#Interview mit André Hascher von R-haltenswert: Gemeinsam für mehr Pferdewohl im Reitsport einstehen
In dieser Folge spricht Christian Kroeber mit André Hascher, Mitbegründer der Initiative R-haltenswert. Gemeinsam mit Viktoria Auracher engagiert er sich dafür, Wissen in der Pferdewelt zu bewahren und weiterzugeben, sich auf die klassischen Grundsätze der Ausbildung zurückzubesinnen und insgesamt für mehr Ethik im Reitsport einzustehen.
Vielen ist R-haltenswert ein Begriff, seit die Initiative beim Weltcup-Finale in Basel als externe Instanz den Umgang mit Turnierpferden, den Einsatz von Equipment und das Reiten auf Abreiteplätzen und in Prüfungen beobachtete und dokumentierte. Was sich dabei hinter den Kulissen abspielte, was positiv und was negativ auffiel, berichtet André im Podcast.
Sich wieder auf ethische Grundsätze und die Richtlinien für Reiten und Fahren zu besinnen, ist für André keine Option, sondern eine dringende Notwendigkeit: im Sinne der Pferde und um das Image des Pferdesports in der breiten Masse wieder zu verbessern. Die Vision von R-haltenswert ist es, Missstände aus der Pferdewelt heraus zu beseitigen, gemeinsam Lösungen zu finden und Brücken zwischen den verschiedenen Akteuren zu bauen. Nur durch einen offenen Austausch und das gemeinsame Ziel, das Tierwohl in den Mittelpunkt zu rücken, kann der Pferdesport seine Zukunft sichern und positiv gestalten.
Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
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[00:00:01-00:00:09]
Heute zu Gast André Hascher von der Initiative R-haltenswert, die sich unter anderem für den ethischen Reitsport einsetzt.
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[00:00:11-00:00:20]
Wenn wir diesen ersten Schritt machen, wirklich sagen, dass Menschen, die Pferde quälen, so klar wir das mal benennen, dass die in unseren Reihen nicht erwünscht sind.
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So lange droht uns immer diese Gefahr vor Einwischung Unfachkundiger von außen.
[SPEAKER 1]
[00:00:24-00:00:56]
Wenn wir das schaffen und dann zeigen, dass wir unseren Sport reformieren, dass wir uns überlegen, ob das eine oder andere Gebiss vielleicht nicht zeitgemäß ist oder auch nie zeitgemäß war, dass wir es jetzt endlich mal auf die rote Liste setzen, dann könnten wir ganz schnell gemeinsam nach vorne kommen. Herzlich willkommen zum wehorse Podcast. Heute mit Christian Kröber. wehorse ist deine Lernplattform, auf der du täglich Inspirationen, Trainingstipps und das Wissen der besten Trainer bekommst, um gemeinsam mit deinem Pferd jeden Tag besser zu werden.
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[00:00:58-00:02:09]
In der Pferdewelt hat die Initiative R-haltenswert in den vergangenen Wochen durchaus für Aufsehen gesorgt. Sie begleitete das Weltcup-Finale in Basel im April, wo sich der Veranstalter des Reitturniers, Thomas Straumann, im Vorfeld klar positionierte, mit dem Anspruch, etwas für den Sport tun zu wollen, dass es bessere Bilder gibt, fairer Sport gelebt wird und ein größerer Fokus auf das Thema Pferde wohlgelegt. Begleitet wurde das Ganze durch diese Initiative, die vor Ort das Thema überwachte und danach auch einen Abschlussbericht verfasst hat, der dann auch wiederum allerdings für Aufsehen gesorgt hat. Darüber wollen wir heute sprechen mit einem der Köpfe hinter dieser Initiative, André Hascher, der Teil des Experten-Teams von Erhaltenswert ist. Wir wollen genau beleuchten, was aus seiner Sicht in Basel passierte, wie generell sein Eindruck ist, wie mit dem Thema umgegangen wird, was die Ziele und die Motivationen auch hinterm Erhaltenswert sind und auch was bisher vielleicht noch nicht so gut läuft. Darüber sprechen wir jetzt. Also viel Vergnügen mit dieser Podcast-Folge. Hallo bei uns im Podcast, André Hascher.
[SPEAKER 3]
[00:02:10-00:02:12]
Hallo, vielen Dank für die Einladung.
[SPEAKER 2]
[00:02:12-00:02:46]
Schön, dass du da bist. Wir wollen über eine Initiative sprechen, deren Initiator du unter anderem bist, zusammen mit Viktoria Auracher, nämlich die Initiative Erhaltenswert, die in den vergangenen Wochen auch in der Pferdesportwelt einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat und darüber wollen wir heute sprechen, André. Aber vielleicht einmal vorweg für die Leute, die Erhaltenswert nicht kennen. Was ist Erhaltenswert? Das ja geschrieben wird mit R minus Haltenswert, was ja auch schon spannend ist. Also was ist die Idee dahinter?
[SPEAKER 3]
[00:02:47-00:03:02]
Also Erhaltenswert ist eine große Initiative, die sich langsam zu einer Institution formt, wo es um den Erhalt des Wissens, um die Pferdezucht und die klassische Ausbildung, aber auch um die Haltung und entsprechende tierärztliche Hintergründe geht.
[SPEAKER 1]
[00:03:02-00:03:14]
Wir versuchen Wissen dort zu bündeln, zu teilen und es dann nach Möglichkeit dem Publikum wieder zur Verfügung zu stellen, alles in der Hoffnung für unsere Pferde in der Zukunft das Beste zu erreichen.
[SPEAKER 2]
[00:03:16-00:03:27]
Und der Name Erhaltenswert, also dieses R minus Haltenswert, wie ist das zustande gekommen? Weil da stolpert man ja zu Anfang. Ist das auch so die Idee, dass man so ein bisschen an diesem Punkt einmal kurz hängen bleibt und darüber nachdenkt?
[SPEAKER 3]
[00:03:28-00:03:41]
Das ist tatsächlich kein Marketing-Trick gewesen, sondern Viktoria Auracher, die Gründerin, ist eine große Zucht-Enthusiastin und sie interessiert sich extrem für die Erhaltung seltener Genetik.
[SPEAKER 1]
[00:03:41-00:03:51]
Und das hätte man vielleicht vor 20 Jahren nicht gedacht, aber die Rubinstein-Linie, also zurückgehen auf Romadur und Ramses, ist ja mittlerweile von der Hengst-Linie schon beinahe bedroht.
[SPEAKER 3]
[00:03:51-00:03:56]
Und eigentlich bezieht sich das R auf ihren Junghengst, den sie eben aus dieser ...
[SPEAKER 1]
[00:03:56-00:04:00]
Rubinstein-Linie gezüchtet hat und so ist er quasi Namensgeber geworden.
[SPEAKER 2]
[00:04:02-00:04:14]
Okay, spannend. Also da auch ein konkreter Hintergrund. Was hat euch dazu bewogen, diese Initiative ins Leben zu rufen? Was ist der konkrete Auslöser zur Gründung gewesen?
[SPEAKER 3]
[00:04:15-00:04:25]
Also ich persönlich habe schon in den letzten, ich denke 18 Jahren, sehr viele Publikationen über Social Media und andere Magazine herausgegeben, wo es eben auch schon um diese Themen ging ...
[SPEAKER 1]
[00:04:26-00:04:30]
Im Rahmen dieser Veröffentlichung habe ich dann Viktoria kennengelernt.
[SPEAKER 3]
[00:04:31-00:04:43]
Und sie hatte irgendwann die Idee, das von einer Einzelperson quasi zu lösen und in eine richtige Institution zu überführen, damit wir noch sichtbarer werden, damit wir auch andere einladen können, mit uns zusammenzuarbeiten.
[SPEAKER 1]
[00:04:43-00:04:57]
Und auf diesem Weg haben wir uns dann in den vergangenen Jahren gefunden und eben im letzten Jahr dann den großen Zusammenschluss zu Erhaltenswert gewagt, um einfach auch bei Veranstaltungen mit einem greifbaren Namen sichtbar zu sein.
[SPEAKER 2]
[00:04:59-00:05:18]
Aber gab es, weil jetzt ja auch viel im Kontext von Erhaltenswert über das Thema Pferdewohl und Tierwohl gesprochen wird, gab es da einen konkreten Ausdruck oder ist es wirklich aus der persönlichen Motivation heraus entstanden, dass ihr Wissen aggregieren wollt und diesen ganzen Wissensraum erschließen möchtet darum zu?
[SPEAKER 3]
[00:05:19-00:05:20]
Beides trifft zu.
[SPEAKER 1]
[00:05:20-00:05:26]
Wir hätten die Initiative auch gestartet, wenn wir die vielen aktuellen Probleme im Pferdesport nicht hätten.
