Der Begründer der Akademischen Reitkunst
Bent Branderup
Der Däne Bent Branderup ist ein Ausbilder der Akademischen Reitkunst, der die Philosophie vertritt, dass die Dressur für das Pferd da ist und nicht umgekehrt. Er experimentiert mit dem Wissen alter Meister und legt großen Wert auf die Kommunikation und Harmonie zwischen Pferd und Reiter.
Der Däne Bent Branderup gilt als Gesicht der Akademischen Reitkunst. Er ist Ausbilder bis zur hohen Schule und begeistert viele Reiter mit seiner feinen Arbeit. Grundlage seiner Arbeit mit den Pferden ist stets der Leitspruch, den schon die alten Meister beherzigten: “Die Dressur ist für das Pferd da und nicht das Pferd für die Dressur.”
Der Erfinder der Akademischen Reitkunst
Da dieser bekannte Leitspruch auch von anderen Trainingsphilosophien, wie der Klassichen Reitkunst, zitiert wird, stellt sich die Frage, was genau die Akademische Reitkunst denn von ihnen unterscheidet. Bent Branderup erklärt, dass vor allem die Interpretation innerhalb der Philosophien in verschiedene Richtungen geht, auch, wenn sie teilweise auf den gleichen Meistern basieren. So kann beispielsweise eine Piaffe anhand der Stellung der Vorderbeine völlig unterschiedlich interpretiert werden: Für die Akademische Reitkunst ist eine Piaffe klar misslungen, wenn die Vorderbeine rückständig stehen, für andere ist dies ein schnellerer und bewährter Weg zur Piaffe. Seine Arbeit mit den Pferden ist ein ständiges Experiment, in dem er Wissen alter Meister überprüft und auf gegenwärtige Gültigkeit testet – experimentelle Archäologie nennt er das. Dieses Vorgehen klingt im ersten Moment etwas kompliziert, die Biomechanik, die in seinem Training eine große Rolle spielt, sei aber nun mal nicht zu vereinfachen, sagt er. Für ihn ist das ein lebenslanger Lernprozess.
Die Antworten des Pferdes lesen und darauf eingehen
Dass seine Trainingsphilosophie ihre Berechtigung hat und funktioniert, zeigt nicht zuletzt sein beeindruckender Weg mit dem Knabstrupper-Hengst Hugin. Durch einen Unfall erlitt der Hengst erhebliche Trümmerschäden an Sprunggelenken, Fesselgelenk sowie dem Griffelbein und wurde zu allem Überfluss im Alter auch noch gänzlich blind. Ein Zustand, den andere Ausbilder wohl längst als aussichtslos bezeichnet hätten. Nicht jedoch Bent Branderup. Mit kontinuierlicher Arbeit und durchdachten, gymnastizierenden Übungen, gelang es ihm, Hugin Lektionen der hohen Schule beizubringen und ihn bis in hohe Alter fit zu halten. Eine wichtige Basis jeglichen Trainingserfolgs sieht Bent Branderup in der Longen- und Bodenarbeit, die das spätere Training unter dem Reiter vorbereitet.
Ein ebenfalls wichtiger Baustein in der Pferdeausbildung ist für ihn die Kommunikation mit dem Pferd. "Wenn man dem Pferd eine Frage stellt, muss man die Antwort des Pferdes lesen können.” Dabei geht es nicht nur darum, die Antwort auf die gestellte Frage zu finden, sondern auch den Geist des Pferdes in das Training einzubeziehen. "Zwei Geister müssen wollen, was zwei Körper können", definiert er und stellt damit nochmals heraus, wie wichtig die Harmonie zwischen Pferd und Reiter ist. Das erfordert viel Geduld und Einfühlungsvermögen, denn vor allen Lektionen stehen der alltägliche Umgang von Mensch und Pferd und eine gemeinsame Sprache.
Seine Inspirationen erhielt er von verschiedenen Ausbildern
Seine Vorliebe für die Wissenschaft in der Arbeit mit den Pferden, entdeckte Bent Branderup schon früh. Bereits mit zwölf Jahren hatte er seine ersten Berittpferde und bildete sie für das traditionelle Ringreiten aus. Weitere Einflüsse und Inspirationen erhielt er auf einer Reise durch Europa, die er nach dem Abitur startete und auf der er verschiedene Orte mit hippologischer Bedeutung besuchte. Besonders geprägt wurde der Pferdemann vor allem von der Königlich-Andalusischen Reitschule (Escuela Andalusa del Arte Equestre) in Jerez de la Frontera, Spanien. Neben den spanischen Reitmeistern nahmen Persönlichkeiten wie Salvador Sanchez, Nuno Oliveira und Egon von Neindorff Einfluss auf seinen weiteren Weg aus Ausbilder. All diese Eindrücke prägen den passionierten Ausbilder bis heute und finden sich in seiner Arbeit mit den Pferden wieder.