#13 Traber-Legende Henning Rathjen über den Trabrennsport und seine Karriere
Er ist der siegreichste norddeutsche Trabrennfahrer aller Zeiten. Seit 1972 konnte er in 25 Prozent seiner über 25.000 Rennen als Sieger über die Ziellinie fahren. Henning Rathjen hat zahlreiche Problempferde zu Siegern gemacht, nicht zuletzt durch sein „Geheimrezept“ Aqua-Training. Besonders liegt ihm die Wertschätzung des Pferdes am Herzen. Häufig kritisierte er in den Medien das zu frühe Ausbilden der Traber und ist noch heute der Meinung, dass der Trabrennsport in Deutschland dadurch zugrunde geht.
Im Interview mit Christian Kroeber erzählt er von seinen Anfängen, von seiner Karriere und dem Trabrennsport der 70er- und 80er-Jahre, von seinem Freund und Mentor Johannes Frömming und von seinen Erfolgsgeschichten mit Pferden, die schon als ausgemustert galten. Ein hochinteressantes Portrait einer ganz eigenen Welt des Pferdesports und eines Pferdemannes mit einem ganz besonderen Erfolgsweg.
Viel Spaß mit dieser Podcast-Folge!
Podcast Transkript
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[SPEAKER 1]Der wehorse-Podcast geht in die nächste Runde, dieses Mal ganz im Zeichen des Rennsports und damit herzlich willkommen zu einer neuen Folge. Bevor wir starten, habe ich den großen Hinweis an euch. Ab sofort gibt es die wehorse-Mitgliedschaft ab einem monatlichen Preis von 14,90 Euro. Nie war es einfacher, nie war es besser, wehorse-Mitglied zu werden mit Zugang zu allen unseren Lernvideos von über 60 Ausbildern. Diese Woche dreht sich der Podcast um Rennsport mit Traberlegende Henning Rathjen. Viel Spaß! Ein neuer Podcast bei wehorse heute zu einem ganz besonderen Thema, nämlich zum Thema Trabrennsport. Und ich freue mich, dass wir heute zu Gast sind beim siegreichsten norddeutschen Trabrennfahrer aller Zeiten. Hallo Henning Rathjen.
[SPEAKER 2]Grüße dich, guten Morgen.
[SPEAKER 1]Guten Morgen. Trabb Rennsport. Wir kommen so ein bisschen aus der Ausbildungsecke mit Wehorse. Gar nicht unbedingt immer so viel Kontakt zum Trabb Rennsport. Du bist, man kann fast sagen, eine lebende Legende im Trabb Rennsport. Mit über 20.000 Rennen waren es, glaube ich, dabei 25% siegreich. Was begeistert dich so am Trabb Rennsport?
[SPEAKER 2]Ja, dieser Kampf der Pferde, das ist schon faszinierend, wie ehrgeizig sie sind um Sieg und Platz. Das ist eine Faszination, das ist schon toll. Und ich mache das, wie gesagt, ich mache das 50 Jahre und bin im Stall geboren, bin als Baby im Stall groß geworden und habe eigentlich die Pferdemuttermilch mitgetrunken. Ich bin allerdings spät reif gewesen, was meine Erfolge anging. Und zwar musste ich auch als Erstes, nach meiner mittleren Reife, musste ich einen ordentlichen Beruf erlernen. Das war der Ausgangspunkt meiner Eltern. Die haben gesagt, oh Platt, du musst was Ordentliches lernen und nie Trabertrainer. Trabertrainer war so ein bisschen Künstler oder Schauspieler, so war nichts Ordentliches.
[SPEAKER 1]Exotisch.
[SPEAKER 2]Exotisch, genau. Und ich hab dann meine Landwirtschaftslehre gemacht und danach bin ich angefangen, die Trainerlehre und hab so zwei, drei verschiedene Stationen gemacht. War als Lehrling auch gar nicht so erfolgreich. Der eine Lehrmeister hat gesagt zu meinem Vater, der soll sich mal die Hände brechen lassen oder lass dir dein Lehrgeld wiedergeben. Das werden die größten Sprüche worden gemacht. Aber dann klappte das auf einmal. Ich habe den Pferden eine Chance gegeben, habe eine besondere Beziehung gehabt zu den Pferden und wurde dann sehr erfolgreich.
[SPEAKER 1]Wie funktioniert der erste Kontakt? Du bist Sohn eines Landwirts hier aus Schleswig-Holstein. Wie funktioniert der Kontakt dann zu Vollblütern und gerade zum Trabrennsport? War der Sport damals so präsent?
[SPEAKER 2]Der Sport war sehr präsent und meine Mutter ist eine geborene Fram und die hat als Mitgift, so war das früher, hat sie fünf, sechs Mutterstuten vom Hof mitgekriegt, vom Melinenhof. Und dadurch entstand bei uns in Aucko-Komfeld eine Traberzucht. Und das wurde nachher fortgeführt mit sieben, acht Stuten, mit zehn Stuten, mit 15 Mutterstuten, zwei verschiedenen Deckhengsten. Und mein Vater war auch als Züchter sehr erfolgreich. Und ich habe aber als erstes, wie gesagt, dann die Landwirtschaftslehre machen müssen und hatte aber immer Spaß mit den Pferden und habe gesagt, jetzt will ich Trabertrainer werden.
[SPEAKER 1]Wann saßt du das erste Mal auf dem Sulki?
[SPEAKER 2]Ich saß 1968 das erste Mal auf dem Sulki. Da habe ich eine Stute gefahren von uns, die hieß Creste, und habe dann im Bahnfeld ganz überlegen gewonnen. Aber die war auch überlegen.
