#62 Unternehmerin Christina Terbille über Digitalisierung im Stall
Pferdehaltung und Digitalisierung - zwei verschiedene Paar Schuhe? In diesem wehorse-Podcast erläutert Unternehmerin und Betreiberin von “Die Pferde App” Christina Terbille, wie digital Pferde-Deutschland schon ist und welche sinnvollen Potenziale Stallbetreiber, Reitlehrer und Pferdebesitzer noch ausschöpfen können.
Ob es ums Rausbringen auf die Wiese geht, ums Verabreichen eines Zusatzfutters oder das Vorstellen beim Hufschmied: Viele Pferdebesitzer sind zunehmend auf Serviceleistungen des Stallbetreibers angewiesen. Damit entsteht im Dienstleistungsunternehmen Reitstall schnell ein Komplexitätsgrad, den die gute alte Kreidetafel in der Stallgasse nicht mehr abbilden kann. Christian Kröber und Christina Terbille diskutieren erste Schritte in Richtung Digitalisierung im Stall, wie sie für einen Effizienzgewinn sorgt und warum die Leidenschaft fürs Pferd nicht darunter leidet.
“Die Pferde App”, die durch Christinas Auftritt in der VOX-Show “Die Höhle der Löwen” sogar über die Reitsportszene hinaus Bekanntheit erlangte, kann einen Betrag leisten. Von ihrem Fernseherlebnis und wie sie es schaffte, die nicht-pferdeaffine Jury von ihrem Produkt zu überzeugen, erzählt sie in dieser Podcastfolge.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcasts. Mein Name ist Christian Kröber und heute spreche ich mit der Unternehmerin Christina Terbille über ein Thema, das derzeit eigentlich fast in allen Teilen der Gesellschaft angekommen ist, die Digitalisierung. die uns in Corona-Zeiten hilft, vieles zu machen, was wir sonst auch persönlich erledigt haben. Aber was heißt das eigentlich, wenn sich mein Stall nun digital aufstellt? Welche neuen Möglichkeiten ergeben sich? Und wie kann ich als Pferdebesitzer oder beispielsweise auch als Reitanlagenbesitzer davon profitieren? Also direkt rein. Viel Spaß. Herzlich willkommen im wehorse Podcast an die Gründerin der Pferde-App, Christina Terbille.
[SPEAKER 1]Ja, hallo. Vielen Dank, dass ich hier sein darf.
[SPEAKER 2]Wir freuen uns, dass du da bist. Und in diesen Corona-Zeiten ist natürlich die wichtigste Frage, erstmal vorweg, wie geht es dir? Wie gehst du mit Corona um?
[SPEAKER 1]Ja, wir sind gesund. Ich glaube, das ist das Allerwichtigste erstmal. Auch mein Team ist gesund und das läuft soweit. Und jetzt haben wir natürlich ein Produkt, was hier in der Zeit, glaube ich, ganz sinnvoll ist. Aber da kommen wir, glaube ich, später nochmal zu.
[SPEAKER 2]Genau, wir wollen sprechen über Digitalisierung im Pferdebereich, auch jetzt vor dem Hintergrund von Corona. Für alle, die dich und die euch noch nicht kennen, was genau machst du, was genau macht ihr?
[SPEAKER 1]Ja, wir haben die Pferde-App entwickelt. Das ist eine Lösung, die in erster Linie Betriebsleitern von Pferdebetrieben, aber auch Pferdemenschen den Alltag rund um die Pferde erleichtern soll und erleichtert. Wir sind jetzt seit anderthalb Jahren im Markt und erleben da auch sehr positives Feedback von unseren Kunden, die die App bereits nutzen.
[SPEAKER 2]Also ihr seid inzwischen ein Team von knapp fünf Leuten. Und ihr habt diese App entwickelt, die quasi dann die Digitalisierung auch vorantreibt in den Stellen, also weg von den Kreidetacheln hin zu digitalen Lösungen.
[SPEAKER 1]Ja, genau. Also in erster Linie das ganze Thema, also ich fange mal mit ein paar Funktionen an, nur als Beispiel. Das ganze Thema Belegungspläne oder jetzt in Corona-Zeiten ganz akut Anwesenheitslisten auf den Anlagen. Wer darf wann überhaupt auf die Anlage? Im Normalfall ist es dann eher, wer darf wann in die Halle? Wann ist die Longierhalle frei oder die normale Halle? Das Thema kann man super über die App steuern, aber viel wichtiger auch diese ganzen Aufgaben, das ist so der Kern der App, Aufgaben rund um die Pferde und den Hof. Und wer die macht und wer nicht, Da man das alles sehr sauber und einfach dokumentiert hat, fällt es jetzt auch gerade in Corona-Zeiten super leicht, da zum Beispiel mal eine Aushilfe einzuswitchen, wenn der eine Mitarbeiter ausfällt. Und man hat halt wirklich von überall da einen Überblick. Und was wir seit Oktober eingeführt haben und was wir sehr, sehr stark merken, dass das nachgefragt wird, ist, diese ganze Abstimmung mit den Einstellern zu erleichtern. Das haben wir seit Oktober eingeführt, dass man eben die Einstellerservices über die App buchen können und man als Stallbetreiber das sehr strukturiert, ohne große WhatsApp-Gruppen oder Anrufe und Einzelanfragen, diese Anfragen bekommt. Sei es, kannst du mein Pferd heute mal mitlongieren? Oder bitte den heute nicht auf die Weide stellen? Und das kann man super gut und strukturiert über die App machen. Und man hat auch eine Erleichterung der Abrechnung von diesen Einzelservices am Ende. Und das wird in dieser Corona-Zeit aus unserer Sicht auch stärker werden, sobald eben auch einzelne Pferdebesitzer aufgrund von Erkrankungen nicht auf die Anlage dürfen und man als Stahlbetreiber eben mehr übernehmen muss an Aufgaben für die Pferdebesitzer. Und da bietet, glaube ich, unsere Lösung eine gute Chance, sich den Alltag zu erleichtern, weil man sonst ja auch auf großen Einstellerbetrieben auch wirklich verrückt wird vor lauter Anfrage.
