#136 Regina Horn-Karla: Mentale Stärke entwickeln
Regina Horn-Karla ist Coach und Mental-Trainerin, aber auch passionierte Reiterin. Sie hilft Menschen in der Businesswelt, aber coacht auch gezielt Menschen aus der Pferdewelt. Dabei geht sie sehr analytisch vor und findet so den Ursprung des Problems.
In dieser Folge des wehorse-Podcasts spricht Regina mit Host Christian darüber, wann es als Reiter sinnvoll ist, die Hilfe eines Coaches in Anspruch zu nehmen. Denn nur durch ständige Reflexion ist es möglich, weiterzukommen.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 2]Herzlich Willkommen zum wehorse Podcast. Es ist Folge Nummer 136. Mein Name ist Christian Kröber und heute geht es um das Thema mentale Stärke rund ums Pferd. Warum ist das Ganze wichtig? Wie kann ich es steuern? Und warum ist es auch unabhängig vom Leistungsgedanken per se? Vor einigen Wochen hatten wir schon ein ähnliches Thema mit Sven Fydrich, der das Ganze aus der sportlichen Sicht betrachtet hat. Jetzt die etwas andere Sichtweise auf das Ganze. Dazu spreche ich mit Regina Horn-Karla. Sie ist Coach und Mentaltrainerin, kommt ursprünglich aus der Businesswelt, ist dort Businesscoach, aber sie ist halt auch passionierte Reiterin und coacht gezielt Menschen aus der Pferdewelt. In wenigen Wochen, ihr wisst es sicherlich bereits, beginnt unser Jahresstartprogramm 2 Hearts 2 Minds. Vier Wochen. Ab dem 8.1. könnt ihr euch von uns begleiten lassen. Was ist das Ganze konkret? Es gibt 16 Zoom-Sessions mit ausgewählten Experten, echten Top-Leuten, die wir verpflichtet haben dafür. Die Themen sind jeweils mit einer Woche Management, Wohlbefinden, Bodenarbeit und Reitersitz. Das ist quasi die volle Klaviatur-Pferdewelt, mit der wir euch ausstatten. Und das Ganze ist eingebettet beispielsweise mit einem Workbook als Leitfaden. Es gibt einen Ort zum Austausch, wie so ein kleines internes Facebook, direkten Kontakt zu den Experten, Lernvideos und und und. Wir frischen euch damit komplett auf, wie ich finde, und helfen euch top aufgestellt in das Jahr 2023 zu starten. Wichtig dabei zu wissen ist, es gibt nur begrenzte Plätze und das Ganze kommt auch, wie ich finde, zu einem sehr attraktiven Preis. wehorse-Mitglieder bekommen auch einen Rabatt. Dazu schaut ihr bitte in eure E-Mails. Dort ist ein kleiner Code, wenn ihr wehorse-Mitglied seid. Und ich glaube, hier an Ort und Stelle kann ich auch schon verraten, es haben sich schon mehrere hundert Menschen angemeldet Und da das Ganze begrenzte Plätze hat, könnte es sein, dass wir schon vor Weihnachten die Pforten schließen. Mehr Informationen findet ihr unter www.wiihearts.com.go.jahresstart Und falls ihr nicht bei allen Einheiten dabei sein könnt, auf der Seite, die ich eben genannt habe, gibt es auch einen Übersichtsplan, ist das kein Problem. Es gibt von allem Aufzeichnungen und die werdet ihr auch noch sehr lange nach dem Programm im Zugriff haben. Also, jetzt geht’s los mit Podcast-Folge Nummer 136.
[SPEAKER 1]Auf geht’s.
[SPEAKER 2]Hallo, hier bei uns im Podcast, Regina Horn-Karla.
[SPEAKER 1]Hallo.
[SPEAKER 2]Schön, dass du da bist. Du bist Mentaltrainerin, bist selber auch aktive Reiterin. Und das Spannende ist, du begleitest viele Reiter und Pferdemenschen in ihrem alltäglichen Umgang. Aber, liebe Regina, und das ist auch vielleicht so ein Thema, mit dem wir wunderbar starten können, du bist auch grundsätzlich Business Coach. Du vereinst quasi zwei Welten, richtig?
[SPEAKER 1]Ja, das ist so richtig.
[SPEAKER 2]Was ist das Besondere eigentlich an Reitern und Pferdemenschen, wenn es um das Thema mental und Mentalität geht. Sind Reiter anders als andere?
[SPEAKER 1]Also grundsätzlich würde ich behaupten, Reiter sind auch ziemlich normale Menschen. Das Besondere ist einfach, dass sie mit ihren Themen, mit ihren mentalen, emotionalen Themen nicht alleine sind, sondern dass sie direkt und unmittelbar häufig die Antwort vom Pferd bekommen. Und das macht die Arbeit mit Reitern schon anders als die Arbeit mit meinen Businessmenschen.