[SPEAKER 1]Wie lange braucht man, bis man dann das erste Mal ein Rennen fährt? Also geht das relativ schnell?
[SPEAKER 2]Das geht relativ schnell, weil du hast ja vorher viel Umgang mit Pferden und ich habe mir so einen alten Trainingswagen bauen lassen aus einer Achse von einem Auto und Sitz drauf bauen lassen und dann bin ich hier durch die Gegend gefegt in der Feldmarkt und hatte dadurch so ein Gespür für Leine und für die Verbindung zum Pferd.
[SPEAKER 1]Und dann sagt man irgendwann, okay, jetzt ist es soweit, jetzt fahren wir damals nach Hamburg-Bahrenfeld.
[SPEAKER 2]Genau, nach Hamburg-Bahrenfeld und mein Lehrmeister zu der Zeit war Kurt Hörmann und Bernhard Burkheim und dann durfte ich die ersten Pferde fahren.
[SPEAKER 1]Und wie ist es dann für dich weitergegangen? Hast du relativ schnell Fuß fassen können?
[SPEAKER 2]Nee, ich war etwas bedeckt, hab mich ein bisschen zurückgehalten, war auch nicht frech genug und war als Lehrling nicht wichtig eigentlich. Aber ich hab dann das Glück gehabt, dass Dr. Kubica, das war ein Hamburger Tierarzt, Der hat meine Pferde behandelt und mit dem war ich befreundet. Und der hat mich ein, zwei Mal im Monat mitgenommen nach Frankreich. Und ich durfte ihm helfen, Pferde zu behandeln und wir hatten das Glück. Wir sind meistens in der Normandie bei Alain gewesen. Alain ist ein Freund von Alain Delon. Der hat ein Gestüt in der Normandie, wie bei Rosamunde Pilcher, also schöner geht nicht. Und hat die Pferde nach dem Training ins fließende Wasser gestellt, mit einem Dach da drüber und Infrarotstrahlern, dass der Rücken warm ist. Und der Allee gehört zu den erfolgreichsten Europas und der Welt. Und das habe ich versucht zu kopieren, indem ich so ein Becken hinter einem Forellenteich gebaut habe, wo ich die Problempferde ins fließende eiskalte Wasser gestellt habe und damit dann Riesenerfolge bekam. Ganz schnell ging das.
[SPEAKER 1]Würdest du sagen, dass das dein Geheimrezept war auf dem Weg nach oben? Ja. Das, was man heute wahrscheinlich Aquatraining nennt.
[SPEAKER 2]Das ist Aquatraining, genau. Und das war eigentlich mein Geheimrezept. Du kriegst keine guten Pferde. Erstmal sind sie viel zu teuer und du kannst sie auch nicht bezahlen. Du kriegst, wie ich in dem Fall, Pflegepferde, Problempferde, die lahm sind. Und ich hatte immer einen guten Draht zu Peter Quieth nach Berlin. Der hat mir viele Pferde geschickt, hat manchmal den Besitzer gar nicht gefragt, wo ist dann unser Pferd, wie die Besitzer von Pippan auf die Bahn kamen. Ja, den hab ich da zu St. Bauern geschickt nach Augsburg in Holstein und der stellt ihn ins Wasser und dann lobt er wieder. Der geht schon. Und es hat ja auch nicht lange gedauert mit diesem Pferd zum Beispiel, der mich groß gemacht hat. Pit Pan, der hat eine halbe Million gewonnen. Innerhalb von acht Wochen haben wir den Rennen fertig gehabt, dass der gewinnt. Nur mit intensiver Kaltwassertherapie.
[SPEAKER 1]Also hast du tendenziell auch eher Problempferde bekommen? Also gar nicht unbedingt vorher die Cracks, wo man sagt, okay, das ist ein Kandidat auf den Sieg, sondern eher Problempferde.
[SPEAKER 2]Du kriegst ja, wenn du nicht modern bist, keine guten Pferde. Du kriegst lahme und kranke Pferde. Aber die hab ich wieder zurecht gepflegt und hab dann mit diesen Pferden, das Potenzial war ja da, bloß die hatten Probleme. Und das habe ich erkannt und habe sie dann, wie gesagt, mit dieser Wassertherapie wieder hinbekommen.
[SPEAKER 1]Also haben quasi Pferdebesitzer aus ganz Deutschland oder auch dein Spezi aus Berlin dir dann explizit diese Pferde auch rüber geschickt, schau sie dir an, schick sie durch dein Aqua-Training und danach kannst du sagen, zu 75 Prozent funktioniert das oder ist das eine reine Gefühlsfrage?
[SPEAKER 2]Das hat zu 75, 80 Prozent funktioniert. Du musst aber das intensiv machen. Ich hatte für den Pit Pan ein Mädchen abgestellt, die ist dreimal am Tag mit ihm unten zum Forellenteich gegangen und hat ihn ins fließende Wasser gestellt. Und wichtig ist auch fließendes Wasser, wichtig ist Wasser, was direkt aus der Quelle kommt, mit Sauerstoff. Und wenn du dann dran bleibst, du brauchst gar nicht mehr viel zu trainieren, weil die Klasse ist ja da von dem Pferd, du musst dich nur um die Gesundheit kümmern. Und das habe ich früh erkannt und die Kraft der Seele spielt auch eine große Rolle mit, aber ich hatte immer gute Mädchen, die die gepflegt haben und das hat funktioniert.
[SPEAKER 1]Also du warst in Frankreich, hast das Thema Aquatraining hier bei dir aufgebaut, hast die ersten Pferde hier rüber gekriegt und auch in den Sport gebracht. Wie ging es dann für dich weiter?
