#123 Para-Bundestrainer Bernhard Fliegl: So funktioniert Para-Reitsport
In dieser Folge des wehorse-Podcast räumt Para-Bundestrainer Bernhard Fliegl nicht nur mit vielen Vorurteilen auf, er erklärt auch die verschiedenen Facetten dieser olympischen Sportart.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcasts. Mein Name ist Christian Kröber. Heute widmen wir uns einem Thema, was bei uns im Podcast bisher noch gar nicht am Start war, nämlich Paradressur. Das Reiten von Menschen, von Reiterinnen und Reitern mit Handicap, mit einer Behinderung. Dazu habe ich niemand Geringerem als den Bundestrainer, der Parareiter Bernhard Fliegl, bei mir im Podcast zu Gast. Bevor wir damit starten mit diesem, wie ich finde, spannenden und wichtigen Thema, kann ich noch einen kleinen Ausblick geben auf neue Kursveröffentlichungen bei uns auf wehorse. Es kommt eine große Rutsche an neuen Inhalten, zum Beispiel Reiten ohne Gebiss, vertrauensbasierte Dressurausbildung mit der absoluten Expertin in der Freiheitsdressur, die Französin Alizée Froment. Dann kommt danach Ingrid Klimke live von der Equitana 2022, der große Ausbildungsabend und in gut zwei Wochen jeden Tag ein motiviertes Pferd, neun Dressurübungen für jedermann mit Pylonen, mit Rika und Peter Kreinberg rund um das Thema Gentle Touch. Also viel los bei uns. Das Ganze könnt ihr übrigens auch auf unserer Plattform sehen, denn wir haben eine sogenannte Coming-Soon-Section jetzt. Wir zeigen euch also, was in den nächsten Wochen immer neu auf die Plattform kommt. Das alles natürlich unter www.wehorse.com. Soviel dazu. Jetzt rein ins Gespräch mit Paradressur-Bundestrainer Bernhard Fliegl.
[SPEAKER 1]Viel Spaß.
[SPEAKER 2]Hallo im Podcast, Bernhard Fliegl.
[SPEAKER 1]Hallo, grüß dich.
[SPEAKER 2]Bernhard, wir wollen sprechen über das Thema Parasport. Es handelt sich um Reiterinnen und Reiter mit Handicap, also mit einer körperlichen und teilweise auch geistigen Behinderung, die in Wettkämpfen gegeneinander antreten. Etwas, was man häufig auch gar nicht so in der Gesamtpferde-Öffentlichkeit wahrnimmt, aber ein sehr wichtiges Thema. Vielleicht kannst du uns einmal erklären, was ist Parasport im Reitsport, was ist Paradressur?
[SPEAKER 1]Ja, das ist schon so eine Geschichte, die mich selbst sehr begeistert hat. Auch so, wie ich dahingefunden habe. Nur vorweg, mich fasziniert, dass die Pferde doch so feinfühlig sind. und mit einer Hilfengebung, die auch mal ein bisschen für uns ungewöhnlich oder außergewöhnlich ist, klarkommen. Und das hat mich sehr fasziniert. Und aus dem Grund bin ich da an dem Parasport kleben geblieben und habe den intensiv betrieben und freue mich, dass ich als Bundestrainer da tätig sein darf. Grundsätzlich geht es ja darum, dass wir Reiter mit einem Handicap haben, unterschiedlichen Formen. Das kann durch eine MS-Erkrankung sein, das kann von Geburt an sein, dass Gliedmaßen fehlen, kann durch einen Unfall sein. Wir haben auch Reiter dabei, die durch einen Reitunfall in den Parasport gekommen sind, unterschiedlicher Handicaps. Diese sind ja auch in 5 Grades eingeteilt. Das größte Handicap reitet bei 1 und das schwächere Handicap 5. Die reiten so zwischen M und S Niveau. Und eins tatsächlich nur im Schritt. Jetzt werden viele sagen, oh, im Schritt da so eine Prüfung reiten, wie interessant ist das denn und so. Also es ist unfassbar, was da auch gezeigt wird. Da muss genau diese Losgelassenheit im Schritt gezeigt werden. Da müssen ordentliche Bahnfiguren geritten werden. Da muss eine ganze Parade zum Halten geritten werden. Da müssen schöne Wolken geritten werden. Also es ist nicht uninteressant, da auch mal eine Prüfung im Schritt anzuschauen. Und vor allen Dingen auch so ein bisschen eine Materialschlacht. Welches