#57 Dressurstar Jessica von Bredow-Werndl: Das bedeutet mir Erfolg
Kurz bevor wehorse-Trainerin Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera BB in der Weltcup-Kür in Neumünster mit sensationellen 89,64 % siegen konnte und eine neue persönliche Bestleistung aufgestellte, war sie bei Christian Kröber im wehorse-Podcast zu Gast. Hier spricht die sympathische Dressurreiterin aus Aubenhausen bei München über ihr Erfolgsgeheimnis, ihren Weg in den Spitzensport und über ihr Ausbildungskonzept, mit dem sie es schafft, ihre Pferde auf den Punkt fit und hoch motiviert zu haben.
Der internationale Durchbruch ließ für Jessica von Bredow-Werndl nach ersten vielversprechenden Erfolgen im Junioren und Junge Reiter Bereich auf sich warten. Mit 25 stellte sie sich selbst die Frage: Ist der Spitzensport wirklich was für mich? Erfahre, welchen entscheidenden Tipp ein Biathlet für sie hatte und wie ihr der Sprung auf die Überholspur gelang.
Ein besonderes Pferd in Jessica von Bredow-Werndls Karriere war der KWPN-Hengst "Unee". Als er zu ihr in den Stall kam, war er nicht der Fleißigste. Kaum einer glaubte daran, dass er es in den Spitzensport schaffen würde. “Ich hab mir so eingebildet, dass ich es mit ihm schaffe, dass er für mich über sich hinausgewachsen ist.” Jessica von Bredow-Werndl berichtet im Podcast, wie sie es geschafft hat den Hengst auf ihre Seite zu bringen.
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Podcast Transkript
Dieses Transkript wurde durch eine KI erstellt und nicht gegengelesen.
[SPEAKER 1]Herzlich willkommen zu einer neuen Folge im wehorse Podcast. Mein Name ist Christian Kröber und heute Dressurreiterin und Mannschaftsweltmeisterin Jessica von Bredow-Werndl. Falls du nach dem Gespräch Lust hast, noch mehr über Jessica zu erfahren, findest du ihre Lernfilmserie ganzheitlich zum Erfolg und den Ausbildungsabend auf der Equitana von Bredow-Werndl live den sie gemeinsam mit ihrem Bruder Benjamin gemacht hat, bei uns, bei wehorse.com. Jetzt viel Spaß mit Jessica, auf geht’s! Heute im wehorse Podcast Jessica von Bredow-Werndl. Hallo Jessi. Hallo, freut mich. Schön, dass du bei uns bist. Wir wollen sprechen über dich, über das Dressurreiten, deine Arbeit, eure Arbeit in Aubenhausen und was dich eigentlich am Dressurreiten begeistert. Was ist es? Was ist für dich der Reiz am Dressurreiten? Warum bist du Dressurretterin?
[SPEAKER 2]Ja, das ist eine gute Frage. Ich bin als kleines Kind schon total tierverrückt gewesen. Also ich war mit vier mein ganzes Kinderzimmer schon voller Tierbilder. Und meine Tante hat damals Lewitzer Ponys gezüchtet. Und so sind wir überhaupt zum Reiten gekommen. Wir durften dann, also mein Bruder und ich, einmal die Woche dort auf Schulpferden. Reitunterricht nehmen und bei mir war es sofort klar, dass mich dieser Pferdevirus total gepackt hat. Das heißt aber natürlich noch lange nicht, dass man dabei bleibt und bei uns hat es sich einfach dann wirklich so ergeben, obwohl wir zwischenzeitlich mal zweigleisig gefahren sind. Ich war auch noch Skirennfahrerin, mein Bruder auch.
[SPEAKER 1]Ihr seid ja unweit der Alpen, seid ihr? Also zwischen München und Rosenheim ist es. Genau. Auf dem Hausen.
[SPEAKER 2]Eher zwischen München und Salzburg, also richtig nah an den österreichischen Bergen.
[SPEAKER 1]Da ist man ja quasi per Geburt schon fast Skirennfahrer, oder?
[SPEAKER 2]Unsere Mama ist ja auch Skirennen gefahren. Die ist Europacup gefahren und selbst Skilehrerin.
[SPEAKER 1]Und du standst dann an der Weggabelung entweder Reiten oder Skifahren?
[SPEAKER 2]Ja, war wirklich so. Wir sind teilweise von der Schule abgeholt worden, sehr oft im Winter sogar, haben im Auto gegessen, sind dann zum Stangaltraining, wie wir das nennen, gefahren an Berg und haben trainiert, sind dann heimgefahren, hat jeder noch sein Pony geritten und irgendwann waren noch die Hausaufgaben, bevor wir dann totmüde ins Bett gefallen sind. Und als wir dann auf dem Gymnasium waren, war es dann schon klar, das ist jetzt echt schwer, also das alles unter einen Hut zu bringen. Entweder oder quasi. Ja, das geht nicht. Und dann haben wir uns fürs Reiten entschieden. Also für mich war es keine schwere Entscheidung, aber überhaupt eine Entscheidung treffen zu müssen, war gar nicht so cool, weil uns auch das Spaß gemacht hat, dass wir Skifahren, aber im Nachhinein war sie dann doch leicht.
[SPEAKER 1]Aber ihr als Familie hattet jetzt mit Pferden vorher gar nichts zu tun?
[SPEAKER 2]Gar nichts. Wir sind gar keine Reiterfamilie. Nur unsere Tante hat Lewitzer Ponys gezüchtet und dadurch sind wir zum Reiten gekommen. Aber mein Papa hat eine Büromebelfirma gehabt und ist früher aber leidenschaftlich gesegelt.
[SPEAKER 1]Nochmal was ganz anderes.
[SPEAKER 2]Ganz was anderes, war da auch sehr erfolgreich und die Mama, die wollte als Kind immer lieber reiten, sollte, musste Skifahren.
