#53 Bettina Hoy: Sind Reiter weniger fit als andere Sportler?
Bettina Hoy ist seit 35 Jahren ein Teil des deutschen Vielseitigkeitssports. Sie war als erste deutsche Frau bei den Olympischen Spielen am Start und gewann direkt eine Medaille für Deutschland. Seit 2018 verzichtet sie zugunsten ihrer Trainertätigkeit auf Championate, trainiert aber noch täglich. Wer wie Bettina Hoy über viele Jahre mit unterschiedlichen Pferden erfolgreich ist, ist fit für alle Anforderungen im Sattel. Mit Christian Kröber spricht die Fitnessexpertin und wehorse-Trainerin darüber, wie fit jeder Reiter sein sollte, ob Ausdauer- oder Kraftsport für den Reitsport effektiver sind und sie erklärt dir zwei konkrete Übungen zum Nachmachen.
Bettina Hoy hat, wie viele Reiter, über viele Jahre keinen Ausgleichssport gemacht. Es ist im Reitsport einfach noch nicht so etabliert wie in anderen Sportarten. Im Podcast erfährst du, warum erst ein besonderes Ereignis mit ihrem Erfolgspferd Designer und ein Sturz bei der EM in Strezgom Bettina Hoy klar machte, dass gutes Reiten für die Reiterfitness nicht ausreicht.
Im Fitnesstraining für Mensch und Pferd ist ein abwechslungsreiches regelmäßiges Training der Schlüssel zum Erfolg. Doch wie schafft man es, den zeitintensiven Pferdesport und zusätzliches Fitnesstraining unter einen Hut zu bringen? Du kannst das Work-out einfach in den Stallalltag integrieren. Bettina Hoy gibt dir im Podcast einige Ideen, wie das funktioniert.
Brauchst du noch mehr Ideen, konkrete Übungen und Fitnesspläne? Du findest ausführliche Anleitungen und Übungen von Bettina Hoy zum Thema Reiterfitness in ihrer wehorse-Lernvideoreihe “Fit wie Hoy” unter www.wehorse.com!
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcasts. 2020 hat gerade begonnen und sicherlich hat der ein oder andere gute Vorsätze, zum Beispiel mehr Sport machen, ein paar Kilos runter vom Weihnachtsspeck. Und dafür liefert Bettina Heu, die wehorse Trainerin und Vielseitigkeitsreiterin, heute die perfekte Inspiration. Denn sie brilliert nicht nur im Sattel, sondern ist inzwischen auch eine profilierte Fitnessexpertin. Unter dem Mantra Fit wie Heu haben wir eine Vielzahl an Fitnessübungen hier bei wehorse mit ihr kreiert. Und das Besondere dabei ist, man muss dafür gar nicht in ein Fitnessstudio, sondern kann das Ganze in den Alltag integrieren. Wir haben darüber gesprochen, wie man damit starten kann, was so die Basics sind und wie wichtig Fitness inzwischen eigentlich für die Reiterei ist. Aber hört selbst, viel Spaß. Ich freue mich, heute im wehorse-Podcast eine wehorse-Trainerin begrüßen zu dürfen. Hallo Bettina Hoy.
[SPEAKER 1]Hallo, guten Morgen.
[SPEAKER 2]Es ist Werktags, es ist knapp 10 Uhr und du kommst gerade vom Sport.
[SPEAKER 1]Ja, ich komme aus der CrossFit-Box. Also ich versuche meistens morgens um 8 Uhr schon da zu sein. Also das erste Workout, was in der Box angeboten wird, weil dann habe ich den ganzen Tag noch vor mir und habe mich ziemlich ausgepowert, weil Freitags ist immer das harte What-Workout of the Day.
[SPEAKER 2]Fit wie Heu, das sind ja die Videos bei uns auf WeHouse.com mit dir, dein Hund Klitschko ist hier mit von der Partie und vielleicht auch mit in dem Podcast. Fitness ist schon ein großer Bestandteil deines Lebens, oder?
[SPEAKER 1]Ja, also ich bin eigentlich auf die Idee gekommen, mehr zu machen, als ich Designer noch voll im Sport hatte für mich selber.
[SPEAKER 2]Dein Erfolgspferd.
[SPEAKER 1]Mein Erfolgspferd, genau. Der schon auch stark ist. Und wo ich, ich weiß nicht, ich kann mich daran erinnern, ich kam in Batman ins Ziel und war ein bisschen außer Puste. Ich war, glaube ich, nur zwei, drei Sekunden aus der Zeit raus. Aber ich war einfach echt ein bisschen außer Puste. Und da hab ich gedacht, ne Bettina, das ist nicht gut, weil da war er nicht müde, aber wenn er dann mal müde geworden wäre, hätte ich ihn nicht so unterstützen können, wie ich das gerne möchte. Und da bin ich dann angefangen, mehr in diesen Fitnessbereich reinzuschnuppern. Dann bin ich ja in Stregum gefallen. Auf der Europameisterschaft mit Senior MediCod und hatte dann echt Probleme, also mich selbst das normale Umdrehen, also Kopf rechts, Kopf links, ohne dass der Körper mitging, war echt schwer. Und dann war ich auf diesem mega coolen Sportlerurlaub, also Champion des Jahres, wo also alle Medaillengewinner eingeladen werden von der Stiftung Deutsche Sporthilfe.
[SPEAKER 2]Also von den Championaten, die Medaillen gewinnen, aber aus allen Sportarten.
[SPEAKER 1]Genau, aus allen Sportarten. Also Leichtathletik, Wintersport. Genau, alles dabei. Schwimmen, Rudern, alles dabei. Und die sind natürlich im Vergleich zu uns Reitern schon mega fit. Fitter als wir. Aber was das Coole war, die haben einen sehr, sehr guten Physiotherapeuten, der immer mitkommt. Und die Athleten, die auch entweder Probleme haben oder die mal ein bisschen zusätzlich mitbehandelt werden wollen, die macht der also dann mit. Und der hat nur so ganz einfache Übungen mit mir gemacht. Jetzt nimmst du dir mal so einen Besenstiel. Ich musste die Arme ausgestreckt nach oben halten, den Besenstiel in den Händen. Und sollte mich dann vorm Spiegel nur auf die Kante eines Stuhls setzen und wieder aufstehen. Und ich war echt schockiert. Ich war völlig schief. Der Besenstiel blieb nicht gerade, sondern der ging in alle möglichen Richtungen.
