#33 mit Anja Beran, Verfechterin der klassischen Dressur und weltweit gefragte Ausbilderin
Ausbilderin Anja Beran hat sich seit ihrem 16. Lebensjahr der klassischen Dressur verschrieben. Sie lernte viele Jahre lang bei Meistern wie Manuel Jorge de Oliveira und Marc de Broissia und berichtet in dieser Podcastfolge, wie sie dabei ihren ganz eigenen Weg der klassischen Dressurausbildung entwickelte.
Du hörst in dieser Folge nicht nur mehrere wertvolle Erfahrungen und Tipps von der gefragten Ausbilderin, die du direkt in deinem Dressurreiten umsetzen kannst. Anja Beran berichtet dir auch ganz authentisch, was es heißt, sich für die Laufbahn einer Ausbilderin der klassischen Dressur zu begeben und einen Ausbildungsstall wie den Rosenhof im Allgäu zu führen.
Erfahre, welche Eigenschaft Anja Beran in die Wiege gelegt wurde, die ihr jetzt täglich bei der Arbeit mit den Pferden hilft, wie sie seit Jahren mit dem Circus Krone zusammenarbeitet, warum sie sich trotz 18 Stunden Arbeit am Tag immer noch gerne mehr für den Tierschutz einsetzen würde und wie sie zu ihrem neuen Pferd, dem Achal Tekkiner Degni Shael, kam.
Eine kurzweilige, authentische Podcastfolge mit tiefen Einblicken in die klassische Dressur, einem spannenden Lebensweg und einer guten Portion Humor.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 2]Herzlich willkommen zur neuesten Folge des wehorse Podcasts. Die wehorse Trainerin Anja Beran ist heute bei uns zu Gast. Sie ist Verfechterin der klassischen Dressurausbildung und wir als wehorse.com haben schon unzählige Lernvideos mit ihr produziert. Unter anderem das im Jahre 2018 meistgeschaute Video Blickschulung. Falls ihr es noch nicht gesehen habt und noch keine wehorse.com Nutzer seid, haben wir für euch exklusiv ein cooles Goodie, denn wir haben die Equitana Aktion verlängert. Wir haben so viele begeisterte Menschen auf der Weltmesse des Pferdesports getroffen, dass wir den Gutscheincode EQUITANA2019, mit dem ihr das 12-Monatskonto zum Sonderpreis von 9,90 Euro im Monat bekommt, verlängert. Dazu gibt es ein ganz besonderes Schmankerl, denn ab sofort gibt es exklusiv bei uns alle Lernvideos des FN Verlags beziehungsweise der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Da geht es um Themen wie die springreiterliche Grundausbildung, die Skala der Ausbildung, die Grundausbildung von Pferd und Reiter, beispielsweise auf Niveau der Klasse A oder L, der Reitersitz mit der Reihe Balance in der Bewegung und und und. Alles das Themen, die für jeden Reiter unglaublich wichtig sind und wir helfen euch dabei, diese Dinge zu lernen. Dazu gibt es natürlich noch über 60 weitere Ausbilder, mit denen wir Lernvideos bei uns auf der Plattform haben. Nun gibt es eigentlich gar keinen Grund mehr, nicht bei wehorse mit dabei zu sein, der exklusive Gutscheincode EQUITANA2019. Also, auf geht’s! Eine neue Podcast-Folge bei unserem wehorse Podcast. Einen, auf den ich mich sehr gefreut habe, denn heute ist Anja Beran zu Gast. Herzlich willkommen.
[SPEAKER 1]Ja, hallo. Freut mich.
[SPEAKER 2]Anja, du bist natürlich eine der Gallionsfiguren in der klassischen Dressur-Ausbildung. Was ist eigentlich klassische Dressur?
[SPEAKER 1]Ja, klassische Dressur richtet sich ganz klar immer nach der Natur des Pferdes. Das heißt, wir analysieren jedes Pferd individuell und geben ihm genügend Zeit zu reifen, gymnastizieren es in seinem Rahmen und verlangen natürlich nichts, was gegen die Natur ist.
[SPEAKER 2]Und das ist natürlich der Grundsatz, wie man mit Pferden umgeht. Wie äußert sich das in deiner Arbeit? Du bist ja Dressurausbilderin, arbeitest in Bayern, in Oberbayern kann man sagen. Wie äußert sich das in deiner täglichen Arbeit?
[SPEAKER 1]Ja, das äußert sich einfach, dass wir jedes Pferd eben genau unter die Lupe nehmen, versuchen seine Schwächen und seine Stärken zu erkennen und jedem Pferd dann auch die Zeit geben zu reifen. Also wir gehen ja auch nicht auf Turniere ganz bewusst, weil wir uns eben nicht diesem Leistungsdruck oder dem Pferd diesen Leistungsdruck zumuten möchten, wollen aber trotzdem die Pferde auf ein sehr hohes Niveau ausbilden. Also wir bilden auch aus bis Piave, Passage, Galoppwechsel, aber eben in Ruhe, wie ich immer sage. Und die Leichtigkeit steht dabei im Vordergrund, dass das Pferd wirklich im Gleichgewicht ist und man mit möglichst sehr, sehr feinen Hilfen das auch reiten kann, damit das Pferd am Ende sehr lange gesund bleibt. Und wir haben viele Pferde, die mit über 5, 26 Jahren noch gut zu reiten sind.
[SPEAKER 2]Ist dieses Thema nicht, sich leistungsmäßig messen zu wollen, ganz wichtiger Baustein in deiner Philosophie, nicht aufs Turnier zu fahren?
[SPEAKER 1]Nein, grundsätzlich muss natürlich schon ein Ehrgeiz da sein, den haben wir auch, aber man muss sehr schnell aufpassen, dass man sich nicht in diese Schiene höher, schneller, weiter drängen lässt, weil, wenn wir die Sportler anschauen, die jetzt andere Sportarten betreiben, wie sie ihren eigenen Körper schinden und was sie bereit sind, mit sich selber anzustellen, denke ich, da ist die Hemmschwelle, dann mit einem Tier was Schlimmes anzustellen, geringer, wenn man mit sich selber schon so hart umgeht. Und da, denke ich, muss man sehr, sehr aufpassen, dass man eben am Ende nicht den Erfolg vor das Tier stellt. Das ist eine Herausforderung.
[SPEAKER 2]Was ich sehr interessant fand, auch in der Vorbereitung auf dieses Gespräch, das wir heute haben, du bist gar nicht unbedingt mit Pferden, also nicht in einer Pferdefamilie aufgewachsen, sondern bis dann, mit sechs Jahren hast du angefangen zu reiten und bist so zu den Pferden gekommen. Beschreib mal diesen Weg.
[SPEAKER 1]Ja, aber meine Mutter ist schon geritten als Kind und Jugendliche, also sehr lange geritten und hatte dann wegen uns, wegen den Kindern eine Pause und hat das aber dann sehr willkommen geheißen, als sich Interesse dann für Pferde gezeigt hat. Dann war es für sie ein Wiedereinstieg und das war willkommen und so kamen wir dann auch recht schnell wieder zu eigenen Pferden.