[SPEAKER 2]Dann habe ich in den guten Zeiten, in den Glanzzeiten, 50 Pferde trainiert. Und ich bin auch auf jeder Rennbahn, ob in Deutschland erfolgreich gewesen war, zu der Rennquinterzeit, das war damals ganz modern, aus Lotto und Toto, da liefen immer 18 Pferde. Da war ich in Westdeutschland, damals waren noch in Recklinghausen, in Mönchengladbach und Gelsenkirchen Dienstlakenrennen und da gab es auch Riesengeld. Also ich habe die gute Zeit mitgemacht und ich war sehr erfolgreich und gefürchtet auch da unten.
[SPEAKER 1]Gute Zeit war 80er, glaube Anfang 90er noch so ein bisschen.
[SPEAKER 2]Ja, dann ging es schon langsam nach 90. 70er waren die besten Jahre.
[SPEAKER 1]70er, 80er, 90er.
[SPEAKER 2]Wir haben mit unseren Pferden zu der Zeit jedes Jahr über eine Million gewonnen. Alles fremde Pferde, die ich hatte, die ich im Stall hatte. Aber das war viel Geld. Und zur Glanzzeit war das sogar so, dass die Traber im Durchschnitt, das ist ein fantastischer Durchschnitt, fast 10.000 D-Mark im Jahr gewonnen hat. So viel Geld war auf dem Markt. Und dann war es auch einfach, für einen Besitzer zwei, drei Pferde zu ernähren, weil die haben sich ja zum Teil selbst ernährt. Wenn du die im Sommer nochmal auf die Weide geschmissen hast, dann kostet so ein Pferd eben nur 8.000 oder 10.000 D-Mark damals zu der Zeit.
[SPEAKER 1]Und das Gros der Gewinngelder haben dann die Pferdebesitzer eingestrichen und ihr habt dann quasi einen gewissen prozentualen Teil bekommen.
[SPEAKER 2]Genau, bei uns gibt es 10 Prozent, als Trainer kriegst du immer 10 Prozent und die Fahrer bekommen 5 Prozent. Und wir konnten sehr gut davon leben und die Besitzer waren glücklich, dass es besser ging, kann es nicht gehen, also konnte es nicht gehen.
[SPEAKER 1]Wie viele Rennen bist du in deiner Hochzeit gefahren pro Jahr?
[SPEAKER 2]pro Jahr. Ich habe manchmal 270, 280 Rennen gewonnen und bin 1.000, 1.200 Mal gefahren.
[SPEAKER 1]Also eigentlich die ganze Woche durch. Es gab Rennbetrieb von Montag bis Sonntag.
[SPEAKER 2]Ich bin Sonntags Hamburg, Mittwoch war ich in Berlin meistens, Donnerstag Hamburg, Samstag war Elmshorn und Sonntag war wieder Hamburg oder Gelsenkirchen oder Mönchengladbach. Also im Grunde genommen die ganze Woche über.
[SPEAKER 1]Ist ja auch eine riesen Logistik dahinter. Verschiedene Pferde an verschiedenen Orten, Pfleger und so weiter.
[SPEAKER 2]Ja, manchmal, mit meinem LKW und Hänger haben wir acht Pferde mitgekriegt und manchmal mussten wir nach Bahnfeld zweimal fahren, um unseren ganzen Start da unterzubringen.
[SPEAKER 1]Also Riesenmaschinerie dahinter. War das nur auf Deutschland für dich beschränkt oder bist du auch nach Frankreich? Frankreich ist natürlich eine große Trabernation, auch Galoppernation.
[SPEAKER 2]Frankreich waren meine Felder nie gut genug und da bin ich auch nie hingefahren. Hier war gutes Geld zu verdienen und habe mich so in meiner Heimat aufgehalten.
[SPEAKER 1]Wie funktioniert die Ausbildung von einem Traber? Wir haben jetzt so dein Geheimrezept gehört, aber da gehört natürlich noch mehr dazu, das tägliche Training. Ist es ein reines Ausdauertraining? Geht man auf die Ovalbahn, solange bis sie schnell sind? Wie funktioniert das Ganze?
[SPEAKER 2]Die Traber werden geboren und setzen schon an zu traben. Das ist eine Zucht, die ist entstanden zum Beispiel, nur mal ein Beispiel. Früher war das so, dass die Händler vom Markt zu Markt oder von Stadt zu Stadt gefahren sind. Und wer ist am schnellsten da? Da haben die schon Wetten abgeschlossen. Und wann läuft so ein Wagen, wo die Ware drauf ist, am ruhigsten? Mit dem Galopper geht gar nicht, da ist der Wagen sehr unruhig. Und da hat man gesagt, so ist die Zucht eigentlich entstanden, die Traberzucht, am ruhigsten und am besten geht das, wenn ein Pferd trabt. Und so sind dann vor gut 150 Jahren die ersten Rennen entstanden. Da wurde um Zakarfa gefahren und nicht großes Geld, aber die hatten auch Spaß schon, die Leute. Und so fing eigentlich der Trab-Rennsport an.
[SPEAKER 1]Jetzt fürs Training hier vor Ort, ihr seid dann, du hast eben erzählt, in die Feldmark gefahren, also hier über die Wiesen und Felder. Wie habt ihr das gemacht? Also immer einen Sulky dran oder saßt ihr auch mal drauf?