[SPEAKER 2]Was gibt es da so im Vergleich zwischen den Businessmenschen, das ist ja dein Hauptgeschäft quasi, du begleitest Führungskräfte, Menschen, Unternehmen, die Herausforderungen haben, aber du hast halt auch diese Passion Pferdesport. Wo liegen da die Themen unterschiedlich? Wie sind Herausforderungen anders?
[SPEAKER 1]Bei den Business Coachings kommen die Leute häufig mit dem Anliegen, dass sie mit anderen Menschen besser umgehen lernen möchten. Also ich sage jetzt mal Beispiel der Führungskraft. Eine Führungskraft möchte das Thema der Teamdynamik besser verstehen. Es möchte die unterschiedlichen Persönlichkeiten besser abholen können. Da ist erstmal der Grund, warum die Leute bei mir sind, ist der andere Mensch oder das soziale Umfeld. Der Reiter, der zu mir kommt, der merkt, dass er in erster Linie an sich selber arbeiten muss. Und da muss ich manchmal die Businessleute erst hinführen, was der Reiter hier schon mitbringt.
[SPEAKER 2]Und was sind da so die Mechanismen, mit denen ein Reiter an sich arbeiten kann? Vielleicht starten wir fast noch eine Idee davor. Mit welchen Themen kommen denn Pferdemenschen zu dir?
[SPEAKER 1]Oder kommen sie einfach nur so zu dir, um dich zu begleiten? Es gibt einen gewissen Prozentsatz, der sagt, ich bin hier, weil ich neugierig bin, ich habe gar kein Problem. Aber die allermeisten kommen natürlich, weil sie ein Thema haben. Also der Mensch wird ja meist erst dann aktiv, wenn es weh tut, also wenn er irgendwo einen Schmerz empfindet, wenn er sagt, da komme ich mit meinem Ziel nicht weiter oder da kommt ein Gefühl hoch, dass ich da gar nicht haben möchte. Und das sind wir im Prinzip auch schon bei den Themen. Also, die eine Sparte kommt, um Leistung zu steigern, um wirklich zu sagen, ich möchte meine Leistung auch in einer Prüfungssituation auf dem Turnier zum Beispiel besser zeigen können, also das, was ich wirklich kann, auch ausleben können. Und die anderen kommen zu mir, weil sie sagen, ich bin jetzt zum Beispiel ambitionierter Freizeitreiter und ich möchte mein Gefühl in bestimmten Situationen optimieren. Da ist entweder eine Sorge, eine Blockade, eine Angst, wie auch immer die das nennen, aber für mich ist Mentalcoaching fast immer Emotionscoaching.
[SPEAKER 2]Also das, ich nenne es jetzt mal das Management oder das Harmonisieren der eigenen Gefühle.
[SPEAKER 1]Richtig, ganz genau. Oder auch dieses Erlernen, wie gehe ich mit einem Gefühl um, das mich gerade in dem Moment, in dem ich mich befinde, stört.
[SPEAKER 2]Wir hatten hier vor einigen Monaten schon mal einen Mentaltrainer hier bei uns im Podcast, der sehr, sehr leistungssportorientiert ist. Und er sagt, am Ende sind es so Mechanismen, die ich lernen muss. Es sind so Abläufe, die ich als sportpsychologischen Ansatz habe, um jemanden in Angstsituationen zu zeigen, hey, du brauchst keine Angst haben, du brauchst eigentlich nur ein gutes Werkzeug in der Hand. Siehst du das genauso?
[SPEAKER 1]Nicht ausschließlich. Also ich habe den Podcast gehört, fand den auch sehr, sehr gut, kann ich auch empfehlen, da reinzuhören. Bei mir ist der Ansatz noch ein bisschen mehr auf der emotionalen Ebene. Also das heißt, die Mechanismen, die Werkzeuge und Methoden, das ist bei mir immer die eine Seite. Das andere ist aber auch immer, dass ich schaue, wie kann ich die Persönlichkeit an sich stark machen? Also klar, durch bestimmte Routinen und Werkzeuge kann ich den Weg dafür ebnen, aber Die zweite Hälfte ist bei mir immer auch so ein kleines Stück Persönlichkeitsentwicklung und das hat wenig mit Werkzeug oder Routine oder Mechanismen zu tun.
[SPEAKER 2]Diese Persönlichkeitsentwicklung, es wird ja immer über Pferde, da gibt es ja auch Studien, dass es sehr persönlichkeitsbildend ist. Brauche ich eine gefestigtere Persönlichkeit im Pferdesport, als wenn ich vielleicht Tennis spiele?