[SPEAKER 2]Und dann hast du quasi als Jugendliche geritten, wie es hunderttausende Menschen in Deutschland auch heute tun.
[SPEAKER 1]Genau, also erstmal nur Gelände natürlich, weil das war ja langweilig in der Bahn. Und dann irgendwann möchte man ein bisschen mehr, dann macht man Reitabzeichen, Fahrabzeichen gemacht. Und dann natürlich im Rahmen dieser Reitabzeichen lernt man auch die Dressur- und Springaufgaben kennen. Also gehen wir ein bisschen aufs Turnier, haben wir dann auch gemacht. und Stilspringen geritten, Dressuraufgaben geritten. Dann habe ich aber recht schnell gemerkt, dass es alles sehr so kraftaufwendig ist und die Pferde fand ich ein bisschen ausdruckslos. Und das hat mir nicht so gefallen und im Gegenzug habe ich gesehen, dass mein Reitlehrer einen Lipizzaner-Hengst hatte und der hat ganz schwierige Sachen geritten und man hat nichts gesehen. Und das fand ich dann irgendwie spannend, dass es doch möglich ist. Und so ist es gekommen.
[SPEAKER 2]Ist das dann schon während deiner Phase, als du quasi, du hast ja gesagt, du hast Fahrabzeichen gemacht und bist im Gelände geritten, also sehr sehr vielseitig. Was war denn so neben dem Lipizzaner so der Auslöser, dass du Richtung Dressur zunächst gegangen bist? War es quasi diese Faszination der Arbeit?
[SPEAKER 1]Ja, also das war auch ein bisschen durch die Mutter dann bedingt. Die fand das mit dem Springen nicht so prickelnd und fand irgendwie diese feine Verständigung zwischen Pferd und Reiter. Passiert ja auch weniger. Ja, glaube ich, war auch ein Grund. Aber sie fand das irgendwie faszinierend und hat mich dann auch so ein bisschen dahingedrückt. Und das war dann ganz interessant, weil der Reitlehrer mit dem Lipizzaner hat gesagt, wenn du das richtig lernen willst, musst du nach Portugal. Und das war dann auch so, meine Mutter ist freudestrahlend mit mir dahin auch und hat das gleich unterstützt. Und da habe ich dann gesehen, dass man wirklich mit zwei Fingern, und damals war ich ja noch nicht mal ausgewachsen, auch schwierige Sachen reiten konnte ohne Kraftaufwand. Und dann habe ich es natürlich zuerst mal auf die Pferderasse geschoben. Ist ja klar, dann dachte ich, wenn man so reiten möchte, braucht man Lusitano. Aber inzwischen hat sich das, Gott sei Dank, dieses Verständnis geändert und ich habe gemerkt, es ist die Ausbildung.
[SPEAKER 2]Es hat sich deutlich geweitet, muss man einfach sagen.
[SPEAKER 1]Ja, man ist halt erstmal in dem Land natürlich fasziniert dann von der Rasse und von der Leichtigkeit und denkt, diese Pferde sind halt sensibler und damit geht’s. Aber nachher stellt man fest, es ist ein Trugschluss, weil wenn man nachher sieht, dass man kann jeden Haflinger so fein reiten, dann ist es doch das System, wie man ausbildet. Und ihr seid dann nach Portugal gereist, kann man sagen. Jede Schulferien habe ich in Portugal verbracht. Und dazwischen hatte ich auch längere Krankheitsphasen, die ich dort war, damit ich da halt unbedingt ganz viel mitbekomme. Also das war mir so wichtig. Und es wurde dann auch ein bisschen unterstützt von meinen Eltern, weil wir haben dort nur Französisch gesprochen oder der Unterricht war Französisch. In Portugal? Ja. Und dann haben die gesagt, ja, auch gut lernst du mindestens eine Sprache gut.
[SPEAKER 2]Zwei Fliegen mit einer Klappe, kann man sagen. Und ihr wart da bei Louis Valenza?
[SPEAKER 1]Da hat es angefangen, genau. Und der war befreundet mit Manuel Jorge Oliveira. Und der kam da öfter vorbei und hat gesehen, ich stand immer an diesem Bandentor. Also ich stand morgens um 8 Uhr und nachmittags um 5 Uhr immer noch. Und wenn ich halt nicht reiten durfte, habe ich geguckt Stunden, mir die Beine im Bauch gestanden und zugeguckt. Und dann hat er irgendwann gesagt, ob ich bei ihm mal reiten möchte. Und er hatte aber keine Reitschüler, keine Reitschule, nur er selber und seine damals Stierkampfpferde. Und dann habe ich gedacht, das ist ja spannend, da nimmt man ja alles mit. Und das war dann auch wirklich wesentlich spannender, weil da konnte ich viel mehr reiten, weil ich war ja mit dem Mann alleine da. Und dann habe ich oft Unterricht gekriegt, eine halbe Stunde, und dann ist er, das Pferd, natürlich wieder Korrektur geritten. Aber so kam man intensiv dann wirklich zum Lernen und die Pferde waren so fein, dass jede Hilfe, die ich gegeben habe da mit 16 oder so, war schon zu stark. Und das fand ich halt toll, dass man wirklich dann die Sensibilität auch geschult wird bei sowas.
[SPEAKER 2]Wie alt warst du da?
[SPEAKER 1]Ja, 16.
[SPEAKER 2]Also mit 16 ging es dann los und dann wirklich jede Ferien dort sogar.
[SPEAKER 1]Ja, ganz extrem. Also dann auch nachher ohne die Mutter, weil es gab ja ein deutsches Ehepaar, die da ein Haus hatten, wo sie Zimmer vermietet haben und die dann auch einen zum Stall gefahren haben, also konnte man dann auch alleine losgeschickt werden. Die haben einen dann am Flughafen abgeholt und dann wurde es für meine Eltern auch ein bisschen entspannter.
[SPEAKER 2]Und du warst zunächst bei Luis Valenza, für alle, die Luis Valenza nicht kennen, einer der großen portugiesischen Ausbilder. Alle Portugiesen sind natürlich stolze Lusitano-Reiter und vor allen Dingen, das finde ich auch interessant, immer wenn man mit denen spricht, die sind alle sehr eng verbandelt mit dem Stierkampf.
[SPEAKER 1]Ja und nein. Es hat natürlich eine große Tradition, aber viele Dressur-Ausbilder, auch Nuno Olivera, fand das nicht so toll mit dem Stierkampf. Hat auch immer ein bisschen geschimpft über die Reiter. Aber auf der anderen Seite muss man natürlich sagen, egal wie man den Stierkampf findet, er hat die Rasse zu dem gemacht, was es ist, weil es ist natürlich ein starkes Kriterium bei der Zuchtauswahl.
[SPEAKER 2]Und also zunächst bei Luz Valenza und dann ging es zu Manuel Jorge de Oliveira, wie ist dann der Kontakt schon gekommen?