[SPEAKER 1]Durfte quasi nicht.
[SPEAKER 2]Durfte nicht. Durfte schon ab und zu, aber sie durfte nicht ihrer Leidenschaft voll nachgehen und sie lebt halt jetzt mit uns nochmal auch ihren Traum von früher und das ist natürlich toll.
[SPEAKER 1]Und warum ist es dann Ressouraiten geworden? Du hättest ja auch Springreiterin werden können oder in eine ganz andere Richtung.
[SPEAKER 2]Also Dressur ist ja immer die Basis für alles. Und der Benni, der hat ja immer alles mit mir gemeinsam gemacht.
[SPEAKER 1]Dein Bruder Benjamin?
[SPEAKER 2]Genau, mein Bruder muss ich dazu sagen. Der wollte schon immer auch springen, aber die Basis ist ja die Dressur. Und der hatte dann ein recht cooles Pony, den Da Capo, und der hat ihm scheinbar schmackhaft genug gemacht, sag ich jetzt mal, bei der Dressur zu bleiben. Ich habe schon immer gerne mit den Pferden gesprungen, ich tue es auch heute, aber eben nicht hoch, sondern nur Kavallettihöhe oder vielleicht eineinhalb Kavallettis. Und das einfach nur zum Ausgleich und das mag ich und das reicht mir aber auch.
[SPEAKER 1]Und war von Anfang an auch dieses Time, also mit dir und deinem Bruder, weil das ja auch etwas Ungewöhnliches, also nicht Pferdesportfamilie, okay, dann so eine großartige Karriere, ist ja schon wirklich extrem beachtenswert, aber dann quasi zweigleisig das Ganze mit dem Bruder zusammen, ist ja wirklich was Besonderes.
[SPEAKER 2]Ja, das ist abgefahren. Im Nachhinein betrachtet auch echt ungewöhnlich, würde ich sagen. Und wir sind uns natürlich ab und zu auch auf die Pelle gerückt, glaube ich. Egal, was wir gemeinsam gemacht haben. Ganz normal wie Bruder und Schwester.
[SPEAKER 1]Also die übliche Geschwisterliebe.
[SPEAKER 2]Ganz normal. Aber ich muss sagen, je älter wir werden, desto einfacher wird’s und desto schöner wird’s und desto dankbarer sind wir beide, dass wir einander haben. Und jetzt könnten wir es uns, glaube ich, ohne einander gar nicht mehr vorstellen, das so zu machen, wie wir es tun. Also es ist wirklich cool, wie sich das entwickelt hat.
[SPEAKER 1]Die perfekte Symbiose jetzt. Ja, wirklich. Und gab es dann auch so ein paar glückliche Zufälle, weil es ist ja nicht zwangsläufig so, auch in diesen Spitzensport reinzurutschen. Da gehört ja hier und da auch ein bisschen Glück dazu. Gab es das auch auf dem Weg oder war das immer dann der Plan, wir wollen ganz oben angreifen?
[SPEAKER 2]Nee, das war ziemlich holprig ehrlich gesagt. Ich habe ein Levitzer Pony geritten, das hatte 0,0 Grundgangarten, aber scheinbar habe ich ein sehr hübsches Bild mit ihr gemacht, dass ich meinen Bruder mit seinem guten Pony damals schon schlagen konnte. Einfach nur durch korrektes Reiten und dadurch kam dieser Competition-Reiz. Also das war einfach immer so eine leichte Competition zwischen uns beiden, die aber niemals ins Negative gerutscht ist. Ich kann mich an keinen einzigen Tag in unserem Leben erinnern, wo wir echte Competition hatten. Also das war immer was Anstachelndes, nie was Negatives. Also es war immer positiv. Und der Tag, an dem wir sagten, wir wollen das professionell machen, den gibt’s nicht. Aber wir waren dann doch in der Junioren-Junge-Reiter-Zeit sehr, sehr erfolgreich. Aber wir sind jetzt nicht so hergegangen und haben uns da teure Pferde eingekauft. Wir haben schon früh immer mit den Pferden gelernt, haben immer nur junge Pferde gekauft, sie dann gemeinsam mit unserem damaligen Trainer Stefan Münch ausgebildet. Und das ist auch im Nachhinein super gut so, weil wir einfach schon immer diesen langen Weg mit dem Pferd gemeinsam gegangen sind und damit eben auch das Ausbilden gelernt haben. Und in dieser Junior-Jung-Reiter-Zeit hat sich in mir auf jeden Fall, ich weiß nicht, ob ich das für meinen Bruder auch sagen kann, aber in mir hat sich dieses Gefühl gefestigt, dass ich das schon sehr sehr gerne beruflich machen würde. Aber es kam dann auch eine Zeit nach dieser Junior-Jung-Reiter-Zeit, wo wir sehr sehr erfolgreich waren, wo wir einfach mal fünf, sechs Jahre gar keine Erfolge hatten.
[SPEAKER 1]Das war so die Durststrecke.
[SPEAKER 2]Das war eine riesen Durststrecke. Wir hatten einfach nicht die Pferde, zur richtigen Zeit, wo wir dann an unsere Erfolgen hätte anknüpfen können für diese Erwachsenenzeit, für die Seniorenzeit. Und dann war einfach mal von 21 bis 26, da haben wir uns vielleicht mal so einen kleinen Erfolg mit Quali Nürnberger Bukalfinale oder einen habe ich mal für die WM Junge Pferde qualifiziert. Aber mehr war da nicht. Also es war schon ziemlich… Nee, WM war es nicht mal. Bundeschampionat habe ich Junge Pferde mal qualifiziert. Aber ansonsten war da nichts. Und wir waren recht erfolgsverwöhnt von der jungen Reiterzeit. Und wenn du danach einfach 5, 6 Jahre gar keinen Erfolg hast… Benni und ich haben nebenbei studiert. Ich habe ein Fernstudium gemacht, ich habe dann schon zwei Jahre das Fitnessstudio von meinem Papa geleitet, das quasi übrig geblieben ist bei dem Verkauf von seiner Büromöbelfirma. Und es hat mir ehrlich gesagt auch Spaß gemacht, dass ich tatsächlich mit 25 nochmal überlegt habe, ob ich überhaupt Spitzensportlerin werden kann, will, soll.