[SPEAKER 2]Ja, wir haben… Ich habe fast ausschließlich Mädchen angestellt zu der Zeit. Die haben ein besonderes Verhältnis zu Pferden. Und die haben die auch geritten. Und die Pferde, wir haben ja meistens Pferde gekriegt, die Beinprobleme hatten. Und die brauchten wir nur wieder zu pflegen, dass sie gesund wurden. Und die haben die auch ins Gelände geritten. Wir haben wohl eine 1.000-Meter-Bahn. Aber die haben wir wenig benutzt, weil die Pferde auch schnell müde sind, immer im Kreis zu laufen. Ob linksrum oder rechtsrum, ist egal. Junge Pferde müssen das lernen. Aber wenn die nachher die Klasse haben und haben Rennen gelaufen, dann haben wir nur… sind wir im Gelände gefahren. Hier mal eine neue Wiese, da mal ein neuer Wald. Und da läuft mal ein Reh über den Weg. Also haben die was geboten, dass sie wieder Spaß kriegten zum Laufen.
[SPEAKER 1]Wie früh seid ihr dann mit den Pferden angefangen?
[SPEAKER 2]Das ist eigentlich mein Erfolgsrezept, kann man sagen. In Deutschland ging es bergab mit dem Trabrennsport, wie man das Rennsystem geändert hat. Das Rennsystem früher war so, dass auch ein sieben-, acht- oder neunjähriges Pferd großes Geld gewinnen konnte. Und Ende der 70er… Ja, das ist lange her. Da gab es das erste Rennen, so viel Geld war auf dem Markt, das stellt man sich gar nicht vor. Da gab es das erste Rennen in Gelsenkirchen für zweijährige Pferde, dotiert mit einer Million D-Mark. Für zweijährige Pferde, also für Kinder quasi. Und da habe ich gesagt zu unseren Funktionären, sondern damit läutet ihr den Untergang des deutschen Trabrennsports ein, sage ich. Weil für eine Million ein junges Pferd laufen zu lassen, die werden verheizt und werden überfallen und können dies gar nicht überstehen. In der Vorbereitung für so ein Rennen werden die zum Teil schon kaputt gemacht. Und jede Sportart, ich habe versucht, das zu erklären, jede Sportart wird geprägt durch Idole, durch Heroes, durch Stars, durch Idole. Und diese Idole macht ihr durch dieses Rennsystem großes Geld für zweijährige Pferde. Ein zweijähriges Pferd vergleiche ich mit einem 14- oder 15-jährigen Schüler. der für die Olympiade vorbereitet wird. Und das hält gar kein Pferd aus, das hält gar kein Mensch aus. Die gehen physisch oder gehen auf den Beinen kaputt. Und genau so war das eigentlich auch. Die Jungpferde, die für solche großen Rennen vorbereitet wurden, haben nachher drei- und vierjährig schon aufgegeben. Die hatten keine Moral mehr.
[SPEAKER 1]Du hast dich ja relativ öffentlichkeitswirksam damals auch positioniert zu dem Thema. Hat sich was geändert? Wie blickst du auf das Thema heute? Du hast gerade angesprochen, so ein bisschen der Anfang des Abstiegs des Trab-Rennsports. Wie ist die Situation heute? Wie schaust du jetzt drauf?
[SPEAKER 2]Es ist im Grunde genommen das eingetreten, damals habe ich gesagt, und man kann das alles nachlesen in den Interviews, die ich vor 40 Jahren, wie ich noch angesagt war und wie ich noch ein bisschen Gewicht hatte, ist genau eingetreten, was ich gesagt habe. Weil dieses System ist gegen die Pferde und bringt Unglück. Man muss ein Pferd, das habe ich immer gemacht, deswegen war ich auch sehr erfolgreich, Wenn der Zweijährig nicht bereit war, dann hab ich den in Ruhe gelassen und hab den Dreijährig weiter trainiert. Und ein Pferd ist Ende Vierjährig ausgewachsen. Und warum muss so ein Zweijähriger oder Dreijähriger gequält werden, nur um die Gier, um das große Geld der Leute anzupallen? Nein, Schwachsinn. Das ist ein totaler Schwachsinn. Und Johannes Frömming hat mal zu mir gesagt, wenn du durch die Traberwelt gehst, musst du mit offenen Augen gehen und musst mit den Augen stehlen. Und wenn wir die Nation nehmen, ob das Frankreich ist oder Schweden, wo guter Rennsport gemacht wird, da wird das Derby vierjährig gelaufen. Vierjährig im September. Dann mit Vorlauf und Finale zwei Wochen dazwischen, dass die Pferde Pause haben und ausgereift sind. In Deutschland dreijährig, jetzt machen sie es auch schon mit Vorlauf und Finale, aber viel zu früh. Sie werden im Grunde viel zu früh verheizt. Die Zeit ist sowieso so schnelllebig. Du erlebst das immer wieder. Boris Becker, Steffi Graf haben den Tennissport verändert. Schumacher den Motorsport. Toti Las hat wieder einen Riesenschub im Dressursport, was früher gar keinen interessiert hat, dem Dressursport gegeben. Und Klitschko haben den Boxsport verändert. Und wenn du diese Idole nicht mehr hast, dann wenden sich die Leute auch ab. Und das ist dann die Geschichte. Und genauso ist es dem Trabrennsport ergangen.
[SPEAKER 1]Du hast gerade Johannes Frömming erwähnt, eigentlich dein großer Mentor. Der, der auch dich am Ende geformt hat als Trabrennfahrer. Wie war euer Verhältnis? Was hat das Verhältnis so besonders gemacht?