[SPEAKER 2]Aber er brach nicht.
[SPEAKER 1]Nein, so stark bin ich dann nicht. Und dann habe ich mir gedacht, jetzt wird es aber wirklich Zeit. Und dann bin ich mit ganz, ganz simplen Übungen angefangen. Dann hat ein anderer Bekannter mich auf die Idee CrossFit gebracht. Ich habe bis zu dem Punkt, nicht nur durch diesen Sturz in Stregum, aber auch schon davor viel Last mit Kopfschmerzen gehabt. So diese normalen Verspannungen, aber schon echt viel Kopfschmerzen. Also ich hatte so dreimal, viermal die Woche wirklich so Kopfschmerzen, dass ich auch eine Tablette nehmen musste.
[SPEAKER 2]Fast schon Richtung Migräne oder Spannungskopfschmerz.
[SPEAKER 1]Spannungskopfschmerz. Und man soll ja nicht, man denkt ja, wenn ich da jetzt noch Muskeltraining oben drauf mache, dann kann es ja eigentlich nur schlimmer werden. Ist aber tatsächlich nicht der Fall gewesen und ich bin mit Crossfit angefangen und ich glaube, also ich mache jetzt Crossfit seit fast zwei Jahren und fahre zusätzlich auch noch mit meinem Mountainbike und so weiter, zusätzlich zum Reiten. Und ich glaube, ich habe in der ganzen Zeit, in den zwei Jahren, vielleicht drei oder vier Mal eine Kopfschmerz-Tablette gebraucht, weil ich Kopfschmerzen hatte. Also die sind relativ schnell einfach weggegangen, weil ich den Körper ganz anders, viel gleichmäßiger aktiviert und mobilisiert und motiviert habe. Was natürlich dann das Reiten auch einfacher machte. Also wenn dann mal ein Pferd stark wird, konnte ich auch, konnte mein Kopf diese Muskelgruppe viel gezielter ansteuern, was dann auch wesentlich weniger anstrengend war.
[SPEAKER 2]Nun warst du zu dem Zeitpunkt, wo du selber Crossfit oder das Fitnesstraining per se entdeckt hast ja schon viele, viele Jahre im Sport. Woran liegt das, dass der Pferdesport da so hinterher hinkt im Vergleich zu anderen Sportarten? Ich kenn’s von mir, als ich noch aktiv geritten bin, das ist jetzt auch ein paar Jahre her, da war das Sportthema auch nicht so groß und wenn man sich verglichen hat mit irgendwelchen Leichtathleten oder Schwimmern, war man eigentlich immer hinten dran. Woran liegt das, dass im Pferdesport das so weit zurück ist?
[SPEAKER 1]Ich glaube es hat einmal damit zu tun, dass natürlich dieses ganze Drumherum sehr aufwendig ist. Also wenn ich jetzt der, ich sag mal der normale Freizeitreiter bin, der vielleicht ein Pferd hat oder ich bin ein Halbprofi, der zwei, drei Pferde reitet, ansonsten aber einen normalen Job hat. Dann ist das mit zum Stall hinfahren, vielleicht noch die Boxen ein bisschen schüssig machen, also ein bisschen ausmisten, das Pferd putzen, das Pferd satteln, reiten, absatteln, trocken reiten, absatteln und so weiter, abwaschen. Da ist man schon eine ganze Zeit unterwegs und da sagen einfach viele, ich hab die Zeit nicht. Daher war mir dann auch der Ansatz, als wir mit WeHorse angefangen sind, zu sagen, okay, wir entwickeln also ein Workout, was echt schnell ist. Und das ist das, was ich auch in der CrossFit-Box gelernt habe. Du kannst dich wirklich in 10 Minuten so wegschießen, dass du echt ein heavy Workout hattest, wo du den ganzen Körper oder zumindest eine Muskelgruppe einmal richtig belastet hast. Und wenn man das im Wechsel macht, also jeden Tag oder zwei, dreimal die Woche eine andere Muskelgruppe, dann hat man schon ganz viel erreicht und man merkt unheimlich schnell einen Erfolg. Ich merke den Erfolg beim Reiten, aber ich merke den Erfolg auch in meiner eigenen Körperhaltung, weil ich einfach gerader bin, konzentrierter bin, auch vom Kopf her konzentrierter bin. Das macht schon viel aus.
[SPEAKER 2]Wie fit muss ich denn sein, wenn ich, wie du gerade sagtest, eigentlich nur freizeitmäßig reite? Gut, jetzt du bist Profi und dadurch hast du natürlich auch einen anderen Anspruch jetzt an dein Fitnesslevel, aber wie fit muss ich als normaler Freizeitreiter denn sein?
[SPEAKER 1]Ist schwer zu sagen, also für mich ist immer entscheidend, dass die Fitness muss so sein, die Körperspannung muss so sein, dass wenn mein Pferd sich erschreckt, wenn mein Pferd stolpert, was bei jedem passieren kann, egal ob ich Profi bin oder Hobbyreiter bin, dass ich ganz schnell wieder ins Gleichgewicht, in mein eigenes Gleichgewicht finde und dann auch meinem Pferd helfen kann, ins Gleichgewicht zu kommen. Wenn mein Pferd sich erschreckt, stoppt, dreht sich um, dann möchte ich nicht unbedingt runterfallen, sondern dann muss meine Körperreaktion einfach schnell sein und ich glaube, dass das mehr mein Ansatz ist, was Körperfitness oder Reiterfitness angeht, dass ich eine Körperspannung, eine innere Körperspannung habe, dass ich einfach in dem Moment, wo das Pferd auf irgendwas reagiert, was ich nicht gesehen habe. Ich habe den komischen gelben Eimer da im Busch nicht gesehen, wo mein Pferd sich auf einmal erschreckt, aber dass mein Körper eine natürliche Körperspannung hat, dass ich so schnell reagiere, dass ich einfach mitgehen kann oder mein Pferd schnell unterstützen kann und nicht runterfalle oder dem Stolpern etwas entgegenwirken kann.