Pferd hat diesen Schritt? Mittlerweile gehen da Pferde mit, die durchaus 8er und besseren Schritt haben, was man natürlich im Regelsport auch immer gerne hat und gebrauchen kann. In Grade 5 ist es so, Da sind Reiter, wo vielleicht ein Kliemanns am Arm fehlt oder eine Hand, Finger und die reiten so M bis S Niveau. In der Kür ist es fast so St. Georg mäßig und in den Standardprüfungen ist es so zwei Sterne M, sage ich jetzt mal. Ja, der Sport wurde da auch immer stärker in den letzten Jahren, weil es tatsächlich auch um Materialpferde geht, die einen ordentlichen Trapp haben, die gut durchschwingen, eine große Gallopade haben. Und dann natürlich auch ordentlich vorgestellt werden. Losgelassenheit, das ist im Parasport ganz dick unterstrichen, im Regelsport natürlich auch. Aber oftmals ist man ja auch schon so, wenn man in dem St. Georg jemanden sieht, der eine ordentliche Prüfung reitet und fehlerfrei durchkommt, der bekommt seine Prozente schon. Im Parasport will man aber noch so ein bisschen, ja, das noch reeller, noch Pferde schöner sehen, ein gutes Durchschwingen, eine schöne offene Anlehnung, die Ganaschen und so. Und da ist man noch so ein bisschen strenger, was so Losgelassenheit und das Gesamtbild halt bietet. Mittlerweile ist der Parasport auch international riesengroß geworden. Es gibt kaum noch eine Nation, die keinen Reiter stellen kann.
[SPEAKER 2]Es ist ja auch Paralympisch.
[SPEAKER 1]Absolut. Genau, da sind wir natürlich sehr stolz und sehr froh, dass das so ist und dass da vor, ich weiß gar nicht, die erste war glaube ich Athen. 2004. Genau, da begann das Ganze, vielleicht ganz interessant zu wissen, da begann das Ganze mit Liveherden. Die Parareiter sind dahin.
[SPEAKER 2]Ein bisschen ähnlich wie beim Fünfkampf.
[SPEAKER 1]Ja, so ähnlich. Dann wurden Pferde ausgelost und so weiter. Also es war so ganz stiefmütterlich, aber immerhin ein Anfang. Mittlerweile muss jeder sein eigenes Pferd haben oder hat es zur Verfügung gestellt bekommen. Und ja, also es ist eine große Sache geworden, international vor allen Dingen auch. Und das macht die Sache sehr interessant. Und wie anfangs erwähnt, finde ich es halt super interessant, wenn jetzt ein Reiter, ohne Beine reitet. Da kann man sich nur wundern, wie geschickt der Reiter dieses Pferd dann dennoch vorstellt, auch in schweren Lektionen. Wenn wir jetzt in Grade 3 schauen, da wird zwar auch nur Schritt und Trab geritten, aber da ist eine Kurzkehr dabei, da ist Schenkelweichen dabei. Wir haben jetzt zum Beispiel Geli Trabert, ist da bekannt.
[SPEAKER 2]Eine der Legenden eigentlich auch des Parasports.
[SPEAKER 1]Ja, ganz richtig. Die war schon hocherfolgreich. Sie reitet zur Zeit eine junge Stute. Die haben wir vor zwei Jahren angefangen. Sie ist jetzt achtjährig, macht sich ganz gut und fängt jetzt an sich zu festigen. Also jetzt wird es interessant, dass sie da in dem internationalen Sport reitet.
[SPEAKER 2]Angelika Traber reitet komplett ja ohne Beine.
[SPEAKER 1]Absolut.
[SPEAKER 2]Sie hat keine Beine, es ist quasi nur der Körperrumpf, könnte man sagen.
[SPEAKER 1]Ja, und dann noch die Oberschenkel. Genau, die Oberschenkel stimmt. Und dann ab Knie, beidseitig fehlen die Gliedmaßen. Und sie reitet halt mit Stimme, mit Gewicht und mit zwei Gärten. Mit zwei Gärten legt sie die Gärte an, so für den Schenkel links, für den Schenkel rechts, die rechte Gärte. Und das fasziniert mich, dass ein Pferd da so fein darauf reagieren kann, wo im Regelsport Beine sind und Sporen sind, muss fast ähnliches gezeigt werden und das ist schon toll. Und Steffen Zeibig, der stellt sein Pferd auch vor, hat zwei Prothesen und ihm fehlt noch, jetzt muss ich überlegen, der linke Oberarm ist es.
[SPEAKER 2]Ich glaube der linke Oberarm.