[SPEAKER 1]Zumindest in der Situation mit den Pferden ja, was nicht heißt, dass die Leute, die bei den Pferden tough sind, dass die auch im restlichen Leben tough sind. Also wir haben nicht immer eine Persönlichkeit, die wir überall mit hinnehmen, sondern manchmal haben wir so einen kleinen Rollenswitch.
[SPEAKER 2]Beschreibt mal diesen Rollenswitch, also wie kann sich das äußern?
[SPEAKER 1]Also wir sind ja meist in dem Umfeld, in dem wir uns wohl und sicher fühlen, sind wir deutlich selbstbewusster unterwegs und klarer unterwegs als in einem Umfeld, in dem wir uns entweder nicht so wohl oder nicht so sicher fühlen. Und es gibt Kunden, die sind in der Pferdewelt total sicher und tough. Also ich habe auch einige Berufsreiter und Trainer in meinem Kundenstamm. Die bewegen sich da natürlich sehr routiniert, aber in dem Moment, wo die aus ihrem gewohnten Umfeld rauskommen, merkt man, da kommen wir dann an diese Defizite, teilweise auch auf emotionaler Ebene, wo diese Unsicherheit durchkommt, wo vielleicht alte Muster aus der Kindheit gesetzt durchkommen. Die haben da dann einfach ihre Themen und Baustellen. Andersrum natürlich genauso. Also ich habe Führungskräfte, die leiten 150 Mitarbeiter und sind Hobbyreiter und die können vor 150 Mitarbeitern ihren Mann oder ihre Frau stehen, ohne auch nur im Geringsten an sich zu zweifeln. Und die stehen ihrem Pony gegenüber und wissen überhaupt nicht weiter in der Situation.
[SPEAKER 2]Aber ist das nicht auch ein bisschen das Schöne an der Reiterei, dass das dass das doch noch ganz andere Reizpunkte setzt als vieles andere im Leben.
[SPEAKER 1]Ja, total. Macht es total spannend. Und ich finde, auch wenn man sich darauf einlässt, können wir wahnsinnig viel aus diesem Pferdesport für uns persönlich mit rausnehmen. Also ich glaube, jeder gute Reiter weiß, was ich meine, dass wir uns mit den Pferden immer wieder reflektieren müssen, wenn wir weiterkommen wollen.
[SPEAKER 2]Und das ist ja auch etwas, was ich unabhängig davon mache, ob ich ambitioniert reite oder ob ich einfach nur, so wie ich beispielsweise, einfach nur in den Wald reite. Aber diese Reflexionsebene ist ja auch etwas, was dem Pferdesport so ein bisschen zu eigen ist, zumindestens meistens, oder?
[SPEAKER 1]Total. Also ich habe auch von den Themen kaum einen Unterschied bei den Kunden, die jetzt, wie du sagst, nur in den Wald reiten. oder die Kunden, die im Leistungssport unterwegs sind. Weil wenn ich das immer runterbreche, ich komme immer auf ein Gefühl, das ich verbessern möchte. Und ob ich jetzt sage, das ist bei mir Angst oder Unsicherheit oder Selbstzweifel im Wald, oder ob ich das Turnierblockade oder Prüfungsblockade nenne, es ist vom Grundansatz her in unserem Körper kaum Unterschied vorhanden. Also schlussendlich habe ich in meinen Kursen, die ich halte, auch gerne alles gemischt sitzen, weil man merkt, am Ende des Tages haben wir alle die gleichen Themen.
[SPEAKER 2]Diese Anekdote, die jetzt kommt, die erzähle ich hier im Podcast immer ganz gerne. Wir haben ja hier bei uns die verschiedensten Sportler auch. Und wir reden ja über Nummer eins von Weltranglisten oder deutsche Meister im Island Pferdereiten. Und das Spannende ist, und das ist relativ ähnlich zu dem, was du gerade sagst, am Ende vereint die alle dasselbe, nämlich ich muss irgendwie mit meinem Sportpartner auf einer langfristigen Partnerschaft sein, um was Gutes zu erreichen. Und das ist so ein bisschen, finde ich, ähnlich, wie du jetzt sagst. Am Ende sind die Themen relativ ähnlich gelagert, egal ob ich Richtung goldene Schleife möchte oder im Wald reite.
[SPEAKER 1]Genau so ist es. Ich habe lange Zeit selber auch diese Brücke gar nicht geschlagen. Ich habe ja Mentalcoaching für Führungskräfte schon, ach, das mache ich schon seit über 15 Jahren und kam lange Zeit überhaupt nicht auf die Idee, dieses Thema auch in der Reiterwelt anzubieten. Und als ich dann für mich selber hier an diese mentalen Themen ran bin als Reiterin, als Aktive, da hat es bei mir erst Klick gemacht, wo ich dachte, das ist An und für sich vollkommen egal, ob ich hier das Gefühl verbessern will für jemanden, der vor großem Publikum sprechen möchte oder für einen Reiter. Wir greifen auf die gleichen Mechanismen im Gehirn zurück und deswegen funktioniert es halt auch so wunderbar.