[SPEAKER 2]Klar und wenn ich Muskeln habe, kann ich auch schneller reagieren. Das ist ja einfach Zusammenhang.
[SPEAKER 1]Das ist das, was so der erste Ansatz war, dass man sagt, okay man macht das Reiten ein bisschen sicherer. Wenn ich nachher in die technischen Bereiche gehe, habe ich aus eigener Erfahrung gelernt, gerade wenn das Pferd mal so wie Design oder ich als mein junges Pferd Coco, Wenn die ein bisschen stark werden, dass ich dadurch, dass ich stärker im Kreuz bin, dass ich meine Po-Muskulatur anspannen kann, dass ich mein Kreuz anspannen kann, dass ich viel feiner mit meiner Hilfengebung bin, dass ich technisch sauberer arbeiten kann auf dem Pferd, weil ich körperlich stärker bin.
[SPEAKER 2]Weil ich auch meinen Körper punktueller anspannen kann. Wir haben ja eben im Vorgespräch schon einmal darüber gesprochen, halbe Parade, dass man ganz genau weiß, wie spanne ich dann auch meine Gesäßmuskulatur an, die Rückenmuskulatur, um dann auch die Spannung aufzubauen. Ist ja anders, wenn ich fitter bin.
[SPEAKER 1]Hundertprozentig. Ich meine, wie oft hat man das, sieht man das in der Reitschule, der Reitlehrer sagt, jetzt gib mal eine halbe Parade. So, dann siehst du bei den Reitern?
[SPEAKER 2]Fragezeichen.
[SPEAKER 1]Okay, halbe Parade. Welchen Muskel muss ich jetzt zuerst wann anspannen? Das ist ja nur, man hat ja nur dann eine bedingte Zeit auf dem Pferd in der Reitstunde, wo ich das abfragen kann. Also wo mein Kopf dem Muskel sagt, das musst du jetzt anspannen, weil dann funktioniert die halbe Parade. Für uns ist das automatisiert, für uns Profis, weil wir es Tag ein, Tag aus machen. Wenn ich aber in einem anderen Sport, in einem Ausgleichssport schon gelernt habe, diese Muskeln anzuspannen und anzusteuern, dann automatisiert sich das vorher schon, bevor ich mich aufs Pferd setze, was es dann auf dem Pferd viel einfacher macht.
[SPEAKER 2]Und viele können ja auch solche Dinge wie halbe Parade nur sehr schwierig erklären. Das ist ja etwas Erklärungsbedürftiges. Im Vergleich jetzt, wenn man sagt, beim Skifahren, da weiß ich mit dem Schneeflug halte ich an. Beim Reiten ist es ja durchaus komplexer. Das ist ja eigentlich auch etwas, was dann in der Reitlehre fehlt, wo man sagt, was muss mein Körper eigentlich tun, um die halbe Parade zu machen.
[SPEAKER 1]Total und wenn du dir die Bücher ansiehst, ich meine es gibt ja Reiterfitnessbücher en masse, die man sich bestellen kann, aber das ist im Endeffekt, also ich habe mich mit einigen Trainern, Sporttrainern darüber unterhalten, die so ein bisschen was vom Reiten verstehen, die sagen das ist im Grunde genommen 10, 15 Jahre zu alt, veraltet, was mittlerweile oder was bislang noch auf dem Markt ist. Da ist also wirklich ein ganz großer Bedarf, da mal so einen neuen Push und auch neue Gedankengänge zu setzen und zu sagen, Mensch, hier muss ich mal ein bisschen outside the box denken. Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass Gewichtheben A. Spaß machen kann und B. aber auch relevant sein kann fürs Reiten. Aber ganz simple Sachen wie das Kreuzheben zum Beispiel, ob ich das jetzt mit einem Eimer mache oder mit zwei Eimern mache, um das Gleichgewicht zu haben oder ob ich das in einem Studio oder in einer Box mache mit einer Langhantel, die hat ja noch nicht jeder zu Hause. Also geht einmal auch. Dann merke ich mal, wenn ich das korrekt ausübe, ausführe, dann merke ich, welchen Muskeltuch ich anspannen muss, um das sauber auszuführen. Und genau das sind die gleichen Muskelgruppen, die ich auch beim Reiten brauche. Wie gesagt, ich hätte nie gedacht, dass das relevant sein kann, aber es ist total relevant.
[SPEAKER 2]Und man kann es in seinen täglichen Alltag auch einbinden. Easy. Da habe ich letztens eine sehr interessante Studie zugelesen, dass Leute, die zum Beispiel jeden Tag die Treppe gehen, zum Teil genauso fit sind, wie Leute, die immer den Fahrstuhl nehmen und dann halt dreimal die Woche ins Fitnessstudio gehen.
[SPEAKER 1]Interessant, oder? Ja.
[SPEAKER 2]Weil man einfach, wenn man das so tief in das tägliche Doing einbindet, das genauso ist, als wenn ich jetzt drei Stunden in der Woche ins Fitnessstudio gehe.
[SPEAKER 1]Genau. Und das ist das Angenehme, also ob das jetzt auch das Stall ausmisten zum Beispiel ist.
[SPEAKER 2]Ist auch eine Fitnessübung in gewisser Weise.