[SPEAKER 1]Der linke Oberarm ist es. Und gestern hat er sein Pferd bei der Deutschen Meisterschaft einhändig vorgeritten. Das hat er sehr geschickt und schön gemacht. Ja, das ist schon interessant, was da so möglich ist, wo andere dann ihre Last haben, mit gesundem Körper ihr Pferd vorzustellen.
[SPEAKER 2]Du hast ja gerade schon mehrfach gesagt, so macht das der Regelsport, so machen wir das. Also es ist schon für euch eine Unterscheidung, was der in Anführungsstrichen Sport von Menschen ohne Handicap ist und der Parasport. Es geht am Ende auch um den sportlichen Wettkampf bei der Paradressur. Und du hast ja gerade schon genannt, die verschiedenen Einteilungen in die Grades, wo nach Behinderung quasi oder nach Grad der Behinderung eingeteilt wird. Und das ist ja höchst spannend, weil es gibt dort die, wie du gerade Dr. Angelika Trabert und Steffen Zeibig genannt hast, zwei der sehr bekannten Parasportler. Es sind die unterschiedlichsten Handicaps. Also es ist jetzt nicht, man teilt quasi in diese Grades ein, aber innerhalb eines Grades gibt es ganz viele verschiedene Handicaps, die die Menschen haben.
[SPEAKER 1]Ja. Wie ich schon am Anfang sagte, MS-Erkrankung, Muskelschwäche, dann durch Unfälle im kompletten Querschnitt, die unterschiedlichsten. Oder durch eine Tumorentfernung, Nervenbahnen beschädigt und so weiter. Und dann ist es halt immer wieder interessant, dass Pferde sich mit diesem Handicap absolut genauso ordentlich vorstellen lassen, wie zum Beispiel ein Regelsportreiter.
[SPEAKER 2]Aber es ist schon auch was anderes, die Pferde müssen anders trainiert werden. Wie gehst du auch als Bundestrainer? Und generell als Trainer an dieses Thema dran, wenn jemand sagt, ich habe ein Handicap, ich bin zum Beispiel ab der Hüfte abwärts querschnittsgelähmt. Wie beginnt man eigentlich sowas?
[SPEAKER 1]Ja, also wenn wir jetzt von der Pferdeauswahl sprechen, dann muss man natürlich überlegen, muss der Reiter mit zwei Gärten reiten? Ist er auf Gärtehilfen angewiesen? Dann gibt es natürlich Pferde, die mögen die Gärte nicht so, sind überempfindlich. Das muss man natürlich im Vorfeld so ein bisschen abchecken. Das ist zum Beispiel bei der Stute von Geli ganz angenehm, obwohl sie eine Stute ist und alles, nimmt sie die Gärte sehr gut an, reagiert gut, nicht überempfindlich. Dann wenn wir Jana, die reitet von Elke Philipp jetzt das Pferd.
[SPEAKER 2]Jana Regenbrechts.
[SPEAKER 1]Absolut, genau. Sie ist auch auf zwei Gärten angewiesen und da haben wir jetzt das Training erst Anfang des Jahres begonnen, weil Elke Philipp sich da ein bisschen zurückgezogen hat aus Privatgründen und hat gesagt, hier, ich würde das Pferd zur Verfügung stellen und Jana, es wird mir gefallen. Ja, und da sind wir auch dabei und da ist zum Beispiel so ein Verschiedenes Schnalzen kommt ganz gut bei dem Hengst an, als Motivation, als vorwärts treibende Hilfe. Natürlich auch die Gärte. Bei Jana hat auch keine Einwirkung mit den Beinen. Sie ist da schon angewiesen, dass das fährt. Querschnittsgelähmt, glaube ich. Ja, ganz genau. Inkompletter Querschnitt. Ja, und da gibt es die unterschiedlichen Kriterien, wo man darauf achten muss. Ein Pferd, was von der Anlehnung natürlich gefällig ist. Aber wir haben auch genug Pferde, die sensibel sind. und die dann tatsächlich mit so einem Parareiter, der die Hilfengebung anders einsetzt, fast besser klarkommt als ein Regelsportreiter, der mit seinen normalen Hilfen da rangeht. Das ist auch sehr interessant. Und es ist auch lange nicht mehr so, dass man denken muss, das Interessante ist immer, wenn wir auf Pferdesuche sind und fragen oder fragen die Pferdebesitzer