[SPEAKER 1]Du warst quasi in Portugal und dann ging es so ein bisschen weiter? Ja genau, den habe ich da eben öfter getroffen, weil er da immer wieder verkehrt ist und dann hat er irgendwann gesagt, kannst du auch bei mir reiten? Und dann habe ich gesagt, ja wie praktisch, da ist ja sonst niemand. Und ja, dann war das da.
[SPEAKER 2]Waren das für dich oder sind das für dich zwei sehr prägende Ausbilder?
[SPEAKER 1]Ja, jetzt muss ich sagen, dass ich bei Luis Valenza eben, das waren nur zwei Jahre, also es war relativ wenig. Bei dem Manuel bin ich geblieben dann 26 Jahre, das ist natürlich eine Strecke. Und das war dann prägender, definitiv.
[SPEAKER 2]Und eine weitere Person, die glaube ich sehr prägend ist, ist auch Marc de Bruysa.
[SPEAKER 1]Ja, genau. Das war dann gleich nach dem Abitur. Man muss ja auch zwischen den Ferien gucken, dass man weiterkommt. Es sollte ja nicht so eine Ferienreiterei bleiben. Und ja, mit dem Studium, das fand ich alles ein bisschen erschreckend. Du hast angefangen zu studieren? Nein, ich habe studiert. Ich habe auch fertig studiert. Aber das war mir zu viel und zu wenig reiten. Und dann habe ich angefangen bei Marc de Brossiers zu arbeiten, gleich mit 19 und habe dann Fernstudium gemacht, habe Betriebswirtschaft auch fertig gemacht und konnte aber wirklich den ganzen Tag reiten. Und habe halt dann nachts gelernt und jetzt ist es eigentlich so geblieben, ich reite am Tag und mache nachts mein Büro.
[SPEAKER 2]Hilft ja das Betriebswirtschaftsstudium.
[SPEAKER 1]Ja, also dieser 18-Stunden-Rhythmus ist geblieben und den haben wir jetzt auch lange einstudiert, das passt.
[SPEAKER 2]War das schwierig sich zu motivieren für das Studium damals?
[SPEAKER 1]Wahnsinnig schwierig.
[SPEAKER 2]Der Fokus war ja bei dir von Anfang an wirklich das aufzusaugen, dieses Wissen.
[SPEAKER 1]Ja, also es war wahnsinnig schwierig. Es gab zu Hause dann auch mittelschwere Krisen mit absoluter Funkstille dazwischen, weil meine Eltern hatten auch ein Geschäft, wollten natürlich, dass ich das gerne übernehme.
[SPEAKER 2]Was hatten die für ein Geschäft?
[SPEAKER 1]Modebranche. Und das war nur so gar nichts für mich. Dabei hätte man gedacht, eine Tochter interessiert sich ja dafür und jetzt war mir das so ziemlich egal, was ich anhabe. Hauptsache es hat irgendwie nach Pferd gerochen. Und ja, also da gab es schon Hürden zu überwinden, Risiken. Also mein Vater hat immer gesagt, also so eine Tochter wie er hat keiner. Die reiten den ganzen Tag im Kreis. Er weiß gar nicht, was es soll. Nicht mal in der Natur. geschlossenen vier Wänden immer im Kreis rumreitet, mit der scheint was nicht zu stimmen.
[SPEAKER 2]Also der hatte eigentlich nie eine Verbindung dazu.
[SPEAKER 1]Ja fürchterlich, fürchterlich fand er das. Und ja gut dann war es am Ende, also es war schon für mich auch eine harte Zeit, weil das ist auch eine Belastung dann, wenn man so ein bisschen mit der Familie da im Clinch ist. Ich bin schon sehr stur, habe es durchgezogen und dann irgendwann so nach sechs, sieben Jahren haben sie gemerkt, es hört nicht auf und mit der Geschäftsübernahme, es wird nichts und jetzt ist das Verhältnis wieder super gut, aber das war schon eine Durststrecke.
[SPEAKER 2]War es für dich denn immer klar, dass du auch damit dein Geld verdienen möchtest?
[SPEAKER 1]Ja, muss man ja. Weil wenn man den ganzen Tag nichts anderes machen will, dann geht es ja nicht anders. Wo muss es ja herkommen?
[SPEAKER 2]Wo muss die Brötchen herkommen? Dann warst du bei Marc de Boissa und dort warst du 16 Jahre, glaube ich.
[SPEAKER 1]Also auch eine sehr prägende Periode. Ja, und die haben sich aber nachher auch angefreundet, der Manuel und er. und dass wir sehr viel hin und her geflogen sind. Er war hier, wir waren in Portugal. Es war ein ganz reger Austausch und ich glaube, das hat die ganze Sache auch sehr gut nach vorne gebracht. Also drei sehr große Ausbilder aus dem… Ja, drei war ja noch so das Küken. Aber wir hatten halt, das war eben schön, wir hatten auch immer um die 22 Pferde in Beritt hier. Und wir haben die Pferde, das ist bis heute so geblieben. Ich habe die Pferde sehr lange immer, viele Jahre. Und so konnten wir dann auch wirklich die gut ausbilden und voranbringen. Und weil wenn man Pferde immer nur drei Monate hat, dann weiß man am Ende nicht, ob das richtig war, was man gemacht hat. Also man sieht ja erst wirklich das Ergebnis und den Erfolg nach sechs, sieben Jahren, würde ich jetzt mal sagen.
[SPEAKER 2]Würdest du sagen, weil wenn man jetzt sich Sportreiter anschaut, da sind Pferde natürlich in einer kürzeren Periode da. Würdest du sagen, sechs, sieben Jahre ist so eine Maßregel, bis man den gemeinsamen Erfolg feststellen kann?
[SPEAKER 1]Ja, dann ist das Pferd ausgebildet und dann sieht man auch, ob man es gut gemacht hat, ob die Sache gefestigt ist, ob das Pferd dabei gesund geblieben ist, ob es motiviert ist. Also absolut, wenn das Pferd drei ist und Ruhe kommt, dann muss man da sechs bis sieben Jahre um draufpacken.
[SPEAKER 2]Also sechs bis sieben Jahre Ausbildung, muss man sagen. Also nicht Lebensalter, sondern Ausbildungszeit.
[SPEAKER 1]Ja, ja. Also das Pferd ist dann neun, zehn, je nachdem.
[SPEAKER 2]Wir haben ja jetzt über drei große Ausbilder gesprochen, also Luis Valenza, Manuel Jorge de Oliveira und Marco Bruista. Wenn du die drei vergleichen würdest, wer hat dir so welche reizerlichen und ausbilderischen Eigenschaften mitgegeben?