[SPEAKER 1]Hundertprozentig. Ob es jetzt den Wassereimer von A nach B oder gleich zwei zu tragen, damit man auch das, man kann sowohl als auch, entweder den einen Arm etwas mehr, da muss man aber irgendwann wechseln, wenn man beide Seiten gleich arbeitet oder eben mit zwei Eimern. Auch das ist ein Fitnesstraining, ob ich den Futtersack, ob ich mal dem Stallmeister einmal helfe, den Futtersack mit auszuladen von A nach B. Also es gibt im Stall unendlich viele Möglichkeiten, so ein bisschen Fitnesstraining zusätzlich zu machen, was einem dann gar nicht als Fitnesstraining vorkommt.
[SPEAKER 2]Hast du dir denn, als du dich mit dem Thema eingangs beschäftigt hast, mit diesen althergebrachten Methoden überhaupt auseinandergesetzt oder hast du dir direkt gesagt, okay, ich schau mir, was andere Sportler machen in anderen Bereichen und versuch das anzupassen auf den Pferdebereich?
[SPEAKER 1]Nee, eigentlich gar nicht. Also ich bin mit Crossfit angefangen, weil ich gemerkt habe, wie ich eben erzählte, wie krumm und schief ich war. Auch in der Belastung meines Körpers. Und hab dann festgestellt, je mehr Übungen ich machte, je fitter ich wurde, desto einfacher wurde das Reiten, desto besser konnte ich kommunizieren mit meinem Pferd.
[SPEAKER 2]Also was konkret wurde einfacher? Einfach generell die gesamte Arbeit mit dem Pferd?
[SPEAKER 1]Die gesamte Arbeit. Also egal, welche Übergänge ich ritte. Aber technisch muss ich da nicht drüber nachdenken, was ich da oben mache. Aber es war dann oft, dass ich, wenn die Pferde stark wurden oder wenn ich irgendetwas erreichen wollte, dass er bei den Übergängen mal loslässt. Dann musste ich gefühlt mindestens 20 Übergänge reiten, bis er einmal so losgelassen hatte, bis das Gefühl einmal so war, wie ich mir das vorstellte. So, jetzt habe ich nur gefühlte drei bis fünf machen müssen, und er hat mich verstanden, weil ich einfach viel, viel klarer kommunizieren konnte mit ihm. Und so bin ich eigentlich drauf gekommen, dass ich gedacht habe, Mensch, das ist so relevant, das ist nicht nur relevant für den Top-Sport, aber das ist auch relevant für die Menschen, die einfach nur Freizeitmäßig reiten, die auch mal ins Gelände gehen wollen, aber die Angst haben, ins Gelände zu gehen, weil es sich erschrecken könnte, dass man einfach viel schneller im Körper reagieren kann.
[SPEAKER 2]Ich hab das schon, damals bin ich natürlich auch häufiger ausgeritten, als ich noch selber aktiv ritt, jetzt ist es natürlich auch schon ein bisschen her, leichter Sitz. Ist ja so ein klassisches Ding, wo man eigentlich, salopp gesagt, Arschmuskulatur braucht. Hintermuskulatur.
[SPEAKER 1]Ja, aber auch Wade?
[SPEAKER 2]Und Wade und dann auch Gleichgewicht. Ist das etwas, wo du dann direkt auch einen Effekt spürst, wenn du richtig gearbeitet hast im Fitnessstudio vorher, dass das viel einfacher funktioniert?
[SPEAKER 1]Du bist länger im Gleichgewicht, gerade im leichten Sitz. Du hast, was ich eben schon sagte, du hast eine ganz andere Körperspannung, die du einfach auch länger halten kannst. Also es ist die Ausdauer dann in der Muskelanspannung. Und du hast ja gerade beim leichten Sitz bei den Übergängen, haben wir eben schon gesagt, ist ja eigentlich eine relativ kurze Muskelanspannung. Aber wenn ich im leichten Sitz halten möchte und das über eine längere Distanz, muss ich ja gewisse Muskelgruppen müssen viel ausdauernder sein. Also die muss ich ja schon länger angespannt halten können. Und da merkst du schon relativ schnell dann großen Unterschied, ob du fit bist oder nicht. Viel mehr im leichten Sitz als bei den Übergängen.
[SPEAKER 2]Wie viel Wert legst du bei deinen Schülern auch auf Fitness? Also sagst du, okay, wenn wir gemeinsam trainieren wollen, dann erwarte ich von euch, ihr müsst XYZ können.
[SPEAKER 1]Also im Top-Bereich erwarte ich das schon. Da erwarte ich auch, dass jeder die entsprechende Einstellung mitbringt, um zusätzlich Fitness zu machen. Weil ich kann nicht nur erwarten, dass das Pferd besser wird mit dem, was ich dem Reiter versuche mitzuteilen, sondern der Reiter muss auch in der Lage sein, das umzusetzen. Je fitter der Reiter ist, desto schneller kann er das umsetzen, je schneller kommt er ans Ziel. In dem anderen Bereich muss ich sagen, kann ich das eigentlich nur nahelegen, weil ich sehe natürlich viele Reiter, die in ihrer Position Defizite haben, wo ich dann nur empfehlen kann, Mensch, probier mal A, B, C und D. Geh zum Beispiel mal bei WeHorse gucken, guck dir einmal fit wie Heu an oder auf Englisch fit as Heu, um ganz einfache Übungen mal zu lernen, zusätzlich mit dazuzunehmen und zu gucken, ob man nicht doch relativ schnell in ein besseres Gleichgewicht, in eine bessere Position im Sattel kommen kann. Aber das ist, um nochmal auf deine Frage eben, es ist komischerweise, es ist unheimlich schwer den Menschen das mitzuteilen und sagen, wieso ich mach doch Sport, ich sitz doch auf dem Pferd. Ja, machst du, aber wenn man noch ein bisschen was zusätzlich macht, auch in einem ganz kleinen Umfang, kann das Reiten im Sattel einfach noch echt viel mehr Spaß machen.
[SPEAKER 2]Ist am Ende ja wie beim Fußballtraining. Ich trainiere auch nicht jeden Tag mit dem Ball oder trainiere quasi 11 gegen 11 Fußballspiel, sondern es sind ja immer wieder kleine Reprisen, Kraft, Fitness, Cardio und so weiter.