oder die Verkäufer, Ja, wir haben Parareiter, wir brauchen da so ein Pferd, was so LM-Niveau ist und so. Und Parareiter, ich weiß nicht, ob der brav genug ist und ob das so passt. Da mache ich mir keine Gedanken. Das können wir in aller Ruhe schauen. Wir brauchen nicht mehr dieses Schulpferd, was so Leerpferdeffekt hat. Nein, wir brauchen das ganz normale. Leistungs Pferd in diesem Sport, wo Pepp hat, ganz genau. Auch kein 18 jährigen, der jetzt so da so hinschlappt und Hauptsache brav ist. Das ist lange rum. Das ist ganz lange rum. Es sind wirklich die normalen Sport Pferde, die Pepp haben, die den Ausdruck haben. Die brauchen wir in dem Sport. Absolut. Und die Reiter sind auch soweit, damit umzugehen. Ja, bis zum gewissen Grad natürlich. Ein Grade-1-Reiter kann jetzt keinen haben, der sich vor allem erschrickt und zur Seite hüpft. Aber Steffen Zalbig zum Beispiel hat dieses Pferd zur Verfügung gestellt, Phil Wood heißt sie, die gestern verabschiedet wurde aus dem Parasport, die ist jetzt 18 geworden, hat er bekommen, zur Verfügung gestellt bekommen, das waren die ersten zwei Jahre ein bisschen Kampf. Jeder Regelsportreiter ist gescheitert, die mochte nicht durchs Viereck gehen, die drehte sich rum, die war hysterisch. Ja, und er hat Erfolge bis Silbermedaille Olympia und all das Ganze hinbekommen. Hat einen Moment gedauert, aber er hat es hinbekommen. Und das ist auch wieder so eine interessante Geschichte. Und wenn wir auf Pferdesuche sind, klar müssen ein paar Kriterien erfüllt werden. Aber es ist nicht so, dass wir dieses klassische, ganz brave Unkomplizierte Pferdbrauen.
[SPEAKER 2]Liegt das aber auch daran, dass vielleicht eine kleine oder vielleicht auch eine größere therapeutische Komponente dabei ist? Also es gibt ja immer wieder auch, jetzt nennt man das Kuratorium für therapeutisches Reiten, was sicherlich da die Flagge ganz hoch hält, aber diese therapeutische Einwirkung von Pferden auch auf Menschen ist ja auch relativ klar bewiesen, dass vielleicht so ein Pferd, was im Regelsport nicht so gut funktioniert. Vielleicht merkt, okay, ich habe hier jetzt einen Reiter an Bord, der sich nicht so gut, in dem Sinne, mal wehren kann, wie der Reiter, der ohne Handicap reitet. Vielleicht passen wir uns doch besser an. Ist das ein Faktor?
[SPEAKER 1]Nein, also ich denke ein Stück weit schon, aber das hat so einen Automatismus, denke ich. Wenn das Pferd merkt, hier habe ich jemanden drauf, der eine Einwirkung hat, die mir angenehm ist. Ja, und dann macht das Pferd da was draus. Ja, es gibt ja, das kennen wir ja aus dem Regelsport auch. Der eine kommt mit dem Pferd klar, der andere nicht. Jeder hat eine andere Einwirkung. Ich denke mal, grundsätzlich hat so ein paar Reiter eine andere Einwirkung oder auch eine andere Einstellung zum Pferd, geht an die Sache nochmal anders da ran. Und da macht es bei dem Pferd manchmal halt auch Klick und sagt Oh, das ist aber hier mal anders. Das beobachten wir mal. Das finde ich aber gut. Ja, das kann man schon so ein Stück weit beobachten. dass dann die Einstellung durch diese andere Handhabung von diesem Pferd komplett sich dreht. Kann manchmal dauern, kann aber auch manchmal sofort positiv umschlagen. Also es ist schon arg interessant. Da haben wir schon die dollsten Sachen gesehen. Zum Beispiel ein vierjähriges Pferd, was grundsätzlich schon ausgeglichen ist und alles aber so von der richtigkeit irgendwie von dem besitzer eigentlich fast ungünstig vorgestellt wo ich dachte da brauche ich nicht draufsetzen das sieht ja so unrichtig aus und jetzt sind wir hier komm lass mich mal drauf.
[SPEAKER 2]Und auf einmal klappt’s.