[SPEAKER 1]Also Luis Valenza, würde ich sagen, war einfach die Initialzündung, weil die Zeit war zu kurz, dass man da zwei Jahre und ich war sehr jung. Ich habe es alles aufgesaugt und toll gefunden, aber ich kann nicht sagen, dass ich sage, er hat es so gemacht und so mache ich es auch. Aber die anderen beiden waren natürlich schon sehr prägend. Der Marc hat in Frankreich gelernt, war nachher bei von Neindorf auch. Das war sehr, sehr, sehr klassisch, mit sehr vielen Systemen rangegangen, vor allem in der Jungpferdeausbildung. Also das mache ich glaube ich eins zu eins noch so. Das war unheimlich gut gemacht und auch immer sehr darauf bedacht, dass das Pferd a jeden Schritt erstmal gut versteht und b, dass dem Reiter aber auch nichts passiert. Also wir haben so viele Pferde angeritten, wo wirklich nie ein Pferd einen Bocksprung gemacht hat oder einer runter geflogen ist und das habe ich genauso beibehalten. Und nachher von Manuel kam so ein bisschen, sag ich mal, das Südländische, diese Leichtigkeit noch dazu, dass man ja die, also wie soll ich sagen, so in Deutschland ist ja auch so, dass man so eine Piaffe und alles so wahnsinnig ernst nimmt und das ganz genau alles und jetzt diesen Schritt und diesen Schritt und da war das leichter. Jedes Pferd kann piaffieren, jetzt probier mal, ja geht schon, jetzt ein bisschen mehr. Also das war dann irgendwie noch mal lockerer. Und dann habe ich mich dadurch auch mehr getraut und dachte, oh ja, das geht ja irgendwie. Und dann habe ich mit den Pferden auch mehr probiert und es kam dann auch mehr raus. Wo man am Anfang so ein bisschen eine Hemmschwelle hat, ob man jetzt wirklich jetzt schon Wechsel riskieren kann, soll man es probieren oder lieber noch nicht. Und da haben wir es einfach gemacht. Und dann habe ich gedacht, oh ja, es geht ja. Und das war gut, also dann habe ich mich ein bisschen mehr getraut.
[SPEAKER 2]Das ist ja in Deutschland häufig so dann ein Wechsel nach einer gewissen Ausbildungsperiode, so das Endziel. Die Südländer und die Portugiesen, die fangen von Anfang einfach an.
[SPEAKER 1]Ja, weil ich habe dann gelernt, es ist eben nicht ein Endziel, sondern es hilft dem Pferd. Es ist eine gymnastische Übung. Jedes Pferd kann es, weil es ist natürlich. Und wenn es dem Pferd hilft, ist es auch gut, wenn man früh damit anfängt. So ein Fritz Stahlecker hat es ja auch gemacht zum Beispiel. Und ja, dann habe ich es auch einfach probiert und es hat funktioniert. Und es war nie so, dass ein Pferd Schaden genommen hat. Im Gegenteil. Also Pferde sind wirklich bei uns unheimlich alt und gesund alt.
[SPEAKER 2]Und das ist ja das oberste Ziel, die Gesunderhaltung.
[SPEAKER 1]Also es geht um zwei Sachen, um die Gesunderhaltung und natürlich auch, dass ich das Pferd fein reiten kann und unter Kontrolle habe. Nur fein reiten nützt mir auch nichts, wenn er beim nächsten Luftballon wegspringt. Also ich muss das Pferd auch durch das Reiten an den Hilfen haben und kontrollieren können, weil dann wird es auch ein Sicherheitsfaktor.
[SPEAKER 2]Du bist dann nach dieser prägenden Zeit, die am Ende ja andauert, weil du mit denen wahrscheinlich bis heute in Kontakt bist, oder?
[SPEAKER 1]Nein, nicht mehr. Es war dann ziemlich schade. Es hat geendet, auch für mich abrupt oder überraschend, aber im Nachhinein war es auch gut, weil dann schwimmt man erst so ein bisschen haltlos da im Wasser rum und denkt, weil man konnte ja immer fragen, man konnte ja immer bei einem Problem dann nochmal anrufen oder sagen, jetzt, wie machen wir weiter und das fiel dann weg und dann habe ich gedacht, nee, jetzt eigentlich hast du so lange aufgepasst, zugeguckt, probiert, jetzt musst du es schaffen und manchmal, ganz ehrlich, war es mir mit den Männern so, also die haben halt dann auch mal was durchgesetzt und das bin ich nicht. Also wenn ich sehe, mit einem Pferd das geht nicht, dann mache ich immer gerne einen großen Bogen nochmal und denke mir, warum geht es nicht, es hat ja einen Grund, es kann jetzt nicht sein, dass er nicht will. Dann überlege ich und dann fange ich nochmal anders an oder gehe einen Schritt zurück. Und das bin mehr ich und das ist jetzt mehr rausgekommen. Also jetzt nehme ich mir nochmal mehr Zeit und ich lege mich nie, nie, nie mit einem Pferd an. Das ist überhaupt nicht meine Art. Und das ist jetzt, glaube ich, nochmal so mein eigener Stempel dazu gekommen, der vielleicht nie gekommen wäre, wenn ich weiter immer so unter Anleitung geritten wäre.
[SPEAKER 2]Wie genau löst du dann diese Konfliktsituation? Also jeder kennt das ja, ein Pferd geht nicht durch die Ecke, weil beispielsweise da ein kleines Bäumchen steht.
[SPEAKER 1]Also erstmal muss ich sagen, dass mir das irgendwie mit der Geduld ist mir in die Wiege gelegt worden, mit den Tieren. Also die können sich so blöd gar nicht anstellen, dass ich mich aufrege. Gibt’s nicht. Also der kann tausendmal was falsch machen, dann gucke ich mir das an und denke mir, Komisch, gibt’s ja nicht, aber ich werde nie irgendwie sauer, ist bei anderen Sachen nicht so, also die wollten mir mal Klavierspielen beibringen, also da haue ich nach 10 Minuten mit der Faust in die Tasten, weil ich es nicht hinkriege, da kriege ich richtig die Wut, aber mit so einem Tier nie, weil ich immer denke jetzt sieht er irgendwas was ich sehe oder es hat einen Grund. Und das ist mal das Wichtigste, dass man halt nicht wütend wird und die Geduld nie verliert. Das ist mir aber gegeben. Also dann fange ich an zu überlegen, dann lese ich manchmal nach, ob einer sowas schon mal hatte. Und dann probiere ich Sachen aus, hocke mich in die Ecke und fütter den da, wenn der da nicht durchging, hatte ich jetzt erst sowas. Und gehe halt jeden Tag mit dem da in der Ecke Mesh fressen und dann geht’s irgendwann. Also ich überlege mir dann einfach was, wie wir das in Ruhe friedlich lösen können. Und ich muss sagen, das klappt sehr gut. Wie liest du danach? Wir haben eine Bibliothek mit 800 Pferdebüchern bei uns eingerichtet und da gibt es immer, gerade bei den Alten, wo man was nachlesen kann. Also Udo Bürger lese ich sehr, sehr gerne und ich finde dann schon immer was.
[SPEAKER 2]Und das ist ja auch, muss man sagen, du hast ja eben gesagt, dass deine Ausbildung, bis du irgendwo ans Ziel siehst, diese sechs bis sieben Jahre, diese Zeit und diese Ruhe spiegelt sich dann ja in eigentlich allen Elementen der Ausbildung wieder.