[SPEAKER 1]Und das Leben auch dafür so ein bisschen opfern, um in die Richtung zu gehen, oder?
[SPEAKER 2]Ja, weil dieses Fitnessstudio und der Sport allgemein, das hat mich ja auch immer schon interessiert. Ich habe eine Ausbildung zur Ernährungstrainerin gemacht nach meinem Studium und war einfach chronisch unerfolgreich gefühlt zu der Zeit. Und da fragt man sich halt schon, ob es das alles wert ist. Und ehrlich gesagt habe ich auch riesen Selbstzweifel gehabt. Ich wusste auch nicht, ob ich gut genug bin. Ob ich es wirklich mal schaffen kann bei den Senioren. annähernd daran anzuknüpfen, was ich bei den Junior- und Jungen Reitern geschafft habe. Zum Glück, muss ich aber sagen, bin ich dann an einen sehr coolen Coach geraten. Das hat einer einfach für mich ausgemacht, den Termin, der scheinbar, ein sehr guter Sportler, Tobias Angerer, den ich nicht gut kannte, aber den ich auf einem Event getroffen habe und einfach aus meinem Leben, den ich auf einem Event getroffen habe und der hat mir dann von dem Coach erzählt, hat gesagt, geh da mal hin, ich glaube, das tut dir ganz gut.
[SPEAKER 1]Also ein Mentalcoach.
[SPEAKER 2]Ja, das ist eher ein Lifecoach, der stellt dir einfach nur die richtigen Fragen. Und der hat mir die richtigen Fragen gestellt und es war dann für mich doch ziemlich schnell klar, dass ich unbedingt reiten will. Also das war wie so ein Scheibenwischer, den ich einmal angemacht habe und wieder klar. klar sehen konnte. Das war wirklich toll. Also bin ich auch sehr, sehr dankbar, dass sich das alles so gefügt hat. Damals war ich eben 26 und habe mir einfach gesagt, okay, ich habe jetzt meine Berufsausbildung, ich habe mein Studium, ich habe mein Abitur, ich habe alles, was ich brauche. Ich habe Berufserfahrung schon. Jetzt gebe ich bis 30 einfach Vollgas und dann kann ich neu entscheiden. Und dann schaue ich, wo ich stehe. Und mit 28 war ich, glaube ich, im AK da.
[SPEAKER 1]Also mit 26 die Entscheidung wirklich zu sagen, ich geb mir jetzt 4 Jahre, entweder es fliegt in Anführungsstrichen oder ich mach halt Fittenstudio.
[SPEAKER 2]Oder ich mach das Fittenstudio und das ist auch ein schönes Leben, also es ist ja gar nicht unbedingt nur, es gibt ja nicht nur schwarz und weiß, es gibt viele verschiedene Leben, die schön sein können, aber ich bin so froh, dass ich mich doch nochmal für dieses Leben entschieden hab und find’s unheimlich spannend.
[SPEAKER 1]Nun ist ja bei euch, wenn man euch beobachtet, Mentaltraining ein großes Thema oder generell das Thema Coaching, was du gerade auch genannt hast. Kommt das daher aus dieser Lebensphase, in der du dich da auch befunden hast, wo du dich entscheiden musstest oder war das vorher schon da?
[SPEAKER 2]Schon lange. Ich habe schon in der Schule meine Facharbeit über Mentaltraining geschrieben, weil ich es einfach am eigenen Leib erlebt habe. Beim ersten Juniorenjahr war ich völlig überraschend Zweiter beim Preis der Besten und das ist ja die erste Sichtung für die Europameisterschaft und dann bin ich in die zweite Sichtung reingegangen.
[SPEAKER 1]Ritten.
[SPEAKER 2]Ich weiß gar nicht mehr, wo das damals war. Und hatte natürlich Riesenchancen, mich jetzt fürs Euroteam zu qualifizieren. Und war aber so aufgeregt. Hab gar nichts beieinander gehabt und hab mich zweimal verritten.
[SPEAKER 1]Wie alt warst du da? 15.
[SPEAKER 2]Ich hab mich zweimal verritten und war dann zwölfte von zwölf und da wusste ich, oh shit. Ich glaub da gibt’s was zu tun auf dem Gebiet und ab da hab ich mich wirklich damit beschäftigt, mich mit Ritualen und Routinen auch besser vorzubereiten auf den Wettkampf.
[SPEAKER 1]Ist das etwas, wo du auch das Gefühl hast, da wart ihr vor eurer Zeit? Weil gerade im Pferdesport ist das ja ein Thema, was jetzt auch mehr kommt. Mentales Training, ich glaube, das ist auch ein gesamtgesellschaftliches Ding. Aber das war ja, als du da 15 warst, völlig utopisch, dass sich Leute mit sich selber da auseinandergesetzt haben, oder?
[SPEAKER 2]Ich glaube, die Spitzensportler haben das schon immer gemacht. Vielleicht nicht so viele Junioren Spitzensportler, vielleicht waren wir da recht früh dran, aber ich glaube nicht. Das ist zwar jetzt ein öffentlicheres Thema, aber ich glaube, Spitzenleistung im Spitzensport, da beschäftigt sich jeder mit der mentalen Stärke. auf seine Art. Jetzt ist es vielleicht fundierteres Wissen, das leichter zugänglich ist, sage ich jetzt mal. Und es gibt mehr Coaches und Mentalcoaches heute, aber damals haben das bestimmt auch schon sehr, sehr viele gemacht, dass sie sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben.