[SPEAKER 1]In jeder Sportart. Völlig egal. Ich glaube wir sind mittlerweile eine der wenigen Sportarten, wo dieses zusätzliche Fitnessregime noch nicht so gang und gäbe ist. Also ich weiß in der Crossfitbox, wo ich jetzt Mitglied bin, da sind Fußballer, da sind Handballer, da sind also alle möglichen. Eine Poledancerin ist sogar dabei.
[SPEAKER 2]Ein extrem anstrengender Sport, habe ich gehört.
[SPEAKER 1]Ein extrem anstrengender Sport, die das zusätzlich macht, um einfach fit zu sein, fit zu bleiben. Ja, da ist, glaube ich, das Verständnis schon etwas größer, als das leider bei den Reitern bislang noch der Fall ist.
[SPEAKER 2]Hat sich das geändert in den vergangenen Jahren? Das Verständnis, man braucht mehr Fitness, also man kriegt das ja am Rande immer mit, dass Kaderkriterien sich ändern, auch im Jugendbereich, man muss jetzt ein Sportabzeichen beispielsweise haben. Ändert sich was?
[SPEAKER 1]Ich glaube ganz langsam. Also ich weiß, dass die Reiter zum Beispiel, also in dem unteren Bereich hat sich glaube ich noch nicht genug geändert. Im Top-Bereich weiß ich, dass die Reiter, die aus Tokio wiedergekommen sind dieses Jahr, die diese Testveranstaltung geritten sind. Für die Olympischen Spiele 2020. Für die Olympischen Spiele eben 2020. Die am Ende des Geländes und wirklich fitte Reiter, die am Ende des Geländes gesagt haben, shit, ich glaube ich bin nicht fit genug für nächstes Jahr, wenn ich da richtig gut sein will.
[SPEAKER 2]Ich muss nochmal ein bisschen laufen gehen.
[SPEAKER 1]Ich muss nochmal irgendwie was zusätzlich machen. Und auch die Teamärzte, die dabei waren, also ich weiß, dass Dr. Giensch, der deutsche Mannschaftsarzt, auch gesagt hat und ich glaube, sich auch das Video bei Rehorse angesehen hat und gesagt hat, Mensch, das ist doch ein guter Ansatz, weil auch für die Dressur und Springreiter, weil wir denken ja immer, klar, die Buschreiter müssen fit sein. Aber wenn du bei den Temperaturen, bei der Luftfeuchtigkeit, springen geht vielleicht noch, weil es ja relativ schnell ist. Aber in der Dressur reiht man Grand Prix mit 7, 8 Minuten. Ich glaube, da bist du aber ziemlich am Ende, wenn du da nicht richtig fit bist.
[SPEAKER 2]Obwohl es ja zum Beispiel bei den Springreitern auch inzwischen das Team Bärbaum gibt, das glaube ich gemeinsam laufen geht auf Turnieren. Das habe ich mal gehört.
[SPEAKER 1]Das weiß ich nicht. Also ich weiß, dass in meiner Disziplin weiß ich, dass Christopher Burton, der australische Olympia-Reiter, zweimal in der Woche so einen Personal Trainer kommen lässt und die machen das in irgendeinem Raum auf der Anlage. Da macht aber auch das ganze Team mit. Da machen die Pfleger mit, die Bereiter mit, seine Frau, er natürlich. Also alle. Und von den holländischen Reitern sind auch einige, die den Personal Trainer kommen lassen. Also Rüstung und Springen habe ich noch nicht zugehört, aber es ist super und definitiv auch notwendig.
[SPEAKER 2]Kommen dann auch mal so die Berufskollegen und sagen, sag mal Bettina, ich würde gerne so ein bisschen mehr machen, kannst du mir mal einen Tipp geben oder muss jeder seinen eigenen Weg da finden?
[SPEAKER 1]Ich glaube, das ist unterschiedlich. Also der eine oder andere hat sicherlich gefragt. Ganz vielen habe ich natürlich auch Crossfit oder Crossfit ähnliche Geschichten nahegelegt. Viele sind aber auch nach wie vor die, die mit dem Rad fahren oder die joggen. Ja, ich glaube da ist auch jeder unterschiedlich. Ich bin jetzt nicht der große Cardio-Fan.
[SPEAKER 2]Also Cardio für alle, die es nicht wissen ist zum Beispiel Joggen, Fahrradfahren, Spinning, Rudern, alles was auf die Ausdauer einzahlt und nicht auf die Kraft.
[SPEAKER 1]Genau, genau. Also das gehört natürlich mit dazu. Also ich muss meine Pumpe schon ein bisschen in Gang bringen. Also Ausdauer gehört schon irgendwo dazu, aber ich mag eigentlich lieber etwas weniger. Kardio und dafür mehr Muskelkraft.
[SPEAKER 2]Und die dir dann ja auch beim Reiten zugutekommt?
[SPEAKER 1]Ganz genau.
[SPEAKER 2]Du gehst jeden Tag Sport machen?
[SPEAKER 1]Ja, fast. Also sagen wir mal viermal die Woche versuche ich schon, zusätzlich zum Reiten.
[SPEAKER 2]Und wie viel aktiv selber reitest du noch?
[SPEAKER 1]Im Moment gar nicht so viel. Also im Moment reite ich nur so ein bis zwei Pferde. Darum ist mir der zusätzliche Sport auch einfach echt wichtig. Ich brauche das nicht nur, weil ich fitter sein möchte fürs Reiten. Ich brauche es auch so ein bisschen für den Kopf. Ich habe das Gefühl, ich kann mich länger konzentrieren, egal was ich mache. Ich kann aber auch besser mit Stress umgehen. Also da gibt es zum Beispiel auch eine Studie, ganz aus dem Sport weg, wo man zwei Gruppen von Manager hatte. Der einen Gruppe Manager hat man nahegelegt, zwei, dreimal die Woche 30 Minuten so ein bisschen Ausdauertraining, ein bisschen Krafttraining, ein bisschen Fitness zu machen und die anderen haben gar nichts gemacht. Die haben also so weitergelebt wie bisher. Und die Gruppe Manager, die das Fitnesstraining gemacht hat, ist definitiv wesentlich besser mit Stress umgegangen und hat sich viel länger und besser konzentrieren können als die andere Gruppe.