[SPEAKER 3]
[00:05:26-00:05:35]
Aber natürlich haben diese Skandale aus In- und Ausland, die wir leider alle in den letzten Jahren miterlebt haben, diesen Prozess natürlich beschleunigt und mittlerweile beschleunigt.
[SPEAKER 1]
[00:05:35-00:05:53]
sieht es ja so aus, dass wir uns zunächst mal auf den Sport, also Breitensport und Spitzensport, ein bisschen konzentriert haben. Aber trotzdem ist das gesamte Anfangsprojekt immer noch präsent. Also wir werden jetzt auch künftig wieder mehr in die Themen Zucht gehen und auch Nachwuchs im Reitsport mit einbeziehen.
[SPEAKER 3]
[00:05:53-00:06:01]
Das war jetzt einfach durch diese Chance beim Weltcup-Finale in Basel dabei zu sein, zunächst mal auf den Spitzensport ein bisschen fokussiert.
[SPEAKER 1]
[00:06:01-00:06:04]
Aber wir werden jetzt wieder mehr in unsere breite Basis gehen.
[SPEAKER 2]
[00:06:05-00:06:28]
Sprechen wir gleich noch darüber, dass sicherlich auch das Event, das Weltcup-Finale in Basel in diesem Jahr, das sicherlich euch auch für viele auf die Bildfläche gebracht hat. Vielleicht aber zunächst noch ein wenig in der Analyse bleibend. Was sind denn aus eurer Sicht und aus deiner Sicht auch ganz konkret die Herausforderungen zurzeit?
[SPEAKER 3]
[00:06:29-00:06:33]
Die großen Herausforderungen sind zunächst wirklich der Tierschutz.
[SPEAKER 1]
[00:06:33-00:06:43]
Wir müssen schauen, dass die Pferde möglichst artgerecht behandelt werden und dass vor allem wieder eine Ethik im Reitsport Einzug erhält, die auch heute natürlich von vielen gelebt wird.
[SPEAKER 3]
[00:06:43-00:06:47]
Aber wir haben leider viele schwarze Schafe in der Branche.
[SPEAKER 1]
[00:06:47-00:06:52]
So kommt es ja zu diesen immer wieder auftauchenden Skandalen. Das ist das eine Thema, der Tierschutz.
[SPEAKER 3]
[00:06:53-00:06:60]
Das andere, was mir auch persönlich und auch Viktoria sehr am Herzen liegt, ist natürlich auch das Image des Pferdesports.
[SPEAKER 1]
[00:06:60-00:07:08]
So wie wir als Kinder da mal reingewachsen sind, war das ja eigentlich ein Zeichen von Verantwortung gegenüber dem Sportpartner Pferd oder allgemein gegenüber anderen Lebewesen.
[SPEAKER 3]
[00:07:09-00:07:17]
Und mittlerweile sind auch wir persönlich ja schon in Situationen gekommen, wo man sich fast ein bisschen rechtfertigen muss, dass man den Pferdesport betreibt.
[SPEAKER 1]
[00:07:17-00:07:35]
Und das finden wir sehr, sehr schade, weil wir eben denken, dass die Mehrzahl der Menschen, die sich im Pferdesport und der Reiterei engagieren, das eben eigentlich aus viel Verantwortungsbewusstsein und Mitgefühl für das Tier tun. Und das möchten wir auch wieder nach außen tragen und dem Sport etwas zurückgeben.
[SPEAKER 2]
[00:07:36-00:07:53]
Warum glaubst du, dass diese Probleme bestehen? Die haben wir ja, die begleiten uns schon länger hier bei uns im Podcast, schon vielfach besprochen, von vielerlei Seite auch beleuchtet. Was ist da deine Idee, warum der Pferdesport an diesen Problemen krankt?
[SPEAKER 3]
[00:07:54-00:07:56]
Es ist natürlich vielschichtig.
[SPEAKER 1]
[00:07:56-00:08:04]
Ich denke, ein Problem ist, dass mittlerweile der Erfolgsdruck gerade für die Reiter, die im Fokus stehen, zu groß geworden ist.
[SPEAKER 3]
[00:08:04-00:08:14]
Es ist sehr viel Geld im Umlauf, was ja eigentlich für unseren Sport toll wäre, dass es viele Investoren und Sponsoren gibt, die versuchen, große Projekte zu ermöglichen.
[SPEAKER 1]
[00:08:14-00:08:22]
Allerdings führt dies natürlich auch unweigerlich dazu, dass die Reiter einem hohen Erfolgs- und Erwartungsdruck ausgesetzt sind. Das ist mit Sicherheit ein Problem.
[SPEAKER 3]
[00:08:23-00:08:31]
Aber ein ebenso großes Problem dürfte sein, dass es auch schwer ist, das richtige Wissen zu erwerben, wirklich reiten und ausbilden, zu lernen.
[SPEAKER 1]
[00:08:31-00:08:38]
Wir haben brillante Ausbilder in Deutschland und auch in ganz Europa, aber aus meiner Sicht leider zu wenige.
[SPEAKER 3]
[00:08:38-00:08:48]
Wer heute wirklich versucht, Das Reiten so zu erlernen, dass er auch ein Pferd ausbilden kann, der muss oft über viele Kilometer oder Dutzende Kilometer suchen.
[SPEAKER 1]
[00:08:48-00:08:57]
Und bei den guten Adressen ist es ja als Neueinsteiger oft ganz schwer, überhaupt Anhalt zu finden, weil die natürlich entsprechend ausgebucht sind.
[SPEAKER 3]
[00:08:57-00:09:07]
Wir denken, wir brauchen eine weitere Streuung von Wissen, dass es wieder in den Reitvereinen möglich ist, auf ganz normaler Amateurebene den richtigen und gesunden Umgang mit dem Pferd zu lernen.
[SPEAKER 2]
[00:09:10-00:09:60]
Da würde man ja erstmal sagen, eine der Lösungsansätze wäre ja, wir brauchen einfach mehr Schulung. Da gab es mal immer wieder dieses schöne Sprichwort, dass Thomas Kasper, der ein namhafter Züchter aus Baden-Württemberg, der auch die Initiative Pferde für unsere Kinder ins Leben gerufen hat, der immer gesagt hat, Wenn es zu wenig Fahrschullehrer geben würde, dann würden Mercedes-Benz, BMW und VW sich zusammenschließen und sagen, wir bilden jetzt mehr Fahrschullehrer aus, damit mehr Leute Auto fahren können. Das ist ja eigentlich die perfekte Analogie hierfür. Eure These ist, wir brauchen mehr Menschen, die geschult werden mit dem richtigen Umgang. Wir können also notieren, was dann richtig genau heißt, aber das ist ja eigentlich die Idee. Es muss quasi mehr Wissen in die Breite kommen.
[SPEAKER 3]
[00:10:00-00:10:01]
Ja, absolut.
[SPEAKER 1]
[00:10:01-00:10:30]
Und es ist eine interessante Entwicklung, die wir seit Basel erleben, dass wir nicht nur von Aktiven angesprochen werden, sondern dass teilweise auch weltweit tätige Sponsoren auf uns zukommen, die sich genau das wünschen, natürlich von einer anderen Warte aus kommend. Die wünschen sich weiter den Reitsport als ästhetisches Werbemittel oder als Branche sich dort eben entsprechend zu zeigen. Haben natürlich aber mittlerweile auch Probleme mit dem etwas abrutschenden Image des Pferdesports bekommen.
[SPEAKER 3]
[00:10:30-00:10:43]
Und vielleicht ist es dieser Rückenschluss, den du angesprochen hast, dass irgendwann auch von ganz anderer Seite, als wir bisher gedacht haben, nämlich eben auch aus der Wirtschaft das Bedürfnis entsteht, die Reiterei, ich sag mal, aufs nächste Level zu heben.
[SPEAKER 1]
[00:10:44-00:10:49]
Und vielleicht kommt da eine Unterstützung an, die wir bisher noch gar nicht gedacht haben.
[SPEAKER 2]
[00:10:49-00:11:22]
Was genau ist denn dieses nächste Level? Ist es eine Rückbesinnung auf, was ja häufig beschrieben wird, auf so wie das Reiten früher war, was häufig, wenn man dann wirklich nachfragt, gar nicht so genau zu definieren ist, weil es gibt ja in Deutschland zum Beispiel die Richtlinien, wie der Name ja schon sagt, danach kann man sich richten. Was jetzt das Thema Pferdeausbildung angeht, da sind ja auch die ethischen Regeln drin verankert. Das haben wir ja eigentlich. Braucht es dann etwas Neues oder braucht es nur eine andere Form der Durchsetzung?