[SPEAKER 2]Das Besondere an euch ist, und viele sind deshalb bestimmt auch schon über euch gestolpert, ist die Tatsache, dass ihr meines Wissens nach als einziges Unternehmen aus dem Pferdesport in der VOX-Show die Höhle der Löwen wart. Also die Show, wo es darum geht, dass junge Unternehmen, dass Start-ups vor Investoren präsentieren, um ein Investment zu bekommen. Da haben wir auch dann viele Pferdesport-Gazetten darüber berichtet. Ihr wart tatsächlich in der Höhle der Löwen und stimmt das, dass ihr auch die einzigen aus dem Pferdebereich bisher wart?
[SPEAKER 1]Also ganz genau weiß ich das nicht, weil ich nicht alle Staffeln mir angeguckt habe. Aber ich meine, es war mal ein Startup auch da, was so Hufschuhe gemacht hat. Es gab so eins aus dem Veterinärumfeld. Das sind so die, die mir so am nächsten bekannt sind. Und es gibt noch einen Leinen, irgendwie so Hundeleinen, die jetzt auch Pferdesport machen. Ich glaube, so ein bisschen randnahe Themen waren sicherlich auch schon da. Aber ich glaube schon, ja, es ist schon eines der wenigen reinen Pferdethemen. Das kann schon sein, ja.
[SPEAKER 2]Aber es war für euch schon was ganz Besonderes, in der Höhle der Löwen zu sein.
[SPEAKER 1]Ja, unbedingt. Ich muss dazu sagen, mir war die Sendung vor unserer Bewerbung nicht bekannt. Und ich bin überrascht, wie viele Leute diese Sendung schauen. Ich hab mir dann eben ein paar alte Staffeln tatsächlich angeschaut, aber als es darum ging, ob wir uns da jetzt nicht bewerben wollen. Aber es ist schon was Besonderes. Auch das Medium TV ist für mich und uns was sehr Besonderes gewesen. Und ich weiß auch nicht, ob das zukünftig so mein Medium sein wird. Aber es ist schon auf jeden Fall was Besonderes. War ein Abenteuer, auf jeden Fall.
[SPEAKER 2]Und man muss sagen, also es stimmt natürlich, wie du sagst, sehr, sehr viele Menschen gucken das. Das ist, glaube ich, eine Show mit den höchsten Reichweiten auch im TV-Bereich in Deutschland. Wie reagieren dann so Investoren, die eigentlich in ganz anderen Sphären unterwegs sind, dann auf ein Start-up aus dem Pferdebereich?
[SPEAKER 1]Ja, also wir sind wirklich da reingegangen, weil wir gedacht haben, das wäre natürlich immerhin, selbst wenn wir gar keinen Deal kriegen, wovon wir ausgegangen sind, dass wir keinen Deal kriegen, weil wir ja schon so ein sehr spitzes Thema sind, dass es zumindest kostenlose Werbung im Zweifel ist, dass wir eben ausgestrahlt werden und man von uns hört und vorher kannte man uns eben noch nicht so. Und dann war es ja unsere Herausforderung, diesen fünf Nicht-Pferdemenschen diese besondere Welt von Pferdebetrieben und Pferdebesitzern irgendwie nahe bringen zu müssen. Ich glaube, jetzt im Nachgang ist uns das ganz gut gelungen. Aber klar war das ein irgendwie spitzes Thema. Wir haben unheimlich positive Rückmeldung da gekriegt. Das war für uns auch sehr überraschend. Das hätten wir auch so nicht erwartet und hat uns auch etwas umgehauen und auch emotional sehr berührt, dass die halt so viele positive Worte für uns gewählt haben. Aber ja, am Ende haben wir ja den Zuschlag bekommen und sind da halt auch ganz froh drüber, dass es tatsächlich geklappt hat, was uns sehr überrascht hat.
[SPEAKER 2]Ihr habt als Investor dann Carsten Maschmeyer bekommen, den Gründer von AWD, AWD dann verkauft. Inzwischen eher so als Tech-Investor unterwegs, hält zum Beispiel Anteile an einem Limousin-Service namens Black Lane und so weiter. Wie kommt er zu Pferden? Also wie kommt da so die Verbindung?
[SPEAKER 1]Also er selber hat mit Pferden gar nichts zu tun. Er hat sogar eine Pferdehaarallergie. Ich glaube, das hat er auch in der Sendung mehrfach erwähnt. Also auch wirklich eine starke Pferdehaarallergie. Der musste auch Anti-Allergiker nehmen, als er wusste, dass dort ein Pferd ins Studio kommt. Also schon eigentlich er selber mit Pferden gar nicht. Er sieht da Potenzial, dass es natürlich auch vielleicht irgendwann für andere Branchen geht. Und er war vor allem aber, glaube ich, von uns als Bründern irgendwie angetan, warum auch immer. Aber er fand uns gut und hat gesagt, die Idee finde ich irgendwie, auch wenn ich damit gar nicht viel zu tun habe, spannend. Und ja, deswegen hat er, glaube ich, investiert. Aber genau müssen wir ihn wahrscheinlich selber fragen, warum er investiert hat.
[SPEAKER 2]Aber ich glaube, all in all auch eine sehr, sehr gute Story für den Pferdebereich, dass eine Firma aus dem Pferdebereich auch so exponiert dann unterwegs ist, mit Bildzeitungsberichterstattung und so weiter. Also das ist schon etwas extrem Positives, was ihr auch für euch mitgenommen habt, oder?
[SPEAKER 1]Ja, es war jetzt nicht mein Leben lang ein Ziel, unbedingt in die Bild-Zeitung zu kommen. Aber es war doch schon ein bisschen irre danach, also wie viel Resilienz wir hatten. Also wir waren im Radio und im Fokus und in allen möglichen Presseberichten. Und das ist für mich auch ein ganz neues Feld gewesen, womit ich auch beruflich vorher noch nichts zu tun hatte mit PR-Arbeit. Aber ja, man lernt ja dazu.