[SPEAKER 2]Weil auch der Kopf mal frei ist.
[SPEAKER 1]Ganz genau. Also man kann sich schon, ob man sich jetzt auspowern, also ich power mich ganz gerne aus, das macht aber auch nicht jeder gerne, aber allein die körperliche Betätigung, was du eben sagtest mit dem Treppensteigen allein schon, Selbst das bringt ja schon das Herz ein bisschen in Wallung und lässt die Lunge ein bisschen arbeiten. Selbst das macht schon viel aus.
[SPEAKER 2]Also ich fahre jeden Morgen fünf Kilometer Fahrrad und das ist quasi der Weg vom Zuhause ins Büro und wenn ich das nicht hätte, oder manchmal ist ja Wetter schlecht, es regnet oder man ist irgendwo noch woanders unterwegs, dann fühlt man sich nicht so gut.
[SPEAKER 1]Ganz genau.
[SPEAKER 2]Weil der Körper sich natürlich auch daran gewöhnt und dasselbe muss man dann quasi als Reiter dann auch in seinen täglichen Lebensablauf mit einbetten.
[SPEAKER 1]Was wichtig ist nur, und das gilt nicht nur für die Pferde, sondern auch für dich, dass wenn du jeden Tag dasselbe Programm machst, also jeden Tag. Auch nicht gut, ne? Nee. Du stagnierst nicht nur, sondern es ist leicht rückläufig, die Entwicklung. Das heißt, du musst im Grunde genommen, genau wie beim Pferd, du musst jeden Tag irgendwo einen anderen Trainingsreiz setzen, andere Muskelgruppen ansprechen, damit du dich weiterentwickelst und fitter wirst.
[SPEAKER 2]Ist das ein Konzept, was du auch aufs Pferdetraining anwendest? Gut, die Vielseitigkeitsreize haben natürlich einen besonderen Plan, gerade wenn es Richtung Wettkampf geht. Aber ist diese Mixtur aus Kraft und Cardio und diesen verschiedenen Bausteinen etwas, was du im Pferdetraining anwendest?
[SPEAKER 1]Auf jeden Fall. Also für die Vielseitigkeit gibt es natürlich vor, durch die drei Disziplinen, dass wir im Endeffekt jeden Tag ein bisschen was anderes machen. Also ich habe das immer so gemacht, ich hatte zwei Fitnesstage in der Woche, Dienstags und Samstags. Dann je nachdem, wo das Pferd Defizite hat, habe ich etwas mehr Dressur oder etwas mehr Springen gemacht, dann vielleicht nochmal Geländetraining, einen Tag die Woche frei. Ähnlich ist das bei den Sportlern ja auch. Die arbeiten jeden Tag verschiedene Muskelgruppen. Das gleiche gilt aber auch für den Dressurreiter oder für den Springreiter. Einmal reitet der Dressurreiter oder der Springreiter arbeitet sein Pferd nur dressurmäßig, dann galoppiert er vielleicht einmal über Stangen und arbeitet an einigen technischen Sachen. Also macht ein Gymnastizier ein dressurmäßiges Arbeiten über Stangen. Dann macht er vielleicht einmal Gymnastiksprünge und einmal springt er Parcours. Wenn es hochkommt und der Dressurreiter ja nicht anders, wenn er auf bestimmte Lektionen hinarbeitet, dann teile ich mir meine Arbeitseinheit, meine Trainingseinheit ja auch so ein, dass ich verschiedene Muskelgruppen anspreche. ganz klassisch denke, fange ich ja schon mal mit der Skala der Ausbildung an, da sind wir wieder wirklich bei dem ganz klassischen Thema. Also die haben Takt losgelassen, Hightoon mal als die ersten beiden Punkte, was auch jeder Amateur, jeder Freizeitreiter in seiner Trainingseinheit erstmal etablieren sollte, bevor es dann weitergeht.
[SPEAKER 2]Also tatsächlich kann man da sehr gute Rückschlüsse dann ziehen, wie du sagst.
[SPEAKER 1]Absolut. Selbst wenn ich mich nur bei den ersten drei Punkten der Skala der Ausbildung aufhalte und sage Taktlosgeleistenheit, Anlehnung und die nächsten drei erstmal außen vor lasse, wenn ich mich so in dem unteren Bereich befinde. Selbst da teile ich mir ja meine Arbeitseinheit, meine Trainingseinheit so ein, dass ich das im Hinterkopf habe. Dann sage ich okay, ich reite ja erstmal 10 Minuten Schritt, weil ich muss ja ein Pferd aufwärmen. Das mache ich beim Sport auch. Ich wärme mich auch selbst erstmal auf. Und dann fange ich an mit kleinen Übergängen, Trap Galop oder Trap Schritt zunächst mal und dann nachher Trap Galop. Dann bin ich so bei den ersten drei, Zirkel und gebogene Linie. Da spreche ich also immer wieder andere Muskelgruppen an und teile mir das so ein. Dann kommen die Lektionen nachher oben drauf.
[SPEAKER 2]Also quasi, wenn man gerade aufgesessen ist, nicht unbedingt mit dem besten Freund telefonieren, wie man es manchmal macht, sondern eher darüber nachdenken, wie kann ich jetzt, welche Übungen kann ich einbauen, um das Pferd ideal warm zu machen, nicht nur mich selber. Was aber auch ein Thema ist, eigentlich ist ja das Warm-up-Formbreiten auch. Wichtig. Als Reiter, bevor ich in den Sattel steige.