[SPEAKER 1]Hier ein Hinweis aus der Kategorie heißer Veranstaltungstipp. Vom 5. bis 8. März, also in der nächsten Woche, findet der Braunschweig Classico, früher auch als Löwen Classics bekannt, mitten im Pferdeland Niedersachsen statt. Das Turnier ist ein wahrer Treffpunkt der Champions, denn neben den internationalen Top-Springreitern gibt es dort die Deutschen Meisterschaften der Landesverbände, das Deutsche Hallen-Championat der Landesmeister und das HGW-Bundes-Nachwuchs-Championat. Aber nicht nur in, sondern auch neben der Arena ist viel los in Braunschweig, denn am Freitag und am Samstagabend wird in der neugestylten LC Riders Lounge gefeiert, die während der gesamten Turniertage einlädt. Dazu gibt es ein Showprogramm, eine Ausstellung und, und, und. Weitere Infos und Tickets gibt es unter www.lcriderslounge.de www.löwenclassics.com Also viel Spaß beim Braunschweig Classico! Von wo kam dann die reiterliche Zugabe, also auf der einen Seite das mentale, aber es geht ja auch um die reiterliche Ausbildung. Wie hast du dort die Philosophie, die ja jetzt ja beispielsweise auch mit dem Ausbildungsabend auf der Equitana von Bredo Werndl live, der auch auf WeHouse ist, wo es ja auch nochmal wirklich öffentlich gezeigt wird, wo kam dann diese Inspiration auf der reiterlichen Seite her?
[SPEAKER 2]Oh, da sind wir inspiriert seit unserem ersten Tag auf den Pferden. Also das ist wirklich ein Zusammenfügen von all den Dingen, die uns am besten gefallen, sage ich jetzt mal. Wir haben von unserem damaligen Trainer, dem Stefan Münch, so wahnsinnig viel gelernt, was Geduld, der hat uns diese Geduld so vorgelebt. Das ist unheimlich wichtig, aber auch dieses früh anfangen und viel Zeit lassen in der Ausbildung. Und auch dieses ganz korrekte Reiten, weil gerade bei den Union Jungen Reitern, wenn man nicht so einen Lampenaustreter hat, dann geht es einfach um den perfekten Sitz und dieses ganz genaue Reiten. Genau, dieses ganz genaue Reiten. Und das hat er uns wirklich toll gelernt. Und danach hatten wir auch immer das Glück, zu tollen Lehrgängen zu fahren, fahren zu dürfen, wie beispielsweise Hubertus Schmidt. Und wir haben auch mit Udo Lange mal trainiert. Wir haben fünf Jahre mit der Isabel trainieren dürfen.
[SPEAKER 1]Isabel Wert.
[SPEAKER 2]Isabel Wert haben wir über die Schulter schauen dürfen, haben da auch sehr viel gelernt. Das war dann aber nach der Zeit, so die Zeit, wo ich dann auch ziemlich unsicher wurde, weil ich auch gemerkt habe, ich kann sie gar nicht kopieren. Also sie ist so eigen und speziell auch in ihrer Art, wie sie mit den Pferden arbeitet. Und habe irgendwie dann, als ich mich dann doch nochmal entschieden habe, es selbst probieren zu wollen, mit dem Benni zusammen gemeinsam einen Weg gefunden und der so wahnsinnig Ja, ich weiß auch nicht. Wir haben uns irgendwie so das Gefühl, so das Beste von allen rausgepickt, sag ich jetzt mal. Man hat irgendwie eine eigene Art gefunden, mit den Pferden zu arbeiten, aber auch zu leben. Uns war es dann auch ganz, ganz wichtig, dass die Pferde zum Beispiel auf die Koppel kommen. Und so ein Grundsatz von unserer Ausbildung ist dadurch auch entstanden, dass wir gesagt haben, wir wollen einfach mit glücklichen Pferden arbeiten und glückliche Pferde Es sind Pferde, die vor allen Dingen auch viel rauskommen und auf die Koppel kommen. Und da haben wir das so angefangen, so richtig durchzuziehen, dass wir wirklich auch die ganzen Spitzenpferde, wie damals dann Une und alle, einfach auf die Koppel gestellt haben. Und das war auch so der Anfang vom ersten Mal unserer eigenen Ausbildungszeit. Also das war der Anfang von wirklich selbstständigem Ausbilden, sagen wir es mal so. Nachdem wir von so vielen professionellen, tollen Trainern lernen durften und auch heute und weiterhin niemals auslernend werden. Aber das war so der Beginn von was Neuem für uns.
[SPEAKER 1]Und dann war UNE für dich dein Toppferd, mit dem du dann in die Weltspitze vorgedrungen bist, das war dann der Gamechanger oder?
[SPEAKER 2]Ja und ich weiß nicht, ob es jemand für möglich gehalten hat, im Nachhinein sagen mir ganz viele, sie hätten es niemals für möglich gehalten, dass ich das mit UNE schaffen kann, aber ich hatte
[SPEAKER 1]nur ihn.
[SPEAKER 2]Und ich habe mir so viel eingebildet, dass der einfach, dass das ist und dass ich es mit dem schaffen kann, dass der, glaube ich, auch für mich über sich total hinausgewachsen ist. Und das ist auch ein tolles Gefühl, wenn man das Gefühl hat, dass ein Pferd, das glücklich ist und das unbedingt alles für einen richtig machen will. Und ja, das macht mich im Nachhinein auch sehr stolz. Aber ich muss noch dazu sagen, dass der Johnny Hilberath damals
[SPEAKER 1]Der damalige Bundestrainer, bis heute auch Bundestrainer.
[SPEAKER 2]Genau, der war noch nicht Bundestrainer damals, als er angefangen hat, unser Trainingspartner zu sein, beziehungsweise unser Trainer zu sein, auch auf den großen Turnieren, als ich so ungefähr 26 war. Das war zeitgleich mit dieser richtigen Selbstständigkeit das erste Mal in unserem Leben.