[SPEAKER 2]Wir waren befreundet und er wollte mich immer weghaben aus Hamburg und hat gesagt, komm mit, wir gehen nach Amerika. Da gibt es keine guten Pferdetrainer und Rennfahrer. Wir können von Delvin Miller in das Gestüt übernehmen und wir trainieren da und du fährst Rennen. Und ich helfe dir ein paar Jahre, dann gehe ich sowieso in Rente. Und ich habe dann eins gemacht. Ich bin jedes Jahr im Winter in Florida gewesen. Er war auch da mit seiner Frau. Und wir haben dann Pferde trainiert und mit Pferdeleuten Spaß gehabt. Und er hat, das ist witzig, er soll noch in Israel einen Gedenkstein oder so kriegen. Er hat vielen Juden geholfen im Krieg. Er hat die im Stall versteckt, in Bahrenfeld oder in Farmsen. Und die hat er überwintert, damals zu der Zeit, in Florida, jedes Jahr getroffen. Dann sagt er, Mann, komm hierher und besser geht’s gar nicht. Aber ich hab gesagt, ich bin an Schleswig-Holstein und Hamburg gebunden, ich brauch die holsteinische Scholle, du kriegst mich mal vier Wochen oder sechs Wochen weg, aber dann hab ich schon wieder Heimweh. Ja, aber ich hab mich dann, wenn er da war, er war immer über Winter in Florida, hab ich mich mitgekümmert und bin mit ihm spazieren gefahren und hab Freunde besucht und hab eine gute Zeit gehabt. Und er hat mir auch viel gegeben im Sport. Er hat zum Beispiel nur gesagt, wenn du ein junges Pferd aufbaust, dann muss das Fundament sein wie ein Felsen. Das heißt Muskulatur, Herz, das muss alles mitwachsen und gedeihen. Und wenn du das vernünftig machst, dann kannst du auch was verlangen, dann geht das auch. Aber das Fundament muss sein wie ein Felsen. Wenn du ein junges Pferd überanspruchst und ein junges Pferd zu übertreibst, dann ist das wie im Handwerk. Du nimmst eine Gewindestange, die überdreht, die kriegst du auch nie wieder in Ordnung. Ich habe viele Tipps von ihm gekriegt.
[SPEAKER 1]Und am Ende, das Thema Fundament ist ja unabhängig, ob ich jetzt Spring reite, Dressur, Western oder was auch immer, die gute Basis muss einfach da sein.
[SPEAKER 2]Die gute Basis muss da sein. Und wenn du ein gutes Springpferd hast, ist es genau das gleiche im Grunde genommen. Aber bei den Springpferden, da spricht man von den 7-, 8-Jährigen noch von Youngster. Und bei uns werden sie 2- und 3-Jährig, wird das übertrieben mit denen und das ist das Problem.
[SPEAKER 1]Hattest und hast du Kontakt zum Springsport oder zum Dressursport? Gibt’s da gewisse Überschneidungen?
[SPEAKER 2]Ja, ich hab Harm Tomehlen, mit dem sind wir ganz gut. Und Harm, der hat ja letztes Jahr das Derby gewonnen in Flottwijk. Und Harm sagte zu mir, wenn ich erkenne aus meinem Lot, der hat ja immer einen Haufen Pferde.
[SPEAKER 1]Großer Holsteiner Züchter.
[SPEAKER 2]Großer Holsteiner Züchter, ja. Tolle Leute beide. dann verstecke ich den ruhig nach meinem Jahr. Es spielt auch gar keine Rolle, dass die Pferde reifen können und dass sie Zeit haben. Umso mehr Erfolg hat man nachher.
[SPEAKER 1]Siehst du denn grundsätzlich Parallelen? Also glaubst du auch, dass im Dressur oder im Springsport vielleicht ein bisschen zu früh angefangen wird?
[SPEAKER 2]Nee, das glaube ich nicht. Die machen das richtig. Die machen das richtig. Im Trabrennsport wird zu früh angefangen. Im Galopprennsport wird genauso der Fehler gemacht, auch viel zu früh. Und das ist das Problem. Du musst, wenn du ein Idol hast, wenn du ein Hero hast, das siehst du auch in Frankreich, besonders da, wo guter Sport ist, dann musst du auch versuchen, diesen Hero erhalten. Du musst ihn erhalten, dann hast du die Medien über Jahre, dann hast du das Publikum, dann hast du die Sponsoren und dann funktioniert das auch. Aber so wie das in Deutschland läuft, Ein dreijähriges Shirt, weil das Derby gewinnt, meistens ist schon wieder Geschichte vierjährig und das funktioniert überhaupt nicht.
[SPEAKER 1]Ist ja eigentlich interessant, so wie du sagst, weil es ist ja Zschall Einleuchten, ich vertrete die Meinung durchaus auch, dass man Stars müssen reifen, Stars kriegen die Medienaufmerksamkeit, dass dann aber noch der Schiff dann Richtung Jünger geht. Würdest du sagen, das ist ein Verbandsproblem? Ist das ein gesellschaftliches Problem? Geht der Sport in die falsche Richtung?
[SPEAKER 2]Ja, und der geht seit Jahrzehnten, die kriegen ihn nicht kaputt, weil der Sport so gut ist. Die Leute haben so einen Spaß daran. Aber das ist ein Verbandsproblem. Erfinder dieses neuen Rennsystems waren die Züchter. Weil die Züchter haben gesagt, wir wollen schnelles Geld, wir wollen frühes Geld, wir wollen nicht so lange warten. Wir machen Jährlingsauktionen. Auf diesen Jahrlingsauktionen verkaufen wir die Hoffnung. Und die wollen natürlich dann zweijährig und dreijährig großes Geld gewinnen. Und das ist das Problem. Aber das ist gekommen hauptsächlich von den Züchtern. Wie gesagt, den Rennvereinen war es egal. Man muss mal überlegen, sämtliche Rentenvereine in Deutschland, wie reich die waren. Die hatten, ob Berlin-Mariendorf oder Hamburg, die hatten 20 Hektar im Schnitt mitten in der Stadt Eigenland. Und das ist durch Misswirtschaft eigentlich, weil, wie gesagt, das Ganze nicht funktioniert, sind sie alle verarmt, die Rentenvereine. Die haben nichts mehr. Sie haben Millionen besessen. Und man hat im Grunde genommen das falsche System gehabt und hat das bis heute nicht gemerkt. Und wenn ich was gesagt habe früher, so in den Gremien oder in Verbandssitzungen, dann haben die gesagt, wer fängt da wieder mit seiner alten Laie an. Aber ich habe Recht behalten.