[SPEAKER 1]Und dann setzt sich die Gianna da drauf oder so und macht es mit den zwei Gärten so geschickt, ja, dass ich denke, boah, was ist das denn? Er steht in der ruhigen Anlehnung da, trabt von hinten in die gerade Linie und da denke ich, wow. Der mochte diesen Übereinsatz mit dem Schenkel. Der kam mit diesen zwei Gärten, die so ganz geschickt mal da und hier eingesetzt wurden, viel besser klar, kam in die Spur und das sah klasse aus. Also solche Sachen. Also das ist ja auch so eine Sache, was mich da fasziniert, dass da so viel geht, trotz einem starken Handicap.
[SPEAKER 2]Wir können ja auch mal durchgehen, was das sportlich ausmacht. Wir sind hier in München gerade bei den deutschen Meisterschaften der Parareiterinnen und Reiter. Heute ist das Finale mit der Kür. Was muss insgesamt in den verschiedenen Grades eigentlich geritten werden?
[SPEAKER 1]Ich sagte schon am Anfang, Grade 1 ist wirklich eine Schritttour. Da muss ein Pferd entsprechend einen guten Schritt haben, eine gute Anlehnung und der Reiter muss es verstehen, eine saubere Hufschlagfigur zu reiten. In 2 kommt dann der Trab dazu. Da ist, ich sag jetzt mal so 50-50 Schritttour, 50 Traptour und da ist es dann auch so, da ist schon schenkelweichen Schritt dabei auch. Da sind ganze Paraden zum Halten dabei. Und dann Grade 3, da sind wir schon so in der Richtung AL-Tresur. Da ist schon eine Kurzkehrt dabei, Schenkelweichen im Prab dabei. Allerdings noch kein Galopp. Wer möchte und kann, kann in der Kür auch eine Galopprunde zeigen. Grade 4, das ist so eine 2-Sterne-L-Geschichte. wobei in der Kür auch ein fliegender Wechsel geritten werden darf. Aber da geht es um Einfacher Wechsel im Trab. Grade 5, sagte ich auch schon, ist so eine Zwei-Sterne-M in der Teamaufgabe und in der Championsaufgabe. Auch so, ja, so Zwei-Sterne-M in der Kür kann bis an Georg. Halbe Piretten, Serienwechsel, Galoptraversalen können da gezeigt werden auch. Und… Ja und das ist natürlich dann auch immer schön da freue ich mich am meisten drauf weil die kühe ist so eine entspannende geschichte auch für mich. Weil da haben die meistereiter spaß sie reiten ihre sachen wo sie besonders gut können setzen die szene und dann mal die mit musik und da bringen die noch mehr hervor mit musik und das macht mir persönlich am meisten spaß. Aber um da hinzukommen ist ja meistens so die fünf besten dürfen nur kühe reiten oder vielleicht acht je nachdem was für ein starter fällt. muss man natürlich in den Vorprüfungen entsprechend gut sein. Aber wenn die dann schon mal in der Kür sind, dann haben sie schon mal eine große Nummer geschafft und das ist für mich immer so ein bisschen das entspannte Zuschauen dann, was mir am meisten Spaß macht. Da kann ich selber sagen, ja, die haben es geschafft, die können Kür reiten und jetzt sollen sie mal gucken, was sie daraus machen.
[SPEAKER 2]Was wirklich bei den Parareitern, wie ich finde, immer sehr beeindruckend ist, ist der Umgang mit der Behinderung, mit dem Handicap. Jeder, der schon mal eine Paradressur begleitet hat, finde ich, man wird förmlich demütig. Als ich das erste Mal die Parareiter auch als Moderator begleitet habe in Mannheim vor vielen Jahren, das war für mich schon ein ganz besonderes Wochenende, weil man hat gemerkt, wie trivial die eigenen Probleme manchmal sind, wenn man sieht, Menschen haben kein Bein oder sind vom Bauch abwärts querschnittsgelähmt. Das ist schon auch ein besonderer Spirit, der unter den Parareitern herrscht. Diese Offenheit, wie auch mit dem Handicap umgegangen wird, das denkt man von außen häufig gar nicht, aber es ist eine große Transparenz eigentlich auch.
[SPEAKER 1]Ja, das ist es. Also wenn ich an meine Anfänge denke, war ich da auch schön distanziert und war ein bisschen unsicher. Aber dann bin ich so reingewachsen, dass es für mich jetzt mittlerweile auch völlig unkompliziert ist, ja. Und der Anfangsfehler von mir war immer so, Gedacht, ich muss da helfen. Kommst du die Treppe hoch, kommst du die Treppe runter? Nee, das ist gar nicht das Thema. Das wollen die auch alle gar nicht. Oder soll ich dich da dahin schieben? Klar, wenn es jetzt mal so ganz schlechte Wege sind und so. Aber die sind sehr selbstständig. Absolut, ja. Es sind ja auch so, dass nicht alle, aber viele ihr Pferd selbstständig fertig machen, es pflegen von A nach B und dies und jenes. Und das musste ich erstmal lernen, dass sie genügend selbstständig sind und nicht überall und bei allem wegen ihrem Handicap eine Hilfe brauchen. Das war für mich auch sehr interessant und die Erfahrung mal zu machen.