[SPEAKER 1]
[00:11:23-00:11:36]
Ich glaube tatsächlich auch, dass die Richtlinien für Reiten und Fahren, wie wir sie in Deutschland über Jahrhunderte fast schon herausgebildet haben, eigentlich die Basis wieder sein sollten. Eigentlich ist da alles geschrieben, wie es korrekt geht.
[SPEAKER 3]
[00:11:36-00:11:38]
Und wir brauchen diese Rückbesinnung.
[SPEAKER 1]
[00:11:38-00:11:46]
Wir haben das Problem, dass gerade auch im Springsport aus meiner Sicht die Parcours einfach zu anspruchsvoll, teilweise auch zu hoch geworden sind.
[SPEAKER 3]
[00:11:46-00:11:49]
Wir sehen das ja, man kann ja kaum einen großen Preis mehr anschauen.
[SPEAKER 1]
[00:11:50-00:11:59]
bei dem die Pferde, ich sag mal, normal, was auch immer das heißen mag, gezäumt sind. Also ich denke, es wäre wünschenswert, vielleicht im Sport das eine oder andere.
[SPEAKER 3]
[00:12:01-00:12:10]
um es dann aber möglich zu machen, mit normalen Ausbildungsmitteln, mit einer korrekten Schulung, Gymnastizierung des Pferdes, trotzdem höchsten Ansprüchen zu genügen.
[SPEAKER 1]
[00:12:10-00:12:15]
Also ich bin wirklich der Meinung, die Richtlinien, die wären eigentlich das Maß der Dinge.
[SPEAKER 3]
[00:12:16-00:12:20]
Wenn wir uns die wieder vergegenwärtigen, dann wären wir dem Ziel schon einen ganzen Schritt näher.
[SPEAKER 2]
[00:12:21-00:12:33]
Warum werden die gerade nicht genügend vergegenwärtigt? Ist es ein Verbandsproblem oder ist es das vorhin angesprochene Wissensproblem in der Breite? Was ist da deine Anamnese?
[SPEAKER 1]
[00:12:33-00:12:35]
Ich denke, das sind wir schon alle zusammen.
[SPEAKER 3]
[00:12:35-00:12:46]
Natürlich sind es einmal die Richter und Funktionäre, die sich wirklich auf Verbandsebene einsetzen müssten und die Leitlinien wieder stärker in den Vordergrund rücken sollten.
[SPEAKER 1]
[00:12:46-00:13:19]
Aber es sind natürlich auch wir zu Hause als Reiter oder Ausbilder, die auch in unbequemen Situationen beim Kunde, beim Reitschüler, beim Sponsor einfach einfordern müssen, dass die entsprechende Geduld auch wieder, ich sag mal, gelebt wird und dass man dem Sportpartnerpferd einfach die Zeit geben muss, sich so zu entwickeln, bis es eben aus gerade gerichtetem Körper mit Tragkraft, egal ob im Springen oder in der Dressur, die eines Pferd gestellten Aufgaben aus einem gesund arbeitenden Biomechanismus heraus erbringen kann.
[SPEAKER 3]
[00:13:19-00:13:25]
Es ist so, wir haben unglaublich qualitätsvolle Pferde, vielleicht qualitätsvoller als sie je waren.
[SPEAKER 1]
[00:13:25-00:13:41]
Aber das lädt natürlich auch dazu ein, über gewisse Ausbildungslücken hinweg zu gehen, auf spektakuläre Bewegung oder extremes Vermögen zu setzen und vielleicht zu Hause seine Hausaufgaben nicht ganz zu machen. Das ist eine Entwicklung, die sollte man dringend wieder verändern.
[SPEAKER 2]
[00:13:42-00:13:59]
Aber da würde man ja eigentlich sagen, das Turnier ist ja eigentlich der Ort, wo im wahrsten Sinne des Wortes darüber gerichtet wird. Da sitzen dann Richter, die sagen dann, okay, das ist gut oder das ist nicht so gut. Ist das aus eurer Sicht dann ein Problem des Gesamtsystems?
[SPEAKER 3]
[00:14:00-00:14:06]
Ja, es ist ein Problem des Gesamtsystems, aber ich finde durchaus, dass die Richter hier eine tragende Rolle spielen.
[SPEAKER 1]
[00:14:06-00:14:17]
Also ich bin ein großer Freund von alter Pferdesportliteratur und versuche da mich täglich irgendwie auf den neuesten Stand zu bringen, beziehungsweise auch mich in alten Dingen zu vertiefen.
[SPEAKER 3]
[00:14:17-00:14:29]
Und ursprünglich war ja der Ansatz der Turnierreiterei so, dass sich quasi, ich sag mal, zwei Herren, so wie es damals war, auf der frühen Wiese getroffen haben mit ihren ausgebildeten Pferden und haben teilweise vor allem mit Reiterwechsel gearbeitet.
[SPEAKER 1]
[00:14:30-00:14:49]
wie es der Kollege gemacht hat, haben es dann besprochen und haben einfach versucht, das Ganze mit möglichst viel Leichtigkeit und unsichtbaren Hilfen hinzubekommen. Mittlerweile ist es ja so, dass wir im Dressursport fast immer diejenigen Paare an vorderster Front stehen sehen, die einfach mit den exaltierten Bewegungen aufwarten.
[SPEAKER 3]
[00:14:49-00:14:60]
Wenn wir vielleicht jemanden im Feld haben, der eigentlich technisch hervorragend geritten ist, kann es aber gut sein, dass der am Ende nur auf Platz 5 bis 10 landet, weil das Pferd vielleicht nicht die Grundqualität hat.
[SPEAKER 1]
[00:14:60-00:15:04]
Es wäre eigentlich wünschenswert, die technisch besten Ritte wieder nach vorne zu stellen.
[SPEAKER 3]
[00:15:04-00:15:29]
Und ähnlich ist es natürlich im Springen, wenn ich internationale 1,60 Meter Parcours sehe, mit wirklich hervorragenden Reitern und Pferden, die aber dann eine Zäumung auf dem Pferdekopf haben, die man zu Hause nur mit erheblichem Widerstand aus der Markengegend anlegen würde, dann muss man sich schon fragen, ob das noch im Sinne des ursprünglichen Erfinders ist.
[SPEAKER 2]
[00:15:29-00:15:54]
Wir haben eben kurz schon das Thema des Weltcup-Finals in Basel angesprochen. Dort wurdet ihr durch den Veranstalter, durch Thomas Straumann und sein Team eingeladen, das Weltcup-Final aus Tierschutzgesichtspunkten zu bewerten und zu begleiten. Erklär einmal unseren Hörern, was genau ihr da gemacht habt, was genau der Auftrag war in Basel.
[SPEAKER 1]
[00:15:55-00:16:08]
Also zunächst haben wir uns darüber natürlich riesig gefreut, weil das war ja schon ein kleines Zwischenziel, was wir hatten, dass diese Gedanken nicht irgendwo auf der grünen Wiese nur gelebt werden, sondern dass sich der Spitzensport beginnt dafür zu interessieren.
[SPEAKER 3]
[00:16:08-00:16:10]
Das war natürlich eine Art kleiner Ritterschlag.
[SPEAKER 1]
[00:16:11-00:16:21]
dass das Team um Herrn Dr. Straumann uns angesprochen hat, für die größte Pferdesportveranstaltung der Welt in 2025 dort ein Teil der Veranstaltung zu sein.
[SPEAKER 3]
[00:16:21-00:16:27]
Also unser Ziel war es dort, mit den Stewards vor Ort in Kontakt zu treten, quasi der Blick von außen zu sein.
[SPEAKER 1]
[00:16:27-00:16:35]
Das ist ja auch in der Wirtschaft oder in allen leistungsbezogen wichtigen Bereichen immer eine große Sache, dass man mal eine Supervision von außen hat.
[SPEAKER 3]
[00:16:36-00:16:44]
Und einfach vielleicht mal ein Feedback bekommt, wo in der eigenen Branche vielleicht das eine oder andere aus dem Inner Circle heraus gar nicht mehr so gesehen wird.
[SPEAKER 1]
[00:16:44-00:16:53]
Und wir wollten eben mit den Stewards der FEI, aber auch mit den Veranstaltern und mit den Funktionären der FEI im Hintergrund ins Gespräch kommen.
[SPEAKER 3]
[00:16:53-00:16:58]
Und wollten einfach ein bisschen fachkundige Expertise von außen bekommen.
[SPEAKER 1]
[00:16:58-00:17:04]
Einfach mit einfließen lassen, um es vor Ort gemeinsam besser zu machen. Und das war auch unser Auftrag.
[SPEAKER 3]
[00:17:04-00:17:11]
Das hieß ja auch EQC, also Equal Quality Control, sollte einfach eine externe Supervision sein.
[SPEAKER 2]
[00:17:12-00:17:24]
Also wie in der Wirtschaft würde man sagen, ein Audit eines Wirtschaftsprüfers, wo dann zum Beispiel die Bilanz geprüft wird. So ähnlich war die Idee, dass ihr das in Basel macht.