[SPEAKER 1]Sieht man ja auch Hamburg-Bahrenfeld, großer Preis von Deutschland, seit 2016, 2017 nicht mehr.
[SPEAKER 2]Nee, genau. Also die großen Rennen sind sowieso alle weg und es wird nur noch erhalten durch Mommert unterhält Berlin, Günther Herz unterhält Barenfeld. Sie machen jeden Tag Miese, weil zu wenig Umsatz ist. Es ist nichts los.
[SPEAKER 1]Gibt es denn noch eine große Traber-Community in Deutschland? Also wirklich auch substanziell das Pferde, die Pferde selber, die Rennfahrer. Ist da in Deutschland noch was übrig geblieben?
[SPEAKER 2]Die Strukturen brechen weg und das ist wie im Geschäft, das kannst du alleine an den Zahlen darstellen. Vor zehn Jahren hatten wir noch 260 Millionen Toto-Umsatz, jetzt haben wir keine 26 Millionen.
[SPEAKER 1]Also die Wettumsätze, Toto-Lotto-Umsätze, zum einen natürlich an den Rennstätten selber, aber auch dann quasi, wenn man nicht vor Ort ist, kann man auch wetten. Genau.
[SPEAKER 2]Der ganze Sport lebt ja von dem wettenden Publikum. Und wenn kein Wettumsatz da ist, können die Rennvereine keine Siegprämien und keine Gelder ausschütten. Das ist ein Kreislauf. Und das ist so minimiert in den letzten Jahren. Auch die Züchter. Vor zehn Jahren hatten wir noch 3.000 gedeckte Motorstuten. Jetzt haben wir noch 350. Also es ist alles zurückgegangen. Es ist unglaublich.
[SPEAKER 1]Also sind die Umsätze oder die Gelder auch vielleicht in andere Bereiche, Fußball, Poker, Billard, was auch immer gegangen?
[SPEAKER 2]Genau, die Sportwerten, die sind gestiegen und im Trabrennsport hat man, wie gesagt, an dem alten System festgehalten und das falsche System eigentlich und es ist den Bach runtergegangen.
[SPEAKER 1]Wenn man einmal über die Grenze nach Frankreich schaut, da ist es anders.
[SPEAKER 2]Frankreich macht im Jahr zehn Milliarden. Das ist irre. Das ist Begeisterung pur. Wenn man zum Prix de Marique ist, das größte Trabrennen Ende Januar, einmal im Jahr, da kriegst du Gänsehaut. Das ist irre. Und da fiebert das ganze Land mit. Es gibt eine schöne Geschichte, die muss ich noch mal erzählen. Das ist das, was den Sport ausmacht. Alain Delon kauft ein Pferd.
[SPEAKER 1]Alain Delon, großer französischer Schauspieler, Sänger und so weiter.
[SPEAKER 2]Romy Schneiders, Ex-Mann.
[SPEAKER 1]Genau, Romy Schneiders, Ex-Mann.
[SPEAKER 2]Kauft ein Pferd vor dem Prix de l’Amérique, eine Woche, zehn Tage vor dem Prix de l’Amérique. Das Pferd hieß Delmonica Hannover, das war 1967. Und jetzt ruft ihn ein Freund an aus Amerika und sagt, bist du ganz bescheuert, das ist eine ausgequetschte Zitrone, die hat hier in Amerika gelaufen, die gehen gerade über die Meile, die kommt in Paris über 2,1 oder 2,7, kommt die nie an und du kaufst so ein Pferd, bist du bescheuert, trete von dem Kauf zurück, hat ihn richtig ausgeschimpft. Und DeLong überlegt noch, was er machen soll und nicht machen soll. Frömming hatte das vermittelt, zusammen mit seinem Freund Delvin Miller. Und Frömming hatte diese Stute fantastisch vorbereitet. Die hat er in Hamburg gestanden, hat sie alle trainiert und auch in der Nähe von Paris. Und hat sie auf dieses Rennen präpariert. Also besser geht nicht. Und DeLong überlegt, was er macht oder nicht macht, und tritt kurz vorm Rennen, er hat ja noch nicht bezahlt, tritt er vom Kauf der Monika Hannover zurück. Weil in Amerika haben sie gesagt, du bist bescheuert, die kann nix, die kommt nie an über den weiten Weg. So, jetzt geht das Rennen los. Ich glaube, ich saß zwei Tische weiter und Vormink hat die Startnummer 1, hat er gehabt, hat sich unterwegs versteckt, nur ziehen lassen, hat nicht einmal einen Angriff mitgemacht.
[SPEAKER 1]Also quasi im Feld sich ziehen lassen und versteckt?