[SPEAKER 2]Und vor allen Dingen auch, wie offen über die Behinderung gesprochen wird. Als ich das erste Mal dabei war, dachte ich, oh Gott. Das ist ja, man muss da pietätvoll mit umgehen und eigentlich, man ist jeden Tag traurig darüber, dass es so ist, aber die Parareiter gehen damit ganz oft um und sagen, ja, ich hab halt keine Beine, es ist halt so, komm, lass mal kürreiten jetzt. Das ist ja auch schon was Besonderes, finde ich.
[SPEAKER 1]Das stimmt, absolut. Es werden auch einige Scherze und Witze gemacht, ja, zum Beispiel, Wenn einer keine Beine hat, hör mal, vergiss deine Sporen nicht.
[SPEAKER 2]Hast ja deine Stiefel wieder nicht an.
[SPEAKER 1]Solche Sachen werden da auch gemacht. Und weißt du was, heute gehen wir mal durchs Gelände, machen mal eine Vielseitigkeitsstrecke. Müssen mal ein bisschen Lockerung reinkriegen und da werden viele Witze gemacht. Also das ist diese Offenheit, ganz genau.
[SPEAKER 2]Oder komm, wir stehen zur Hymne jetzt alle mal auf oder irgendwie sowas.
[SPEAKER 1]Ja genau, richtig.
[SPEAKER 2]Und ich finde, das zeigt einem selber auch, und dafür finde ich den Parasport wirklich fantastisch, dass häufig, sei es jetzt in der Pferdewelt und darüber hinaus, wir uns mit Themen beschäftigen, die im Vergleich dazu echt trivial sind.
[SPEAKER 1]Absolut, absolut. Was aber auch ist, die paar Reiter haben natürlich auch alle ihren Ehrgeiz, die wollen sportlich auch alle richtig schön vorwärts kommen, gehen wie im Regelsport auch jeder unterschiedlich mit um, der eine zieht sich zurück, der will das so für sich ein bisschen in Ruhe machen, der andere braucht da so ein bisschen mehr und da ist auch schon ein guter Ehrgeiz dabei. Also da wird richtig Sport betrieben auch. Und wenn wir jetzt überlegen, wir haben jetzt in diesem Jahr Herningen die WM.
[SPEAKER 2]Im Rahmen der ganz normalen WM, wo auch die Springer und Ressourcen unterwegs sind, seid ihr mit dabei.
[SPEAKER 1]Ja, das ist eine tolle Geschichte auch für uns, dass das nicht so ruckartig getrennt ist, sondern dass wir da diese Inklusion haben mit dem Regelsport. Das bringt uns auch sehr viel weiter, weil wir auch gerne bei den Regelsportlern in der Dressur zuschauen. Wir haben auch gute Kontakte mit den Reitern, mit den Trainern. Da gibt es auch einen gewissen Austausch, ja, ob es mit Monika Tiorescu ist, ja, wo ich auch hier und da sage, hast du da noch eine Idee oder wenn du was weißt oder guck doch mal.
[SPEAKER 2]Dressurbundestrainerin.
[SPEAKER 1]Ganz genau. Und das ist auch eine ganz tolle Sache. Und da sind wir schon sehr froh. Aber es gibt trotzdem immer noch so eine kleine Trennscheibe. Also viele finden den Parasport faszinierend. Die Reiter, das Ganze, wie das abgehalten wird. Aber so ganz offen und immer ins breite Spektrum kommt es doch nicht so rein. Das sehen wir daran, wir haben Sponsorenprobleme. Das ist zwar jetzt glaube ich so ein bisschen am kommen, aber man will natürlich dann eher im Regelsport. Sind die Sponsoren eher bereit, da nochmal was zu machen, aber alle sprechen davon, es wäre ja schön mit Parasport und so weiter. Das ist so ein bisschen zäh. Da überlege ich mir, woher kommt das, warum ist das so? Das ist auch unser Problem momentan. Also wir haben ja so ein bisschen tatsächlich das Problem, dass wir den Anschluss halten müssen im internationalen Sport. Deutschland sowie Holland und England sind ja immer so diese Nationen, die immer ganz vorne mitgeritten sind. Deutschland hängt jetzt ein bisschen nach. Das liegt tatsächlich unter anderem daran, nicht weil die jetzt schlechter reiten, sondern weil uns das Pferdematerial so ein bisschen fehlt. Die Amis, die haben die Möglichkeit gehabt vor zwei Jahren, oder ist es jetzt drei? Ryan, wann war das?