[SPEAKER 1]Ja, eigentlich schon. Also das würde mit Sicherheit dem einen oder anderen Reiter helfen, noch ein bisschen lockerer im Sattel zu sitzen. Ich gehe ja, wie eben schon gesagt, ich bin morgens meistens erst in der Crossfit-Box, bevor ich zum Pferd fahre. Aber man kann definitiv durch ganz einfache Übungen, ob man jetzt Beinschwingen macht, ob man ein bisschen vor und zurück mit der Schulter die Arme einmal kreisen lässt, dass man einfach so ein bisschen viel über Kreuz Übungen, weil dadurch finde ich meine Mitte, meine eigene Mitte und kann dann einfach ein bisschen ausbalancierter im Sattel sitzen. Also viele sitzen ja den ganzen Tag am Schreibtisch oder haben also einen sich wiederholenden Job irgendwo, dann ist es schon wichtig, dass man sich selbst auch ein bisschen warm macht. weiß nicht, den Eimer von A nach B trage, wie wir eben schon mal gesagt haben, oder ob ich die Pferdeäppel mal einmal kurz aus der Box hole, die Schubkarre schiebe und umkippe. Selbst das Putzen des Pferdes, wenn ich es gründlich mache und richtig striegel, hat ja auch diese kreisende Bewegung.
[SPEAKER 2]Das stimmt.
[SPEAKER 1]Also ich striegel das Pferd und dann mit der Kadetsche und ab. Also wenn man es richtig macht, hat man da auch schon ein kleines Aufwärmen. Dann muss ich ja den Sattel hoch hieven, dann könnte ich eine kleine Kniebeuge machen, in der Kniebeuge bleiben, wenn ich die Gamaschen anlege.
[SPEAKER 2]Die Gamaschen oder die Bandagen?
[SPEAKER 1]Die Bandage anlege, das dauert dann noch ein bisschen länger als die Gamaschen, also da kann man sich schon ein bisschen was einfallen lassen.
[SPEAKER 2]Die Bandage trainiert dann auch die Hand zur Schulatur.
[SPEAKER 1]Genau, dann wird das auch noch einmal locker gemacht.
[SPEAKER 2]Also eigentlich sind wir alle Top-Sportler.
[SPEAKER 1]Genau. Man muss es nur ein bisschen bewusster machen.
[SPEAKER 2]Jetzt bist du 2018 aus den Kadern der Deutschen Reiterlichen Vereinigung zurückgetreten, wirst also keine Championate für Deutschland mehr reiten. Wo siehst du dich selber jetzt? Du bist als Trainerin natürlich unterwegs, aber wo siehst du dich selber? Bist du auch irgendwo eine Botschafterin für diesen neuen Ansatz des Reitens über Fitness?
[SPEAKER 1]Also ich sehe mich schon als Botschafter gerade was Reiter Fitness angeht. Ich möchte aber auch mein Wissen weitergeben, denn ich habe nun im Laufe meiner Karriere tolle Ausbilder gehabt. Allen voran mein Vater. Und ohne diese Ausbilder wäre ich weder der Reiter noch der Trainer geworden, der ich bin. Und da möchte ich auch ganz gerne was weitergeben. Ich habe aber nach wie vor auch noch die Ambition, ich möchte gerne Grand Prix reiten, Dressur. Weil ich habe Springen bis großen Preis geritten, Busch sowieso. Im Voltigieren würde es glaube ich nicht so weit mehr bringen jetzt in meinem Alter, im Fahren vielleicht auch nicht. Da würde mir aber glaube ich die Beweglichkeit, die Elastizität dann doch fehlen. Also Fahren wäre dann auch schwierig, Raining wäre noch ganz witzig, Distanzreiten wäre nicht mein Sport. Also Dressurreiten, da hätte ich schon noch wirklich Spaß dran, weil mir auch einfach die Ausbildung der Pferde wirklich Spaß macht. Das körperlich oder das Pferd körperlich in die Lage zu versetzen, das an Lektionen zu zeigen, was im Rahmen seiner körperlichen Möglichkeiten drin steckt. Was das Schöne am Reitsport ist, man lernt nie aus. Jedes Pferd ist anders. Jedes Pferd muss irgendwo anders abgeholt werden. Muss manchmal auch Brücken bauen, um dem Pferd verständlich zu machen, was ich wie möchte. Es ist immer, ja mal geht eine Ausbildungsphase relativ schnell, weil das Pferd schnell versteht oder viel Talent hat. Manchmal dauert es ein bisschen länger und das macht mir einfach unheimlich Spaß. Ich hätte jetzt schon nochmal die Ambition, nicht nur normal Estruso oder bis dann Georg zu reiten, sondern ruhig auch nochmal ein bisschen mehr.
[SPEAKER 2]Und du bist verwurzelt in Westfalen, kann man sagen. Genau. Betreibst einen Stall zwischen Münster und Osnabrück. Wir sind ja heute zu Gast bei der Neuen Osnabrücker Zeitung im Podcast-Studio, wo eigentlich der Podcast des Fußballvereins VfL Osnabrück aufgenommen wird.
[SPEAKER 1]Ja, wir haben mega schöne Bilder hier um uns herum.
[SPEAKER 2]Mega schön, also Panorama der Stadt Osnabrück hier.
[SPEAKER 1]Die ganzen Highlights.
[SPEAKER 2]Die ganzen Highlights. Du bist verwurzelt in dieser Region, in Westfalen und das ist auch deine Heimat.
[SPEAKER 1]Ja, absolut. Ich könnte mir zwar nach wie vor vorstellen, auch nochmal woanders hinzugehen, aber meine Wurzeln sind definitiv hier.
[SPEAKER 2]Ich glaube über zwölf Jahre oder genau zwölf Jahre warst du ja auch in Großbritannien.
[SPEAKER 1]Genau, hab mich auch unheimlich wohl gefühlt in England, hab also wahnsinnig gerne in England gelebt. Hab sehr viele Freunde in England, was uns dann natürlich auch drauf gebracht hat, ich hab sehr viele Schüler auch in Amerika, was uns dann natürlich auch drauf gebracht hat. WeHo’s auch ins Englische zu übertragen, um also auch meine Message als Ambassador ab 1. Dezember auch in den englischsprachigen Raum zu bringen. Und ja, ich freue mich schon sehr drauf. Ich bin mal ganz gespannt, ob man da auch nochmal so ein bisschen mehr Bewusstsein für die Reiterfitness entwickeln kann.
