enthält hohe Vitamin-E-Gehalte. Aber wir sehen ja auch die klimatischen Veränderungen. Wir haben oft im Juli nicht mehr die die wir gerne hätten. Also von daher, es wird auch immer schwieriger und man muss da eben auch dann tatsächlich mit der Fütterung gezielt drauf eingehen. Und noch ein Wort vielleicht zu der Eiweißzufuhr. Wir wissen, dass einige Aminosäuren tatsächlich auch Reparaturvorgänge in der Muskulatur haben. beschleunigen oder eben auch überhaupt ermöglichen, sodass eben auch bei sowohl bei Typ 1, da empfehle ich das durchaus auch, aber ganz besonders auch bei den Typ 2 Komplexerkrankungen im Management A wäre es sehr schön, wenn wir mehr Heuanalysen hätten, damit wir auch die Eiweißzufuhr besser einschätzen können oder dass wir auch grundsätzlich eine etwas höhere Eiweißversorgung ermöglichen in Form von Erbsenprotein. Es gibt auch getrocknete Grünfaserprodukte, es gibt Espasette, also wir haben mittlerweile ja doch ein gutes Angebot, es gibt auch kommerzielle Aminosäuren, die wir sehr gut einsetzen können, insbesondere wenn die Pferde deutlich dicker sind, weil dann habe ich Aminosäuren ohne sehr viel mehr Extraenergie, aber ansonsten würde ich auch eher tendieren, so in diesem Braufutterbereich, Luzerne, Espasette und wenn ich nur einen Satz zur Fütterung sagen darf, ein weiteres Es gibt ja eine Mutation, die die Calcium-Regulation betrifft. Das betrifft häufiger auch Vollblüter. Das hängt nicht damit zusammen, dass die Pferde Calcium über die Luzerne aufnehmen, sondern es hängt damit zusammen, dass intrazellulär das Calcium nicht aufnimmt. adäquat reguliert wird. Es gibt überhaupt keine einzige Untersuchung, die gezeigt hat, dass Pferde, die viel oder wenig Kalzen bekommen, mehr oder weniger diese Ausprägung haben. Das heißt, es ist auch weiterhin völlig legitim, aus der Luzerne, die ein sehr tolle Eiweißqualität hat, aber etwas höhere Kalzumgehalte als zum Beispiel ein Wiesenheu aufweist. Wir können durchaus auch bei PSSM Typ 2, auch bei dieser Form RER, durchaus auch Luzerne füttern, weil es ist nicht die Aufnahme als solche das Problem, sondern es ist in der Zelle die Regulation. Aber wie gesagt, mir ist auch ganz wichtig, dass die Eiweißzufuhr bei muskulären Erkrankungen per se deutlich optimiert wird.
[SPEAKER 3]
[00:44:05-00:44:29]
Aber es ist für mich als Pferdebesitzer ja schon eine herausfordernde Situation. Also ich habe ja sehr viele Faktoren, die ich beachten muss. In einem normalen Stall, in dem ich stehe, weiß ich ja häufig, wenn das jetzt ein größerer Stall ist, vielleicht gar nicht, wo kommt mein Heu her? Wie sind die Werte dieses Heus? Das sind ja alles Herausforderungen, die im täglichen passieren, die dann ja gar nicht so einfach umsetzbar sind.