[SPEAKER 3]
[00:17:24-00:17:26]
Ja genau, das ist uns auch sehr wichtig.
[SPEAKER 1]
[00:17:26-00:17:36]
Es wurde im Vorfeld von Basel in der Presse teilweise so aufgebaut, als wären wir quasi diejenigen, die hier die Reiter haben. sanktionieren oder die gegen die FEI arbeiten.
[SPEAKER 3]
[00:17:36-00:17:40]
Also beides war nie angedacht, ist auch so nicht gemacht worden.
[SPEAKER 1]
[00:17:41-00:17:51]
Wir finden es wichtig, dass es einen Dachverband gibt, der die Geschicke lenkt, weil nur so ist eine einheitliche Willensbildung und so auch die Reform, die wir jetzt denke ich vor uns haben, nötig.
[SPEAKER 3]
[00:17:51-00:17:59]
Also wir sind weder gegen eine FEI noch gegen nationale Föderationen wie in Deutschland eben die FN. Wir begrüßen sogar, dass es diese Verbände gibt.
[SPEAKER 1]
[00:17:59-00:18:16]
Wir würden es einfach nur gerne mit einbringen und so ein zu dieser Modernisierung beitragen. Wir machen es ja auch ehrenamtlich. Also insoweit sind wir eigentlich, wenn überhaupt, nur auf der Helferseite und haben da keine eigenen Ansprüche.
[SPEAKER 2]
[00:18:16-00:19:55]
Wir freuen uns extrem, einen neuen Trainer bei uns auf der Wios-Plattform begrüßen zu können. Ab sofort. Für alle Wios-Mitglieder gibt es einen Online-Kurs mit dem Dressurreiter Raphael Netz. Der Kurs trägt den Namen Versammlung richtig erarbeiten von den Grundlagen zu Lastaufnahme und Tragkraft. Das Ganze beschreibt Raphaels Weg, Raphaels Philosophie zum Thema Versammlung. Gemeinsam erarbeitet ihr die korrekten Grundlagen und fördert durch diese Arbeit an der Versammlung die Gesunderhaltung des Pferdes. Es sind sechs Module mit 34 Lerneinheiten. Das Ganze wirklich tief, tief ausgearbeitet über die letzten Monate und exklusiv verfügbar Im Web und in unserer App für Wios-Mitglieder. Viel Spaß! auf den Abreite- und Vorbereitungsplätzen und auf dem Weg in die Arena dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden sollen. Die sind aber nicht im Range eines Richters. Die Richter sind dann quasi in der Wettkampfarena und überwachen dort alles. Und so ist dieses Zusammenspiel quasi zwischen Steward und Richter auf einem internationalen Event entstanden. Was konkret habt ihr da gemacht? Habt ihr dann jede Prüfung auf dem Abreiteplatz und in der Wettkampfarena gesessen? Habt ihr euch das genau angeschaut, jeden Ritt bewertet? Erklär mal, wie genau der Ablauf war. ...
[SPEAKER 1]
[00:19:58-00:20:02]
an Bord geholt, die alle ihre Ausbildungen mit Stehensweckplakette abgeschlossen haben.
[SPEAKER 3]
[00:20:02-00:20:13]
Das war mir wichtig, weil ich denke, wenn man hier als Kontrollorgan kommt, dann muss man da auch irgendwo auf Augenhöhe agieren und muss auch gucken, dass bei den Aktiven oder eben bei den Stewards der FEI eine Akzeptanz da ist.
[SPEAKER 1]
[00:20:13-00:20:24]
Und ich hatte da wirklich drei hervorragende Leute mit dem Marcel Egger, Jonathan Marquardt und Falk Stankus, die auch die Besonnenheit und die Fachkunde haben, so eine Aufgabe wirklich mitzutragen.
[SPEAKER 2]
[00:20:25-00:20:32]
Auch schon hier im Podcast zu Gast gewesen, Herr Falk. Jawohl. Vor langer Zeit, aber Falk Schanko ist auch hier im Podcast schon bekannt.
[SPEAKER 1]
[00:20:32-00:20:37]
Also Falk ist wirklich ein besonderer Fachmann, das muss man wirklich hervorheben.
[SPEAKER 3]
[00:20:37-00:20:47]
Und wir haben tatsächlich lückenlos an allen Aufwärmbereichen, also sowohl an den zwei großen Abreitezelten und auch an der Longier Arena immer Aufsicht gehabt.
[SPEAKER 1]
[00:20:47-00:20:53]
Also solange Pferde dort zugegen waren, war auch mindestens eine unserer Kontrollpersonen, wenn man es jetzt mal so nennen will, auch vor Ort.
[SPEAKER 3]
[00:20:54-00:21:01]
Wir haben einfach immer zugeordnet zu Uhrzeiten und Kopfnummern, also zu Pferd und Reiter, notiert, was da aufgefallen ist.
[SPEAKER 1]
[00:21:01-00:21:05]
Wir haben auch positive Dinge notiert, wenn sie zu berichten waren.
[SPEAKER 3]
[00:21:05-00:21:22]
Aber wir haben vor allem auch Verstöße aufgenommen, sowohl gegen Regeln der FAI, wenn es diese gegeben haben soll, als aber auch gegen die Richtlinien, die wir bis vorhin besprochen haben, wo es ja auch darum geht, ob ein Reithalfter korrekt verschnallt ist, ob die Kandare richtig sitzt und dergleichen.
[SPEAKER 1]
[00:21:22-00:21:34]
Wir haben das einfach mal im Stillen protokolliert und hatten eigentlich die Absicht, das dann auch vor Ort, wenn es gravierende Verstöße waren, direkt mit den Stewards zu besprechen.
[SPEAKER 3]
[00:21:34-00:21:40]
So war es auch ursprünglich in der ersten Sitzung, die wir mit der FEI zur Eröffnung der Veranstaltung hatten, geplant.
[SPEAKER 1]
[00:21:40-00:21:53]
Allerdings wurden wir dann an Tag zwei gebeten, doch bitte nicht mehr vor Ort mit den diensthabenden Stewards zu sprechen, sondern das bitte immer nur am nächsten Tag im Nachgang in einer internen Sitzung hinter den Kulissen zu äußern.
[SPEAKER 2]
[00:21:54-00:22:21]
Okay, also ihr habt euch das quasi alles angeschaut. Man muss dazu sagen, dass das natürlich auch auf Freiwilligkeit beruht. Also die FBI muss quasi euch nicht zuhören, sondern ihr seid dort vor Ort als Begleiter. Wenn wir mal zu den Ergebnissen kommen. Du hast gesagt, es gibt positive und es gibt kritisierungswürdige Ergebnisse. Vielleicht, um auch mal positive Sachen zu sagen. Was ist denn positiv gelaufen?
[SPEAKER 1]
[00:22:22-00:22:41]
Ja, ich will gerade noch mal ganz kurz unserer Rolle einen Satz sagen. Und zwar ist es so gewesen, dass der Veranstalter uns schon so fest installiert hat, dass es klar war, dass wir für den Ablauf der Veranstaltung einen festen Platz haben, inwieweit dann die FEI bereit ist, mit uns zu sprechen oder auch von uns Ratschläge anzunehmen. Dieser Teil war tatsächlich freiwillig.
[SPEAKER 3]
[00:22:41-00:22:53]
Also was sehr positiv gewesen ist, dass in Basel zunächst die Vor allem bei den Dressurreitern zu Beginn des Aufwärmens, die Pferde recht harmonisch gearbeitet worden sind.
[SPEAKER 1]
[00:22:53-00:22:59]
Wir haben ja auch einen großen Abschlussbericht verfasst, den man kostenlos auf der Seite von Erhaltenswert downloaden kann.
[SPEAKER 3]
[00:22:59-00:23:01]
Das ist vielleicht für die Details sehr interessant.
[SPEAKER 2]
[00:23:02-00:23:04]
Packen wir auch gerne in die Shownotes.
[SPEAKER 1]
[00:23:04-00:23:08]
Und das haben wir auch dort positiv festgehalten.
[SPEAKER 3]
[00:23:08-00:23:14]
Was uns auch gut gefallen hat, dass im Voltigieren ein sehr freundlicher Umgang mit den Pferden aufgefallen ist.
[SPEAKER 1]
[00:23:14-00:23:19]
Wir alle kommen ja aus anderen Sportarten, haben uns mit dem Voltigieren nur am Rand beschäftigt.
[SPEAKER 3]
[00:23:19-00:23:28]
Das war durchaus ein toller Teamgeist und auch ein tolles Miteinander mit dem Pferd, was da in weiten Teilen zu beobachten war.