[SPEAKER 2]Und das ganz große Thema, was jetzt ja auch durch Corona aufkommt, ist ja Digitalisierung im Stall. Also ganz viele sehen sich auf einmal mit Sachen konfrontiert, wo sie sagen, na, das muss ich alles nicht machen. Die symbolische Kreidetafel, die hält quasi so lange, wie es eben geht. Aber jetzt ändert Corona da ja so ein bisschen auch die die Arithmetik und die Spielregeln. Vielleicht, wenn man einmal von ganz oben drauf schaut und ihr habt ja mit vielen Stallbesitzern zu tun, was konkret bedeutet Corona für das Thema Digitalisierung im Stall?
[SPEAKER 1]Also darf ich noch einen Blick höher gehen, was heute Pferdehaltung für die Stelle bedeutet. Ich glaube nämlich, dass heute schon in Summe die Pferdehaltung oder das Betreiben eines Pferdebetriebs schon viel anspruchsvoller ist, als es schon vor 20 Jahren war. Und ich glaube, Corona setzt jetzt dem Ganzen noch ein i-Tüpfelchen auf. Also wenn wir bei der Haltung in Summe anfangen und sagen, die Pferdewelt hat sich schon in den letzten zwei Jahrzehnten so verändert, dadurch dass zum Beispiel alleine die Pferdebesitzer viel mehr höhere Erwartungen an die Stallbetreiber haben, viel höhere Voraussetzungen an die Anlage, die Stallung, die Fläche setzen und immer mehr auch vom Stallbetreiber den Dienstleister erwarten. Das war auch schon so jetzt vor Corona und das erlebten wir jetzt auch schon in den letzten anderthalb Jahren stark, warum auch da schon unsere App sehr nachgefragt wurde. Denn, also, das sind, glaube ich, mehrere Dinge. Das eine ist eben, man erwartet mehr den Dienstleister, man macht mehr Services und erwartet, dass da eben hier mal das fährt raus, hier doch nicht raus, hier bitte unbedingt mit Maske rausgehen, der auf keinen Fall mit Gamaschen, der doch heute mal bitte Berit übernehmen, ach nee, doch nicht. Also diese Erwartungen steigen. Dann glaube ich auch, dass es immer mehr Menschen gibt, die Pferde besitzen, wo weniger Pferdeverstand da ist. Und ich erlebe täglich in meiner Arbeit, die ich übrigens total liebe, weil ich wirklich verschiedenste Stallställe und Betriebe täglich erlebe, dass viele Stallbetreiber da auch klagen und sagen, ich habe so viel Aufklärungsarbeit zu tun, was pferdegerecht ist. Fütterung ist ein gutes Beispiel dafür, dass man eben da auch im Rahmen hält, was da an Anforderungen auf Anfütterung kommt und dass man da auch Grundaufklärungsaufgaben plötzlich hat als Stallbetreiber. Und dass dann durch diese ganze feine Zucht, die ja großartig ist für den Pferdesport, die Pferde auch empfindlicher noch werden und eben auch diese speziellen Anforderungen immer mehr werden, wo man vielleicht vor 20 Jahren noch ein Pferd einfach in die Box gestellt hätte und Weide wäre schön, wenn es gibt, aber gibt es oft nicht. und da auch keine besonderen Anforderungen hatte, ist es heute alles schon auch durch die Empfindlichkeit der Pferde, die Sensibilität, sicherlich sind da größere Ansprüche auch an die Haltung. Das war jetzt auch schon vor Corona so. Corona setzt jetzt noch ein Ipö-Tüpfelchen drauf, weil die Ställe plötzlich jetzt diese Anwesenheitslisten führen müssen. Das ist natürlich auch beliebig unpraktisch. Gerade die großen Anlagen erlebe ich da, die dann Vorgaben vom Ordnungsamt haben, dass irgendwie sechs Leute gleichzeitig auf der Anlage sein dürfen oder zwei gleichzeitig auf der Stallgasse oder drei in der Halle. Das ist ja auch sehr pro Ordnungsamt unterschiedlich offenbar. Und dass das jetzt eine Herausforderung ist, wie die das lösen. Weil wenn ich da eine Liste vor Ort hinlege und der Einstaller jetzt erst mal vor Ort hinfährt und dann feststellt, er kann jetzt gerade gar nicht zu seinem Pferd, weil Zeit ist voll. Das ist natürlich eine Anforderung an Digitalisierung, wo die natürlich super unterstützen kann, dass man zu Hause gucken kann, wann kann ich denn heute hin? Dann buche ich mir da einen freien Zeitraum und komme dann eben dahin. Das ist natürlich jetzt die Corona-Besonderheit. Dann die anderen zwei Punkte, die ich ansprache, und ich glaube, das kam in einem eurer letzten Podcasts auch schon mal vor. Was sind so Dinge, die wir jetzt erwarten müssen im Pferdesport oder generell durch Corona in der Welt ist dieses, dass wir alle krankheitsbedingt irgendwann betroffen sein werden. Wahrscheinlich gar nicht dramatisch, aber es wird zu Ausfällen kommen. Auf der einen Seite bei den Mitarbeitern des Stalls und das ist ein Riesenthema für die Betriebe. Da müssen die einen Plan für finden, wenn eben einer der Mitarbeiter oder sogar vielleicht der Vorarbeiter ausfällt, was tue ich dann? Und ich brauche dann eben eine gute Dokumentation, wo ich ganz schnell auch umswitchen kann auf eine Aushilfe oder eben Dinge auch vielleicht als Betreiber dann selber machen kann und der jeweilige Mitarbeiter sehr transparent schon vorher seine Aufgaben dokumentiert hatte, die man dann eben umschwenken kann. Da erleben wir auch jetzt gerade Kunden, die sagen, Mensch, wir sind jetzt auf Anheb zwei Azubinen ausgefallen, die waren in Ischgl Skifahren und das war super. Ich konnte jetzt super umswitchen auf eine Aushilfe, die eben dann ganz schnell mal den Führmaschinen-Service oder Weideservice übernehmen konnte, weil es in der App einfach sauber dokumentiert ist.