[SPEAKER 2]Trine war 2018. Ja, 2018.
[SPEAKER 1]Da haben die vorher richtig Pferde eingekauft für die Mannschaft. Ich sag jetzt mal… Zum Glück konnten sie sie noch nicht so reiten, sodass wir dann da noch in der Mannschaftsmedaille mit dabei waren und mitreden konnten. Aber jetzt können die Pferde reiten. Ja, und das hatten wir Olympia gesehen und schon haben die unseren Platz weggenommen. Ja, und da sind richtig, richtig gute Pferde dabei. Ja, und die Reiter haben sich auch weiterentwickelt. Wir haben sich den Trainer aus England beigeholt und haben richtig investiert. Bei uns ist jetzt auch ein guter Anlauf, gute Tendenz, wir haben interessante Pferde. Das muss jetzt noch ein bisschen wachsen. Ja, wir müssen jetzt sehen, dass wir jetzt hier in Herning sehen, dass wir unter die ersten sechs kommen, dass wir unsere Fahrkarte für Paris sichern. Und für die paralympischen Spiele. Ganz genau. Das hätten wir schon mal gerne in der Tasche. Und wenn wir das dann haben, dann wollen wir akribisch weiter sehen, wer wo was, wie ausgebaut wird, dass wir wieder unter die ersten drei kommen.
[SPEAKER 2]Und das ist ja auch spannend, dass es geht nicht nur um Inklusion und dass alle Parareiter gemeinsam sportlich sich betätigen, sondern es ist auch richtig ein Wettkampf und es geht um Medaillen. Und da ist es auch dann der knallharte Sport.
[SPEAKER 1]Absolut. Absolut. Wird ja auch wie im Regelsport durchorganisiert. Also wir gehören ja jetzt auch ein Stück weit der FN zu. Das hat ja auch sehr lange gedauert. Und der DOKR, die fangen jetzt auch mal an sich drum zu kümmern mehr. Und wir waren ja sonst immer von dem Behindertensportverband mehr organisiert sind wir auch noch. Vor allem wenn es Richtung Olympia geht. Ja, und da freuen wir uns auf diese Unterstützung. Aber das ist auch alles noch ein bisschen zäh, ist am Anfang. Aber man versucht da jetzt auch, Sponsoren ranzukriegen. Wir brauchen Unterstützung. Ich meine, gerade nach der Pandemie, die Pferdepreise sind ja in die Luft geschossen. Ja, so ein Pferd, was wir brauchen, jetzt nur, gar nicht mal, weil es hoch ausgebildet ist, sondern nur, weil es die Qualität hat und so. Ja, da fängt das bei 50.000 an. Unglaublich, ne? Welcher normale Arbeiter von den Parareiter kann sich mal eben ein Pferd für 50.000 Euro kaufen. Ja, geht gar nicht. Ja, so ist das. Also werden dann so Zwischensachen und Lösungen und somit müssen wir sehen, dass wir damit arbeiten. Aber wir haben jetzt schon eine gute Tendenz, wir haben neue Reiter, neue Pferde und da tut sich was. Aber tatsächlich sind wir ständig am Plan, am Überlegen, wie bringen wir unseren Unseren Sport hier von den deutschen Reitern, den Parasport, gut nach vorne wieder.
[SPEAKER 2]Und es ist ja auch kostenintensiv in dem Sinne, dass zum Beispiel Sättel häufig Spezialanfertigungen sind, weil wenn ich nur einen Beinstumpf habe, auf einer Seite beispielsweise, und dann eine Prothese, ist es ja schon auch, was so das Material und das Equipment angeht, auch schon viel, viel mehr, als jetzt einfach einen Sattel in Anführungsstrichen von der Stange zu kaufen.
[SPEAKER 1]Und dann jeder Parareiter muss ja von A nach B, der braucht das passende Auto, den passenden Hänger und das sind ja viele Kosten, die da dran hängen und das ist schon ein riesen Ding. Und wenn da nicht so der passende Sponsor vielleicht dann da ist, der das Ganze unterstützt, ist das schwierig für jemand, der Die Parareiter sind ja alle im normalen Berufsleben und müssen das koordinieren, dass sie ihren Sport und alles. Und ja, das ist schon so eine Sache. Aber da wollen wir jetzt akribisch helfen, dass das alles besser abgefangen wird.