[SPEAKER 1]
[00:23:28-00:23:31]
Das waren so die Dinge, die uns sehr positiv aufgefallen sind.
[SPEAKER 2]
[00:23:33-00:23:40]
Und was sind die herausfordernden Elemente? Wo habt ihr Nachholbedarf gesehen?
[SPEAKER 1]
[00:23:40-00:23:50]
Also herausfordernd war vor allem, wenn wir jetzt durch die einzelnen Disziplinen gehen in der Dressur, dass irgendwann ein sogenannter Wettkampfmodus aufkommt.
[SPEAKER 3]
[00:23:51-00:24:19]
wo die Reiter, die eigentlich vorher noch ganz toll und auch entsprechend der Richtlinien des Reitens geritten sind, irgendwann anfangen, die Pferde, ich sage mal, künstlich aufzuspannen und wo es dann, ich sage mal, zu abgehackten, wenig fließenden Bewegungsabläufen kommt und die Pferde dann aus unserer Sicht auch nicht mehr richtig über den Was ja eigentlich das zu folgende Ziel sein sollte, wenn man ein Pferd gesund erhaltend reiten will.
[SPEAKER 1]
[00:24:19-00:24:32]
Im Springsport ist das Ganze ein bisschen anders. Also da sind die Pferde ja ohnehin einer etwas komfortableren Situation ausgesetzt, weil sie eben zwischen den einzelnen Sprüngen immer wieder Pausen haben und nicht so lange am Stück in Arbeitshaltung verbleiben.
[SPEAKER 3]
[00:24:32-00:24:33]
Das ist vielleicht das Positive.
[SPEAKER 1]
[00:24:34-00:24:49]
Allerdings haben wir im Springen doch Gebisse gesehen, die wir aus unserer Sicht wirklich nicht für gut heißen können. Und ich glaube, wenn die Abreitezelte für die Öffentlichkeit zugänglich wären, würde es den neutralen Zuschauern genauso gehen.
[SPEAKER 3]
[00:24:49-00:24:57]
Beziehungsweise sehen Sie dann in der Prüfung einfach zu scharfe Zäumungen mit zu viel Metall auf dem Kopf, teilweise zu viel Einfluss auf den Nasenrücken.
[SPEAKER 1]
[00:24:57-00:25:00]
Das sind so die Dinge, die wir da beanstanden mussten.
[SPEAKER 3]
[00:25:01-00:25:18]
Und wir hatten auch im Voltigieren leider ein Pferd, das uns als nach unserer Meinung taktunrein aufgefallen ist, das dann auch nach entsprechender Monierung durch unsere Stewards, beziehungsweise unsere EQCs, um es korrekt zu sagen, auch angeschaut wurde.
[SPEAKER 1]
[00:25:18-00:25:26]
Wir waren da etwas verwundert, dass dieses Pferd wirklich als fit to compete eingestuft worden ist. Kann man auch im Abschlussbericht detailliert nochmal lesen.
[SPEAKER 2]
[00:25:27-00:25:49]
Nun hast du eben schon angesprochen die Zusammenarbeit mit den Stewards. Wenn man jetzt so die Nachberichterstattung dieser ganzen Initiative auch verfolgt hat, hat man gesehen, dass sicherlich aus eurer Sicht einer der Hauptkritikpunkte auch ist, dass die Stewards nicht ihrer Pflicht nachgekommen seien. Wie blickst du auf die Rolle der Stewards ganz konkret?
[SPEAKER 1]
[00:25:50-00:25:54]
Also allgemein habe ich erstmal Verständnis, dass es kein ganz einfaches Unterfangen ist.
[SPEAKER 3]
[00:25:54-00:25:57]
Es ist natürlich das größte Pferdesport-Event der Welt gewesen.
[SPEAKER 1]
[00:25:57-00:26:04]
Auch als Steward wird man da mit großem Respekt sich überlegen, wann man welchen Reiter anspricht. Also soweit habe ich da erstmal Verständnis.
[SPEAKER 3]
[00:26:06-00:26:10]
muss man sich ja auch mal vor Augen führen, dass es an sich überhaupt Stewards gibt.
[SPEAKER 1]
[00:26:10-00:26:14]
Ist ja schon mal ein ganz wichtiger und richtiger konzeptioneller Weg.
[SPEAKER 3]
[00:26:14-00:26:21]
Und die sind ja gerade dazu da, die Regelkonformität einzuhalten und natürlich auch auf das Pferdewohl zu achten.
[SPEAKER 1]
[00:26:21-00:26:37]
Und in Basel, das kann man auch dem Abschlussbericht entnehmen, war es halt konkret so, dass selbst dann, wenn wir eine zusätzliche Kontrolle angeregt haben, in einer Vielzahl der Fälle nicht ausreichend seitens der Stewards gehandelt worden ist.
[SPEAKER 3]
[00:26:37-00:26:47]
Und das ist natürlich zutiefst bedauerlich, weil eigentlich wären die Stewards ja die Stellschraube im Warm-up-Bereich, die gerade für die Regelkonformität sorgen sollten.
[SPEAKER 1]
[00:26:47-00:26:55]
Ich habe das dann ein paar Wochen später beim großen Wiesbadener Pfingstturnier als reiner Zuschauer nochmal anders erlebt.
[SPEAKER 3]
[00:26:55-00:27:03]
Dort habe ich sehr aktive Stewards gesehen, die regelmäßig auf die Reihe dazugegangen sind, Und man muss sagen, das stört auch nicht den Ablauf.
[SPEAKER 1]
[00:27:03-00:27:13]
Da geht ein Steward hin, sagt vertraut zwei, drei Sätze und der Reiter reitet weiter, hat aber eben vielleicht den Hinweis bekommen, dass sein Pferd gerade zu eng eingestellt war oder was auch immer.
[SPEAKER 3]
[00:27:13-00:27:19]
Das war eigentlich das Vorgehen, wie ich es mir von Stewards, die im Sinne der Pferdearbeiten wünschen würde.
[SPEAKER 2]
[00:27:19-00:27:24]
Warum glaubst du, dass bei so einem großen Event wie jetzt Basel die Stewards nicht mehr getan haben?
[SPEAKER 1]
[00:27:25-00:27:27]
Das kann ich nicht abschließend beantworten.
[SPEAKER 3]
[00:27:27-00:27:32]
Also es liegt natürlich auch immer an der Persönlichkeit und am Fachwissen des diensthabenden Stewards.
[SPEAKER 1]
[00:27:32-00:27:42]
In Basel sind uns einige Dinge aufgefallen, wo wir einfach sagen müssen, dass die dort ansässigen Stewards teilweise nicht genügend Fachwissen hatten.
[SPEAKER 3]
[00:27:42-00:27:46]
Das klingt hart. Wer aber den Abschlussbericht sieht, wird wahrscheinlich ähnliche Rückschlüsse ziehen.
[SPEAKER 1]
[00:27:47-00:28:03]
Und natürlich ist es wohl auch ein Problem, dass gerade auf so einem großen internationalen Turnier die Reiter auch massiv unter Druck stehen. Und ich auch weiß, dass der eine oder andere Steward sich natürlich auch schon hat Barsch ansprechen lassen müssen von Aktiven.
[SPEAKER 3]
[00:28:03-00:28:05]
Auch das kann ich verstehen, dass das einen gewissen Druck erzeugt.
[SPEAKER 1]
[00:28:05-00:28:14]
Aber wenn ich eben in der Rolle bin, für die Ordnung und Sicherheit zu sorgen, dann sollte ich mich natürlich auch einem solchen Widerstand nicht beugen.
[SPEAKER 3]
[00:28:15-00:28:27]
Wir haben dort Bilder gesehen, dass Reiter im Warm-Up-Bereich auf Hengsten saßen, mit dem Handy in der Hand, in der anderen Seite einen Schlaufzügel, wo man einfach auch sagen muss, da geht es nicht immer nur um die Reiterei, da geht es auch um Sicherheit.
[SPEAKER 1]
[00:28:28-00:28:33]
Das sind eigentlich Bilder, die kann man da nicht dulden und da ist doch ein Einschreiten geboten.
[SPEAKER 2]
[00:28:34-00:29:00]
Aber wenn man nochmal schaut, was die Ursache sein könnte. Es ist ja, wie du sagst, richtig, dass es Sturz gibt. Und das ist ja auch genau der richtige Weg. Aber was ist dann wirklich der Grund, warum Stewards dann in dem Moment nicht eingreifen? Also du hast ja gerade, dass sie angesprochen werden und so weiter, aber der wirklich dahinter liegende Grund, was ist da deine These oder eure These?