[SPEAKER 2]Weil ich es quasi digital habe und diesen Weg habe, dass ich den die bisherige Auszubildende fragen muss, wie ist das eigentlich gemacht? Kannst du bitte der Neuen das erklären? Sondern es ist irgendwo digital abgelegt und dadurch kann man diesen Wissenstransfer schneller vollziehen.
[SPEAKER 1]Genau. Einfachstes Beispiel ist immer der Futterplan. Den hat ja oft der Fütterer dann im Kopf. In ganz, ganz, ganz vielen Stellen, die ich erlebe. Und wenn der dann ausfällt, muss das natürlich irgendwie einmal mal dokumentiert werden. Aber gerade in diesen großen Pensionstellen geht es auch um diesen Paddock-Service, Weideservice. Welche Pferde müssen raus? Wie müssen die raus? Dass man das eben so schnell umswitchen kann, genauso wie du es beschreibst. Und der dritte Teil ist dann eben, das hatte ich eben schon kurz angerissen, wir müssen davon ausgehen, dass eben viele Pferdebesitzer auch erkranken werden und dann eben eine Weile auch nicht auf die Anlage dürfen oder eben auch sich selber in Quarantäne begeben. Und dann wird auf den Stallbetreiber hinzukommen, dass er mehr Services für die erfüllen muss. Also da muss er sich vielleicht auch mit um die Bewegung des Pferdes kümmern oder ein paar Aufgaben miterfüllen. Und wenn man sich da vorstellt, man hat große Ställe und da auch was weiß ich, 100 Einsteller auf der Anlage, dann kann man sich vorstellen, wie komplex da dieses Anfragethema wird. Bitte den heute so und bitte denk bei dem an das Medikament. Und das lässt sich natürlich leichter lösen, wenn das strukturiert irgendwie ankommt. Und da hilft die Digitalisierung. Das ist so.
[SPEAKER 2]Das ist natürlich jetzt erstmal logisch. Ich glaube, es gibt, wie du sagst, ja verschiedene Ebenen. Also ich habe den Stallbetreiber, der den Pensionsbetrieb zum Beispiel leitet. Aber dann habe ich ja auch die Einzelperson. Also für den Stallbesitzer, glaube ich, erkennt man total die Vorteile. Also es ist strukturierter, es ist besser aufgestellt, wenn ich das digital habe. Ob es jetzt durch eure Lösung ist oder durch eine andere, das ist ja auch erstmal sekundär. Das ist besser organisiert. Jetzt für die Einzelperson, was ändert sich da? Also die Einzelperson könnte dann zum Beispiel sagen, okay, anstatt wie vorher, wenn ich eben im Stall bin und sage, mein Pony Hansi bekommt eigentlich jetzt ein Medikament, könnte ich das quasi in einer App eintragen oder in einer digitalen Lösung irgendwie festhalten?
[SPEAKER 1]Genau so ist es. Du kannst eben aus der Ferne seine sogenannte Service-Anfrage schicken und sagen, bitte könnt ihr dem jetzt die nächsten drei Tage ein Medikament geben oder den einfach mal übermorgen longieren, weil ich es nicht schaffe oder der Tierarzt kommt und ich kann kann selber nicht kommen, kannst du den dem Tierarzt vorstellen. Und das kann man eben strukturiert über die App anfragen. Das kommt beim Stahlchef dann auch an einer Stelle an und nicht über verschiedenste Wege. Weil wie ist es heute? Heute kommt das per Sprachnachricht bei Facebook an oder man wird angerufen und sitzt gerade als Stahlbetreiber auf dem Trecker. Oder man kriegt das irgendwie über einen Mitarbeiter ausgerichtet. Und da sind einfach, ist einfach vorprogrammiert, dass das manchmal einfach auch runterfällt. Und dann versuchen sich natürlich Stahlbetreiber auch durch sehr stringente Regeln da eine Struktur reinzubringen. Aber so geht es eben sehr strukturiert. Und es ist ja auch am Ende eine betriebswirtschaftliche Chance für einen Stall bis zu einem gewissen Grad, wenn er die Manpower hat, diese Aufgaben zu erfüllen, da zu sagen, okay, ich mache das auch für dich, kein Problem. Ich führe auch das Pferd dem Tierarzt vor, aber ich schreibe da eben auch einen Preis dran. Und im Zweifel kann ich da eben sagen, ich nehme da eben meine fünf bis zehn Euro für, weil das ist Zeit meines Mitarbeiters. Genau, aber so ist es, wie du es beschreibst. Man kann die Anfrage formulieren, auch als Privatmensch. Und dann bekommt man die Mitteilung, ob der Stall die übernimmt oder nicht. Es kann ja sein, dass er sagt, Führanlage morgen geht nicht, weil die wird repariert oder so. Er kann es also auch ablehnen. Aber man bekommt also als Pferdebesitzer die Info. Die Aufgabe ist akzeptiert, der Stall übernimmt das. Und dann sieht man auch in seinem eigenen Kalender in der App, anders farbig, dass der Stall das auf dem Schirm hat. Und am Ende, wenn der Stall diese Aufgabe erledigt hat, wird sie auch grün. Also man sieht auch, dass es gemacht wurde. Das gibt ja auch dem Pferdebesitzer ein ganz gutes Gefühl, auch wenn er vielleicht jetzt durch Corona nochmal besonders gar nicht so gut zu seinem Pferd kommt. Aber ist im Alltag ja meistens auch so, dass man eben in seinem Job sitzt und gar nicht weiß, ob das jetzt gerade erfüllt wird oder nicht, was man da angefragt hat. Und so kriegt man auch da so eine gewisse Transparenz, was da passiert auf der Reitanlage mit dem eigenen Pferd.