[SPEAKER 2]Ist es wichtig für dich als eine Person, die Reiter begleitet oder Pferdemenschen begleitet, dass du selber auch die Sprache sprichst, dass du selber auch weißt, was ist eigentlich Reiterei?
[SPEAKER 1]Ganz klar ja. Weil ich glaube, dass ich viele Situationen auch aus meinem eigenen Reiterleben ganz anders nachfühlen kann. Ich glaube auch, wenn ich ins Coaching mit den Leuten gehe, dass ich die Dinge anders erkennen kann. Was ist da gerade da? Und ich durch meine eigenen Reiterfahrungen natürlich auch viele Strategien und Methoden, die ich anwende, am eigenen Leib probiert habe. Also das ist halt wirklich selbst erprobt und nur was für mich funktioniert hat, gebe ich so auch weiter.
[SPEAKER 2]Kannst du uns mal reinholen in so die eine oder andere Strategie? Wie sieht so eine Strategie aus, die du entwickelt hast?
[SPEAKER 1]Naja, eine Strategie, es ist manchmal ein Paket aus Strategien. Eine Strategie, die ich selber erprobt habe, ist zum Beispiel dieses Thema der Achtsamkeit auch innerhalb einer Prüfung. Wenn wir in normale Sportsparten gucken, sagt man immer so dieses, man ist genau im Moment, wenn es einfach läuft und man weiß so recht gar nicht, was man tut. Viele sagen, das ist der Flow und das ist meines Erachtens beim Reiten genau gar nicht so, weil für mich ist es dann der Flow, wenn ich bewusst wirklich jeden Moment durchlebe und zwar mit einer Freude, also mit einer Positivität belegt. Ich habe selber auf dem Turnier Momente gehabt, wo ich Prüfungen geritten bin, Und ich wusste am Schluss der Prüfung nicht mehr, wie kam ich jetzt dahin. Und das hat sich überhaupt nicht nach Flow angefühlt. Das ging halt einfach vom Zeitgefühl wahnsinnig schnell, aber es hat sich null danach angefühlt. Und ich konnte auch nicht bewusst reiten. Also irgendwie habe ich es geschafft, da durchzukommen, aber es war kein bewusstes Reiten und kein bewusstes Teamwork. Und ich habe dann Stück für Stück, unter anderem mit Training der kognitiven Fähigkeiten, also wirklich Wahrnehmungstraining, habe ich es geschafft, mich so zu trainieren, dass ich sage, okay, ich kann wirklich jeden Moment des Rittes genießen in einer ganz positiven Spannung, ohne diese Nervosität, die uns ja fast schon lähmt. In anderen Sportarten kann dieser Flow genauso aussehen, weil da habe ich kein Pferd, das auf meine Muskelspannung antwortet, das meine Emotionen mitbekommt eins zu eins. Beim Pferd finde ich immer, muss ich diesen Flow so spüren, dass ich jeden Moment bewusst habe. Dann ist es gut.
[SPEAKER 2]Kann man das trainieren? Also natürlich kann man das trainieren, aber braucht man da ein angeborenes Talent?
[SPEAKER 1]Ich glaube, dass wir alles trainieren können. Jeder kann das lernen. Es kommt halt immer darauf an, wie viel Zeit gebe ich mir dafür, weil es ist, wie du sagst, Training. Ich erkläre das ganz gerne immer so. Wir müssen uns unser Gehirn ähnlich vorstellen, als hätten wir lauter kleine Muskelpakete im Gehirn. Und es kommt jetzt darauf an, was davon aktivieren wir häufiger. Wenn ich jetzt häufiger das schlechte Kopfkino aktiviere, das Problemfokussierte, dann wird mein Gehirn im Stress auch immer genau darauf zurückgreifen, weil das ist es gewohnt zu nutzen, diese Art des Denkens. Wenn ich jetzt anfange, andere Bereiche zu trainieren, das ist, als würdest du ins Fitnessstudio gehen und sagst, okay, ich mache jetzt meine rechte Seite stärker oder ich trainiere jetzt besonders meinen rechten Oberarm. Dann braucht man gewisse Geduld, aber irgendwann merkt man, hey, es ist meinem Körper fast egal, ob ich mit der rechten Hand das Gewicht halte oder mit der linken Hand. Und du kannst viel spontaner und flexibler reagieren im Moment. Und ähnlich ist es bei uns mit den Denkmustern. Also welchen Weg zu denken schlage ich tatsächlich ein? Und wie kann ich mein Bewusstsein jetzt hier im Moment halten, den Fokus im Moment halten und nicht abschweifen ins Publikum, zum Richter oder Ich sehe vielleicht schon das schlechte Kopfkino laufen, bevor ich wirklich angefangen habe, meine Prüfung zu reiten.