[SPEAKER 1]Ja, würde ich sagen, ja. Aber es ist glaube ich halt auch ein bisschen Typsache. Also ich bin halt auch so. Jemand, der vielleicht aufbrausender ist oder so, der würde es jetzt so nicht aushalten oder hätte die Ausbilder gewechselt oder was auch immer. Aber ich denke, das ist so ein bisschen auch heute ein Problem. Heute hat man so Ausbilder-Hopping oft, sage ich. Die werden konsumiert, ein Wochenende da, ein Wochenende da, ein Wochenende da. Und man denkt, man pickt sich das Beste raus von jedem. Dabei hat man das Beste noch gar nicht verstanden, weil die Zeit einfach zu kurz ist. Also ich habe ziemlich lange gebraucht, bis ich die Herren da alle verstanden habe, worum es überhaupt geht. Und durch die lange Zeit kenne ich aber dann auch ein bisschen, glaube ich, als einzige die Schwächen, in Anführungsstrichen, des Systems und kann die jetzt dann selber vermeiden.
[SPEAKER 2]Du betreibst in Oberbayern einen Ausbildungsstall.
[SPEAKER 1]Ostallgäu.
[SPEAKER 2]Oh, ist es nicht Oberbayern?
[SPEAKER 1]Ja, wir sind die Grenze. Ich habe zwei Felder in Oberbayern.
[SPEAKER 2]Das nimmt man ja in Bayern sehr, sehr ernst, wo die Grenzen liegen.
[SPEAKER 1]Ja, zwei Felder in Oberbayern. Das Gebäude steht im Ostallgäu.
[SPEAKER 2]Also Asche auf mein Haupt, es ist das Ostallgäu mit Teilen von Oberbayern. Und ihr betreibt dort den Gut Rosenhof, wo du arbeitest mit den Tieren. Wie kam es dazu, dass du dich in dieser Art und Weise selbstständig gemacht hast?
[SPEAKER 1]Ja, das war auch wieder der Sturheit zu verdanken. Also ich habe es ja dann durchgezogen, ohne Eltern erstmal. ja die Bedingungen unter denen man dann arbeitet sind oft nicht so schön. Also ich kenne viele Ställe wo halt dann auch kein Fenster war, da wird mit der Plastikplane zugenagelt und so und so war es halt immer. Dann wird der Stall wieder versteigert und dann muss man in den nächsten mit seinen Brittpferden und so war das über viele Jahre. Also ich kenne die ganzen Tiefen des Breiterlebens und dann kam die Phase, wo ich ja wieder mit meinen Eltern ein gutes Verhältnis dann hatte und wo sie es einfach nicht mehr mit ansehen konnten. Und gesagt haben, also wenn es jetzt wirklich so bleiben soll, dann können wir, wollen dann, müssen eh die Firma eigentlich dann verkaufen, weil ich wollte es ja noch nicht und dann können wir halt dafür irgendwo.
[SPEAKER 2]Kind, wir helfen dir.
[SPEAKER 1]Ja genau, einen Hof organisieren.
[SPEAKER 2]Und warum dann Ostallgäu?
[SPEAKER 1]Also ich war dann schon die ganze Zeit immer in und um München. Wir waren auch in der Nähe von Weilheim, also ganz nah von da, wo wir jetzt sind. Und da hat es mir eigentlich sehr gut gefallen, weil das ist eine gute Stunde von München weg. Man hat seine Ruhe, man hat schöne Berge, viel Natur. Weil mir war wichtig, dass ich nicht Kunden bekomme, die so am Stadtrand kommen, weil es praktisch ist oder nah ist. Sondern ich wollte Kunden, die extra kommen wegen dem Reiten.
[SPEAKER 2]Echte Überzeugungstester.
[SPEAKER 1]So habe ich es mir vorgestellt und fand es auch für die Pferde besser eben, weil wir haben Koppeln ohne Ende und da in der Natur ist es einfach besser. Und dazu kommt, dass ich überhaupt nicht in, möglichst auch nicht an der Stadt, also ich selber mir vorstellen kann, zu existieren. Das geht gar nicht. Und ja, das war da gegeben. Das ist jetzt also ein Bergbauernhof und ist in der Einöde. Also wir sind nur zwei Höfe. Ja, und das passt jetzt ganz gut.
[SPEAKER 2]Aber man muss sagen, mit traumhaftem Blick.
[SPEAKER 1]Ja, ist doch fast 1000 Meter. Wir haben allerdings immer noch Schnee, hat auch seine Tücken, aber es ist okay.
[SPEAKER 2]Als ich einmal bei euch war, da wart ihr gerade eingeschneit. Das passiert, glaube ich, im Winter häufiger.
[SPEAKER 1]Ja, dieses Jahr war es ganz schlimm.
[SPEAKER 2]Ihr habt da, ich würde jetzt mal tippen, 50 plus mehr Pferde.
[SPEAKER 1]Ja, wir hatten jetzt immer so um die 55 Pferde.
[SPEAKER 2]Aber nicht nur Pferde, sondern auch andere Tiere, die bei euch beheimatet sind.
[SPEAKER 1]Ja, das stimmt, weil die Tierliebe hört natürlich nicht bei den Pferden auf. Also wir haben Kamele, Lamas, wir retten und kastrieren und impfen ständig irgendwelche Katzen. Ich weiß nicht, wie die alle zu uns finden. Also wir haben jetzt, glaube ich, im Moment wieder 14 Katzen. 14 Katzen? Ja, also wir haben mal 16, 17, mal haben wir 12, je nachdem. Also Mäuse haben es sehr schwer bei euch schon. Ganz schwer. Ne, so schwer auch nicht, weil wir füttern die Katzen zu gut. Also das ist alles gut. Wir haben Hunde, Ziegen, Hasen. Wenn das Tierheim überfüllt ist, dann nehmen wir denen auch mal ein paar Hasen ab oder Kaninchen. Und was haben wir denn noch? Ja, Hirsche. Hirsche? Ja, Schweine, sämtliche Schweine.
[SPEAKER 2]Hängebauchschweine?
[SPEAKER 1]Hängebauchschweine, Minischweine und auch zwei riesige normale Schweine, Siegfried und Karl-Heinz.
[SPEAKER 2]Siegfried und Karl-Heinz?
[SPEAKER 1]Ja.
[SPEAKER 2]Aber die werden auch nicht gegessen?
[SPEAKER 1]Nein, nein, nein, die hören aufs Wort. Die gehen mit meinem Mann spazieren.
[SPEAKER 2]Weil es gibt ja auch manchmal Schweine, die werden dann Wiener und Schnitzel genannt, aber das ist bei euch nicht so.
[SPEAKER 1]Wir würden sie vielleicht noch so nennen, aber ja, es würde nicht so enden. Weil wie gesagt, die gehen alle mit meinem Mann und den Hunden spazieren.
[SPEAKER 2]Und dort mit diesen knapp 50 Pferden arbeitest du, du hast ein Team auch von Bereitern. Beschreib mal die tägliche Arbeit, weil es ist ja eine sehr, sehr zeitintensive Ausbildung.
[SPEAKER 1]Ich wollte gerade sagen, wenn ich die beschreibe, wären wir heute nicht mehr fertig.