[SPEAKER 2]
[00:44:30-00:46:50]
Absolut korrekt. Das ist erstmal richtig so. Deswegen machen wir bei Rationsgestaltung, gehen wir natürlich im Moment erstmal von Durchschnittswerten aus, aber wir nutzen da aktuelle Durchschnittswerte. Das heißt, man sollte nicht irgendwie von einem Buch ein Eiweißgehalt für ein Heu nehmen, sondern es gibt verschiedene landwirtschaftliche Einrichtungen, die eben auch über die Jahre eben die Analysenergebnisse publizieren und da sieht man eben auch, wie sich die Eiweiß, Gehalte verändern. Und deswegen machen wir, wenn wir keine Analysenergebnisse vorliegen haben, wir haben dann aus den Ergänzungsfutter, die vielleicht eingesetzt werden, da haben wir auch tatsächlich dann die Nährstoffgehalte, die wir sehr gut auch in der Rationsberechnung nutzen können. Und wie gesagt, wir nutzen dann Durchschnittswerte für das Heu und gehen dann auch letztendlich immer deutlich höher in der Eiweißzufuhr, als der Bedarf es vielleicht hergibt, sodass wir tatsächlich diese Situation, wie es in der Praxis ist, auch dadurch abpuffern, dass wir in der Regel eben eine Eiweißergänzung zuführen. Und es wäre dann eben auch kein Problem, wenn dann möglicherweise die Eiweißzufuhr deutlich höher ist als der Bedarf. Wir sehen das ja im Gegenteil als sehr positiv an. Also das ist uns tatsächlich bewusst und das versuchen wir natürlich durch praktische Lösungen auch zu regeln. Wenn aber, man sollte ja auch ein bisschen in die Zukunft blicken, das ist auch in meinen Augen ein Stück weit ein deutsches Problem, Oder vielleicht ein Problem der deutschsprachigen Länder. Wenn man in andere Länder geht, wie Schweden beispielsweise, da sind Nährstoffanalysen durch den Hersteller, der das Heu produziert, sehr viel selbstverständlicher. Da kann man dann auch wählen, möchte ich ein zuckerärmeres Heu haben und ein proteinreicheres und da habe ich eine Deklaration. Hier muss man natürlich sagen, dass oft der Wert des Heus ein bisschen unterschätzt wird. Heu ist sehr teuer, das ist schon klar und man kriegt trotzdem sehr schlechte Qualitäten. Aber ich würde mir wünschen, wir würden da gemeinsam eher Lösungen finden, dass mehr Heuanalysen stattfinden und vielleicht etwas weniger auf die zahlreichen kommerziellen Ergänzungsfutter verzichten. dann balanciert sich das vielleicht finanziell aus. Wir müssen viel mehr in die Zukunft blicken, weil wir haben auch einen Klimawandel. Wir werden Futterknappheit haben. Und da gibt es dann nur Lösungen, wenn man auch gute Heuqualitäten produziert, wo dann auch durchaus der Verbraucher dann eben auch weiß, was finde ich denn auch in dem Heu drin. Aber das ist natürlich klar, dass das mit Kosten verbunden ist.
[SPEAKER 3]
[00:46:50-00:47:06]
Ja, und das ist, glaube ich, ein sehr wichtiges Thema, weil, wie du sagst, Futter wird tendenziell eher schwieriger zu beschaffen. Die meisten sind froh, wenn sie überhaupt Heu haben. Und dann ist ja die Frage, wie qualitativ ist dieses Heu, steht ja erst auf Seite 2 eigentlich.
[SPEAKER 2]
[00:47:06-00:48:57]
Das dürfte es aber nicht. Und ich bin oft unterwegs und wir müssen uns da auch mehr mit der Agrarwissenschaft zusammentun, dass wir zum Beispiel nicht so ein spätgeschnittenes Heu irgendwann mal Ende Juni haben. Also wer jetzt diesem Jahr aus dem ersten Schnitt sein Heu noch nicht drin hat, hat es schon Um ganz ehrlich zu sein, verkehrt gemacht. Wir müssen dazu kommen, dass wir vielleicht Mitte, Ende Mai das Heu produzieren, wenn auch eine schöne Wetterperiode ist und das Heu nicht total verholzt ist. Ich höre ganz oft das Argument, das Pferd muss aber einen ganz spät geschnittenen Heuschnitt haben, dann hat es genügend Rohfaser. Das ist absolut verkehrt. Wenn wir eben in der Blüte, jetzt für dieses Jahr, um es konkret zu nennen, war es Mitte bis Ende Mai in den unterschiedlichen Regionen, da haben wir ausreichend Rohfaser drin, dass das Pferd zu kauen hat und auch Rohfaser für den Dickdarm, also für die Mikroflore hat. Aber immer so dieses Prinzip, ich kassiere noch eine EU-Prämie, weil ich eben Heu, ein sogenanntes Bio-Heu produziere, was auf sogenannten Renaturierungsflächen steht und darf das dann aber auch eben erst Mitte, Ende Juni schneiden. Das birgt einfach das Risiko. Wenig Eiweiß, das kann durchaus auch hohe Zuckergehalte weiterhin haben. Ich habe einen mikrobiellen Befall, weil es steht ja lange auf der Fläche, es wird reingeregnet, es staubt auf und ich habe dann auch noch eine größere Chance, dass sich Giftpflanzen aussehen, weil die blühen dann ja auch. Also von daher müssen, und das ist eine Sache, die Können wir schaffen. Andere Länder schaffen das auch. Da muss sich das Bewusstsein ändern. Wir wollen nicht immer dieses ganz spät geschnittene Heu. Dann haben wir schon automatisch deutlich bessere Qualitäten. Also so schwer ist das nicht, wie wir das tun. Wir wollen es irgendwie nicht so richtig anpacken. Das ist so wie, wir wollen auf den Autobahnen weiter 200 fahren, weil Herr Wissing uns das erlaubt. Und so ist das mit dem Heu auch. Wir wollen die EU-Prämie. Wir haben immer noch so das Vorurteil, Heu fürs Pferd muss spät geschnitten sein. Eigentlich wäre es ganz einfach umzusetzen.