[SPEAKER 2]Ist Angst eigentlich eines der dominanten Emotionen und Gefühle, die du bei Reitern immer wieder siehst?
[SPEAKER 1]Absolut, ja. Nur nicht jeder nennt das Angst. Das ist ja immer so die Scheu, zuzugeben, ich habe Angst vor einer Prüfung. Die Angst hat ja sehr viele kleine Schwestern. Ob ich sage, ich habe Sorge, ob ich sage, ich habe Stress. Keine Ahnung, bin kribbelig, ich bin blockiert. Das sind alles Begriffe, wo wir versuchen, das zu entschärfen. Aber der Körper unterscheidet da überhaupt gar nicht. Die körperlichen Reaktionen sind ja immer gleich. Es geht immer um zu viel Cortisol, Adrenalin und Dopamin. Punkt. Ob das jetzt Nervosität heißt oder Angst.
[SPEAKER 2]Das ist eigentlich nur, wie ich es dann bezeichne, bzw. wie ich es auch gelernt habe. Ich komme aus einem Elternhaus, da war Angst als Wort immer nicht so präsent, aber heute würde ich sagen, ja, bei vielen Situationen hatte ich schon Angst. Aber damals hätte ich eher als Nervosität abgespeichert.
[SPEAKER 1]Genau, also das ist ja schon, klar gibt es Abstufungen von der Angst, aber die Grundlage, ob ich das jetzt Nervosität nenne oder Blockade, also in der Basis haben wir immer eine Grundangst dabei, sonst käme keine Nervosität.
[SPEAKER 2]Und dieses Angstthema ist etwas, was aber auch, und das ist, glaube ich, wichtig auch zu sagen, für jeden ja auch lösbar ist, oder?
[SPEAKER 1]Ja, das ist es tatsächlich. Also das kann ich jetzt nach diesen vielen Jahren, wo ich mit den Reitern aktiv arbeite, wirklich sagen, jeder, der da mit einer gewissen Selbstdisziplin dranbleibt, wird eine deutliche Verbesserung feststellen. Wenn wir sagen, wir haben, da hattest du ja, ihr habt da auch einen sehr schönen Podcast gemacht, wo es um das Thema Angst oder Respekt geht im Reitsport. Und einen guten Respekt zu haben, gerade mit unseren Pferden, die ein paar hundert Kilo mehr haben als wir normalerweise, ist immer vernünftig, aber es darf uns niemals im Handeln einschränken oder blockieren. Und so weit kriegt man an und für sich jeden hin, der eine Eigenmotivation hat und der da dran bleibt.
[SPEAKER 2]Ist vielleicht auch Angst ein dominanteres Thema, jetzt im Vergleich zu anderen Sportarten oder anderen Lebensbereichen, weil die Konsequenzen manchmal auch größer sein können im Pferdebereich?
[SPEAKER 1]Ja. Auf jeden Fall. Also die Konsequenz kann größer sein. Wir sehen natürlich im Pferdebereich viel, viel mehr, was passieren kann. Das geht schon im eigenen Reitstall oft los. Und das Zweite ist natürlich auch, dass das Pferd sehr stark auf diese Emotionen der Angst häufig reagiert. Nicht immer, Gott sei Dank nicht immer. Manchmal verzeihen uns die Pferde auch was. Die verzeihen uns sogar sehr viel. Aber generell werden wir ja wenn es ist, täglich mit unserer Angst konfrontiert, wenn die Pferde reagieren. Oder wenn ich merke, dafür, wofür ich das Pferd mal gekauft habe, nutze ich es gar nicht mehr, weil ich in eine Vermeidungsstrategie gehe.
[SPEAKER 2]Gibt es denn auch Situationen, wo man wirklich sagen muss, okay, wir haben hier, weil Angst, wie du sagst, ist ja ein sehr dominantes Thema, dass man sagt, vielleicht, müssen wir da nochmal grundsätzlich dran, vielleicht passt die Pferd-Reiter-Kombination nicht, vielleicht mit dem Trainer nicht. Kann das ein Ergebnis sein?