[SPEAKER 1]Und ist UNE, also nicht wundern, hier im Hintergrund werden gerade einige Soundtests gemacht, ist denn UNE für dich dann auch sowas wie das Herzenspferd? Deine Karriere geht ja hoffentlich noch viele, viele Jahre, du bist ja gerade mittendrin. Aber kann man jetzt schon sagen, dass UNE auf diesem Weg so ein unglaublich wichtiger Baustein war?
[SPEAKER 2]Ja, auf jeden Fall. Wobei ich sagen muss, jedes Pferd, das mich bis jetzt begleitet hat, ist ein ganz wichtiger Baustein. Ich habe von allen Pferden so krass viel gelernt. Yne, wahrscheinlich, von ihm habe ich wahrscheinlich am bewusstesten gelernt. Also das war einfach so ganz bewusstes Selbstständiges hinterfragen und auch ehrlich gesagt das erste mal in meinem Leben, dass ich ein Pferd übernommen habe, das schon was konnte, der war ja schon bis interzwei auf Turnieren vorgestellt, der konnte quasi alle Tricks schon und das ist anders, wenn ich selbst ein Pferd ausbilde und mit ihm gemeinsam eine Sprache entwickle.
[SPEAKER 1]Ich hab dich so ein bisschen mit ausgebildet.
[SPEAKER 2]Ja und vor allen Dingen musste ich erstmal, lernen, seine Sprache zu sprechen, bevor wir eine gemeinsame Sprache entwickeln und ihn auch erstmal auf meine Seite zu bekommen. Er ist ja auch Hengst. Hengste muss man schon, finde ich, ich meine jedes Pferd möchte ich für mich gewinnen, aber Hengste, Lassen sich nicht sofort auf dich ein, hatte ich das Gefühl und ich hab dann einfach versucht, sein Leben so krass abwechslungsreich wie möglich zu gestalten, dass der einfach ganz neugierig wird auf mich. Also ich bin zum Beispiel dann, der war jetzt nicht der fleißigste damals, was ich heute gar nicht mehr behaupten kann, der hat jetzt richtig viel Power auch, aber der hat, ich hab den dann im Wald nur peer-feared beispielsweise, ich hab dann einfach immer Sachen gemacht, mit denen er nicht gerechnet hat.
[SPEAKER 1]Bisschen auch Abwechslung und immer so beschäftigen.
[SPEAKER 2]Voll und ohne Sattelreiten, jaja ich hab immer mehr irgendwas Einfaches.
[SPEAKER 1]Was habt ihr noch gemacht?
[SPEAKER 2]Keine Ahnung, ich habe versucht, dass jeder Tag anders ist. Also er hat natürlich seine Fressroutinen und seine Koppelroutine und keine Ahnung, Aquatrainerlaufbahn, diese Routinen sind da. Aber wenn ich ihn geritten habe, war es immer ein bisschen anders. Beispielsweise vorher ausreiten, dann arbeiten oder nur Rennbahn oder nur im Wald und im Wald dann plötzlich galoppieren oder pierfieren oder pioretten, wenn es der Platz zulässt. Und am nächsten Tag bin ich dann ohne Sattel geritten, am dritten Tag bin ich hab ich einfach andere Abfolgen gemacht. Also es war schon alles. Ich hab immer nur versucht Abwechslung herzubringen und er fand’s mega spannend. Und dann wollte er mehr und mehr und mehr geben und damit kam auch die Kraft, die er hatte dann, sich besser tragen zu können und dann fiel ihm auch irgendwie alles immer leichter. Aber es hat schon eine Weile gedauert, bis wir so richtig zusammengewachsen sind.
[SPEAKER 1]Du hast eben schon gesagt, Weidegang für jedes Pferd. Worauf legt ihr noch Wert? Für alle Pferde jetzt mal generell gesprochen.
[SPEAKER 2]Also wir wollen einfach, dass es denen gut geht. Und ich sage immer, das ist alles wie so ein riesengroßes Mosaik und da müssen dann alle Steinchen irgendwie zusammenpassen. Und so ein Steinchen kann die Physiotherapie sein, kann der perfekte Sattel sein, dass der wirklich gut ist für das Pferd, dass die Gebisse passen. Ich weiß auch nicht, dass man einfach versucht, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die ein Pferd daran hindern können, sich gut zu bewegen oder sich wohl zu fühlen. Und dazu zählen auch wir als Reiter mit dem Fitness, dass wir einfach auch sportlich sind, dass wir die Pferde nicht in ihren Bewegungen blockieren. Also ich versuche, von allen Seiten irgendwie die Sache zu betrachten, dass ich einfach dem Pferd das Leben leicht und schön mache. Und leicht mache ich es dem Pferd, indem ich von der Fütterung bis zum Hufschmied, über den Sattel, über meine Fitness alles optimiere.
[SPEAKER 1]Das ist ja auch ein ganz moderner Ansatz muss man sagen.
[SPEAKER 2]Ich lerne aber immer weiter dazu.
[SPEAKER 1]Also den Ansatz alle Hindernisse zu beseitigen übrigens ist ja auch bei allen großen Internetkonzernen so. Scrum ist ja so ein Buzzword, was man häufig mal reinschmeißt. Die Scrum-Revolution, die viele Konzerne, viele große Unternehmen auch erreicht, ist genau das Thema. Wie schaffe ich es? Alle Hindernisse beiseite zu räumen, dass man das volle Potenzial ausschöpfen kann.
[SPEAKER 2]Genau so ist es.
[SPEAKER 1]Das ist dann ja der Weg, oder?