[SPEAKER 2]Das klingt jetzt erstmal alles sehr, sehr logisch, glaube ich, was wir hier so erzählen. Und da werden die wenigsten sagen, das macht keinen Sinn. Ich glaube aber, dass die Realität ja auch zum Teil anders ist. Also ein großer Limitierungsfaktor ist Internetanschluss zum Beispiel. Oder wie nähe ich mich überhaupt digitalen Lösungen? Wie ist da so deine Erfahrung? Wie sieht die Realität tatsächlich aus?
[SPEAKER 1]Ja, man hat natürlich verschiedene Gründe, warum man heute das vielleicht noch über Papier oder Tafeln macht. Das eine ist natürlich das menschlichst Ureigene, dass man ja bei vielem bereit bleibt, was irgendwie funktioniert. Und solange man nicht einen externen Impuls bekommt, dass es vielleicht anders oder leichter geht, bleibt man erst mal bei dem, also wie heißt das? Never change the running system. Man bleibt bei dem, was irgendwie funktioniert. Ich glaube, viele wissen auch schnell nicht, dass es solche Lösungen gibt. Dann ist da auch eine gewisse Berührungsangst, weil man auch denkt, das ist total kompliziert und ich brauche dann ewig, um mich da einzuarbeiten und hat dann so eine gewisse Berührungsangst. Die können wir leicht nehmen, weil wir uns schon auch viel Mühe gegeben haben, dass das eine einfache Lösung ist und wir stehen da auch sehr eng. eben bei den Mitarbeitern und dem Stallbetreiber an der Seite, um da eben auch bei der Einrichtung zu helfen und so. Ich glaube, das ist ein Faktor. Ja, und die anderen Themen, was du ansprachst, gerade Internetverbindung, klar, ist ein Thema. Gerade viele Lösungen, die es so gibt, auch so Softwarelösungen, die brauchen auch konstant Netzverbindungen. Da haben wir uns jetzt ein bisschen darauf spezialisiert, dass wir damit leben können, dass ein dass die App in einem Funkloch bedient wird. Also sie braucht zwischendurch natürlich Netz, um irgendwie auch Informationen an die Mitarbeiter weiterzugeben. Aber ich kann eben schon die App auch bedienen in einem Funkloch, weil das ist eine App, die auf dem Gerät zwischenspeichert. Das heißt, stehe ich gerade auf der Stallgasse, will neben dem Tierarzt irgendwas ins Behandlungsbuch eintragen, kann ich das tun, auch wenn da gerade unter Stallträgern kein Netz ist. Und man kann halt die App weiter bedienen und eben das nächste Mal, wenn man im Netz ist, aktualisiert sich das Ganze. Das heißt, da haben wir schon auch mit viel Sachverstand und Verstand, als wir die App entwickelt haben, auch viel mit unseren Kunden gesprochen und gefragt, was braucht ihr denn wirklich und was würde euch wirklich helfen und was ist so ein limitierender Faktor? Und ich glaube, da haben wir, ja, also vieles mitbedacht. Alles sicherlich nicht, aber schon einiges, was du gerade ansprachst, was Hindernisse sein könnten.
[SPEAKER 2]Nun, in der Realität, Christina, ist es ja so, dass man wahrscheinlich nicht immer so auf die Top-Lösung zu Anfang kommt, sondern sich vielleicht der Sache etwas nähern will. Also so ein bisschen die kleine Lösung versus dann der ganz große Wurf. Ist es denn für mich als Stallbesitzer oder auch als Pferdebesitzer, der beispielsweise eine Reitbeteiligung hat, Ist es denn für mich dann überhaupt sinnvoll, das irgendwie über WhatsApp einfach zu machen, so wie es ja tatsächlich gelebte Praxis ist? Oder sollte ich mich von Anfang an irgendwie einer professionellen Lösung anvertrauen oder vielleicht erst mal nur mit einem Excel-Sheet starten? Also wie kann ich so diese Berührungsängste, die wir ja gerade auch besprochen haben, so ein bisschen rausholen aus dem Thema?
[SPEAKER 1]Also ich glaube, grundsätzlich würde ich jedem Stahlbetreiber empfehlen, Schrittchen für Schrittchen vorzugehen. Also wie du es beschreibst. Wenn ich bislang mit der Kreidetafel gearbeitet habe, ist der nächste Schritt sicherlich, vielleicht mal das in Listen auf dem Laptop zu dokumentieren. Da sind aber viele Ställe schon. Und die meisten Ställe sind auch genau da, wo du es beschreibst, schon bei WhatsApp-Gruppen angekommen. Weil das natürlich der erste Versuch ist, die Aufgaben auf die Handys der Mitarbeiter zu bekommen. Und dann ist der nächste Schritt aus meiner Sicht auch mal, einfach sich hinzusetzen. Es gibt ja diverse Lösungen, die es auf dem Markt gibt, die eben hier Unterstützung anbieten. Und man muss sich so ein bisschen überlegen, wo ist der größte Druckpunkt, den ich erlebe in meinem Alltag als Stallbetreiber? Und da sollte ich nach einer Lösung suchen. Ich kann nur Mut machen, da einfach auch mal sich in einer Internetrecherche hinzusetzen oder einen von den Anbietern mal zu kontaktieren. Wir sind da auch alle miteinander sehr offen, weil wir sagen, wir bieten alle Lösungen, die irgendwie mal der eine mehr sucht als der andere und wir haben sehr viele Unterschiede auch in den Leistungen. Von daher würde ich da empfehlen, einfach zu schauen, wo einem der größte Druckpunkt ist und wo man da eine Lösung bekommen kann. Also so würde ich das Vorgehen empfehlen. War das deine Frage?