[SPEAKER 1]Ja, absolut. Das ist in der Tat ein ganz wichtiger Punkt, warum ich auch glaube, dass man als reitender Mentaltrainer da vielleicht einen kleinen Vorteil hat, weil man besser einschätzen kann und schneller einschätzen kann, ob es da gerade überhaupt gut und sinnvoll ist, die Angst, ich sage jetzt mal in Anführungsstrichen, wegzutrainieren. Also es gibt ja durchaus berechtigte Situationen, wo ich sage, hey, da ist es echt toll von deinem Körper, dass er dir die Angst schickt, weil da gibt es einen guten Grund für. Und das ist bei mir immer der Start, egal ob ich im Workshop mit den Leuten zusammenarbeite oder im Einzelcoaching. Ich gehe immer erstmal in eine Analyse rein, wo ich schaue, wenn das Thema Angst auf den Tisch kommt, woher kommt es denn und wo ich möglichst genau herausfinden möchte, ist es ein Trainingsthema des Pferdes oder ist es ein Kopfthema des Menschen. Und bei dem Trainingsthema des Pferdes gehe ich auch sehr, sehr stark in Austausch, wenn vorhanden, mit den jeweiligen Trainern und Betreuern. Weil da muss man einfach ganz klar sagen, ich kann mit Mentaltraining nicht zaubern und ich möchte auch niemanden mutig machen, wo ich sage, Angst ist genau das richtige Gefühl an der Stelle. Das wäre Unsinn. Zu gefährlich.
[SPEAKER 2]Weil es ist ja schon eng verzahnt mit diesen Themen, also Trainer, Umfeld.
[SPEAKER 1]Ja, total. Absolut. Absolut. Und es gibt auch eine Handvoll Reiter, die nach den Seminaren und meist dann auch noch nachgeschalteten Coachings von mir die Entscheidung getroffen haben oder erkannt haben, dass sie entweder alleine mit diesem Pferd aus dieser Situation nicht rauskommen, weil sie dem Pferd einfach nicht gewachsen sind, oder auch vereinzelt, dass man gemerkt hat, das ist einfach nicht mein Pferd. Also das ist nicht dafür gemacht, wofür ich es mir angeschafft habe.
[SPEAKER 2]Ja, das sind dann manchmal harte Entscheidungen oder auch Konsequenzen, die aber dann hoffentlich fruchten.
[SPEAKER 1]Ja, genau. Also für mich gibt es auch ganz klar bestimmte Punkte, wo ich sage, da bin ich raus aus der Geschichte. Also da müssen wir jetzt einen Cut machen, da müssen wir jetzt deinen Trainer mit reinholen oder einen Bereiter mit dazuholen. Ich habe mittlerweile ein sehr gutes Netzwerk in ganz Deutschland, wo ich auch auf Menschen zurückgreifen kann im Zweifelsfall, wenn jemand keinen eigenen Trainer hat und sagen kann, Fahr da mal hin, guck dir das mal an und schau mal, was da in Bezug auf das Pferd überhaupt Sache ist. Also das ist was, da gehe ich nicht mit rein, aber ich analysiere das sehr, sehr klar.
[SPEAKER 2]Hilft dir eigentlich, wir haben ja eben darüber gesprochen, dass quasi du aus der Unternehmenswelt kommst als Business Coach und dann kam die Reiterei. Hast du auf der anderen Seite eigentlich auch Anleihen, die du nehmen kannst aus der Reiterei für die Nichtreiterwelt? Also gibt es da auch Synergien, wo du sagst, da habe ich jetzt auch so viel Erfahrung und so viel gelernt aus dem Bereich, das tut auch eigentlich mal einem Manager ganz gut.
[SPEAKER 1]Ja, da gibt es total viel. Ich bin ein Freund von bildlicher Sprache oder von veranschaulichen meiner Ansätze. Und wenn es zum Thema Mitarbeiterführung zum Beispiel geht oder generell Umgang mit Menschen, gibt es ja wahnsinnig viele Parallelen. Und da kann man, also ich sage allein dieses Beispiel Druck erzeugt Gegendruck oder auch dieses Druck wegnehmen, sobald auch ein Ansatz der richtigen Reaktion kommt. Da gibt es ganz schöne Dinge, wo man das übertragen kann in das Thema Mensch-zu-Mensch-Kommunikation. Das hilft mir schon auf jeden Fall. Also ich habe da oft dann Bilder, wo ich mir denke, oh ja, genau, das ist jetzt ein gutes Beispiel aus der Pferdewelt, was es veranschaulicht. Ja, total. Da profitiert, glaube ich, ein Bereich vom anderen.
[SPEAKER 2]Weil zum Beispiel dieses Reiten mit inneren Bildern, als ich jetzt noch einmal Jugendlich war, nenne ich es jetzt mal, und da war ich damals sehr, sehr turniersportlich unterwegs, da habe ich es nie verstanden. Da habe ich gedacht, reit mit inneren Bildern, was denn für ein inneres Bild soll ich denn haben? Und jetzt muss ich sagen, es ist schon ein starkes Konzept, was wirklich gut funktionieren kann. Das ist, glaube ich, etwas, was auch so Teil deiner Philosophie und deiner Methodik im Pferdebereich ist, oder?