[SPEAKER 2]Also ein kleiner Aufruf hier bei uns im WeHouse Podcast.
[SPEAKER 1]So sieht’s aus.
[SPEAKER 2]Wenn ihr euch engagieren wollt, ich glaube, bei den Paranreitern ist jeder herzlich willkommen. der sich engagieren möchte. Lieber Bernhard, am Ende eines, jeden Podcasts haben wir die vier klassischen WeHorse-Podcast-Fragen. Die blühen jetzt auch dir. Du hast ja eben schon offenbart, dass du bisher kein Podcast-Hörer bist. Deswegen hörst du sie das allererste Mal. Und Frage Nummer eins ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 1]Ein Motto, nach dem ich lebe. Also. Ich will auf jeden Fall alles genießen, was zu genießen ist, weil ich weiß, einmal falsch über die Straße gehen, falsch Auto fahren, kann alles anders sein. Auch so kann man dann schnell zum Parareiter werden, sage ich jetzt mal. Ich habe mir echt angewöhnt, das ganze Umfeld und alles mir so zu schaffen. um das Leben zu genießen mit dem Reitsport, den ich mag, den ich selbst auch, ich sag schon fast, zelebriere. Und das macht mich eigentlich sehr glücklich.
[SPEAKER 2]Wunderbar. Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich besonders im Hinblick auf die Pferde geprägt hat?
[SPEAKER 1]Dr. Rainer Klimpke.
[SPEAKER 2]Der erfolgreichste Dressur Olympionike aller Zeiten Deutschlands.
[SPEAKER 1]Tatsächlich. Obwohl ich es nur, glaube ich, dreimal genießen konnte, bei ihm zu reiten, hat er mir so viel mitgegeben, mitgebracht und was mich schon geprägt hat. Ich erinnere mich immer wieder regelmäßig an diese extrem tolle Gelegenheit.
[SPEAKER 2]Wunderbar. Frage Nummer drei. Wenn du Reitern oder Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 1]Versuchen, auch das Pferd zu verstehen, wenn er eine Geste zeigt, die einem vielleicht nicht gerade gefällt.
[SPEAKER 2]Gerade im Parasport auch sehr wichtig.
[SPEAKER 1]Ja, weil ich finde, manche reagieren sehr schnell über. Pferde können nicht sagen, hör mal, mir tut es hier weh und da weh, guck mal, sondern die geben es andersherum wieder. Und da sollte man immer dreimal mehr überlegen, als dass man da überreagiert und dann da zu energisch rangeht.
[SPEAKER 2]Und zum Abschluss, vervollständige diesen Satz, Pferde sind für mich.
[SPEAKER 1]Ja, das ist schon so ein Lebensding, was ich schon lange, lange verfolge und tatsächlich wahrscheinlich nie auslernen werde. Es gibt immer wieder Situationen, wo ich denke, Mist, das hast du ja auch noch nicht gewusst.
[SPEAKER 2]Ja, es ist lebenslanges Lernen am Ende.
[SPEAKER 1]Absolut. Absolut, ja. Und da freue ich mich immer wieder drauf.
[SPEAKER 2]Wunderbar. Vielen lieben Dank. Eine kleine Reise durch die Para-Welt. Wir drücken euch und dir natürlich die Daumen für alle Aufgaben, die anstehen, Weltmeisterschaften und alles, was danach folgt. Und wie gesagt, ich auch persönlich finde den Parasport faszinierend und begeisternd. Ja, weiterhin alles Gute.
[SPEAKER 1]Ja, vielen Dank, dass ich die Möglichkeit hatte, das hier auf diesem Weg mal so ein bisschen nach außen rauszubringen. Dankeschön.
[SPEAKER 2]Und ich bin mir sicher, wir werden noch mehr zum Parasport hier im Podcast machen.
[SPEAKER 1]Das würde mich freuen. Danke dir. Ciao.
[SPEAKER 2]Schön, dass ihr dabei wart beim wehorse Podcast. Wir freuen uns außergewöhnlich, wenn unser Podcast euch gefällt und ihr eine 5-Sterne-Bewertung gebt. Beispielsweise Apple Podcast, Spotify oder überall dort, wo es gute Podcasts gibt. Und bis bald hier bei uns. Ciao, ciao.