[SPEAKER 2]Aber wie viele Pferde reitest du am Tag, wie viel Zeit nimmst du dir konkret?
[SPEAKER 1]Ja, es geht morgens um sieben los und wir gehen abends so gegen halb neun ungefähr aus der Halle. Und die Arbeit ist also unendlich. Und das ist ja nicht nur die Arbeit, wenn man so einen Betrieb hat am Pferd in der Halle. Also da ist unheimlich viel drumherum. Es muss auch alles organisiert werden. Und deswegen muss man sich dann abends irgendwann um halb zehn zwingen aufzuhören. Und dann ist ja auch noch ein bisschen Büro bis halb eins. Machst du das auch selber? Ja also ich hab jemanden, aber es sind viele Sachen, die man selber machen muss.
[SPEAKER 2]Deine rechte Hand, Mirjam Pavlicek.
[SPEAKER 1]Ja, auch, auch, genau. Aber manche Sachen muss man halt leider auch selber zumindest nochmal durchlesen, entscheiden, abnicken. Ja, also bleibt schon genug übrig.
[SPEAKER 2]Das Interessante ist ja, du bist durch deine portugiesische Zeit mit dem Lusitano-Pferd sehr geprägt. Nun ist natürlich Deutschland Hochgebiet der Warmblut-Pferdezucht. Du kooperierst auch eng mit dem Haupt- und Landgestüt in Marbach, Baden-Württemberg und auch mit Schweiganger im Freistaat Bayern. Welche Pferde reitest du denn am liebsten?
[SPEAKER 1]Also ich hatte einen sehr, sehr, sehr guten Anglo-Araber und war dann wieder auf der Suche nach sowas. Die Lusitanus natürlich haben mich geprägt, von denen habe ich viel gelernt, damit bin ich groß geworden. Aber ich habe dann eben jetzt mal wieder sowas gesucht wie so einen Anglo-Araber, habe aber nicht das passende gefunden und habe deshalb in Russland einen Akhaltikiner entdeckt, der dem Anglo-Araber, würde ich jetzt sagen, sehr nahe kommt. Das habe ich sehr gerne, sehr blutgeprägte Pferde, nicht zu groß, so 1,60 Meter, ich bin ja auch nicht gerade die Größte und eben sehr edel, also das habe ich schon gerne.
[SPEAKER 2]Achaltequina, muss man sagen, ist auch eines deiner Herzenspferde, die auch bei dir sind.
[SPEAKER 1]Ja gut, jetzt habe ich erstmal nur den einen, aber von dem bin ich begeistert, das ist der erste. Aber wenn die alle so sind, ist das toll, aber der ist auf jeden Fall super.
[SPEAKER 2]Also für alle, die es nicht wissen, Achaltequina ist ursprünglich aus Turkmenistan und gerade so im südlichen Steppengebiet von Russland, sehr sehr weit verbreitet. Und in den 70er Jahren wurde der erste Achaltequiner auch nach Deutschland gebracht und eine sehr blutgeprägte Rasse, weil die auch sehr lange Distanzen gehen müssen mit den Achaltequinern und gerade auch im Distanzsport ein sehr beliebtes Pferd.
[SPEAKER 1]Ja, also meiner war auch auf der Rennbahn. Die machen das alles so als Leistungstest, gehen die ein Jahr Rennbahn und er war jetzt hier auch auf der Quitana dabei.
[SPEAKER 2]Genau, wir sind gerade auf der Equitana Weltmeisterschafts-Fährdesport in Essen.
[SPEAKER 1]Genau, und der ist jetzt sechsjährig, also er kennt nichts außer Rennbahn und jetzt eben bei uns ein bisschen und der hat sich hier super benommen. Also ich hatte schon wieder Tränen in den Augen, weil er sich so gut benommen hat.
[SPEAKER 2]Viele kennen dich ja durch die Lernvideos bei uns, aber auch durch Veranstaltungen und Lehrgänge und ein ganz besonderes Video ist Blickschulung. Viele kennen Blickschulung, im Übrigen das am meisten gesehenste Video bei uns auf der Plattform im Jahr 2018. Was hat dich bewogen einen solchen Vortrag zu halten wie Blickschulung?
[SPEAKER 1]Ja, das ist eine interessante Frage. Also dieses Thema, dass irgendwas in den Lektionen heutzutage, wenn man die auf dem Viereck sieht, nicht stimmt, das ist schon lange in meinem Kopf. Und also meine Ausbilder zum Beispiel haben immer gesagt, das ist keine reelle Piaffe, das ist keine richtige Passage. Und dann habe ich gelernt hinzuschauen und habe gesehen, ja, okay, da stimmt alles Mögliche nicht. Sie haben mir dann auch erklärt, warum, was an der Bewegung fehlt. Die ist nicht vollendet, der Ablauf und so weiter. Aber man sieht es eigentlich erst in Zeitlupe richtig. Dann haben wir das in Zeitlupe laufen lassen. Und dann, ja, dann war es die Miriam, die gesagt hat, wir können das ja so niemandem zeigen. Man will ja auch nicht sagen, der oder die machen das schlecht. Darum geht es ja gar nicht. Sondern es geht ja darum, dass wir vielleicht im Moment ein bisschen auf einem Irrweg sind, dass Sachen aus dem Ruder gelaufen sind, die man vielleicht gar nicht so wollte, dass sie sich so entwickeln, aber unbemerkt hat es sich eingeschlichen. Also wie können wir das darstellen und zeigen, da ist was falsch, ohne jemanden da komisch hinzustellen. Ja, und dann hatte die Miriam die Idee, dass wir das eben als Trickfilm machen. Also haben wir die Pferde real gefilmt und haben es dann umgewandelt in einen Trickfilm, sodass das ganze Pferd… Also es sind die Silhouetten, die Umrisse des Pferdes. Genau, das ganze Pferd ist schwarz, man sieht aber die Beinpaare sehr schön, weil wir haben immer ein diagonales Beinpaar blau und eins rot gefärbt, sodass man es langsam laufen lässt und wirklich den Bewegungsablauf dann super erkennt. Und dann kommt es wirklich zu Tage, was eben alles nicht stimmt. Und dann haben wir im Vergleich immer bei uns zu Hause ein Pferd gefilmt, wo der Ablauf klassisch korrekt ist, fürs Pferd auch gesund ist und haben das gegenübergestellt. Und damit ist dann eigentlich alles klar.
[SPEAKER 2]Und ich glaube ihr habt eine riesige Resonanz dadurch erzeugt.
[SPEAKER 1]Jein. So riesig ist die nicht, weil die Leute, die auch schon viele Jahre gemerkt haben, dass irgendwas nicht stimmt, die sagen jetzt natürlich, ja klar, haben wir immer gewusst. Und die anderen interessiert es aber nicht so.
[SPEAKER 2]Gab es denn Feedback von Reiter-Kollegen, die gesagt haben, sag mal, erklär mir das mal, warum du das so siehst?