[SPEAKER 1]Ja, genau. Also das Visualisieren ist für mich ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Also es ist ja so, dass unser Körper reagiert ja auf die innere Welt stärker als auf die Realität. Das würde dir jeder bestätigen, der zum Beispiel eine Phobie hat. Ich sage jetzt mal Spinnenphobie ist ja sehr verbreitet. Und derjenige muss sich nur vorstellen, dass eine Spinne vor ihm auf dem Tisch sitzt, reagiert der Körper in Bruchteilen von Sekunden. Und das können wir uns natürlich in beiden Bereichen zunutze machen, sei es jetzt auf dem Pferd oder sei es jetzt, wenn ich im Unternehmen oder in der Berufswelt unterwegs bin und sage, ich brauche jetzt eine bestimmte Körperspannung oder ich brauche eine bestimmte Ausstrahlung, kann ich wunderbar mich mit inneren Bildern einstimmen und mich da stärken, also wirklich diese mentale Stärke durch so eine ganz simple Technik unterstützen.
[SPEAKER 2]Was ja auch spannend ist, wir haben ja jetzt darüber gesprochen, wenn ich schon gewisse Dinge an mir erkannt habe und ich selber merke, Mensch, das wäre total hilfreich, jemanden zu haben, der mich da begleitet oder einen Impuls zu bekommen. Woran merke ich eigentlich, dass ich ein Thema habe, mit dem ich mich intensiver zum Beispiel mit dir beschäftigen sollte?
[SPEAKER 1]wenn es mich immer wieder ausbremst bei dem, was ich vorhabe. Also ich sage, wenn ein Gefühl mich verfolgt im Negativen und ich merke, ich komme alleine nicht weiter, aber dieses Gefühl stört mich oder es bremst mich bei meinen Vorhaben, bei meinen Plänen, dann sollte ich mir jemanden holen, der mir da hilft.
[SPEAKER 2]Also wenn man wirklich das Gefühl hat, okay, ich habe eine Bremse irgendwie, das kennt man ja manchmal, man Man glaubt irgendwie, man fährt auf der linken Spur 150, aber wenn man dann auf seinen inneren Tacho guckt, merkt man ja irgendwie, irgendwer bremst hier noch.
[SPEAKER 1]Ja, super. Genau. Gutes Beispiel. Das Fahren mit der angezogenen Handbremse. Also so diese innere Handbremse ist angezogen. Dann macht das Sinn. Absolut.
[SPEAKER 2]Das Schöne, liebe Regina, ist, wir sehen uns ja in den nächsten Wochen häufiger, denn du bist auch Teil unseres To Hearts, To Minds Jahres Startprogramm.
[SPEAKER 1]Ja, freue ich mich sehr drauf.
[SPEAKER 2]Was, als vielleicht kleine Einstimmung, was wirst du denn zeigen? Das ist vielleicht für alle, die es noch nicht mitgekriegt haben. Wir weisen ja auch hier im Podcast immer mal wieder darauf hin. Es ist ein Jahresstartprogramm, was wir erstmalig machen. Vier Wochen. Es geht um die Themenbereiche Management, Wohlbefinden von Pferd und Reiter, Bodenarbeit und Reitersitz. Und liebe Regina, du bist mit mehreren Sessions dabei.
[SPEAKER 1]Ja, ganz genau. Drei Stück sind’s in Summe. Wir werden starten bei unserer ersten gemeinsamen Session, wo ich den Menschen mal so ein paar Grundlagen des Mentaltrainings vermitteln möchte. Das heißt wirklich, wie funktioniert mentales Training? Wo gibt’s Grenzen von Mentaltraining? Wir gehen ein Stück weit in praktische Übungen auch rein, was Achtsamkeit und Selbstreflexion angeht. In der Session zwei kommen wir dann zum Thema Selbstvertrauen, also Schlagwort, so die Macht unserer Gedanken und wie wirken Gedanken und Sprache auf unseren Selbstwert. Ganz ein spannendes Beispiel, auch eines meiner Lieblingsthemen, möchte ich gerade sagen, weil ich ja auch stark im Bereich der Gesprächspsychologie unterwegs bin. Und im dritten Teil schauen wir uns dann das Thema Reiten mit inneren Bildern an. Da wird ganz viel visualisiert und die Leute bekommen viele Ideen mit, wie sie das Kopfkino richtig anschalten können.