[SPEAKER 1]
[00:29:02-00:29:27]
Also ein Einschreiten der Stewards kann man ja ohnehin nur verlangen, wenn es entsprechend der FAI-Regelung ist. Und gerade was die Zäumungen angeht und so weiter, sind die FAI-Regelungen ziemlich offen. In dem Moment, wo eine Zäumung nicht verboten ist, kann man natürlich auch im Steward kein Einschreiten verlangen. Ich habe aber den Eindruck, dass es zwischen den Stewards und den Aktiven bzw. auch sonstigen Funktionären teilweise eine zu enge Verflechtung gibt.
[SPEAKER 3]
[00:29:27-00:29:36]
dass einfach diejenigen, die hier die Kontrolle ausführen sollen, nämlich die Stewards, vielleicht auch am Ende, wenn man das von außen mal betrachtet, nicht unabhängig genug sind.
[SPEAKER 1]
[00:29:37-00:29:59]
Ich würde mir wünschen, dass dieses Stewards-System erhalten bleibt, dass es aber mehr als Kontrolle von außen ausgebaut wird, dass die Stewards ihre Rolle verstehen, dass sie nicht unbedingt Teil der aktiven oder der Veranstaltungsriege sind, sondern dass die Stewards wirklich wieder mit diesem wachen externen Auge von außen drauf schauen, so wie wir es mit diesen EQCs getan haben.
[SPEAKER 3]
[00:29:59-00:30:00]
Wir wollen ja mit den EQCs arbeiten.
[SPEAKER 1]
[00:30:01-00:30:15]
keine Konkurrenzveranstaltung aufbauen, sondern wir wollten einfach mal zeigen, wie es eben für einen unbeteiligten Dritten von außen wirkt und würden uns eigentlich wünschen, dass in Zukunft die Stewards diesen Blickwinkel selbst einnehmen.
[SPEAKER 2]
[00:30:15-00:30:29]
Nun wurde dann, André, wie du berichtet hast, gesagt, bitte nicht mehr im laufenden Betrieb auf die Stewards eingehen, sondern es wurde dann in Sitzungen verlagert. Was konkret heißt das? Was wurde da besprochen?
[SPEAKER 1]
[00:30:30-00:30:51]
Das war eine Entwicklung, die wir selbst sehr bedauert haben, weil am ersten Tag war es eigentlich der Wunsch der Funktionäre der FEI, dass wir Probleme am besten direkt vor Ort mit den diensthabenden Stewards klären, um einfach zu vermeiden, dass sie schlechte Bilder weiter fortsetzen. Leider ist am Tag 2 davon genau abgewichen worden und wir hatten dann leider nur noch die Möglichkeit, in den internen Sitzungen teilzunehmen.
[SPEAKER 3]
[00:30:52-00:30:57]
Wir haben natürlich das dann moniert, wenn Pferde viel zu eng verschnallte Nasenriemen hatten und dergleichen mehr.
[SPEAKER 1]
[00:30:58-00:31:04]
Es kam ja aber für das ein oder andere Pferd dann irgendwo zu spät mit einem 24-stündigen Versatz.
[SPEAKER 3]
[00:31:04-00:31:11]
Und wir haben in den FEI-Sitzungen, also in den internen Sitzungen, hinter den Kulissen durchaus sehr gute Gespräche gehabt.
[SPEAKER 1]
[00:31:11-00:31:21]
Es gibt dort einen Tierarzt, den Chef der Veterinäre, Herrn Göran Ackerström aus Schweden, Er ist ein sehr erfahrener Mann mit viel Expertise in Sport und Veterinärmedizin.
[SPEAKER 3]
[00:31:21-00:31:26]
Das hat auch Hoffnung gemacht, wie wir teilweise mit ihm zusammen Thematiken erörtern konnten.
[SPEAKER 1]
[00:31:26-00:31:42]
Aber es lief auch hinter den Kulissen aus meiner Sicht noch viel zu sehr in die Richtung, dass man Versäumnisse entschuldigt hat oder betont hat, wie schwierig das alles sei und dass man zwar an Reformbemühungen gerade arbeitet, aber dass das alles nicht so einfach sei. Das stellen wir auch nicht in Abrede.
[SPEAKER 3]
[00:31:42-00:31:48]
Trotzdem Sind wir der Meinung, dass viel schneller und viel effektiver gehandelt werden muss?
[SPEAKER 1]
[00:31:48-00:32:03]
Und gerade wenn ein Pferd, wir hatten einen solchen Fall, eine derart enge Nasenbandzäumung zu ertragen hat, dann sollte man doch zum Reiter hingehen und bitten, ob man an diesem Zustand sofort etwas ändern kann.
[SPEAKER 2]
[00:32:04-00:32:26]
Nun, im Nachgang von Basel gab es zum einen ja den Bericht, der seit einigen Wochen bei euch auf der Website auch verfügbar ist. Zum anderen gab es ja aber auch Kritik von Aktiven, die ganz klar auch gesagt haben, dass sie gewisse Dinge von eurer Seite nicht in Ordnung fanden. Wie gehst du mit dieser Kritik um? Wie antwortest du auf diese Kritik?
[SPEAKER 1]
[00:32:27-00:32:40]
Also es ist ja so gewesen, dass wir von vornherein unsere Rolle klar gemacht haben. Wir haben schon vor Basel in Presseerklärungen dargestellt, was wir tun werden und dass es dazu auch einen Abschlussbericht geben wird mit der Möglichkeit der Veröffentlichung.
[SPEAKER 3]
[00:32:40-00:32:47]
Also waren eigentlich die Aktiven und Funktionäre in der Situation, dass sie zunächst mal vorbereitet waren.
[SPEAKER 1]
[00:32:49-00:32:53]
Kritik von Aktiven, muss ich sagen, ist bei mir bis zum heutigen Tag noch nicht angekommen.
[SPEAKER 3]
[00:32:53-00:33:05]
Also es war eher so, dass vor Basel und auch in den ersten zwei Tagen die Aktiven wirklich sehr verhalten waren und so ein bisschen besorgt über diese neue Art der Kontrolle.
[SPEAKER 1]
[00:33:06-00:33:17]
Im Nachgang zu Basel haben mich einige namhafte Reiter, also bis hin zu mehrfachen Olympiateilnehmern, auch für Deutschland, aber auch für andere Länder angerufen. Wollten nochmal genau wissen, was wir gemacht haben.
[SPEAKER 3]
[00:33:17-00:33:23]
Haben auch gefragt, ob sie mal erfahren könnten, was über sie und ihr Pferd genau notiert worden ist.
[SPEAKER 1]
[00:33:23-00:33:26]
Da haben wir auch gerne von Gebrauch gemacht.
[SPEAKER 3]
[00:33:26-00:33:30]
Also von Reiterseite hat mich bisher eine negative Kritik noch nicht erreicht.
[SPEAKER 1]
[00:33:31-00:33:35]
Von Seiten der Funktionäre, das haben wir gehabt.
[SPEAKER 3]
[00:33:35-00:33:42]
Und wir haben natürlich auch im Social Media eine andere Kritik erfahren, weil wir circa fünf Wochen für den Abschlussbericht gebraucht haben.
[SPEAKER 1]
[00:33:42-00:33:49]
Und das ging einigen, sage ich mal, sehr beherzten Tierschützern, so will ich es mal nennen, nicht schnell genug.
[SPEAKER 3]
[00:33:49-00:33:52]
Und da wurden wir über zwei, drei Wochen stark beherzigt.
[SPEAKER 1]
[00:33:53-00:33:57]
Allerdings muss man natürlich sich mal überlegen, wir machen das ehrenamtlich.
[SPEAKER 2]
[00:33:57-00:33:60]
Ihr macht es in eurer Freizeit, ihr macht es ja abends nach eurem Job.
[SPEAKER 3]
[00:33:60-00:34:00]
Absolut.
[SPEAKER 1]
[00:34:00-00:34:06]
Also ich habe erstmal in der Regel einen 12-14-Stunden-Tag und alles andere läuft dann danach.
[SPEAKER 3]
[00:34:06-00:34:17]
Und ich denke jetzt, wo der Bericht erstattet worden ist, hat man gesehen, dass es hier nicht um Greenwashing ging, sondern um wirklich den Versuch, gemeinsam etwas zu verändern. Diese Kritik ist auch verstummt.
[SPEAKER 1]
[00:34:17-00:34:21]
Aber wie gesagt, ich bin auch für Gespräche oder Kritik von Aktiven offen.
[SPEAKER 3]
[00:34:22-00:34:26]
Allerdings ist das bisher bei mir noch nicht angekommen.
[SPEAKER 2]
[00:34:27-00:34:40]
Aber grundsätzlich, wenn jetzt Reiter auf dich zukommen oder auf euch als Initiative, ist das ja erstmal, würde ich sagen, ein gutes Zeichen, dass sich die Menschen und in diesem Fall die Athleten auch wirklich Gedanken darüber machen.