[SPEAKER 2]Im Feld sich ziehen lassen und versteckt. Die haben auch nie über den gesprochen. Und der kam auf den letzten 200 Metern ganz außen angeflogen. Das haben die meisten Reporter gar nicht mitgekriegt. Dietmar Schott vom WDR Köln, der hat das gesehen. Der hat für Deutschland die Übertragung gemacht. Der hat sich überschlagen, wie Frömming außen ankam. Und Frömming hat gewonnen mit dem Hals. Und er hat immer geschimpft mit mir, wenn ich mit drei oder vier Längen gewonnen habe. Er sagt, nur ein kleiner Hals oder ein Kopf reicht doch total. Jedenfalls Johannes Frömming kommt an mit der Harmonika Hannover und gewinnt im Ziel mit dem Hals. DeLong ist kreidebleich geworden, aufgestanden und ist in dieses Trainingszentrum nach Jeanville zu Fuß gelaufen. Das ist so anderthalb, zwei Kilometer. In Jeanville war ein Trainingscamp mit Cafeteria, das ist immer das Wichtigste. Da standen so 150 Pferde und dann waren da so viele Spekulanten und so viele Tippelanten und Zocker, die meinen, die haben den Sport erfunden. Das sind so Typen, das sind so Originale. Das lohnt sich alleine für diese Leute, auf die Bahn zu gehen. Und da ist DeLong hingelaufen zu Fuß, hat sich eine Flasche Whisky bestellt und hat sich total betrunken, bis er vom Stuhl gefallen ist. auf diese Annonce hin. Jedenfalls, die Stute hat dann gewonnen, auch für den alten amerikanischen Besitzer. Und hätte sie quasi, wäre die schon bezahlt gewesen für Hollande Long. Und das ist das, was ich sage, den Sport ausmacht. Die haben im letzten Jahr eine neue Biografie von Hollande Long aufgestellt in Frankreich. Weil er sich um die Ex-Frau von dem Ministerpräsidenten Hollande gekümmert hat. Mit der ist er oft essen gegangen. Und der Hollande ist auch immer nachts aus dem Élysée-Palast raus mit dem Motorrad-Roller, mit so einem alten Helm. Hatte seine Freundin besucht und hat sich ja dann auch von der Frau getrennt und um diese Frau hat sich wieder Alain Delon gekümmert. Und das geht natürlich durch die Medien, durch jede bunte und durch neue Biografie Alain Delon. Und Delon hat immer gute Pferde gehabt. Damals schon zu der Zeit, wie ich mit Dr. Kubica in Frankreich war. Einer hieß Ikeleo, war auch ein Vollbomber. Und das ist doch das, was den Sport ausmacht, die Freude und diese Leute zu begeistern.
[SPEAKER 1]Kann man das sagen? Ist das dann Taktik in so einem Rennen, dass man auf einmal im Feld ist und dann auf den letzten Metern vorbeizieht? Ist das Qualität des Pferdes? Kommt alles zusammen?
[SPEAKER 2]Ja, Qualität ist ausschlaggebend. Ohne wenn das Pferd nichts kann, dann kannst du auch nichts machen. Aber du musst, so wie Frömming, der war ein Genie. Das ist für mich der größte Rennfahrer aller Zeiten, der konnte sich so auf so ein Pferd einstellen und hat die Kräfte, du musst ja haushalten über diese 2100 Meter, du musst ja mit den Kräften haushalten von diesem Pferd. Und er hat auf diesen 2100 Metern nicht einen Positionskampf mitgemacht. hat sich nur ziehen lassen. Das ist wie in der Leichtathletik. Ziehen lassen, ziehen lassen. Und dann hat dieses Pferd auch die Kraft der Seele. Das weiß ganz genau die Verbindung zu Frömming, dem Fahrrad. Es ist freie Bahn und jetzt 150, 200 Meter. Dann muss aber auch das Ziel da sein, weil dann überschlägt, die haben solche Kraft, die Pferde. dann sind die auch bereit, mit so einem Frömming, ich hab gesagt, denen hättest du auch eine Maus anspannen können, ohne Peitsche hätte er auch mit einer Maus gewonnen. Und Frömming hat das geschafft, das war ein Genie, das war ein Künstler.
[SPEAKER 1]Wir haben eben schon mal kurz im Vorfeld ein paar alte Fotos angeguckt. Du hast ein oder andere Mal Kraft der Seele auch benutzt. Ist es dann wirklich der Unterschied, wenn es jetzt spitz auf Knopf in einem Rennen steht, das eine Pferd mit einem super Interieur, mit der Kraft der Seele? Das ist doch am Ende dann die Qualität, die den Unterschied macht.
[SPEAKER 2]Das war auch etwas, was Frömming mir gesagt hat. Er sagt, wenn du einen Pferd hast, der das Besondere und das große Talent hat, dann musst du eben trainieren, musst viel arbeiten, Fundament musst du schaffen. Aber dann musst du diesem Pferd auch das Gefühl geben, dass du sein bester Freund bist zum Beispiel. Das muss stimmen, sagt er. Und da ist viel dran.
[SPEAKER 1]Also es ist am Ende auch eine Pferdepersönlichkeit, mit dem man zu tun hat. Genau, genau. Nun, wir haben über Frankreich gesprochen. Ich glaube, wenn man nach Asien guckt, Hongkong oder Japan, riesige Gewinngelder, riesige Wettgelder, die dort im Umlauf sind. Ich war vor Jahren einmal auf einer Galopprennbahn in Schattin, dort wo die Olympischen Spiele 2008 auch waren, im Springen und Ressortreiten. Ist der Sport eigentlich zweigeteilt, dass man so ein Land hat wie Deutschland, wo es runter geht und diese großen Länder, diese großen Rennplätze noch hat, wo richtig auch Volumen generiert wird?