[SPEAKER 2]Genau das war meine Frage und ich glaube, die zahlt auch in einen größeren Komplex ein, den du schon ganz zu Anfang angerissen hattest. Corona ist ja jetzt ein Brandbeschleuniger für ganz viele Probleme und Strukturfragen, die wir schon vorher wussten, die wir aber so ein bisschen auf die lange Bank geschoben haben. Viele Stallbesitzer und viele Stallbetreiber, glaube ich, stehen auch vor dem Thema Personalnotstand. Also wie kriege ich überhaupt noch gutes Personal? Was Willens ist, die Dinge umzusetzen? Was auch mitdenkt? Ist da der Wandel hin zum Digitalen auch eine Hilfe, dass man vielleicht auch mit weniger Personal auskommt als vorher?
[SPEAKER 1]Das kann ich mit Jein beantworten. Ja, ich glaube, dass so eine digitale Lösung in welcher Form auch immer gewisse Effizienz reinbringt. Aber sie muss natürlich auch ordentlich bedient werden. Also wenn ich Dinge nicht sauber dokumentiere und dann eintrage, dann ist das auch eben schlecht dokumentiert. Ich habe mal in meiner beruflichen Vergangenheit den Satz gehört Shit in, Shit out. Also habe ich da Blödsinn. Dann kommt da halt auch nichts ordentliches raus. Das muss natürlich sehr konsequent, also ich glaube, der Konsequenz ist da das Ding. Ich glaube, wenn man als Stall schafft, konsequent ein neues System einzuführen, und das ist, glaube ich, völlig egal, ob das jetzt was Digitales ist oder ob man jetzt anfängt, zum Beispiel für die Longierhalle einen Belegungsplan mit seinen Einstallern einzuführen. Ob digital oder nicht, völlig egal. Man, das erfordert immer auch von Seiten des Managements eine gewisse Konsequenz und auch eine gewisse Stringenz, sich da gegenseitig auch nochmal zwischendurch dran zu erinnern. Also ist ja klassischer, ne? Man führt jetzt ein, dass man an eine Tafel hinhängt und sagt, man soll sich bitte eintragen, wenn dann eben Leute sich eintragen und nicht kommen oder sie nicht eintragen und dann da sind. Solche Dinge muss man dann natürlich genauso hinterhergehen und nochmal dran erinnern, dass man das doch anders vereinbart hat. Und das ist bei der Einführung eines Digitalsystems aus meiner Sicht das gleiche Problem. Man braucht eine gewisse Stringenz und Konsequenz, das auch wirklich sauber umzustellen und zu sagen, wir machen das jetzt und dann bleiben wir auch erstmal dabei, weil sonst kriegt man eben auch nicht alle hinter sich.
[SPEAKER 2]Wie sehr hat sich da auch die Rolle der Ställe verändert? Also wenn man das mal auf einem längeren Zeitstrahl über so 15, 20 Jahre anschaut und die Vergangenheit schaut, wie sehr ändert sich auch die Art und Weise, wie ich einen Stall betreibe? Es ist ja eigentlich ein Unternehmen zwischen wie jedes andere auch. Also ich muss mich über diese Management-Fragen auch mit auseinandersetzen.
[SPEAKER 1]Absolut. Und das geht so ein bisschen in die Richtung, was ich zu Anfang kurz erläutert hatte. Also ich glaube, die Anforderungen an der Stallbetreibung haben sich massiv geändert. Also wenn ich auch an meine Vergangenheit denke, ich bin im Münsterland groß geworden im ländlichen Reitsport und da hatte man die Pferde dann in der Box stehen und da gab es kein großes Stallmanagement. Da hatte jeder Bauer ja da so Angebote. Genau so, genau so. Und dann hatte man eine Halle und ja, man ritt auch interessanterweise, habe ich mich letztens auch zurückerinnert, sehr lange mit 10, 11, 12 Leuten in einer 40er Halle und in drei Ecken gaben Leute einen Unterricht. Also ohne, dass das ein Problem war. Heute gibt es ja manche, die mit vier Leuten in der 60er Halle sich überfordert fühlen. Und ich glaube, das ist so, was ich meinte, mit Ansprüchen an An Anlagen und an Fläche und an die Haltung. Und dann natürlich die etwas sensibleren Pferde heutzutage, die durch die Zucht sicherlich auch mehr Allergien, mehr Empfindlichkeit was Staub angeht, mehr ja auch Sonstempfindlichkeit mit sich bringen. Ich erinnere immer gerne an unsere Pferde früher, wir hatten einen Sattel für alle Pferde. Wenn ich das heute meinen zwei Mimösis, die ich auch als Dressurpferde habe, da muss der Sattel schon genau sitzen, sonst sind die tatsächlich auch sehr empfindlich. Und das hat sich alles so ein bisschen sehr verändert. Auch wenn ich mir zum Beispiel geschworen habe, für meine Pferde mir nie so eine Fliegenhaube zu holen, beziehungsweise eine Maske für die Weide, weil ich das immer albern fand. Der erste Sommer meines einen Pferdes auf der Weide, der drehte total durch, weil der halt so empfindlich war. Und das sind so Dinge, die natürlich ein Stahlbetreiber auch merkt. Und diese, ja, das muss, wie du sagst, betriebswirtschaftlich auch funktionieren. Er kann nicht bedingungslos auch pauschal einfach die Preise erhöhen. Natürlich, dann kamen jetzt solche Themen wie die Heukrise dazu, was natürlich eben im letzten Jahr oder vorletzten Jahr auch schon dazu geführt hat, dass die Preise angepasst werden mussten. Die Einstaller haben eine dominantere Rolle aus meiner Sicht als früher. Und dann auf der anderen Seite ein großes Thema eben der geringere Pferdeverstand. an manchen Stellen. Gerade das Thema Fütterung hatte ich angesprochen. Das ist natürlich schwierig für einen Stallbetreiber, der das Ganze seit 40 Jahren betreibt und auch wirklich tiefe Pferdeahnung hat und der dann Wünsche oder vielleicht auch absurde Futterwünsche bekommt, wo es heißt, er muss mehr, noch mehr heulen, noch mehr irgendwas bekommen, was natürlich auch am Ende nicht gut ist, ab einer gewissen Grenze. Oder eine besondere, sonst ganz profil Hafer oder so, obwohl es ein Freizeitwert ist, was gar nicht viel macht. Das ist natürlich sehr differenziert und macht es für einen Stallbetreiber in Summe herausfordernder und schwieriger. Und es muss, wie gesagt, am Ende betriebswirtschaftlich laufen. Meine Erfahrung ist da, ich sehe ja täglich sehr, sehr viele Ställe und komme jetzt auch aus der Unternehmensberatungsvergangenheit und gucke dann natürlich auch so ein bisschen betriebswirtschaftlich auf diese Anlagen. Und stell fest, dass viele dadurch jetzt ganz gut wirtschaften, wenn sie wirklich diese einzelnen Services, die sie auch alle machen, die meisten machen ja irgendwie, dass sie klar das Pferd mal dem Schmied vorführen oder dass sie meine Salbe mehrfach ins Auge tun. Aber bislang wussten sie gar nicht, wo sie es aufschreiben sollen. Und dass sie, wenn sie anfangen, diese Dinge aufzuschreiben, Und auch wirklich abzurechnen, dass das ganz gut funktioniert. Und zeittatsächlich funktionieren sehr gut Kinderreitschulen, also diese ganz kleinen, das so gerade im städtischen Umfeld ist aus meiner Sicht eine gute Lösung. Muss man aber auch können.