[SPEAKER 1]
[00:34:40-00:34:53]
Ja, absolut. Wir haben uns total gefreut, weil es war wohl so, das haben mir dann diese Aktiven berichtet, dass die vier Wochen vor Basel man unter den Aktiven eher große Sorgen hatte, was da jetzt passiert.
[SPEAKER 3]
[00:34:53-00:34:56]
Und ich hätte mir eigentlich die Ansprache schon viel früher gewünscht.
[SPEAKER 1]
[00:34:56-00:35:08]
Wir hatten ja mehrere Presseerklärungen herausgegeben, aus denen war eigentlich alles erkennbar. Wir können natürlich die Hemmnisse nur abbauen, wenn die Leute auch anfangen mit uns zu sprechen. Wir haben uns sehr darüber gefreut, was wir bedauert haben.
[SPEAKER 3]
[00:35:08-00:35:16]
Nach dem sehr guten Einführungsgespräch in Basel mit den Funktionären der FBI gab es im Anschluss eine weitere Sitzung mit den Aktiven.
[SPEAKER 1]
[00:35:17-00:35:51]
Wir haben uns da sehr gewünscht, zumindest für fünf bis zehn Minuten einmal vorgestellt zu werden und den Reitern dort auch erklären zu können, was wir machen. Das hat dann aber zunächst nicht geklappt, weil die FEI das so nicht machen wollte. Allerdings hat es dann schon auf der Veranstaltung begonnen, dass die ersten Trainer auf mich zugekommen sind. Ich bin ja auch in der Pferdewelt vertreten. ein bisschen vernetzt und haben dann angefangen zu fragen, was wir da machen und so kam man ins Gespräch und das ist auch genau die Stimmung, die wir brauchen, kein Gegeneinander, sondern einfach ein Miteinander.
[SPEAKER 2]
[00:35:51-00:36:24]
Jetzt gibt es ja die Ergebnisse, die bei euch in dem Bericht nachlesbar sind. Nun sind das eure Beobachtungen und die Frage ist ja schon, wie belastbar sind denn diese Beobachtungen und die Analysen, wie ihr sie zum Beispiel in Basel gesammelt habt? Gibt es da noch Tierärzte, Verhaltensexperten, Sportwissenschaftler, die diese Einschätzungen noch auch plausibilisieren und vielleicht auch in gewisser Weise objektivieren können? Oder ist das erstmal nur so der Beobachtungsbericht, der dasteht jetzt?
[SPEAKER 1]
[00:36:25-00:36:29]
kann natürlich immer nur die Beobachtung desjenigen sein, der dann vor Ort war.
[SPEAKER 3]
[00:36:29-00:36:36]
Wir haben aber versucht, ich komme ja aus der Juristerei und kenne mich ja auch mit Sachverhaltsanalysen und so weiter schon von Berufswegen ganz gut aus.
[SPEAKER 1]
[00:36:36-00:36:50]
Wir haben versucht, es mit einem Konzept zu erarbeiten, dass wir erst einen deskriptiven Teil haben, wo einfach Beobachtungen nur mal so dargestellt wurden, ohne Rückschlüsse zu ziehen, sodass auch der Leser das Abschlussbericht sich ein bisschen ein eigenes Bild machen kann.
[SPEAKER 3]
[00:36:50-00:36:58]
Und dann wurde es später überführt in eine fachliche Beobachtung, bei der ich eben gerade auf diese Pferdewirtschaftsmeister gesetzt habe.
[SPEAKER 1]
[00:36:58-00:37:01]
Die kommen ja alle aus der Warendorfer Schule.
[SPEAKER 3]
[00:37:01-00:37:06]
Es ist ja doch ein tolles Ausbildungskonzept, dem Grunde nach, was wir in Deutschland hier haben.
[SPEAKER 1]
[00:37:06-00:37:17]
Und so denke ich, dass wir da durchaus Experten am Start hatten, die auch einschätzen können, inwieweit das Tierwohl beeinträchtigt ist oder inwieweit die Richtlinien für Reiten und Fahren eingehalten waren oder nicht.
[SPEAKER 3]
[00:37:17-00:37:21]
Also da lohnt es sich vielleicht einmal, den Bericht wirklich zu lesen.
[SPEAKER 2]
[00:37:22-00:37:49]
Es gibt ja das spezifische Beispiel einer falsch verschnallten Kindkette in eurem Bericht, neben den weiteren Dingen, die du gerade erklärt hast. Wenn man jetzt einmal einen Strich drunter zieht, was sind denn die konkreten Ableitungen und auch Forderungen, die ihr nach Basel und nach diesem Bericht am Ende jetzt auch in gewisser Weise an die Reiterwelt stellt?
[SPEAKER 1]
[00:37:50-00:38:13]
Also ich denke, es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass das Equipment wirklich fach- und sachgemäß benutzt und auch entsprechend korrekt verschnallt wird. Und ich glaube, jeder, der bei so einem Turnier an den Start geht, der weiß eigentlich auch, wie das geht. Ich hatte ein tolles Gespräch mit einem der Tresurreiter. Der hat mir dann auch erklärt, warum er hier von der korrekten Verschnallung abgewichen ist und so weiter. Das ist mir alles klar.
[SPEAKER 3]
[00:38:13-00:38:16]
Wir bilden ja zu Hause auch seit vielen Jahren Pferde aus.
[SPEAKER 1]
[00:38:17-00:39:13]
Trotzdem führt kein Weg daran vorbei. In anderen Sportarten, jetzt nehmen wir mal die Formel 1 oder was auch immer, wäre es ja undenkbar, das Equipment anders einzusetzen, wie es, ich sage mal, richtlinienkonform zu verwenden ist. Und daran müssen wir uns messen lassen. Es kommt ja jetzt auch zum Tragen, dass die FEI schon länger reagiert hat auf diese Probleme und diesen Nasenkeil zur Messung der korrekten Verschnallung des Nasenriemens einsetzt. Da hatten wir dann aber auch vor Ort so ein bisschen unsere Bedenken angemeldet. Also in Basel selbst, das war ja noch vor dem 1. Mai, war dieser Keil ja noch gar nicht einzusetzen. Der kam, glaube ich, erst ab dem 1. Mai zum Einsatz. Wir haben da so ein bisschen die Bedenken. Der Keil hat eben eine Dreiecksform und lässt sich natürlich mit einem gewissen Druck unter einem Nasenband durchschieben, auch wenn es vielleicht nicht ganz ideal sitzt, weil das Material natürlich auch nachgibt.
[SPEAKER 3]
[00:39:13-00:39:20]
Also diese Funktion eines Nasenkeils würden wir uns ergänzt wünschen um einen Drucksensor.
[SPEAKER 1]
[00:39:20-00:39:30]
dass man dann auch festlegt, mit wie viel Druck dieses neue Messgerät hier eingeführt werden darf. Die Idee ist mit Sicherheit gut, aus unserer Sicht aber auch noch nicht ganz zu Ende gedacht.
[SPEAKER 2]
[00:39:32-00:39:57]
Wie realistisch, André, aus deiner Sicht und jetzt vor dem Hintergrund eurer Findings in diesem Bericht und auch den Dingen, die du hier im Podcast berichtet hast, die ja jeder für sich auch selber bewerten muss, wie er das sieht, wie realistisch glaubst du ist, dass ein Wandel im Pferdesport stattfinden kann?
[SPEAKER 1]
[00:39:59-00:40:17]
Naja, meine persönliche Sicht ist, die Welt ist immer im Wandel und wir haben hier einfach gerade eine kleine Krisenzeit im Reitsport. Also dass sich was bewegt und verändert, wird unweigerlich geschehen. Egal, ob wir uns jetzt als Erhaltenswert engagieren oder ob es andere tun.
[SPEAKER 3]
[00:40:17-00:40:21]
Ein Veränderungsprozess ist zwingend notwendig und findet ja auch gerade statt.
[SPEAKER 1]
[00:40:21-00:40:22]
Für mich ist mehr die Frage...
[SPEAKER 3]
[00:40:23-00:40:24]
Wie schnell geschieht das?
[SPEAKER 1]
[00:40:24-00:40:32]
Wir werden von außen von Militanten, Tierschutzorganisationen überholt. Das ist ja auch einer der Gründe unseres Engagements.
[SPEAKER 3]
[00:40:32-00:40:44]
Wir wollen ja nicht mit dem Finger auf die Reiterkollegen zeigen, sondern wir wollen eigentlich zeigen, dass wir gemeinsam mit den aktiven Funktionären es aus der Branche herauskommend besser machen können.
[SPEAKER 1]
[00:40:44-00:40:53]
Und dass wir dann eben anderen Organisationen, die über das Fachwissen im Bereich der Pferdewelt nicht verfügen, eigentlich ein bisschen den Nährboden entziehen können.