[SPEAKER 2]Ja, was den Trab-Rennsport angeht, ist Frankreich die Nummer eins, ist Schweden mit ganz stark in Europa. Italien wird wieder besser, denen geht es auch gut. Da wird auch gezockt. Interessant ist noch, wo der deutsche Trab-Rennsport im Moment von lebt, und zwar lebt er von Frankreich mit. Es gibt in Frankreich, der Sport ist staatlich gesteuert und es gibt die PMÜ. Und das sind die Veranstalter und die machen in Hamburg oder in Gelsenkirchen oder in Berlin machen die Trab-Rennen meinetwegen mittags von um elf bis um zwei. Das heißt, die Rennen werden über Satellit in die Wettbüros nach Frankreich übertragen. Also es wird in Deutschland oder auch in der Schweiz oder Holland machen das auch, werden Rennen produziert für das französische Publikum. Da ist die Begeisterung so groß, dass die gewissen Leute schon morgens um elf bei ihrem Cappuccino und beim Zigarillo und ihrer Parityrf, meistens die schlauen Zocker, mittags um elf Uhr schon in der Wettbude sitzen. und meinetwegen bei fünf Rennen zwei Millionen Umsatz machen. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Auf deutsche Pferde. Und die deutschen Veranstalter profitieren insofern sehr gut davon, weil die bekommen von dem Umsatz drei Prozent. Das heißt, wenn zwei Millionen umgesetzt werden, dann kriegt der deutsche Rennveranstalter 60.000 Euro, Und mit diesen 60.000 Euro kann er Rennpreise ausschütten, kann das ganze Know-How bezahlen und das ist im Moment eine Sache, die funktioniert, wo der deutsche Trabrennsport mit am Leben gehalten wird. Am Tropf der Franzosen.
[SPEAKER 1]Und es ist auch nicht gerade zu Primetime, so 11 Uhr.
[SPEAKER 2]Nee, die machen auch Abends Rennen, die 11 Uhr, sage ich zum Beispiel, machen die auch einmal die Woche. Wie verrückt das ist, die auch in Italien, die sitzen mittags und wenn die Rentner, die haben Zeit und das sind oft Originale, die sitzen dann da schon. Einer ist schlauer wie der andere, der meinte, er hat den Sport erfunden, aber das macht den Sport auch sowas.
[SPEAKER 1]Gibt es denn Schnittmengen zum Galopp-Sport? Also guckst du das auch an? Weil, wie gesagt, jetzt Ostasien, Riesenthema Galopp-Sport. Guckst du da drauf? Beschäftigst du dich damit oder gab es da nie so die Schnittmenge?
[SPEAKER 2]Eigentlich, ich bin befreundet mit Daboven. Ich bin auch jetzt Gast gewesen mit meiner Frau in Horn. War eine tolle Atmosphäre.
[SPEAKER 1]Deutsches Galopp Derby in Hamburg-Morgen. Große Traditionsveranstaltung. Riesengroß.
[SPEAKER 2]Riesengroß, ja. War toll. 20.000 Leute. Das Wetter spielte mit. Letztes Jahr ist es ganz verrechnet. Dieses Jahr war es ein Traum. Ich kenne Andreas Wöhler ganz gut und habe auch Kontakt zu Helmut von Fink. Der war erster, zweiter. Sein Deckings heißt Soldier Hollow. Da haben wir uns unheimlich gefreut. Die waren erster, zweiter im Derby. Ganz toll.
[SPEAKER 1]Die sind, glaube ich, in München, sitzen die, ne? Ja.
[SPEAKER 2]Er hat eine Freundin in Berlin, lebt jetzt meistens in Berlin oder in Soltau auf seinem Gestüt. Da ist er auch viel.
[SPEAKER 1]Also es gibt gewisse Schnittmengen, gewisser Austausch.
[SPEAKER 2]Er hat auch selbst Traber gehabt. Ich habe ihm selbst mal eine Stute verkauft. Mich freut das so. Der Soldier Hollow ist einer der besten Deckhengste Europas. Hat schon Klasse.
[SPEAKER 1]Großartig. Am Ende eines jeden Podcasts haben wir unsere vier klassischen WeHorse-Fragen. Und die möchte ich natürlich auch an dich stellen. Und die erste Frage ist, hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 2]Ja, ich habe, also ich kann das eigentlich nicht schöner haben. Ich bin, habe meine Pferde vor der Tür, habe meine Tiere hier. Ich habe ein Friesenhaus, habe eine tolle Familie, liebe Sylt, Hamburg und mein Motto ist eigentlich, mit den Füßen auf der Erde bleiben, solide bleiben.
[SPEAKER 1]Echter Holsteiner quasi. Dann als zweite Frage, gibt es einen Menschen, der dich besonders geprägt hat?
[SPEAKER 2]Ja, Johannes Frömming hat mich sehr geprägt.
[SPEAKER 1]In jeglicher Hinsicht wahrscheinlich.
[SPEAKER 2]Ja, da habe ich viel gelernt und alles gelernt und das war für mich eigentlich das Vorbild.
[SPEAKER 1]Wenn du Reitern oder vielleicht auch Rennfahrern dieser Welt eine Sache im Umgang mit Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 2]Zeit, dem Pferd Zeit geben, besonders zu gedeihen und ein Pferd achten.
[SPEAKER 1]Großartig. Und vervollständige bitte diesen Satz. Pferde sind für mich.
[SPEAKER 2]Pferde sind für mich die schönsten Tiere, die der liebe Gott uns geschaffen hat.
[SPEAKER 1]Perfekt. Ich glaube, das war eine Reise durch die Welt des Rennsports, des Trab-Rennsports. Total interessant. Vielen Dank, Henning Rathjen. Alles Gute. Auch in dieser Woche der Aufruf an alle, denen dieser Podcast gefällt. Wenn ihr mehr Menschen davon berichten wollt, mehr Menschen teilhaben lassen wollt an diesem Podcast, an den Themen, die wir behandeln, wir brauchen eure Bewertung. In allen Apps ist das möglich, in denen ihr euren Podcast abspielt. Jede 5-Sterne-Bewertung hilft uns und wir würden uns total darüber freuen. Vielen Dank und bis zur nächsten Woche beim wehorse-Podcast.