[SPEAKER 2]Wenn immer ich gefragt werde, und das kommt schon das ein oder andere Mal vor von Bereitern, die gerade ihre Ausbildung fertig haben, zum Beispiel, was glaubst du, was könnte man so machen, sage ich immer, eine Reitschule in einem deutschen Ballungsgebiet mit ÖPNV-Anschluss, also eine S-Bahn-Station in der Nähe.
[SPEAKER 1]Und mit jemandem, entweder hat man selber das Talent dafür oder man hat jemanden im Team, der auch so mit den Eltern und die Kinder sind meistens glaube ich nicht, dass man mit den Eltern umgehen kann. Ich glaube, das ist eine Herausforderung, die man da auch mitbringen muss.
[SPEAKER 2]Und da hilft ja dann auch wieder, wenn man es digital aufgestellt hat. Also ich kenne es von meiner Schwester. Meine Schwester betreibt eine Reitschule in der Nähe Osnabrücks auf unserem heimatlichen Hof und die hat über 100 Reitschüler pro Woche dort in normalen Zeiten, jetzt nicht in Corona-Zeiten. Und je digitaler man da auch wird, und sie hat dann bei so einem Gründerwettbewerb für Ponyschulen mitgemacht und so und war da ganz vorne mit dabei, das zeigt eigentlich die Erfahrung, man muss dann auch so digital sein, wie tatsächlich die Kundschaft ist. Weil die sind ja auch nicht mehr auf der Kreidetafel unterwegs und wollen auch vielleicht mal eine Reitstunde vom Sofa aus buchen oder die Absprache nicht nur. nicht nur auf Zuruf per Telefon machen. Und am Ende muss man sich da ja auch immer als Staudizenter fragen, bediene ich da noch einen Markt?
[SPEAKER 1]Ja, und wie du schon sagst, man muss sich so ein bisschen der Klientel anpassen. Das eine ist sicherlich das Thema Digitalisierung. Aber das andere Thema ist, kann man sich auch so ein bisschen zunutze machen. Dieses Klientel, was eben sein Kind in die Reitschule schickt, ist ja nicht immer selber der Reiter. Die haben ja teilweise gar keinen Bezug zum Pferdesport. Früher haben nur die Idee, dass ihr Kind gerne reitet oder das Kind möchte gerne. Und sie kennen aber vom Geigenunterricht oder vom Ballettunterricht, auch dass man monatliche Pauschalen zahlt. Und ich erlebe eben auch viele Reitschulen, die das für sich auch verstanden haben und gesagt haben, das machen wir jetzt genauso. Das heißt, man rechnet zu Beginn des Monats ab und sagt, dieses Kind hat immer mittwochs nachmittags um 16 Uhr seine Stunde. Und es gibt sogar Reitschulen, die auch sagen, wenn du dann nicht kommst, kriegst du auch nicht meine Ersatzstunde. Auch das lässt sich durchsetzen. Es gibt andere, die dann netterweise noch anbieten, okay, wenn du es da nicht schaffst, dann kannst du noch mal eine Ersatzstunde dir holen. ist aber wieder administrativer Aufwand, ne, wie man sich dann selber zufügt, wenn man einen Ersatz suchen muss oder so, ne. Und klar, da hilft bis zum gewissen Grad natürlich auch Digitalisierung, wenn man dann nicht in irgendwelchen Büchern umtragen muss, sondern dass das ein bisschen schneller, automatisierter geht. Aber man, wie du sagst, ich glaube, das Wichtigste ist, dass man sich da seinem Klientel anpasst und die kennen es eben so und die sind auch gewohnt, dass sie im Swosh-Verein eben mal online irgendwo gucken, kann man sich da eine Stunde buchen oder so, ne. Das ist so, ja.
[SPEAKER 2]Ich glaube, viele von uns aus der Pferdewelt wissen und wussten, dass die Digitalisierung im Pferdebereich eher so ein bisschen hinter der Kurve ist. Also man ist tendenziell eher so ein bisschen später als der Rest der Gesellschaft. Wie blickst du da drauf? Wie weit hinter der Kurve ist die Pferdewelt tatsächlich?