[SPEAKER 1]Ja, das sehe ich ja nicht so. Das sieht ja jeder. Das sieht ja jeder, der es sich anschaut. Der muss auch gar nicht reiten, kann das erkennen. Also da muss man kein Fachmann sein. Ein einziger Grand Prix-Richter, meines Wissens, hat es sich angeschaut und kam dann auch zu mir und hat gesagt, es sieht so aus, als ob ich recht habe, aber man kann das ja… Ja, aber man kann es mit bloßem Auge ja nicht erkennen. Und wie soll er es dann bewerten? Dann muss ich sagen, wenn der Mann Recht hat, was durchaus sein kann, muss man vielleicht das Bewertungssystem überdenken und muss nach der Prüfung nicht die Note geben, sondern muss wirklich filmen, den Ritt aufnehmen, muss ihn dann in Zeitlupe analysieren und dann die Noten eben drei Stunden später geben. Ist halt dann so, wenn es so ist. Aber es kann ja nicht, die Fehler können ja nicht Folge von einem ungünstigen Bewertungssystem sein.
[SPEAKER 2]Obwohl ja du selber eigentlich ja gar keine Ambition Richtung Turniersport oder eine Turniersportreform hättest.
[SPEAKER 1]Nein, aber was ich wirklich sehr, sehr traurig finde und was mir wirklich weh tut sind, also ich muss ja sagen, wir haben einen Ausbildungsstall, aber wie viele Pferde bekommt man denn zur Ausbildung? Ganz, ganz wenig. Wann bekommt man ein Pferd als Ausbilder, wenn es nicht mehr geht? Und wenn ich das mal aufschreiben und zusammenzählen würde, wie viele sehr, sehr, sehr gute Pferde wir bekommen aus dem Sport oder gekörte Hengste, die es eben einfach nicht ausgehalten haben und die sowohl körperlich als auch psychisch riesige Schäden haben, dann tut es mir wirklich weh und dann denke ich mir, also wir sollten schon was ändern. Und es ist halt auch schlimm, man muss ja auch ein bisschen in Generationen denken, wenn die nächste Generation denkt, dass eine Piaffe so aussieht. Weil so darf keine Piaffe aussehen, weil sie eben dem Pferd schadet. Sie geht auf die Beine, sie geht auf den Rücken, sie ist einfach nicht gesund. Und das finde ich schon wichtig, dass man das Richtige, so wie es ursprünglich gedacht war und wie es auch der Natur vom Pferd entspricht, dass das erhalten wird. Also das ist mir schon wichtig, egal zu Nier hin oder her.
[SPEAKER 2]Du arbeitest auch sehr eng mit dem Zirkus Krone. Bist seit, ich glaube inzwischen über zehn Jahren. 30
[SPEAKER 1]Jahre.
[SPEAKER 2]Schon 30 Jahre?
[SPEAKER 1]Mit 19 gleich hat es angefangen.
[SPEAKER 2]Der Zirkus Krone hat nämlich einen festen Bau in München, ganz in der Nähe des Hauptbahnhofs. Und du trainierst mit dem familiengeführten Zirkus, das kann man sagen. Trainierst du dort unter anderem die Pferde?
[SPEAKER 1]Ja, also es ist eine längere Geschichte, aber die Frau Sembach-Krone damals noch hat einen Ausbilder gesucht für ihre Schulpferde. Also Schulpferde nennt man ja eigentlich ein Hoheschule-Pferd.
[SPEAKER 2]Also anders als im Reitverein die Schulpferde, wo täglich doch geritten wird.
[SPEAKER 1]Genau, also Schulpferde ist ein Pferd, was Hoheschule kann. Und die hat dann angerufen, ob sie kommen darf, ob man bitte vorreiten kann, sie brauchen einen Ausbilder für die Schulpferde. Und dann war der Marc de Brossière gerade am Knie verletzt, Meniscus oder irgendwas und konnte nicht reiten. Und dann hat er gesagt, kannst du bitte vorreiten. Und dann habe ich das gemacht und dann war sofort ein Draht da, weil der Frau hat es gefallen, das war eine richtige Pferdefrau. Zum Glück ist es ihr an dem Tag gut gegangen, also ich habe es irgendwie gut hingekriegt. Und die war ganz happy und ab da hat sie ihre Pferde gebracht. Und das war wirklich eine sehr, ich habe sie noch viel reiten sehen, eine sehr sehr gute Reiterin, auch mit einer großen Leichtigkeit und einem sehr guten Sitz und es musste alles ganz streng klassisch gehen. Also Biegung, Stellung musste immer genau stimmen und immer die Piaffe vor der Passage.
[SPEAKER 2]Also klassisch quasi nach deutschen Grundsätzen.
[SPEAKER 1]Ja, zum Beispiel ein Schulpferd darf auch niemals steigen. Also man denkt ja beim Zirkus irgendwie einfach hoch vorne, auf keinen Fall. Also ein Schulpferd darf Piafe, Passage gehen und wenn es Talent hat eine Levade, aber es darf nicht steigen. Und es war erlaubt, dass wir die Pferde dann knien, so Referenz machen, weil es sieht noch schön aus, aber mehr Trickschule.
[SPEAKER 2]Also so Kompliment zum Beispiel.
[SPEAKER 1]Ja, aber mehr Trickschule darf ein Schulpferd nicht gehen. Ein Schulpferd muss Piafe, Passage, Wechsel, Pirouetten, spanischer Schritt noch, das ging noch alles. aber nicht irgendwie da hinlegen oder steigen oder sowas. Und das fand ich ganz interessant, weil man hätte es ja ganz anders erwartet. Und dann war es auch so, wenn man mit dem sechsjährigen Pferdenfliegen Wechsel probiert hat, hat sie gesagt, ist das nicht ein bisschen früh? Also ganz anders, als man es von privaten Pferdebesitzern kennt, die eigentlich eher sagen, ja die Ausbildung muss aber jetzt mal schnell gehen und kann da noch nichts, wurde man da immer ausgebremst. Jetzt mal langsam, das Pferd haben sie ja noch sechs Jahre, die Pferde waren teilweise acht Jahre ohne Unterbrechung in Ausbildung.
[SPEAKER 2]Das war aber schon für die Zirkusvorführung gedacht.
[SPEAKER 1]Ja klar, acht Jahre haben die da reingesteckt, einfach so.
[SPEAKER 2]Und die wurden vorher nicht gezeigt?
[SPEAKER 1]Nix, die waren acht Jahre permanent bei uns und dann sind wir da hin, dann haben wir die Reiter da drauf gesetzt und alles erklärt, dann haben wir die im Winter immer wieder trainiert, im Sommer waren die dann außer Sicht, aber im Winter hatten wir die wieder, dass wir mindestens einmal die Woche hingefahren sind und das war eigentlich eine sehr schöne Verbindung. Und ihre Adoptivtochter, die das jetzt ja übernommen hat, die war damals acht oder neun, als wir angefangen haben. Und mit ihr hatte ich von Anfang an eigentlich einen guten Draht. Und ja, über die Jahre ist sie meine beste Freundin geworden, als sie dann erwachsen geworden ist. Und jetzt behalten wir das so bei. Also ich habe immer ungefähr sechs Pferde von Zirkus Krone dastehen. Zum Teil auch, das ist ganz schön, jetzt habe ich zum Beispiel einen 30-Jährigen, der ist bei uns ausgebildet worden, war dann zwölf Jahre, 13 Jahre im Zirkus und ist bei uns wieder zur Rente.