[SPEAKER 2]Genau, richtig anschalten ist ja das Thema, dass man das positiv macht und für sich diese inneren Bilder nutzt. Die meisten haben ja Kopfkino immer negativ verbunden, sagen, wenn das Kopfkino losgeht, dann geht es abwärts. Aber es geht darum, das ins Aufwärts zu bringen.
[SPEAKER 1]Genau, also alles, was unser Gehirn in die eine Richtung kann, kann es ja auch in die andere Richtung. Und da möchte ich die Leute ein Stück weit an die Hand nehmen.
[SPEAKER 2]Es ist ja so, du kennst das Ganze als Podcast-Hörerin bei uns. Es gibt die vier klassischen WeHouse-Fragen. Du atmest schon tief durch.
[SPEAKER 1]Genau.
[SPEAKER 2]Frage Nummer eins. The big four. Frage Nummer eins. Hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 1]Ja. Du kannst immer der Mensch sein, der du sein möchtest. Du musst nur jeden Tag danach leben. Das ist wirklich mein Motto.
[SPEAKER 2]Jeder Tag zählt sozusagen.
[SPEAKER 1]Genau. Jeder Tag ist ein Neustart, wenn ich möchte.
[SPEAKER 2]Frage Nummer zwei ist, gibt es einen Menschen, der dich im Hinblick auf die Pferde besonders geprägt hat?
[SPEAKER 1]Ja, darf ich zwei nennen?
[SPEAKER 2]Du darfst auch zwei nennen.
[SPEAKER 1]Der erste ist ein Horsemanship-Trainer, den ich vor vielen Jahren kennengelernt habe, der Martin Kreuzer. Die Zeit bei ihm war für mich augenöffnend dahingehend, wie klug doch unsere Pferde sind. Der hat mich das erste Mal rangeführt an das Thema der Psychologie der Pferde. Und das war für mich damals vor vielen Jahren, ja, wie so ein, ja, weltöffnend, augenöffnend, kann ich nicht anders beschreiben. Ich war ganz erstaunt, was da alles geht. Und der zweite Mensch, der mich reiterlich sehr beeindruckt hat, das war die Sandra Breitenstein. Das ist eine Trainerin im Westernreitsport, sehr bekannt und erfolgreich. Und bei ihr hatte ich, das werde ich nie vergessen, Eine Reitstunde, meine erste Reitstunde bei ihr, und ich habe das erste Mal verstanden, was ich alles nicht kann in Bezug auf feines Reiten. Und das war für mich so die Basis, wo ich gemerkt habe, hey, wow, das, was man so in der klassischen Reitschule gelernt hat und was ich bisher von Pferde wusste und vom Reiten wusste, das ist ja nichts gewesen. Und ich war schon viele Jahre damals im Sattel. Also die zwei haben mich tatsächlich sehr neugierig gemacht und sehr geprägt.
[SPEAKER 2]Dann Frage Nummer drei, wenn du Reitern oder Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 1]Da gäbe es theoretisch viel, aber ich würde jetzt mal sagen, hör nie auf, bei dir selbst anzufangen.
[SPEAKER 2]Ist ja auch außerhalb der Pferdewelt eine gute Sache.
[SPEAKER 1]Genau, also wir schrauben ganz gerne im Außen rum, bevor wir mal in uns reingehen und schauen, was kann, was ist mein Anteil, was kann ich denn tun?
[SPEAKER 2]Und dann zum Abschluss vervollständige diesen Satz Pferde sind für mich ein Teil meiner eigenen Identität.
[SPEAKER 1]Wunderbar.
[SPEAKER 2]Liebe Regina, es hat sehr viel Spaß gemacht. Ein kleiner und kurzweiliger Ausflug durch deine Welt. Und ich freue mich sehr, dass du dabei bist bei unserem Programm. Und da werden wir noch tiefer in diese Themen eintauchen. Und ja, ich sage Dankeschön. Schön, dass du bei uns warst im Podcast.
[SPEAKER 1]Vielen herzlichen Dank. Danke für die Einladung. War sehr nett. Ciao, ciao. Tschüss.
[SPEAKER 2]Diese Folge wurde vorbereitet von Josefine Lindner, produziert von Mara Landwehr. Mein Name ist Christian Kröber. Ihr findet uns auf Spotify, Apple Podcast, Deezer, Amazon Music und überall dort, wo es gute Podcasts gibt. Und wenn ihr Spotify Nutzer seid, würden wir uns total über eine positive Bewertung freuen. Das kann man in der App machen. Einfach dort, wenn ihr mögt, fünf Sterne abgeben. Das würde uns total freuen. Und wir sehen uns in zwei Wochen wieder zur nächsten Folge des wehorse-Podcasts.
[SPEAKER 1]Ciao, ciao.