[SPEAKER 2]Genau so. Und ich lerne ständig Neues dazu. Also das ist auch total spannend. Wichtig ist aber auch, dass ich mich dabei nicht verzettel. Dass ich jetzt nur noch schaue, keine Ahnung, ist der Sattel jetzt 20 oder ein Millimeter zu weit links oder rechts und vielleicht geht deswegen die Traversale nach links oder rechts nicht so gut. Da muss man total aufpassen. Also immer noch zählt am meisten richtig gutes Reiten und einfach auf sein Gefühl hören. Und ich bin eh ein totaler Bauchmensch und ich versuche einfach, mich reinzufühlen in die Pferde und zu sehen, geht’s ihnen gut. Und trotzdem habe ich total tolle Menschen um mich rum, die mich unterstützen, eben dass der Sattel passt, dass das Futter gut ist, dass wir auch einfach schauen, dass das Pferd in seinen Möglichkeiten nicht eingeschränkt wird, von welcher Seite auch immer. Und das ist ganz, ganz, ganz wichtig, finde ich.
[SPEAKER 1]Welche Rolle spielt dabei Erfolg?
[SPEAKER 2]Das ist eine gute Frage. Also ich glaube schon, dass Erfolg anspornt. Aber gleichzeitig, wenn ich auch mal einen Misserfolg habe, und das gehört genauso dazu wie der Erfolg, merke ich zum Glück immer ganz schnell, dass es nicht der Grund ist, warum ich es tue. Also der Grund, warum ich den Sport jetzt mache, so wie ich ihn tue, ist, glaube ich, wirklich das tägliche. Also ich weiß es. Das tägliche Arbeiten mit den Pferden, das macht mich einfach so glücklich. Und deswegen, um nochmal zur allerersten Frage zurückzukommen, warum Dressurreiten? Was fasziniert mich an dem Sport? Und das ist einfach diese nonverbale Kommunikation mit einem Tier, wenn man es schafft, auf diese feinsten Hilfen mit den Pferden dann zu tanzen. Und ich war schon als achtjähriges Mädchen, habe ich schon gesagt, ich will lernen, mit Pferden zu tanzen. Und das ist heute immer noch das Kind in mir, das sagt, das ist es, warum ich es täglich tue. Es macht mir einfach so viel Freude mit diesen Pferden. zu tanzen oder einfach mit den Pferden zu arbeiten und der schönste Erfolg oder die schönsten Erfolge sind für mich die im täglichen Training, wenn ich den jungen Pferden zum Beispiel einen neuen Trick beibringe und die es verstanden haben, das ist einfach cool.
[SPEAKER 1]Machst du denn auch so Bodenarbeit? Ja mach ich auch.
[SPEAKER 2]Nicht so viel, weil es zeitlich ein bisschen schwierig ist, aber bei Zaire beispielsweise hab ich das ganz ganz viel gemacht, auch auf Turnieren. Auf Turnieren auch? Ja, aber nicht jetzt mit Zirkus, sondern eher mit führen und parken und stehen lassen, also so Bodenarbeit.
[SPEAKER 1]So die kleinen Sachen im Stallzelt quasi.
[SPEAKER 2]Ne und auch am Platz, ja. Ja, einfach, dass sie sich auf mich einlässt, dass sie sich auf mich konzentriert und auch Vertrauen schöpft. Und jetzt merke ich, dass es, glaube ich, auch mitgeholfen hat, dass sie jetzt so entspannt ist und es so genießen kann auf den Turnieren.
[SPEAKER 1]Und die goldene Schleife ist dann das Endresultat dieser Gesamtarbeit?
[SPEAKER 2]Es wäre gelogen, wenn ich sage, dass es mir nicht Spaß macht zu gewinnen und erfolgreich zu sein. Das ist cool. Aber das ist… Ich hab noch nie Drogen genommen und hab’s noch nicht vor, aber ich stell’s mir vor im Vergleich zu wie high sein. Du bist high, aber du bist auch genauso schnell wieder unten.
[SPEAKER 1]In so einem positiven Stapel quasi.
[SPEAKER 2]Ja, das ist so abgefahren, wenn du was großes erreicht hast, aber am nächsten Tag geht’s genau mit dem gleichen Daily Routines geht’s da weiter. Und das ist so schön aber auch da dran. Also ich hatte beispielsweise mal einen riesen Erfolg mit dem ÖNI, da war ich ganz ganz knapp Zweiter hinter der Isabel. Das war vor fünf Jahren, da war so der Durchbruch von der Weigold, da hat die mit Weigold in Amsterdam gewonnen und ich war ganz knapp mit 82 Prozent damals Zweiter hinter ihr. Und es hat sich so abgefahren geil angefühlt. Es war so damals meine beste Kür und so ein geiles Resultat. Und zwei Stunden später sitze ich im Flugzeug und es ist alles weg. Außer, dass ich noch ein Lächeln auf den Lippen habe, aber es interessiert ja auch keinen. Aber es hat mich.
[SPEAKER 1]Wenige Stunden danach schon ausgebrannt in Anführungsstrichen. Ja genau.
[SPEAKER 2]Aber trotzdem bin ich glücklich und auch ein bisschen stolz, dass ich das dann geschafft habe und stolz auf den René, dass er das mit mir gemacht hat. Aber das ist nicht der Grund, warum ich es tue. Und das habe ich auch gemerkt, als ich. nicht für Rio qualifiziert war, so knapp. Weil hättest du mich damals drei Monate vorher gefragt, bist du dabei und hätte ich gesagt zu 90 Prozent, ja. Und dann kamen Cosmo und Showtime mit Sönke und Doro wie Phönix aus der Asche, sind an mir vorbeigezogen und ich war einfach nicht in Rio. Ich war damals Nummer vier der Welt, während Rio stattgefunden hat und ich war einfach nicht auf den Olympischen Spielen. Und das hat im ersten Moment wehgetan. Weil das ist einfach ein riesen Traum, Olympiade zu reiten. Das ist ja dieses Jahr wieder mein Traum und ich möchte es wieder schaffen. Und trotzdem habe ich, trotz der ersten Enttäuschung, sehr schnell zum Glück spüren dürfen, dass sich in meinem Leben rein gar nichts verändert hat. Dass ich immer noch täglich das tun darf, was ich liebe. Und darauf versuche ich mich auch so jeden Tag zu besinnen. Dass ich einfach nur dankbar bin für das, was ich tun darf. Und nicht immer nur von einem Erfolg zum nächsten Erfolg zu jagen. mich dadurch zu definieren, das bin ich nicht.