[SPEAKER 3]
[00:48:58-00:49:18]
Also ein kleiner Aufruf an alle Heubauern, doch noch einmal genauer nachzudenken. Liebe Anna, wir haben ja eben schon das Thema kurz einmal berührt, was eigentlich konkret mit diesen Pferden dann passiert. Was ist die Perspektive von PSSM-Pferden, wenn man mal nach vorne guckt, wenn das diagnostiziert wurde?
[SPEAKER 1]
[00:49:19-00:51:28]
Das ist eben, wie gesagt, auch sehr individuell. Bei PSSM 1 wissen wir, dass die Pferde eben mit dem Management, mit der regelmäßigen Belastung recht gut zurechtkommen meistens und dass die dann eben auch in den Sport gehen können. Also da rede ich weniger von dem Rennpferd, wobei das auch nicht die Rassen sind, die da meistens betroffen sind, aber jetzt zum Beispiel so ein Quarter Horse, was Höchstleistung bringen muss, das kommt sicherlich ein bisschen schlechter damit zurecht, als diese Rassen, die man durchaus einfach im normalen Sport gebraucht, für unsere Dressur ein bisschen springen und so, die kommen damit recht gut zurecht. PSM 2 ist ein bisschen vom Typ abhängig und auch ein bisschen davon abhängig, wie man das Management hinbekommt. Und da möchte ich auch nochmal den Aufruf machen, das hat Ingrid ja letztendlich auch schon gesagt, wir müssen eigentlich, um wirklich festzustellen, was da im Muskel los ist, müssen wir eine Muskelbiopsie machen. Und diese Muskelbiopsien sind Ich weiß, es ist ein Schreckgespenst für die Besitzer. Erstens muss man ein Stück Muskel rausschneiden. Das ist eine tierärztliche Maßnahme, die gemacht werden muss. Aber letztendlich verheilt das in eigentlich allen Fällen völlig komplikationslos. Dass ein kleines Stück Muskelwasser rausgenommen wird, da bleibt keine Narbe zurück. Und das ist etwas, wo man letztendlich nachgucken kann, durch spezielle Färbung ist es. eine Glykogenspeicherkrankheit, also ist eine Glykose da falsch gespeichert oder sind da zum Beispiel Desminansammlungen im Muskel, das wäre diese myofibrilläre Myopathie oder gibt es auch irgendwelche anderen Hinweise, Degenerationen, die vielleicht auch auf eine ganz andere Geschichte hinweisen, damit wir eben dann das Management anpassen können und dann eben auch sehen können, wie das Blatt belastet werden kann, um das dann erfolgreich möglichst in die Belastung wieder reinzubringen. Also es ist nicht das Ende des Ganzen, Nur, dass wir natürlich ein Potpourri von Pferden haben, die da gar nicht reingehören, diese Schublade. Aufgrund dieser Gen-Tests ist es natürlich schwierig jetzt zu sagen, diese Pferde können wieder belastet werden oder eben nicht. Wir müssen die Diagnostik verbessern, um dann die Pferde wirklich individuell angepasst zu belasten und zu managen. Und dann können die auch wieder in den Sport zurückkommen.
[SPEAKER 3]
[00:51:31-00:51:50]
Das Thema Belastungssteuerung, das was du auch gerade angesprochen hast, Anna, man weiß es nicht ganz genau. Wie wird dann ein Pferd zum Beispiel zukünftig im Sport wieder tätig, erfolgreich sein können? Wie ist es grundsätzlich in dieser Steuerung der Belastung aus deiner Sicht, Ingrid?
[SPEAKER 2]
[00:51:51-00:53:06]
Also Ich bin ja jetzt eigentlich so sehr stark die Sicht der Fütterung. Grundsätzlich nach dem akuten Schub musste er erst komplett abgeheilt sein, also dass die Pferde sich auch wieder frei bewegen können. Bei PSSM Typ 1 ist es so, nach Fütterungsumstellung wird eben doch empfohlen, dass die Pferde jeden Tag regelmäßig eine moderate Arbeit machen. Da sollte also möglichst kein Tag Pause sein. Bei diesen PSSM Typ 2 Komplexerkrankungen wird eher empfohlen, dass man alle drei, vier Tage pflegt. keinen Stehtag einlegt, aber keine aktive Bewegung von dem Pferd fordert, also sprich reitet oder fährt, sondern von mir aus ein bisschen spazieren geht oder mir ist auch ganz wichtig, dass sie auf dem Paddock gehalten werden und auch möglichst vielleicht in der Gruppe, weil ein Einzelfährt auf dem Paddock bewegt sich auch nicht, sondern eben eine gute dynamische Gruppengröße von fünf bis zehn Pferden, da sieht man doch eher auch eine gute Bewegungsaktivität. Also da würden Sie sich im Management auch nochmal ein Stück weit unterscheiden. PSSM-Typ 1 eigentlich eher jeden Tag, PSSM-Typ 2 möglichst so alle drei, vier Tage eben so eine aktive Reiterpause einlegen, aber bitte nicht verstehen, dass es ein Stehtag ist, wo das Pferd in der Box steht.