[SPEAKER 1]Also ich gucke immer so ein bisschen auf die Landwirtschaft in Summe und da sind wir tatsächlich im Pferdesport aus meiner Sicht sehr hinterher. Der Rest der Landwirtschaft, also sei es Agrar oder auch die Viehwirtschaft, die sind viel früher in das Thema Automatisierung gepresst worden, aufgrund natürlich von, dass es effizienter gehen muss und den betriebswirtschaftlichen Anforderungen, die es da gibt. Wir haben im Reitersport halt noch ganz viel Leidenschaft dabei und die soll man auch bitte nicht verlieren. Nur ich glaube, Da können wir uns einiges auch schon abgucken links und rechts, was eben gerade im Rest der Landwirtschaft durchaus schon ganz normal ist. Es darf es dann auch nicht übernehmen. Also ich bin jetzt auch kein großer Fan von zu viel Automatisierung, aber eben ein paar Dinge helfen auch wirklich im Alltag und können einem auch helfen. bei diesem ganzen Thema der betriebswirtschaftlichen Betrachtung. Aber dabei hoffe ich immer, dass man dann die Leidenschaft dabei natürlich nicht verliert. Aber so würde ich jetzt den Blick drauf haben. Die Branchen in Summe, klar sind wir da in Summe ein bisschen hinterher in der Digitalisierung, aber jeder hat mittlerweile ein Handy und deswegen wird das kommen.
[SPEAKER 2]Kann da die aktuelle Situation auch wirklich als Chance dienen für Pferde-Deutschland?
[SPEAKER 1]Ich glaube, das gilt für die gesamte Branche. Ich komme aus einer beruflichen Vergangenheit, aus einem Großkonzern zum Beispiel. Deutsche Telekom. Genau, wo es ganz normal war, dass man eben auch im Homeoffice arbeitet und sich per Videokonferenz mit Kollegen aus der ganzen Republik zusammengeschaltet hat. Mein Team zum Beispiel, was ich damals geführt habe, war komplett über die Republik verteilt und es war völlig normal für mich, dass ich die über die Distanz digital geführt habe. Und das ist was, was man da jetzt kannte, was aber in vielen mittelständischen Unternehmen völlig undenkbar war, auch das Thema Homeoffice in Summe. Dass man eben per Video sich zusammenschaltet und eben da miteinander redet. Ich glaube, das sollte auch nicht das nur sein. Das erleben, glaube ich, auch viele jetzt, die jetzt im Homeoffice sitzen und täglich über Videokonferenzen arbeiten. Das ersetzt den persönlichen Kontakt nicht. Also definitiv nicht. Das ist schon was anderes. Aber es ist viel, viel besser, als nur zu telefonieren oder nur zu schreiben. Und so ist es so ein Zwischenweg. Und das ist, glaube ich, für uns alle, egal welche Branche, eine super Chance jetzt, das zu begreifen und uns da einfach ein bisschen flexibler aufzustellen. Also wir wollen jetzt ja nicht persönliche Treffen und persönliche Gespräche komplett ersetzen. Und das ist übrigens auch was mit diesen Digitallösungen. meine Vorstellung ist. Das ersetzt auch nicht die Morgenbesprechung im Team, wo man sich morgens doch zusammensetzt, ja meistens auch auf so einem Betrieb und bespricht, wer jetzt welche Aufgaben macht. Das darf es nicht ersetzen. Es soll ergänzen und eben als Strukturierungshilfe dienen. Und das ist egal, welche Lösung man da benutzt, sondern aber es hilft einfach, sich da vielseitig aufzustellen, auf jeden Fall.
[SPEAKER 2]Ich habe letzte Woche oder im letzten Podcast mit Christoph Hess darüber auch schon gesprochen. Was hast du für dich auch so ganz persönlich jetzt in der Corona-Zeit neu entdeckt? Was sind so die Dinge, wo du sagst, damit habe ich mich vorher gar nicht beschäftigt und jetzt habe ich die Zeit dafür?
[SPEAKER 1]Also ich habe erschreckenderweise festgestellt, dass sich so ganz krass mein Alltag nicht verändert hat. Also natürlich mein beruflicher Alltag. Normalerweise bin ich jetzt täglich zu Stellen gefahren und habe dort vor Ort die Gespräche geführt. Das machen wir jetzt teilweise über Videochats, auch mit den Stallbetreibern. Das klappt auch ganz gut. Aber sonst hatte ich jetzt dadurch, dass ich ja vor anderthalb Jahren mich mit diesem Startup selbstständig gemacht habe, sehr wenig sozial leben, so traurig das ist. Und so dass wir auch viel schon, ja jetzt nicht abends dann noch groß was unternommen haben. Ich bin sehr froh, dass ich meine Pferde habe und da auch nach wie vor hin darf und das hoffe auch, dass wir da einen Weg finden, dass da nicht der Rest der Bevölkerung böse auf uns schaut, dass wir da zu unseren Pferden dürfen, sondern dass wir es mit sehr viel Verstand und Vorsicht und ja, Sozialbewusstsein auch machen. Aber das hat uns so ganz krass verändert, weiß ich nicht. Ich erlebe, dass ich es vermisse jetzt, obwohl ich es, also weil ich es jetzt so gar nicht darf. Also zu meinen Eltern zum Beispiel, die meiden wir jetzt gerade so ein bisschen, die haben sich so ein bisschen isoliert. Da merke ich, dass ich das vermisse, obwohl ich es davor auch nicht hatte, aber da durfte ich es theoretisch. Ich weiß nicht, ob das logisch ist. Also jetzt, wo man es nicht darf, vermisst man es plötzlich.
[SPEAKER 2]Klar, das ist meistens so, aber ich glaube, man muss diese ganze Corona-Pandemie auch als große Chance sehen. Ich glaube, dass Digitalisierung auch ein großer Beitrag dazu ist. Und wir werden das weiterhin alles sehr, sehr genau beobachten, natürlich auch euren Weg mit der Pferde-App und wie ihr da auch die Digitalisierung vorantreibt. Und ja, damit vielen lieben Dank und schön, dass du bei uns warst im Podcast. Danke, Christina Terbile.
[SPEAKER 1]Danke.
[SPEAKER 2]Schön, dass du die gesamte Folge angehört hast. Wenn du magst, lass uns gerne eine 5-Sterne-Bewertung da in deiner Podcast-App. Bis zum nächsten Mal beim wehorse Podcast.