[SPEAKER 1]Wenn man jetzt auf den Spitzensport guckt, wir sind hier gerade in Neumünster, Weltcupstation auf dem Weg zum Finale nach Las Vegas. Du bist auch am Start. Wenn man sich das Starterfeld nicht nur hier, sondern auf vielen großen Turnieren anschaut, sieht man ja auch, es ist extrem viel Geld im Sport. Also es gibt auch Reiter, die mit viel Mäzenatentum dahinter Pferde kaufen. Wie wichtig ist Geld inzwischen, um dahin zu kommen, wo du jetzt stehst?
[SPEAKER 2]Ich habe das große Glück jetzt wirklich auch Partner meiner Seite zu haben, die mir Pferde zur Verfügung stellen, beispielsweise die Frau Böchler-Keller, von der ich ganz tolle Pferde reiten darf, den ÖNE damals schon, jetzt Dieter Lehrer und auch den Ferdinand. Das ist schon wichtig, dass du Partner hast. Ich kann jetzt nicht sagen Geld, aber Partner, die dir die Pferde anvertrauen mit sehr viel Potenzial. Ich arbeite jetzt auch mit anderen Partnern zusammen, wenn die sagen, ich hab ein richtig gutes Pferd, machen wir was draus zusammen. Mittlerweile verdienen wir ja auch unser Geld damit. Es sind aber nicht die Preisgelder, weil das wäre sehr viel Druck, wenn wir sagen würden, Und wir haben Familien und wir wollen das gar nicht. Wir wollen nicht von einem Turnier zum nächsten jagen, wie es auch sehr viele Springreiter tun. Das ist nicht das Leben, wie ich es mir dann vorgestellt habe. Ich will ja auch Mama sein und ich will auch für mein Klein da sein. Und jetzt ist er natürlich noch immer mit dabei, weil jetzt ist er noch nicht in der Schule und es geht wunderbar. Aber das ist es nicht. Und trotzdem spielt Geld natürlich eine Rolle, weil wir damit ja auch unseren Lebensunterhalt finanzieren. Also Benni und ich haben diese Anlage übernommen und seit 13 Jahren schreiben wir schwarze Zahlen. Und das geht aber auch nur, indem wir immer wieder Pferde ausbilden und verkaufen. Also Geld ist ein Mittel zum Zweck, sage ich mal. Geld ist dafür da, dass wir das machen können, was wir lieben. Und dafür arbeiten wir täglich. Und das ist einfach part of the game.
[SPEAKER 1]Hier im Podcast war ja beispielsweise auch schon Steve Gerdau und mit Steve habe ich lange auch darüber diskutiert, wie wichtig ist Geld beispielsweise im Springsport und er sagt, er wird immer von Leuten konfrontiert, die sagen, naja, in anderen Sportarten, Tennis, Fußball, whatever, da ist möglich mit Null auf Hundert zu kommen. Glaubst du, dass das im Reitsport generell noch möglich ist zur Zeit, in den Spitzensport vorzudringen, wenn man einfach sagt, ich bin Ponyreiter aus XY und ich lege jetzt los? Charlotte Dujardin aus Großbritannien?
[SPEAKER 2]Charlotte, es ist möglich. Ich sage immer, es lohnt sich immer für seine Ziele zu kämpfen. Und wenn ich nicht die eigene Anlage gehabt hätte, ich hätte mich bei den besten Bereitern der Welt beworben und hätte als Pferdepfleger angefangen. Ich hätte geguckt, ich hätte gelauscht wie ein Mäuschen und hätte mir versucht was abzugucken. hätte dann halt jede Chance genutzt, um da vielleicht mal aufs Pferd zu kommen. Und ich glaube, wenn man wirklich für was brennt, dann ist das Geld zweitrangig. Aber es gibt natürlich Sportarten, bei denen es leichter ist, weil es finanziell nicht so anstrengend ist, einen Tennisschläger zu halten, als ein Pferd zu halten, wenn man ein eigenes Pferd hat. Aber ganz klar, es ist möglich, aber es ist nicht so leicht wie in anderen Sportarten.
[SPEAKER 1]Aber generell würdest du sagen, dass mit viel Fleiß und Engagement weiterhin alles möglich ist. Weil das ist ja ein ganz wichtiger Message.
[SPEAKER 2]Das ist eine Lebenseinstellung. Also wenn du etwas wirklich willst in deinem Leben, werden sich Türen öffnen, die das ermöglichen. Und da bin ich zu 1000% davon überzeugt. wenn du dankbar bist und die kleinen Türen dann auch annimmst, die sich öffnen und dich dann auch traust, da durchzugehen. Und die Charlotte Dujardin zum Beispiel ist ein Beispiel dafür. Die hat da, ich glaube, als Aushilfe oder so mal gearbeitet bei dem Karl Hester und ich glaube, die hat mehr gepflegt als geritten und der hat dann irgendwann ihr Talent entdeckt und sie war wahrscheinlich sehr fleißig.
[SPEAKER 1]Was sind denn deine persönlichen Ziele?
[SPEAKER 2]Als Mensch oder als Sportlerin?
[SPEAKER 1]Beides, also du bist Mutter, du hast einen Sohn Moritz, ihr lebt in Aubenhausen auf eurer Anlage, ihr trainiert die Pferde, aber du hast ja auch persönliche und sportliche Ziele. Wohin geht die Reise, wenn du jetzt fünf Jahre nach vorne guckst?
[SPEAKER 2]Also sportliche Ziele jetzt einfach da weiterzumachen, wo ich angefangen habe.