[SPEAKER 3]
[00:53:08-00:53:19]
Okay, ganz wichtig, also kein Stehtag, Paddock, Spazierengehen, Dilemma. Am Ende gemeinsam Zeit mit dem Pferd verbringen, ohne es zu reiten oder zu fahren.
[SPEAKER 2]
[00:53:21-00:53:28]
Naja, oder das Pferd bringt Zeit mit anderen Pferden. Das ist für das Pferd auch nicht so schlecht.
[SPEAKER 3]
[00:53:28-00:53:55]
Zum Abschluss dachte ich, machen wir vielleicht noch einmal aus eurer Sicht eine kleine Abschlussrunde. Und da meine Frage an euch beide und wir starten bei dir, Ingrid. Was möchtest du Pferdebesitzern bezüglich PSSM grundsätzlich noch mitgeben? Es ist ja eine Diskussion, die in den letzten Monaten und Jahren sehr intensiv geführt wurde. Was ist so aus deiner Sicht das Wichtigste, was Pferdebesitzer wissen möchten?
[SPEAKER 2]
[00:53:57-00:54:45]
Also grundsätzlich... darüber nachdenken, dass die Fütterung, insbesondere die Raufutterqualität und das Heu eben zu bedenken ist, dass man sich nicht so sehr von jedem Werbeversprechen leiten lässt, sondern auch den normalen Menschenverstand fragt und dann auch gegebenenfalls sich professionelle Hilfe sucht in der Beratung, in der Haltung, im Management. Und professionelle Hilfe ist natürlich immer dann, neutral, wenn sie nicht von einer Futtermittelfirma angeboten wird. Es gibt sehr viele unabhängige Institutionen, die eine sehr gute Futtermittelberatung anbieten. Also die Fütterung per se ist ja grundsätzlich für die Gesunderhaltung des Tieres ein wichtiger Faktor und nicht alles ist Anna, wie ist dein Blick als Internistin darauf? Was möchtest du Pferdebesitzern mitgeben?
[SPEAKER 1]
[00:55:05-00:55:48]
Ich möchte nochmal auf die Bedeutung hinweisen, dass wirklich diese Pferde ausreichend diagnostiziert werden. Also wenn Sie Verdacht auf eine Muskelerkrankung haben, dann wäre mir wichtig, dass die Tiere, also Tierarzt vorgestellt werden, Tierärztin vorgestellt werden, damit einfach Lahmheiten oder andere Richtigkeitsprobleme und so ausgeschaffen werden können. Vertrauen Sie bitte nicht diesen nicht validierten Gentest im Fall von der Komplexerkrankung PSM2, sondern lassen Sie dann wirklich von einem spezialisierten Tierarzt oder Tierärztin eine Muskelbiopsie durchführen Und auch das, was vorher ist, nämlich eine Erhöhung von CK nach Belastung und so weiter, diese Belastungstests, um dann auch wirklich ein Diagnose-4-Pferd zu finden und um diesem Pferd dann auch gezielt helfen zu können, weil das erreichen sie mit den Gentests leider nicht.
[SPEAKER 3]
[00:55:49-00:56:05]
Ihr Lieben, vielen, vielen Dank für einen großartigen Podcast. Ich glaube, es steckt sehr, sehr viel drin für diejenigen, die sich mit PSSM erstmalig beschäftigen oder auch tief eintauchen wollen. Deswegen Dankeschön an Professor Anna May und Professor Ingrid Pferfurt.
[SPEAKER 2]
[00:56:07-00:56:09]
Vielen Dank auch fürs Zuhören.
[SPEAKER 1]
[00:56:09-00:56:11]
Von meiner Seite auch, war sehr spannend.
[SPEAKER 3]
[00:56:11-00:56:31]
Vielen Dank. Vielen Dank, ihr Lieben. Ciao. Diese Folge wurde vorbereitet von Juliane Trenkler, produziert von Mara Landwehr. Mein Name ist Christian Kröver. Wenn ihr mögt, hören wir uns wieder bei der nächsten Folge des WeHorse Podcasts.