[SPEAKER 2]Was ja auch unglaublich schön ist zu sehen, dass so ein Pferd, das so behutsam ausgebildet wurde, auch so alt wird.
[SPEAKER 1]Ja, und es steht jetzt mit 30 wieder da. Also er war mit drei bei mir und jetzt mit 30 wieder. Also das ist schon irgendwie toll.
[SPEAKER 2]Das ist ja eigentlich so das Endziel oder das Schönste, was passieren kann, wenn genau dieser Fall eintritt, oder?
[SPEAKER 1]Ja, also super. Also das ist wirklich so, wie man sich vorstellt. Das Pferd hat erstens eine lange, lange Lebensaufgabe und ist auch immer mit denselben Leuten zusammen, ist immer in seinem Umfeld. Also der ist jetzt 27 Jahre mit uns da zusammen.
[SPEAKER 2]Ihr habt das Ganze, deine Arbeit und die Ausbildungsphilosophie unter dem Dach der Anja-Beran-Stiftung. Was genau hat es mit der Stiftung auf sich?
[SPEAKER 1]Ja, so kann man es nicht sagen. Also die Stiftung ist eine eigenständige Geschichte. die wir ins Leben gerufen haben, um eben zum Beispiel solche Sachen zu machen, wie diese Trickfilme. Das war teuer, das alles umzuwandeln. Und die Stiftung hat die Aufgabe, Tierschutz und auch diese klassische Reiterei zu erhalten. Das gehört ja zusammen. Und kann dann solche Sachen machen, hat natürlich auch schon Pferde gerettet. Also wir hatten einen Reitlehrer, der gestorben ist ohne Testament, der hatte ein altes Pferd. Der Reitverein, wo er angestellt war, hätte das Pferd natürlich sofort abgegeben und das Pferd haben wir dann übernommen und solche Sachen machen wir natürlich auch und diese ganzen Katzen retten und so weiter. Also das ist ein breites Feld, ja. Aber es hat jetzt nicht direkt mit der Ausbildungsarbeit was zu tun, sondern mehr so allgemein der ganze Tierschutz.
[SPEAKER 2]Das ist ja wirklich eines deiner großen Herzensthemen, Tierschutz.
[SPEAKER 1]Ja, man kann nur gar nicht alles machen, was man möchte, weil einem A die Zeit und B das Geld fehlt, aber ich verstehe mal nicht, wenn die Leute nichts zu tun haben. Es gibt so viel, wo man hinguckt, wenn man genau guckt, sieht man schlimme Sachen und wo man sich wirklich einsetzen könnte.
[SPEAKER 2]Und ich glaube, das ist auch ganz wichtig in unserer schnelllebenden Zeit, dass wir immer nochmal schauen, wo können wir auch konkret noch Dinge zum Positiven verändern.
[SPEAKER 1]Ja, es gibt so viel, wo es noch im Argen liegt, dass man sich nicht langweilen muss.
[SPEAKER 2]Genau, ich glaube, langweilig sollte uns allen zumindest nicht werden.
[SPEAKER 1]Nee, wirklich nicht.
[SPEAKER 2]Liebe Anja, am Ende eines jeden WeHouse-Podcasts haben wir die vier klassischen WeHouse-Fragen und die möchte ich natürlich auch dir stellen. Und Frage Nummer eins ist, und da bin ich sehr gespannt auf die Antwort ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 1]Also ich will einfach nur Freude haben an der Arbeit, die ich mache, Freude mit den Tieren und das ist mir das Allerallerwichtigste. Also dass ich viel in der Natur mit den Tieren zusammen bin und da einfach Freude habe und dass dann am Ende eben auch was Gutes rauskommt dabei.
[SPEAKER 2]Dann Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich persönlich besonders geprägt hat?
[SPEAKER 1]Ja, meinen Mann.
[SPEAKER 2]Ich hoffe zum Positiven.
[SPEAKER 1]Ich denke schon, ja. Ja, weil ich ja eben immer dieser so Schwierigseher bin. Also ich sehe ja immer überall Probleme oder auch, wie so schön heißt, Tiere in Not und wo ich denke, da müsste man jetzt was machen, aber ich schaffe es nicht mehr. Also wenn man mich alleine lässt, habe ich eigentlich sehr schnell ein dauer-schlechtes Gewissen, weil ich denke, man müsste, man müsste, aber ich kann ja nicht, ich kann ja nicht. Und er ist halt mehr so eigentlich schon eine frohe Natur und sagt jetzt nimm es halt nicht so schwer, man braucht auch Lebensqualität und ja, also er nimmt immer da ein bisschen den Druck raus.
[SPEAKER 2]Sehr gut. Dann Frage Nummer 3. Wenn du Reitern oder Pferdemenschen dieser Welt eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 1]Ja, es sind eigentlich drei Sachen. Also Ruhe, Geduld und immer erstmal reflektieren. Nicht handeln. Erstmal überlegen. Und dann sich in Ruhe überlegen, was man machen könnte. Aber nicht da gleich immer loslegen und bestrafen und ruppig sein. Nee. Ruhe, Geduld, überlegen.
[SPEAKER 2]Also einmal vorinhalten, sich einen Plan machen und dann loslegen.
[SPEAKER 1]Plan, erstmal überlegen, was ist jetzt los. Und dann überlegen, was der nächste Schritt sein könnte, der hoffentlich auch was bringt.
[SPEAKER 2]Und zum Abschluss bitte ich dich, diesen Satz zu vervollständigen. Pferde sind für mich.
[SPEAKER 1]Mein Leben.
[SPEAKER 2]Perfekt, ein ideales Schlusswort, würde ich sagen. Vielen Dank, liebe Anja. Wir haben natürlich deine ganzen Lernvideos auf wehorse.com, unsere andere Blickschulung und vieles, vieles weitere zu deiner Trainingsphilosophie, zu der Art und Weise, wie du arbeitest und wie du mit den Pferden umgehst. Vielen, vielen Dank, Anja Beran.
[SPEAKER 1]Ja, danke auch.
[SPEAKER 2]Zum Schluss noch einmal der Hinweis auf unseren Gutscheincode Equitana2019. Damit seid ihr beim Zwölfmonatskonto mit 9,90 Euro im Monat mit dabei. Und das Ganze geht ganz einfach, denn ihr klickt auf unserer Seite auf jetzt anmelden, wählt das Zwölfmonatskonto, gebt eure Daten ein, Vorname, Nachname, E-Mail-Adresse, Passwort, registriert euch also, kommt auf die Preisseite, gebt den Gutscheincode ein und dann, zack, seid ihr mit dabei. mit dem exklusiven Gutscheincode von wehouse.com, der Gutscheincode EQUITANA2019.