[SPEAKER 2]Großartig. Wir wollen unsere Podcast-Hörer nicht entlassen, ohne eine Top-Übung zu hören, die gleich jeder Podcast-Hörer am besten machen könnte. Was, Bettina, wäre denn so eine Top-Übung, die wir jetzt unseren WeHouse-Podcast-Hörern mit auf den Weg geben könnten, die eigentlich jeder so machen könnte?
[SPEAKER 1]Also was mir so ganz spontan, fallen mir also zwei Übungen ein, was ich unheimlich cool und unheimlich wichtig fürs Reiten finde, sind Kniebeugen, also Squats. Das sind so Übungen, ob man jetzt nur erstmal zwei, drei macht, wo ich also relativ aufrecht im Körper bleibe und dann die Beine ruhig so ein bisschen weiter auseinander, die Knie leicht nach außen. Das finde ich einfacher, die Kniebeuge zu machen. Man muss auch gar nicht erst so ganz tief runter, sondern man kann auch erst nur Halb runter und dann wieder hoch. Das ist eine Übung und die kann ich auch ruhig, ja je nachdem, fünf bis zehn mal machen.
[SPEAKER 2]Die kann ich auch verschärfen, wenn ich noch einmal nach oben springe, oder?
[SPEAKER 1]Könnte ich auch. Ich kann das Ganze nachher aber auch mit Gewichten machen, dann muss ich meine Beine noch mehr anstrengen. Und das zweite wäre das sogenannte Kreuzheben, das kann ich also wunderbar mit zwei Eimern machen, also ob ich mir die jetzt erst nur halb voll mache oder ob ich zwei Liter in jeden, dann habe ich also nur vier oder ob ich fünf oder zehn mache oder nachher mit Sand fülle. Wenn es schwerer werden soll und dann das sogenannte Kreuzheben, wo ich also in die Knie gehe, mein Rücken ist ganz gerade, der Po ist nach hinten rausgestreckt, Po auch relativ tief. Und dann halte ich also die Eimer fest und richte mich im Grunde genommen aus der Hüfte heraus nur auf, bleib kurz stehen und setze die Eimer wieder ab. Also das wären so zwei Übungen.
[SPEAKER 2]Die Kniebeuge, die Squats und das Kreuzheben.
[SPEAKER 1]Also die Kniebeuge ist ja Squats und das Kreuzheben wäre also im Englischen das Deadlift.
[SPEAKER 2]Deadlift. Hört sich natürlich deutlich dramatischer an.
[SPEAKER 1]Viel dramatischer. Das kann man sich vielleicht auch mal einmal kurz, damit man das auch wirklich korrekt ausübt, vielleicht einmal irgendwo googeln, dass man einmal sagt, einmal auf YouTube einmal gucken oder auf Weho ist einmal gucken, da haben wir das ja auch gemacht. Wie ist die korrekte Ausführung? Das spielt bei wenig Gewicht noch nicht so eine große Rolle, aber nachher, wenn ich mit dem Gewicht höher gehen möchte, muss ich es auch schon korrekt ausüben.
[SPEAKER 2]Also Squats und Deadlift, das sind die beiden Aufgaben für alle Podcasthörer. Für dich liebe Bettina, am Abschluss eines jeden WeHouse Podcast, die vier klassischen WeHouse Fragen. Die gibt es natürlich auch für dich. Ich bin mir sehr sicher, du wirst sie sehr gut beantworten. Frage Nummer eins. Hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 1]When the going gets tough, the tough get going.
[SPEAKER 2]Für alle nicht Englischsprachigen musst du es einmal übersetzen.
[SPEAKER 1]Also wenn es hart wird, dann kommen die Harten erst richtig in Gang.
[SPEAKER 2]Harten kommen in Garten. Ja, genau. Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich vielleicht auch im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?
[SPEAKER 1]Mein Vater. Ohne Wenn und Aber. Ich habe viele tolle Trainer gehabt, aber ohne meinen Vater wäre ich weder der Reiter noch der Ausbilder geworden, der ich heute bin.
[SPEAKER 2]Da wurde das Fundament gelegt.
[SPEAKER 1]Absolut.
[SPEAKER 2]Frage Nummer 3, wenn du Reitern oder Pferdemenschen dieser Welt eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 1]Geduld, Geduld, Geduld. Es gibt keine Shortcuts, es gibt keine Abkürzungen. Man muss einfach wirklich Geduld haben, man muss sich selber immer hinterfragen, stelle ich die Frage richtig, kann mein Pferd überhaupt verstehen, was ich von ihm möchte und ich muss Geduld haben.
[SPEAKER 2]Und fit sein.
[SPEAKER 1]Und fit sein, natürlich.
[SPEAKER 2]Genau. Und zum Abschluss vervollständige bitte diesen Satz. Pferde sind für mich.
[SPEAKER 1]Mein Leben.
[SPEAKER 2]Ein besseres Schlusswort gibt es glaube ich nicht, liebe Bettina. Jetzt müssen wir alle schnell in die Fitnessbude.
[SPEAKER 1]Genau, jetzt geht’s los.
[SPEAKER 2]Um fit zu werden. Du gehst jetzt reiten, glaube ich.
[SPEAKER 1]Ich gehe jetzt reiten, genau.
[SPEAKER 2]Und ich sage vielen Dank, Bettina Heu.
[SPEAKER 1]Gerne, hat Spaß gemacht.
[SPEAKER 2]Wenn dir dieser Podcast gefällt, würde ich mich sehr freuen, wenn du uns abonnieren würdest in deiner Podcast-App. Und ebenso freue ich mich über eine 5-Sterne-Bewertung auf den gängigen Portalen in deiner Podcast-App oder irgendwo sonst. Bis bald beim wehorse-Podcast.