[SPEAKER 3]
[00:40:53-00:41:08]
Weil das Schlimmste, was passieren könnte, wäre, wenn wir selbst aus unserer Pferdewelt heraus die Missstände nicht aus eigener Kraft beseitigt bekommen und es dann Menschen überlassen, die überhaupt keine Ahnung von den Bedürfnissen und dem korrekten Umgang mit dem Pferd haben.
[SPEAKER 1]
[00:41:08-00:41:10]
Dann wird es zu Regeln kommen oder auch vielleicht zu Teilweisen.
[SPEAKER 3]
[00:41:11-00:41:13]
verboten, die uns maximal schädigen.
[SPEAKER 1]
[00:41:13-00:41:45]
Deswegen laden wir alle ein, auch diejenigen, die uns vielleicht bisher gegenüber kritisch orientiert waren, sich bitte wirklich einmal mit unserer Arbeit, insbesondere im Abschlussbericht, zu befassen und zu erkennen, dass wir außer dem Wohl der Pferde, das natürlich an allererster Stelle steht, auch das Wohl unseres gemeinsamen Sports und unserer Passion im Auge haben. Also wer sich mit meinem oder auch Victorias Lebenslaufbeschäftigte wird feststellen, es geht ja den ganzen Tag ums Pferd und wir wollen mit Sicherheit nichts abschaffen oder in ein schlechtes Licht rücken, sondern gemeinsam nach vorne.
[SPEAKER 2]
[00:41:47-00:42:49]
Das ist, glaube ich, auch eine große Herausforderung, die gerade in so einem emotionalen Sport wie der Pferdewelt besteht, dass du halt dadurch, dass innerhalb der Pferdewelt zumindest nach meinem Gefühl die Gräben eher tiefer werden, als dass sie zugeschüttet werden, ist man halt in so einem szeneinternen Grabenkampf verhaftet und sieht gar nicht, dass das eigentliche Problem von außen ist, nämlich dass Menschen, die nicht die Erfahrung haben, nicht wissen, dass das Pferd eine 2000-jährige Zuchtgeschichte hat, dass wir nicht alle die Pforten unserer Ställe öffnen können und die Pferde in den Wald lassen können. Dass es schon einen Grund gibt, warum es Pferdesport gibt und der auch legitim ist, dass man sich zu sehr in diesen internen Kämpfen verwickelt. dass man gar nicht sieht, okay, eigentlich ist das Problem von außen, von den Menschen, die gar nicht so viel Ahnung darüber haben, die dann aber so stark die Diskussion dominieren, dass man eigentlich gar nicht mehr hinterherkommt.
[SPEAKER 3]
[00:42:50-00:42:50]
Ja, das stimmt schon.
[SPEAKER 1]
[00:42:50-00:43:22]
Es gibt ganz viele Menschen, die Kritik am Reitsport üben, die einfach nicht angebracht ist, weil sie unsachgemäß ist. Das will ich auch nicht abstreiten. Das Problem ist halt nur, solange wir diese Skandale haben, ich benutze ja generell grundsätzlich keine Namen zum jetzigen Zeitpunkt, aber wir haben es in Skandinavien gehabt mit wirklich unschönen Ausbildungsmethoden, mit versteckter Kamera. Wir haben es in Großbritannien gehabt. Wir haben immer wieder Reiter, die ihre Pferde mit übelsten Methoden zusammenzäumen, ausbinden in Amerika und so weiter.
[SPEAKER 3]
[00:43:22-00:43:30]
Und solange wir natürlich diese Tür nicht zumachen, dass wir diese wirklich schwarzen Schafe ganz hart ausgrenzen, solange bleiben wir angreifbar.
[SPEAKER 1]
[00:43:30-00:43:39]
Ich glaube, wenn wir diesen ersten Schritt machen, Wirklich sagen, dass Menschen, die Pferde quälen, so klar wir das mal benennen, dass die in unseren Reihen nicht erwünscht sind.
[SPEAKER 3]
[00:43:39-00:43:43]
So lange droht uns immer diese Gefahr vor Einwischung Unfachkundiger von außen.
[SPEAKER 1]
[00:43:43-00:43:57]
Wenn wir das schaffen und dann zeigen, dass wir unseren Sport reformieren, dass wir uns überlegen, ob das eine oder andere Gebiss vielleicht nicht zeitgemäß ist oder auch nie zeitgemäß war, dass wir es jetzt endlich mal auf die rote Liste setzen, dann könnten wir ganz schnell gemeinsam nach vorne kommen.
[SPEAKER 3]
[00:43:57-00:44:11]
Und wir wollen da gerne auch mit FEI, mit FN usw., Wir haben nichts anderes im Sinn, als unsere Erfahrung, unsere Sicht von außen mit reinzugeben und einfach ein Teamwork zu entwickeln.
[SPEAKER 2]
[00:44:11-00:44:22]
Aber um das auch jetzt noch einmal konkret zu benennen, habt ihr aus eurer Sicht denn Tierquälerei in Basel gesehen oder war das lediglich unsachgemäße Handhabung?
[SPEAKER 1]
[00:44:22-00:44:34]
Nein, wir haben eindeutig Tierquälerei gesehen. Also wir haben vier urgent concerns beschrieben, also vier dringende Fälle. Das ist für mich eindeutige Tierquälerei.
[SPEAKER 3]
[00:44:34-00:44:38]
Wir hatten ein Springpferd, das aus unserer Sicht wirklich unzureichend Luft bekam.
[SPEAKER 1]
[00:44:39-00:44:42]
Das ist natürlich alles immer ganz schwer, weil man es in dem Moment ja nicht nachmessen kann.
[SPEAKER 3]
[00:44:42-00:44:50]
Aber da standen drei hochkarätige Pferdewirtschaftsmeister, denen das wirklich herzzerreißend nahegegangen ist, wie man die nüstern Bewegung dieses Pferdes gesehen hat.
[SPEAKER 1]
[00:44:50-00:44:51]
Und ich meine, wir sind alle vom Fach.
[SPEAKER 3]
[00:44:51-00:44:56]
Wir wissen, dass ein Pferd im Parcours atmet und dass es auch dann mal heftiger atmet.
[SPEAKER 1]
[00:44:56-00:44:58]
Das wollen wir auch überhaupt nicht in ein schlechtes Licht rücken.
[SPEAKER 3]
[00:44:59-00:45:07]
Aber dieses eine Pferd, um das es da konkret ging, das hat auf jeden Fall in diesem Moment aus unserer Sicht gelitten.
[SPEAKER 1]
[00:45:07-00:45:08]
Und das wollen wir nicht.
[SPEAKER 2]
[00:45:08-00:45:42]
Lieber André, vielen Dank für diese Einblicke. Ich glaube, das trägt auf jeden Fall zur Verständnisbildung aller bei. Auch ich habe im Nachgang von Basel Leute gehört, die sagen, großartig. Andere haben gesagt, oh Gott, wie kann das passieren, dass da jetzt jemand kommt, das alles kritisiert. Ich glaube, es ist am Ende wichtig, wie du sagst, den Dialog aufzunehmen und sachlich, fachlich über die Dinge zu reden und am besten auch mit Lösungen dann zu kommen. Deswegen vielen Dank für diese Einblicke. Und wir wünschen euch alles Gute mit der Haltenswert. Beobachten ganz genau, was so die nächsten Projekte sind. Und vielen Dank für deine Zeit.
[SPEAKER 1]
[00:45:43-00:45:44]
Ja, vielen Dank für die Einladung.
[SPEAKER 3]
[00:45:44-00:45:53]
Und das ist für uns auch wirklich wertvoll, hier in eurem Podcast zu Gast sein zu dürfen, weil wir genau diese Hemmnisse, über die du heute nochmal gesprochen hast, auch abbauen wollen.
[SPEAKER 1]
[00:45:53-00:46:02]
Wer Fragen hat, auch kritische, ich bin hart im Nehmen, gerne anrufen, in Social Media anschreiben. Wir wollen alles beantworten, um einfach unsere Arbeit erstmal verständlich zu machen.
[SPEAKER 2]
[00:46:03-00:46:11]
Ja, ich glaube, hart im Nehmen muss man in dem Job auch sein. Deswegen weiterhin viel Vertun und ja, viele Grüße nach Südhessen.
[SPEAKER 3]
[00:46:12-00:46:16]
Vielen lieben Dank.
[SPEAKER 2]
[00:46:16-00:46:34]
Diese Folge wurde vorbereitet von Gloria Alter, produziert von Franziska Bombal. Wir freuen uns auch über euer Feedback. Lasst gerne einen Kommentar da, zum Beispiel auf Spotify. Wir lesen wirklich alles und freuen uns auf eure Rückmeldung. Bis zum nächsten Mal beim Wios Podcast. Ciao, ciao.