[SPEAKER 1]Und in ein asiatisches Land zu fliegen.
[SPEAKER 2]In ein asiatisches Land zu fliegen. Das Lustige ist, mein Sohn sagt schon immer, wenn ich ihn frage, wo fliegen wir hin, dann sagt er schon immer nach Tokio. Weil ich ihm irgendwie davon mal erzählt habe, dass ich da gerne hinfliegen würde dieses Jahr und ob er da mitkommt. Und er sagt schon immer, wir fliegen nach Tokio. Das ist natürlich ein riesen Kindheitstraum. Olympia hat, ich durfte ja jetzt schon auf der Weltmeisterschaft und Europameisterschaft dabei sein, aber Olympia hat irgendwie nochmal so einen krasseren Ich weiß auch nicht. Das sind einfach alle Disziplinen zusammen. Das ist total abgefahren. Europameisterschaft und Weltmeisterschaft, das ist ja nur die Disziplinen. Nur der Reitsport. Aber diese Olympiade, das ist schon nochmal was anderes. Und ich hab da total Bock drauf. Aber auch da ist es jetzt einfach wichtig, dass ich bei mir bleibe und einfach nur tagtäglich mein Bestes gebe. Um mehr geht’s nicht. Und mehr kann ich nicht tun. Und dann hoffe ich, dass es sich dieses Jahr ausgeht.
[SPEAKER 1]Ja, das wäre natürlich ein großartiges Ziel. Wir drücken natürlich die Daumen. Und liebe Jessi, am Ende eines jeden WeHouse-Podcasts haben wir natürlich auch die vier klassischen WeHouse-Fragen, bevor ich dich jetzt gleich wieder entlasse.
[SPEAKER 2]Ich kenne die noch gar nicht.
[SPEAKER 1]Ja, das ist gar nicht schlimm, aber du wirst sie sehr gut beantworten können. Frage Nr. 1. Hast du ein Motto, nach dem du lebst?
[SPEAKER 2]Tue, was du liebst oder liebe, was du tust. Kann man beides sagen. Also nee, ich hab kein so konkretes Motto, aber ich liebe, was ich tue und das ist aber auch nicht immer Die Voraussetzungen dafür. Also wenn du das tust, was du liebst, dann ist alles, was du tust, keine Arbeit. Und meine Arbeit ist natürlich, das braucht man jetzt auch nicht schönreden, auch anstrengend tagtäglich sich um die ganzen Pferde zu kümmern. Aber wenn du es mit Hingabe und Liebe machst, dann erfüllt dich das einfach so. Und ich versuche dem, was ich tue, auch Hingabe und Liebe zu geben.
[SPEAKER 1]Sehr gut. Frage Nummer zwei. Gibt es einen Menschen, der dich besonders, vielleicht auch im Hinblick auf die Pferde geprägt hat?
[SPEAKER 2]Ja, das sind die Menschen, die ich vorhin schon genannt habe. Das sind meine Ausbilder. Schon mein erster Reitlehrer, Paul Elsenbaumer, der immer noch bei uns ist, der immer noch mit seinen 80 Jahren jeden Tag auf unserer Anlage ist.
[SPEAKER 1]Kann ich das glauben, was passiert ist seitdem?
[SPEAKER 2]Nein, und der war jetzt auch das erste Mal in Aachen dabei letztes Jahr und will unbedingt dieses Jahr wiederkommen und das freut mich unheimlich, weil der hat natürlich auch irgendwie den Samen gesät, weil der hat es ja geschafft, dass wir mit Begeisterung da eingestiegen sind. Und es ist auch toll, dass ich ihn jeden Tag noch sehen darf. Wir haben ihn zwar mit 65 in Rente geschickt, aber einen Tag später war er wieder um sieben da.
[SPEAKER 1]Sagt ab und an nochmal was.
[SPEAKER 2]Der hilft uns die Anlage in Schuss zu halten, sitzt aber selbst noch ab und zu am Pferd. Also das ist wirklich ein total beeindruckender Mensch. Danach die elf Jahre mit Stefan Münch waren unglaublich wertvoll und auch mit Isabel die Zeit war wertvoll. Die Zeit jetzt mit Jonny Hilberath und auch Monika als Trainerin ist Wahnsinn und wir haben jetzt seit 14 Jahren den Andreas Hausberger von der Spanischen Hofreitschule bei uns als Trainer. Unheimlich guter Freund der Familie und sehr geschätzte Ausbilder. Und jetzt seit drei Jahren auch ein total toller Trainer der Morton Thompson. Also das sind so die prägendsten Ausbilder bisher für mich. Und mein Bruder und ich natürlich. Wir reflektieren einander und helfen uns und gehen diesen Weg gemeinsam. Das ist natürlich das Wertvollste, die Familie.
[SPEAKER 1]Frage Nummer 3, wenn du Reitern oder Pferdemenschen eine Sache im Umgang mit ihren Pferden auf den Weg geben könntest, was wäre es?
[SPEAKER 2]Habt Spaß mit euren Pferden, genießt die Zeit und behandelt sie wie euren besten Freund.
[SPEAKER 1]Wunderbar und zum Schluss vervollständige bitte diesen Satz, Pferde sind für mich.
[SPEAKER 2]die wunderbarsten Wiesen auf der ganzen Welt.
[SPEAKER 1]Danach kann nichts mehr kommen, Jessy. Wir drücken die Daumen. Tokio 2020 und weiterhin alles Gute und wir freuen uns aufs nächste Mal.
[SPEAKER 2]Ich mich auch.
[SPEAKER 1]Danke. Jessica von Bredow-Werndl. Danke. Falls dir dieser Podcast gefallen hat, freuen wir uns total darüber, wenn du uns eine 5-Sterne-Bewertung gibst. Damit können noch mehr Menschen von diesem Podcast erfahren. Du findest uns überall dort, wo es gute Podcasts gibt.